Funkende Bücher

Verdrängen RFID-Labels den Barcode aus Bibliotheken?1


Abstracts

von Dunja Kandel

Der Einsatz von RFID-Tags erweist sich in Bibliotheken als Erfolgsmodell. Nach Singapur und Amerika ist nun auch Europa weiter auf dem Vormarsch. Über 200 Bibliotheken weltweit setzen smarte Funkchips statt des Barcodes ein, allein in den deutschsprachigen Ländern sind es bereits 25 (siehe Tabelle). Allerdings stehen technische Kinderkrankheiten, die Unsicherheit über einheitliche Standards, die Investitionskosten und Sorge um Stellenabbau als Hemmnisse einer flächendeckenden Einführung noch im Weg.

Smarte Funkchips/Transponder im Kommen

Die Trendwende vom Barcode zum RFID-Tag ist ins Rollen gekommen. Eine aktuelle Umfrage2 ergab: Die Bibliotheken, die ihre Medien mit Funkchips ausstatten, reichen von Kreisbüchereien über wissenschaftliche Spezialbibliotheken bis hin zu den Universitäts- und Nationalbibliotheken mit Millionenbestand. RFID wird nicht nur dort eingesetzt, wo große Medienmengen identifiziert, gesichert und verwaltetet werden müssen. Auch kleine Bibliotheken setzen mehr und mehr auf die Transpondertechnologie.

Der Chip im Buch / Was ist RFID?

RFID (Radiofrequenzidentikation)-Labels, wie sie in Bibliotheken zum Einsatz kommen, sind in der Regel selbstklebende hauchdünne Etiketten, die einen passiven Transponder, bestehend aus einem 13,56 Mhz-Chip und einer Antenne, enthalten. Mittels Radiofrequenzwellen können die Daten durch entsprechende Lesegeräte ausgelesen werden.

Der Chip/RFID-Tag besitzt folgende Eigenschaften:

Gegenwärtig sind drei verschiedene Kombinationen von RFID-Etiketten auf dem Markt:

Derzeit dominieren Anbieter von Komplettsystemen den Markt. Beispielsweise bietet die EKZ Reutlingen gemeinsam mit der Schweizer Bibliotheca RFID die gesamte Palette vom Label über die Software bis zur Systemintegration.

Selbstbedienung als Konzept

Smart Labels ermöglichen nicht nur eine zuverlässige Mediensicherung und -identifizierung aller Arten von Medien, sondern auch die Buchausleihe mittels RFID-basierter Selbstverbuchungsterminals. In dieser neuen Funktionalität bemerken die meisten Bibliotheken den größten Zugewinn. An ihnen können dank der pulkfähigen Tags ganze Medienstapel oder -pakete in einem Rutsch selbstständig verbucht werden. Das geht in Sekundenschnelle, zuverlässig und im Unterschied zum Barcode kontaktlos. Durchschnittlich werden bereits 40-60 Prozent der Entlehnungen über die Selbstausleihe getätigt. Einige öffentliche und Spezialbibliotheken sind bereits vollautomatisiert. Ein Modell, das sich in der Praxis als effektiv erweist und nicht nur auf Kundenseite hohe Akzeptanz genießt, sondern auch das Personal entlastet. Die Kapazitäten, die dadurch freigesetzt werden, kommen dem Service zugute. Für kleine Bibliotheken kann das Selbstverbuchungssystem eine Lösung aus dem Dilemma darstellen, eine Stelle einsparen zu müssen - gerade wenn die Alternative verkürzte Öffnungszeiten wären.

Weitere Einsatzmöglichkeiten von RFID werden bereits genutzt:

und das Aufspüren verstellter Medien

Diese Vorteile verzeichnen Bibliotheken:

Viele Hemmnisse stehen dem flächendeckenden Einsatz von RFID noch im Wege:

Der Mythos des "5-Cent-Tag" lässt viele weiter auf weiter sinkende Chippreise warten

(derzeit liegen sie bei rund 50 Cent).

Wann kommt das Roll-Out?

In Singapur sind bereits seit 2002 fast alle Bibliotheken auf RFID-Etiketten umgestellt. In Europa forcieren besonders die Niederlande nationale Standards für öffentliche Bibliotheken und unternehmen erste Schritte für 2004, alle Medien mit RFID-Tags auszustatten. Weltweit nutzen insgesamt rund 200 Bibliotheken die RFID-Technologie, in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind es allein 25 und neue Projekte sprießen täglich aus dem Boden. Angesichts der weltweiten Vernetzung von Bibliotheken durch Internet, Fernleihe und Verbände wird die Lösung der Frage nach internationalen Standards also zukünftig ein bestimmendes Thema sein.

Lesen Sie den detaillierten Report mit über 50 Bibliotheken im Vergleich in der 2. Ausgabe 2004 des "RFID-Forum. Magazin für kontaktlosen Datentransfer" S.12-25.


Zur Autorin

Dunja Kandel

Redaktion RFID-Forum
Lüner Rennbahn 7
D-21339 Lüneburg
E-Mail: dunja.kandel@rfidforum.de

Deutschland
Ort nach Ländern Bibliothek Medien- umfang Anzahl der Tags Bibliothek- system RFID-Ausstattung Kontakt
Bad Homburg
53 000 Einw.
Stadtbibliothek 55 000 33 000 ekz/ Bibliotheca RFID 4 Verbuchungsplätze
1 Selbstverbucher,
Mediensicherung,
1 Doppeldurchgang
Stadtbibliothek Stadt Homburg
Dorotheenstr. 20-24
61348 Bad Homburg v.d.H.
Dipl. Bibl. Dieter Kortenjan
Tel. (+49) 6172-92-1360
stadtbibliothek@bad-homburg.de
www.bad-homburg.de
Bergheim
63 000 Einw.
Stadtbibliothek 50 000 Alle geplant ekz/ Bibliotheca RFID zurzeit nur 1 Selbstverbucherplatz, weitere Komponenten geplant Stadtbücherei Bergheim
Hauptstr. 102 - 104
Grüne Ladenstraße
50126 Bergheim
Rita Höft
Tel. (+49) 2271-42263
Fax (+49) 2271- 42596
www.stadtbibliothek.bergheim.de
Berlin
4,1 Mio. Einw.
TU 2,7 Mio. 30 000 Medien der Lehrbuch- sammlung, Freihand- bestand in Planung 3M Selbstverbuchung,
Einarbeitungsplatz,
Buchförderanlage geplant
Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin
Straße des 17.Juni 135
10623 Berlin (Charlottenburg)
Tel. (+49) 30-314-22956
Fax (+49) 30-314-21726
info@u-berlin.de
www.ub.tu-berlin.de
Bonn
400 000 Einw.
Forschungszentrum Caesar (wissenschaftliche Spezialbibliothek) 5 000 5 000 ekz/ Bibliotheca RFID Weitgehend Selbstausleihe, Mitarbeiterplätze,
1 Selbstverbuchungs- platz, Schlüssel mit Tranponderanhänger zur Identifikation
Forschungszentrum Caesar
Ludwig-Erhard-Allee 2
53175 Bonn
Silvia Wesendrup
Tel. (+49) 228-9656 - 130
Fax (+49) 228-9656 - 138
wesendrup@caesar.de
www.caesar.de
Chemnitz
275 000 Einw.
Stadtbibliothek 490 000 10 000 3 M Selbstausleihe Stadtbibliothek Chemnitz
Haus am Schillerplatz
Straße der Nationen 33
09111 Chemnitz
Tel. (+49) 3 71-4 88 - 42 00
Fax (+49) 3 71-4 88 - 42 99
www.stadtbibliothek-chemnitz.de
Dresden
681 953 Einw.
Max Planck Institut (wissenschaftliche Spezialbibliothek) 20 000 20 000 ekz/ Bibliotheca RFID 1 Personalarbeitsplatz
1 Selbstverbucher
1 Duchgansleser
Max-Planck-Institut
Nöthnitzer Straße 40
01187 Dresden
Tel. (+49) 351-46 46 36 07
Fax (+49) 351-46 46 10
library@cpfs.mpg.de
Frankfurt
650 000 Einw.
Anwaltskanzlei 25 000 25 000 3 M Sicherheitsschleusen
Handlesegerät
White, Case & Fedderson
Bockenheimer Landstr. 20
60323 Frankfurt am Main
Tel. (+49) 69-29-994-0
Hilden
57 000 Einw.
Stadtbibliothek 76 600 offen ekz/ Bibliotheca RFID 2 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgangsleser
Stadtbücherei Hilden
Nove-Mesto-Platz 3
40721 Hilden
Tel. (+49) 2103-72-310
Fax (+49) 2103-72-299
stadtbuecherei.hilden@t-online.de www.hilden.de
Krefeld
240 000 Einw.
Fachhochschule 200 000 30 000 ekz/ Bibliotheca RFID 1 Personalarbeitsplatz, zurzeit keine Selbstverbuchung,
evt. Handlesegerät geplant
Fachhochschule Krefeld
Webschulstr. 41 - 43
41065 Mönchengladbach
Frank Salmon
Tel. (+49) 02161-186-926
Fax (+49) 02161-186-922
frank.salmon@hs-niederrhein.de
www.hs-niederrhein.de
Kronberg
17 800 Einw.
Stadtbücherei 17 750 17 750 ekz/ Bibliotheca RFID 1 Personalarbeitsplatz.
1 Durchgangsleser
keine Selbstverbucherplätze
Stadtbücherei Kronberg
Hainstraße 5
61476 Kronberg im Taunus
Ute Sager
Tel. (+49) 61 73-703-4111
buecherei@kronberg.de
www.stadtbuecherei.kronberg.de
Mittweida
17 800 Einw.
Stadtbibliothek 33 000 offen ekz/ Bibliotheca RFID 2 Verbuchungsplätze,
1 Einzeldurchgang,
nur Verbuchung der AV-Medien über RFID
Stadtbibliothek Mittweida
Stadtgraben 11
09648 Mittweida
Frau Knobloch
Tel. (+49) 3727-967421
Plauen
83 709 Einw.
Berufsakademie Sachsen (Staatl. Studienakademie) 7 000 7 000 ekz/ Bibliotheca RFID 2 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbuchungs- platz,
1 Durchgangsleser
Berufsakademie Sachsen
Staatliche Studienakademie Plauen
Rückertstraße 35
08525 Plauen
Manuela Hohberger
Tel. (+49) 3741-5709-161
Fax (+49) 3741-5709- 119
bibliothek@ba-plauen.de
www.ba-plauen.de
Rostock
211 964 Einw.
Max Planck Institut (wissenschaftliche Spezialbibliothek) 11 000 11 000 3M Selbstverbuchung,
Durchgangsschleuse,
Leseausweis,
Personalarbeitsplatz,
Handlesegerät
Max Planck Institute für Demographie
Konrad-Zuse-Strasse 1
18057 Rostock
Wolfgang Grieser
Tel. (+49) 381-2081-0
Fax (+49) 381-2081-202
www.demogr.mpg.de
Siegburg
40 000 Einw.
Stadtbibliothek 80 000 70 000 ekz/ Bibliotheca RFID 4 Einarbeitungsplätze,
2 Verbuchungsplätze,
2 Selbstverbucher,
1 Einzeldurchgang
Stadtbibliothek Siegburg
Griesgasse 11
53721 Siegburg
Christiane Bonse
Tel. (+49) 2241-96975-12
stadtbibliothek@siegburg.de
St. Augustin
58 000 Einw.
Stadtbibliothek 65 300 ca. 63 000 ekz/ Bibliotheca RFID 2 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgnagsleser
Stadtbücherei Sankt Augustin
Markt 1
53757 Sankt Augustin
Annette Gandesbergen
Tel. (+49) 22 41-24 33 46 /-51
Fax (+49) 22 41-24 34 05
buecherei@sankt-augustin.de
Stuttgart
600 000 Einw.
Stadtbibliothek 300 000 (Zetral- bücherei) 270 000 (Test- betrieb in Kinder- bücherei, alle geplant) ekz/ Bibliotheca RFID 4 Personal- arbeitsplätze, Einarbeitungsplätze,
3 Selbstverbuchungs- plätze geplant,
3 Durchgangs- schleusen, automatisierte Rückgabe und Sortierung im neuen Haus geplant
Stadtbücherei Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 2
70173 Stuttgart
Tel. (+49) 0711-216 5730
Fax (+49) 0711-216-5702
Christine Brunner
u410205@stuttgart.de
www.stuttgart.de/stadtbuecherei
Österreich
Wien
1,5 Mio. Einw.
Städtische Büchereien (Hauptbücherei der Stadt Wien) 300 000 300 000 ekz/ Bibliotheca RFID 7 Einarbeitungsplätze
6 Verbuchungsplätze
4 Selbstverbucher
1 Einzeldurchgang
3 Doppeldurchgänge
Büchereien Wien
Hauptbücherei
Urban-Loritz-Platz 2a
A-1070 Wien
Herr Jahl
Tel. (+43) 1-4000-84541
Schweiz
Baar
19 713 Einw.
Stadtbibliothek 35 000. 35 000 Bibliotheca RFID 3 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgangsleser
1 Zugangskontrolle mit Chipkarten
Bibliothek Baar
Sternmattstrasse
Postfach 254
6341 Baar
Tel. (+41) 769 01 60
Fax (+41) 769 01 95
bibliothek@baar.zg.ch
www.baar.ch/bibliothek
Frauenfeld 22 016 Einw. Kantonsschule 25 000 25 000 Bibliotheca RFID 2 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgangsleser
Kantonsschule Frauenfeld
Schulleitung
Postfach
8501 Frauenfeld
Tel. (+41) 52-728 33 11
www.kanti-frauenfeld.ch
Rotkreuz Schul- und Gemeindebibliothek 50 000 30 000 geplant Bibliotheca RFID 3 Personal- arbeitsplätze
1 Durchgangsleser
Gemeindebibliothek Rotkreuz
Oberstufenschulhaus
Waldeggstrasse
6343 Rotkreuz/ZG
Tel. (+41) 790 47 31
Winterthur 94 000 Einw. Stadtbibliothek 650 000 200 000 Bibliotheca RFID 5 Personal- arbeitsplätze
1 Durchgangsleser
Stadtbibliothek Winterthur
Museumstr. 52
8401 Winterthur
Tel. (+41) 52-267 51 41
Dr. Rolf Weiss
Rolf.Weiss@win.ch
www.winbib.ch
Winterthur 94 000 Einw. Tösser Haus 200 000 alle vor Umzug Bibliotheca RFID 4 Buchrückegabe- stationen,
4 Selbstverbucher- plätze,
8 Mitarbeiterplätze,
Zugangskontrolle mit
RFID-ID-Card mit Zahlungsfunktion
Stadtbibliothek Winterthur
Museumstr. 52
8401 Winterthur
Tel. (+41) 52-267 51 41
Dr. Rolf Weiss
Rolf.Weiss@win.ch
www.winbib.ch
Wülflingen
Stadtbibliothek 25 000 5 000 Bibliotheca RFID 2 Mitarbeiterplätze
Sicherheitsschleuse
Bibliothek Wülflingen
Postfach 32
8408 Winterthur
Tel. (+41) 52-222 57 02
bibliothek.wuelflingen@win.ch
Maja Fischer
maja.fischer@win.ch
Zürich
1,2 Mio. Einw.
Pestalozzi Bibliotheken Aussersihl k.A. 25 000 Bibliotheca RFID 3 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgangsleser
Pestalozzi-Bibliothek Zürich
Hauptstelle
Zähringerstrasse 17
Postfach
8025 Zürich
Marta Hagg
Tel.(+41) 1-261 78 11
marta.hagg@pbz.ch
www.pbz.ch

Zweigstelle Aussersihl
Zweierstr. 50
8004 Zürich
Tel. (+41) 1-241 73 44
Beatrice Ducrey (Leitung)
info@pbz.ch
Zürich
1,2 Mio. Einw.
Zürich Pestalozzi Bibliotheken Schwamendingen 50 000 50 000 Bibliotheca RFID 3 Personal- arbeitsplätze
1 Selbstverbucher
1 Durchgangsleser
Zweigstelle Schwarmendingen
Winterthurerstr. 531
8051 Zürich
Tel. (+41) 1-322 46 10
Stefan Hüsler (Leiter)


Anmerkungen

1. Dieser Beitrag ist als gekürzte Fassung dem "RFID-Forum" entnommen. Den gesamten Report mit ausführlichem Überblick über 50 Bibliotheken in Europa finden Sie im Heft 02/2004.

This is a modified version of a contribution in the "RFID-Forum". Find the detailed report comprising an overview about more than 50 european libraries published in issue no. 2/2004

2. Ebd.