Bibliometric analysis in science and research:
applications, benefits and limitations
2. conference of the Central Library; conference proceedings


- Jülich: Forschungszentrum, Zentralbibliothek, 2003. - 242 S.
Ill. (Schriften des Forschungszentrums Jülich: Reihe Bibliothek; 11)
ISBN: 3-89336-334-3 A

Vom 5. bis 7. November 2003 fand die 2. Konferenz der Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich mit dem Thema "Bibliometrie" statt. Der Tagungsband "Bibliometric Analysis in Science and Research" enthält die Textversionen der Konferenzbeiträge und einen zusätzlichen Aufsatz.

Der Fokus der Tagung lag weniger auf theoretischen Ansätzen und mathematischen Methoden. Es wurden vielmehr die praktischen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen der Bibliometrie als Instrument des Wissenschaftsmanagements erörtert. Der Herausgeber wendet sich denn nach eigenem Bekunden vor allem auch an politische Entscheidungsträger, Wissenschaftsmanager und Informationsspezialisten in den Bibliotheken. Gerade Bibliotheken als Akkumulatoren wissenschaftlicher Informationen werden aufgrund ihrer fachlichen Universalität und damit Unabhängigkeit von wissenschaftlichen Interessenschwerpunkten von den Veranstaltern als Garanten einer zuverlässigen und nachhaltigen Bibliometrie reklamiert.

Der Tagungsband enthält neben dem Vorwort und der Autorenliste sieben Kapitel. In der "Keynote Speech" warnt Peter Weingart von der Universität Bielefeld vor den Gefahren der Zahlen und verweist damit auf die Verantwortung derjenigen, die bibliometrische Daten erfassen und mehr noch derjenigen, die sie interpretieren. Dieser Beitrag ist der Einzige in diesem Abschnitt und kann als eine Art "Präambel der Bibliometrie" gelten.

In dem darauffolgenden einleitenden Kapitel beschreibt Roland Wagner-Döbler das Funktionieren des "Industriebetriebes Wissenschaft" und die Rolle und Position von bibliometrischen Indikatoren in den Prozessen von Wissensproduktion und -verarbeitung. Barbara Stefaniak schreibt von den ursprünglichen Zielen der Erfinder des Impact Factors, von Missbrauch und Kritik und beleuchtet Aussagekraft und Beschränkungen dieses Indikators. Eher anwendungsbezogen stellt Nancy Bayers von Thomson ISI Vergleiche der "research performance" verschiedener Länder und Institutionen vor. Den Schwerpunkt der Gegenüberstellungen bildet Deutschland. Grundlage der Vergleiche sind ISI-Daten der Jahre 1998 bis 2002.

Im Abschnitt "Application Studies" demonstriert H. Peter Ohly, wie mit Hilfe bibliometrischer Daten ein Wissensgebiet "kartographiert" werden kann. Es geht hier nicht darum, rein quantitativ die Produktivität einzelner Wissenschaftler, Institute oder Länder zu erfassen. Vielmehr wird das Beziehungsgeflecht wissenschaftlicher Ansätze und Autoren graphisch dargestellt und so Entwicklungslinien, Berührungspunkte und weiße Flächen innerhalb eines Forschungsfeldes sichtbar gemacht. Frank Habemann skizziert ein System zur Evaluierung wissenschaftlicher Leistungen, das die Rolle der inzwischen globalen Diskussion und zahlreicher heterogener Forschungsteams im Entstehungsprozess der wissenschaftlichen Erkenntnis stärker berücksichtigt, als dies mit bloßem Auszählen von Publikationen und Zitaten und der Verteilung von Bonuspunkten an einzelne Wissenschaftler, Teams oder Institutionen möglich ist.

Die nächsten drei Kapitel enthalten Darstellungen zur Erfassung von Aktivitäten im WWW und verschiedene Fallstudien zur Bibliometrie aus Deutschland, dem Iran, China und Polen.

Im letzten Abschnitt "Research Indicators and Science Policy" schließlich geht es ans "Eingemachte", den wissenschaftsökonomischen Aspekt bibliometrischer Erhebungen. Hier werden die Rolle von Publikationen bei den Förderungsaktivitäten der Helmholtz-Gesellschaft, die Bedeutung bibliometrischer Analysen für die private Forschungsförderung und schließlich auch die Möglichkeiten und Grenzen bibliometrischer Indikatoren als Wegweiser für die Forschungspolitik diskutiert.

Durch die verschiedenen Beiträger aus Bibliotheken, Stiftungen, kommerziellen Unternehmen der Informationsbranche und der Wissenschaft eröffnet der Konferenzband einen sehr differenzierten Blick auf das Feld der Bibliometrie. Kapitelübergreifend lässt sich der Inhalt in die Schwerpunkte "Einführung und Grundlagen", "Erhebung und Anwendung" und "Verwertung" einteilen. Dem Anwendungsteil sind zahlenmäßig die meisten Beiträge gewidmet. Seinen Gehalt erhält die Sammlung aus Sicht des Rezensenten aber auch durch die Grundsatzbeiträge. Hier mag aber jeder Leser je nach Interessenlage zu eigenen Ergebnissen gelangen.

Die einzelnen Artikel enthalten zum Teil umfangreiche Literaturlisten, so dass dem interessierten Leser der Einstieg in eine vertiefende Lektüre zur Verfügung steht. Publikationssprache ist durchweg Englisch. Wünschenswert wäre jeweils eine kurze Zusammenfassung. Einige der Artikel enthalten überblicksartige Einleitungen, die diesen Zweck allerdings ebenso gut erfüllen.


Anschrift des Rezensenten

Michael Normann
Universitätsbibliothek Karlsruhe
Postfach 6920
D-76049 Karlsruhe
E-Mail: normann@ubka.uni-karlsruhe.de