Sinnstiftung durch Kooperation.
"Trendy Auftritt" für die Stadtbibliothek Ladenburg

Bericht über eine erfolgreiche Kooperation zwischen der Stadtbibliothek Ladenburg und der Stuttgarter Hochschule der Medien

von Anne Ludwig, Katharina Schmidt, Wolfgang Ratzek, Katharina Weinberger

In seiner Eröffnungsrede anlässlich der Pressekonferenz am 24. Juni 2004 in Ladenburg zum Abschluss des hier vorgestellten Projektes erfuhren die Teilnehmer von Bürgermeister Rainer Ziegler, auch Schirmherr des Projektes, (Bürgermeister Rainer Ziegler) dass die Bibliothekstradition in Ladenburg bis etwa ins Jahr 1500 zurückgeht - und zwar auf die großartige Bibliothek "bibliotheka paladium" des Bischofs Dalberg im Bischofshof. Rund 400 Jahre später, also am 1. Januar 1901, gründeten der damalige Bürgermeister Petermann gemeinsam mit dem Lehrer, Stadtrat und Heimatforscher Prof. Wollenschläger im südlichen Teil des Bischofhofes die Ladenburger Volksbibliothek, die immer auch zugleich Schulbibliothek war und ist. Damit war die Grundlage für die heutige Stadtbibliothek geschaffen. Gemeinsam riefen sie die Ladenburger zu Bücher- und Geldspenden auf, die diesem Aufruf großzügig nachkamen.

Nach einigen Umzügen fand die Stadtbibliothek vor rund 20 Jahren ihr jetziges Domizil im früheren Fürstenhaus, das spätere katholische Pfarrhaus in der Hauptstraße 8. Nicht ohne Stolz betonte Rainer Ziegler, dass "der heutige Medienbestand etwa die dreifache Menge der Einwohnerzahl" betrage (ca. 36.000 Medien), die Stadtbibliothek an 208 Tagen im Jahr geöffnet habe, an denen die mehr als 2600 Kunden etwa 103.000 Medien ausleihen würden.

Die Vorgeschichte des Projekts

Im April 2003 übernahm Antje Kietzmann die Leitung der Stadtbibliothek Ladenburg von ihrer Vorgängerin Helga Gerlitz, die in den Ruhestand ging. Um den Anforderungen an eine (post-)moderne Bibliothek gerecht zu werden, entschloss sich die junge Leiterin, die neben dem bibliothekarischen Studienabschluss auch einen in "Kulturmanagement" vorweisen kann, zu einem Imagewechsel für die Stadtbibliothek Ladenburg. Für dieses Vorhaben wurde die Hochschule der Medien in Stuttgart - Fachbereich Information und Kommunikation (kurz HdM) - kontaktiert. Gemeinsam wurde in mehreren Treffen die Idee für das Projekt entwickelt, das die Studierenden später "Trendy Auftritt für die Stadtbibliothek Ladenburg" nannten. Als Projektziele wurden folgende miteinander zu vernetzenden Teilziele beschlossen:

Themenstellungen, die für Studierende des Diplomstudiengangs Bibliotheks- und Medienmanagement bestens geeignet sind.

Auswahlverfahren und Projektstart

Die Durchführung eines solchen Projektes erfordert eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer. Zu den Auswahlkriterien gehörten Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Kreativität im visuellen, schriftlichen und inhaltlichen Bereich sowie Engagement im Studium. 16 Studierende aus dem 4. und 6. Semester wurden für das Projekt zugelassen, das mit vier Semesterwochenstunden angerechnet wurde.

In der ersten Projektsitzung ging es zunächst darum, die Regeln für ein erfolgsorientiertes Zusammenarbeiten festzulegen:

Für die Bewältigung des Auftrags wurden die folgenden fünf Arbeitsgruppen eingerichtet:

AG Leitbild: Analyse des Umfeldes der Stadtbibliothek Ladenburg und Entwicklung eines Leitbildes. Team: Juliane Dreßler, Gesa Krauss.

AG Print: Überarbeitung beziehungsweise Neuentwurf von Informations- und Kommunikationsmitteln, die mit einfachen Mitteln zu reproduzieren sind, das heißt in erster Linie sowohl schwarzweiß als auch farbig. Team: Isabell Leibing, Anja Schifferdecker, Isabelle Reichherzer.

AG Web-Auftritt: Analyse von nationalen und internationalen Web-Auftritten von Bibliotheken sowie die Realisierung eines entwicklungsfähigen Web-Auftrittes. Team: Martin Fallenstein, Andrea Kekić, Daniel Scharfschütze.

AG PR-Bibliothek: Entwicklung von medienwirksamen Aktionen in Kooperationen mit anderen öffentlichen Einrichtungen. Darüber hinaus beteiligt sich diese AG an der Ausrichtung der abschließenden Pressekonferenz in Ladenburg. Team: Julia Hechtner, Stefanie Hepper, Elmar Kopp, Ursula Schuerle.

AG PR-Projekt: Diese Arbeitsgruppe befasste sich hauptsächlich mit der projektbegleitenden Öffentlichkeitsarbeit, indem sie beispielsweise Pressemitteilungen verfasste und bei der Ausrichtung der Pressekonferenz mitwirkte. Team: Anne Ludwig, Katharina Schmidt, Katharina Weinberger.

Die Projektleitung lag bei der Bibliotheksleitung und beim Autor. Elisabeth Klett repräsentierte die studentische Seite. Ihre Aufgabe bestand im Wesentlichen in der AG-Koordination (inkl. eventuellem Trouble-Shooting), in der Gestaltung der Powerpoint-Präsentation (Grafik, Text, Design) für die Pressekonferenz und in der Erstellung der Abschlussdokumentation.

Das Gesamtteam

Ausgewählte Ergebnisse

Die Arbeitsergebnisse wurden in verschiedenen Präsentations- und Diskussionsrunden zwischen dem Team und der Bibliotheksleiterin (weiter-)entwickelt (s.a. Abschnitt "arbeiten mit Livelink"). Im Folgenden seien hier nun einige Details vorgestellt.

Die AG "Leitbild" ging von der These aus, dass Leitbilder unterschiedliche Funktionen haben und Antworten vor allem auf folgende Fragen geben sollten:

Vor dem Hintergrund der informationslogistischen Rollen für Bibliotheken und der Datenanalyse aus der empirischen Erhebung (s. Ergebnisse AG "PR-Bibliothek") empfiehlt die AG "Leitbild" folgende strategische Ausrichtung für die Stadtbibliothek Ladenburg:

Das neue Leitbild orientiert sich an den gewählten Rollen und betont die Kundenorientierung

Das Leitbild

Der AG "Print" oblag es, die im Leitbild formulierten Botschaften zu visualisieren, sodass ein einheitlicher Auftritt/Wiedererkennungseffekt entsteht, ein Corporate Design. Zu berücksichtigen war, dass die Stadtbibliothek Ladenburg weder über einen Farbdrucker noch über einen Farbkopierer verfügt, sodass die Werbeträger so zu gestalten waren, dass sie ansprechend wirken, obwohl sie aus Kostengründen auch in Zukunft gedruckt werden können.

Im Mittelpunkt des Interesses stand die Neugestaltung des Logos und die Überarbeitung von Informationsmaterialien. Dazu waren Recherchen und Interviews unter anderem zu den Themen Informationsdesign, Werbepsychologie und Ästhetik erforderlich. Aus den umfangreichen Design-Entwürfen seien hier nur das Logo, Medientipps, Plakat und CD-/DVD-Verzeichnis gezeigt.

Das alte Logo erschien der AG Print nicht mehr zeitgemäß. So lädt beispielsweise die geschlossene Tür kaum zum Eintreten ein und die dunklen Fenster verwehren den Einblick ins Innere. Wenn die Zielgruppe "Kinder- und Jugendliche" angesprochen werden sollen (s. Abschnitt), dann wirkt auch der Schriftzug (Antiqua) eher "altmodisch" und konservativ.

Das alte Logo

Für das neue Logo wurde das Buch als tragendes Element erhalten. Durch den Einsatz der Farbe Orange wirkt das Haus sympathischer und durch die Offenheit auch einladender. Der alte Schriftzug (Antiqua) wird durch eine Groteskschrift ersetzt, um dem neuen Erscheinungsbild eine gewisse Dynamik und Signalwirkung zu verleihen. Darüber hinaus könnte auch der Schriftzug ohne das grafische Element stehen.

Das neue Logo

Die Farbe Orange bildet ein wichtiges Element im Corporate Design der Stadtbibliothek Ladenburg, was dann auch bei den Medien-Tipps zur Ausdruck kommt.

Medientipps alt und neu

Plakate und Kinderprogramm bilden zwei weitere Informationsmittel. Hier tritt der Unterschied besonders deutlich hervor. Sowohl das Plakat als auch das Kinderprogramm traf in der Pressekonferenz, wie auch die anderen Entwürfe, auf große Zustimmung.

Plakat - alt und neu

Das Kinderprogramm

In einem engen Zusammenhang mit den Entwürfen für das Corporate Design steht auch der bisher nicht vorhandene eigene Web-Auftritt der Stadtbibliothek Ladenburg. In der AG Web-Auftritt fanden sich konsequenterweise unsere Internet-Profis. Die Leitidee für einen selbstständigen Auftritt im Internet basierte auf den folgenden Kriterien:

Die Home-Page der Stadtbibliothek

Neben den zahlreichen Funktionen der Web-Site darf auch ein 360°-Rundgang durch die Bibliothek nicht fehlen.

Das umfangreiche Arbeitspaket der AG PR-Bibliothek bestand im Wesentlichen aus

Umfrageergebnisse

Außerdem oblagen der AG in Zusammenarbeit mit der AG PR-Projekt Planung und Durchführung der Abschlusspressekonferenz (s.o.).

In Abstimmung mit dem Organisations- und Kommunikationspsychologen Roland Mangold (FB Information und Kommunikation an der HdM) entwickelte die AG einen Fragebogen, um von den Ladenburgern genauer zu erfahren, wie sie "ihre" Bibliothek gern hätten. Der Fragebogen lag vier Wochen in der Bibliothek, im Rathaus, in Arztpraxen und anderen Einrichtungen aus.

Fragebogenergebnisse

Auf der Grundlage von 176 ausgewerteten Fragebögen wurden folgende Empfehlungen für die Stadtbibliothek abgleitet:

Geeignete Instrumente sind dabei:

Die AG PR-Projekt nimmt eine Sonderstellung in diesem Projekt ein. Die Kernaufgabe bestand darin, das Projekt zu promoten (s.a. Abschnitt "Bücher, was den sonst), also Berichterstattung in den Medien zu organisieren, in der Praxis eine arbeitsintensive Angelegenheit. An dieser Stelle sei betont, dass erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit keineswegs als Nebenjob zu organisieren ist.

Während die Zusammenstellung einer Übersicht über relevante Medien, wie zum Beispiel regionale Tageszeitungen, Fachzeitschriften und deren Kontaktpersonen noch eine einfache Angelegenheit ist, sieht es bei der Kontaktaufnahme zu den Redaktionen, dem Schreiben von Pressemitteilungen und Verfassen von Artikeln schon schwieriger aus. Die Resultate können sich sehen lassen. So erschienen zahlreiche Zeitungsartikel. Zu den Highlights gehören vor allem

Der Nutzen für die Stadtbibliothek Ladenburg liegt auf der Hand:

Arbeit mit der CSCW-Plattform Livelink

Zwar liegt Ladenburg nur rund 130 Kilometer von Stuttgart entfernt, aber immerhin weit genug, dass ein ständiges Hin-und-Herpendeln nicht mehr möglich war. Außerdem waren ständig Dokumente auszutauschen, die schnell 3, 5 oder mehr MB Volumen erreichten. Wegen des Zeitdrucks waren kurze Kommunikationswege gefragt, sodass wir uns für das am FB Information und Kommunikation verfügbare Computer Supported Cooperative Work-Plattform - kurz: CSCW - Livelink entschieden. Die vom kanadischen Unternehmen OpenText entwickelte Plattform bietet unter anderem alle Tools, die für ein Projektmanagement erforderlich sind (und noch vieles mehr). Nun war es möglich, externe (dislozierte) Projektpartner einzubeziehen, um dann beispielsweise gemeinsam an den verschiedenen Design-Versionen auf einer Oberfläche zusammenzuarbeiten. Das funktioniert auch dann, wenn der Partner nicht über die entsprechende Software verfügt. Aber auch Diskussionsforen können eingerichtet oder Umfragen durchgeführt werden. Für das kooperative Arbeiten mit Livelink stehen jedem Nutzer mit "unternehmensweit" und "persönlich" zwei Optionen zur Verfügung. "Unternehmensweit" heißt, dass bestimmte Benutzer einbezogen oder ausgeschlossen werden können. "Persönlich" steht für einen exklusiven Nutzungsbereich, der nur mir und keinem anderen zur Verfügung steht - analog dem Personal Home Directory unter Novell. Das Besondere an diesem Bereich ist, dass mir hier alle unternehmensweiten Informationen angezeigt werden, so zum Beispiel in welchen Projekten ich beteiligt oder in welchen Foren ich zugelassen bin.

Hier werden Diskussionsforen ermöglicht und teilweise oder vollständig zur Einsicht und Benutzung geöffnete Dokumente in eigenen Ordnern erstellt. Außerdem können Aufgabenlisten, Umfragen sowie eigene Profile und eine Vielzahl anderer Einstellungen eingerichtet werden.

Der Einsatz von Livelink erleichterte unsere Arbeit, jedoch wurde auch festgestellt, dass es nichtsdestotrotz von essentieller Bedeutung ist, sich regelmäßig persönlich zu treffen und Unstimmigkeiten oder Neuigkeiten zu besprechen. Nebenbei bemerkt sei, dass Livelink auch nicht immer hundertprozentig funktionierte, das lag mal an der Browser-Einstellung, dann mal daran, dass der Zugang, ohne erkennbaren Grund, abgebrochen wurde und erst bei einigen Wiederholungen der Login-Prozedur der Zugang freigegeben wurde. Alles in allem gesehen kommen wir aber doch zu einem positiven Urteil. Ab 1. August 2004 steht dann die vielversprechende neueste Version von Livelink zur Verfügung, die dann leichter zu bedienen sein soll.

Screenshot Livelink

"Bücher, was denn sonst?"

"Bücher, was denn sonst?" Diese Antwort erhalten wir meistens auf die Frage, was in Bibliotheken zu finden sei. Wie aber können wir den Menschen vermitteln, dass es in einer Bibliothek weitaus mehr gibt als nur "alte Schinken"? Öffentlichkeitsarbeit ist das Zauberwort. Pressearbeit gehört wohl den wichtigsten Instrumenten, um Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit1 zu erzeugen. Um diese zu erreichen, ist jedoch einiges zu tun: Eine Übersicht über die Medienlandschaft in der Umgebung ist ebenso selbstverständlich wie die Kontaktanbahnung und -pflege zu den Medien. Damit diese auch etwas zu berichten haben, müssen ständig Berichtsanlässe geschaffen werden.

Auf diese Weise bleibt die Öffentlichkeit über die Bibliothek informiert. Dabei erreichen wir mit Zeitungen eher die mittlere und ältere Bevölkerung. Für die jüngere Generation sind andere Medien zu wählen: Das Projektteam für diese Zielgruppe hat einen jugendlichen und frischen Beitrag für das Radio produziert. Dieser Beitrag kann sowohl auf der Homepage der Stadt Ladenburg als auch auf Homepage der Stadtbibliothek angehört werden.

Pressearbeit besitzt auch einen bedeutenden Innenaspekt. So bleiben die MitarbeiterInnen der Bibliothek auf dem Laufenden und erfahren auch eine gewisse Wertschätzung durch die Berichterstattung.

Durch Mitteilungen in Amtsblättern und der bibliothekarischen Fachpresse erreicht man diejenigen, die für die Existenz und die Ausstattung der Bibliothek verantwortlich sind d.h. die politischen Entscheidungsträger; diese Medien gelten als Sprachrohr nach innen.

Durch eine eigene Bibliothekszeitung, die in Kooperation mit den ortsansässigen Schulen entstehen könnte, die aktiv an ihr mitarbeiten könnten, wie vom Projektteam empfohlen, wäre es möglich, auch die ganz junge Kundschaft mehr für die Bibliothek zu interessieren.

Für ein stimmiges Erscheinungsbild ist ebenfalls erheblicher Aufwand zu betreiben. Dabei geht es erst einmal um einen wichtigen Marketingaspekt: das Corporate Design. Um einen Wiedererkennungseffekt zu erzielen, muss alles zusammenpassen. Wie bereits erwähnt, gab es in der Stadtbibliothek - bis auf das auch nicht mehr ganz frische Logo - wenig, was zu einem einheitlichen Erscheinungsbild beitrug. Unter Einhaltung des Corporate Designs erhielt die Stadtbibliothek ein neues Logo und die Vorlagen für Veranstaltungs- und Nutzerhinweis. Um einen möglichst hohen Wiedererkennungswert zu erreichen, wurde für alle Neuerungen dasselbe Design verwendet.

Zwar gab es in der Stadtbibliothek Ladenburg Benutzer-PCs mit Internetzugang, aber keine eigentliche Internetpräsenz im Sinne einer eigenen Website. Das war ausschlaggebend für die Entwicklung eines Webauftritts. Auf diesem Wege werden Menschen erreicht, die sonst das Angebot der Bibliothek nicht in Anspruch nehmen würden.

Um das Erscheinungsbild der Stadtbibliothek nach außen und nach innen zu festigen, die Absichten und Hauptziele fest zu verankern, galt es, das Leitbild zu überarbeiten und perfekt auf die Nutzer auszurichten. Heute brauchen Menschen bei dem großen Informationsangebot Spezialisten, die benutzerfreundlich durch den Informationsdschungel helfen.

Auch über das Leitbild teilt man also öffentlichkeitswirksam mit, dass man nicht mehr mit einer Bücher- oder Lesehalle assoziiert werden will, sondern ein modernes Informations- und Kommunikationsportal für jedermann ist, in dem es weitaus mehr Angebote und Dienstleistungen gibt als "nur" Bücher.

Die Stadtbibliothek informiert Benutzer und "Nicht-Nutzer" durch Handzettel, Plakate und Veranstaltungskalender, von der Lesung über den Kindertag bis hin zu neuen Dienstleistungsangeboten.

Zu den ganz besonderen Offerten zählen Veranstaltungs- und Ausstellungsarbeit.

In Ladenburg gab es schon hervorragende Grundlagen. Was sich in einer Bibliothek mit genügend Platz natürlich anbietet, sind Dichterlesungen, vielleicht auch in Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Schulen. Sollte nicht ausreichend Raum vorhanden sein, dann könnte man eventuell auf andere Lokalitäten ausweichen, wie die Stadthalle oder die Aula der kooperierenden Schule.

Ausstellungen von Arbeiten aus dem Kunstunterricht von Schulklassen oder von Exponaten regionaler Künstler bieten einen großen Anreiz für die Bevölkerung, ihre Bibliothek zu besuchen. Im Rahmen dessen lassen sich ausgezeichnet Informationspakete über bestimmte Arbeitstechniken und geschichtliche Hintergründe für ganz besonders interessierte Besucher zusammenstellen.

Außerdem wurde für Ladenburg die Idee einer Filmreihe für Jugendliche umgesetzt. Im Veranstaltungsraum werden verschiedene Filme über mehrere Wochen hinweg zu einem ganz bestimmten Thema gezeigt, zum Beispiel "Der Film Noir" oder "Gewalt im Alltag". In anschließenden Diskussionsrunden bei "Cola und Snacks" kann das Gesehene aufgearbeitet und besprochen werden. Elisabeth Klett (s.o.) wird während ihres großen Praktikums die Idee weiter ausarbeiten.

Als weitere Veranstaltung wurde für die Stadtbibliothek Ladenburg das Konzept für ein Sommerfest ausgearbeitet. Durch Kooperationen mit ortsansässigen Firmen, Gastronomie und Vereinen, einem Bücherflohmarkt, Lesewettbewerb und vielen weiteren Angeboten kann man die Bevölkerung auf sich aufmerksam machen und als Kunden gewinnen.

Nachdem diese Arbeit getan war, musste nun die "innere" Öffentlichkeit von den Neuerungen erfahren. Hierzu wurde zu einer Pressekonferenz mit regionalen und überregionalen Medien, dem Bürgermeister, dem Stadtrat und anderen für die Bibliothek wichtigen Förderern geladen. Durch eine attraktive Präsentation wurden diese Entscheidungsträger in die Materie eingeführt und für sie begeistert.

Dies alles sind wichtige Aspekte, mit denen man sich als Bibliothek auseinandersetzen muss, wenn man "mithalten" möchte. Anhand des Beispiels Stadtbibliothek Ladenburg kann man sehen, dass es auch kostengünstig, durch die kompetente und engagierte Unterstützung der Hochschule der Medien (HdM) möglich ist, sein Image aufzubessern und in der heutigen Informationswelt mitzuhalten.

Ohne wirksame Öffentlichkeitsarbeit ist es mittlerweile nahezu unmöglich, Nutzer hinzuzugewinnen. Aber gerade das ist so wichtig, wenn man sich gegenüber den Entscheidungsträgern mit Benutzerzahlen und Nutzungsauslastung beweisen muss. Durch ansprechende Öffentlichkeitsarbeit rückt die Bibliothek als Informations- und Kommunikationsdienstleisterin in das Bewusstsein der Menschen.

Das Projekt aus studentischer Sicht - "Die Pfalz, Baden oder Hessen?"

Ladenburg - wo liegt denn das? "Rheinland-Pfalz", "Nein, schon in Hessen", "Ist das noch in Baden-Württemberg?" Nicht nur wir Studierende, sondern auch andere wussten nicht genau, wo die Stadt Ladenburg zu finden war; selbst unser Busfahrer hatte auf dem Weg zur abschließenden Pressekonferenz - trotz Navigationssystem - so seine Schwierigkeiten mit der Anfahrt. Es gab aber nicht nur Orientierungsprobleme, sondern auch genügend gewinnbringende Erfahrungen, die uns einen Vorgeschmack auf die später wohl alltäglichen Auseinandersetzungen im Berufsleben lieferten. Angefangen von handwerklichen Kenntnissen wie Logo-Gestaltung bis hin zur Einfindung eines jeden in sein Team.

Vor dem Erfolg steht die Arbeit und die Abstimmung im gesamten Team

Als Vorabinformation erhielten wir vom Seminarleiter - Prof. Dr. Wolfgang Ratzek - ein Briefing, das etwa so lautete: Es drehe sich in diesem Projekt um eine kleine Stadtbibliothek in Ladenburg, die durch verschiedene Instrumente in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt werden solle. Die Vorstellung, eine praxisbetonte Aufgabe zu erfüllen und zu erleben, wie man selbst - als Studierender - etwas verändern kann, war die größte Motivation, sich damit zu beschäftigen und am Auswahlverfahren teilzunehmen.

Schließlich war es soweit - die erste Gruppenbesprechung: Die meisten von uns kannten sich bereits, obwohl wir aus verschiedenen Semestern und Studiengängen stammten. Die Teams waren schnell gefunden, die meisten saßen vorsorglich bereits nebeneinander.

Teamarbeit war nun gefragt. Es braucht meistens mehr als einen klugen Kopf, um zu einem rundum stimmigen und sinnvollen Ergebnis zu gelangen. Gemeinsam stellten wir fest, dass nur dann, wenn man sich auf seine Teammitglieder verlassen konnte, Kompromisse möglich waren und Termine eingehalten wurden, eine Zusammenarbeit Spaß machen und auch Ergebnisse bringen würde. Eine wichtige und nützliche Erfahrung für unseren späteren Berufsalltag.

Es macht schon einen Unterschied, ob eine vom Professor vorgegebene Aufgabe zu lösen ist oder ein Problem zu bewältigen ist, wo niemand so richtig weiß, wie ein akzeptables oder gar ein sehr gutes Ergebnis auszusehen hat. Es boten sich reichlich Gelegenheiten, um seine Scheu vor einem selbstständigen und verantwortungsvollen Arbeiten abzubauen. Dabei war die "lockere Hand" von Prof. Dr. Wolfgang Ratzek für uns alle eine willkommene und durchaus gewünschte Abwechslung zum ansonsten eher straffen und wenig beeinflussbaren Ablauf der Seminare. So gab es während der Projektdauer fünf Termine, zu denen sich alle Teilnehmer einfanden, um ihre Zwischenergebnisse zu präsentieren und ihre bestehenden, sowie zukünftigen Vorhaben vorzustellen. Die restliche Zeit konnten wir im Team frei einteilen und flexibel gestalten. Ebenso bot sich ein großer Freiraum für die Lösung der Aufgaben, zum Beispiel bestanden keine Vorgaben für die Neugestaltung des Logos. Wir Studierenden konnten dadurch in den ersten Projektwochen unserer Kreativität freien Lauf lassen und auch außergewöhnliche Ideen verfolgen. Ob diese nun den Beifall der Gruppe, von Prof. Dr. Wolfgang Ratzek oder der Leiterin der Stadtbibliothek Antje Kietzmann fanden, stellten wir spätestens im Rahmen einer Zwischenpräsentation fest, die sechs Wochen nach Projektbeginn an der Hochschule der Medien statt fand.

Die Zwischenpräsentation in Gegenwart der beiden Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Ratzek und Antje Kietzmann stellte für unsere Vorhaben und Ideen eine "Feuertaufe" dar. Aber wir wurden zur großen Freude aller nicht in unserem Tatendrang gebremst, sondern konnten frisch motiviert unsere Konzepte weiterverfolgen. Antje Kietzmann war begeistert, was sich in der Stadtbibliothek mit unserer Hilfe verändern würde und hatte bis auf einige wenige Anmerkungen bezüglich der technischen, personellen sowie finanziellen Situation der Bibliothek, die eventuelle Grenzen der Verwirklichung zum Beispiel von farbigen Druckvorlagen darstellen könnten, unsere Ideen "abgesegnet". Das bedeutete für uns konkret: An die Arbeit, denn bis zur Pressekonferenz in Ladenburg in einigen Wochen sollten unsere Vorschläge realisiert sein bzw. zur Umsetzung bereit liegen.

Der große Tag der Pressekonferenz rückte immer näher und in der letzten Woche waren unsere Gemüter bereits nicht mehr so ruhig wie sonst. Jeder fühlte sich unter Druck und wir wünschten uns die Pressekonferenz ebenso herbei wie wir sie verwünschten. Harsche Worte unter Kollegen wurden verziehen und nachdem zu guter Letzt die Frage nach dem Dresscode geklärt war, fanden wir uns alle auch schon im Bus nach Ladenburg wieder. Unsere nervöse Spannung bedarf keiner Erklärung und es hoffte wohl jeder inständig, dass keine verräterischen roten Flecken auf Hals und Gesicht während des Vortrags erscheinen würden.

In der Stadtbibliothek Ladenburg angekommen, wurden die restlichen Vorbereitungen getroffen - die Pressemappen ausgelegt, die Videokamera auf Stand-by geschaltet und die Notizzettel, die wir sowieso schon auswendig kannten, noch einmal gelesen. Nach und nach trafen die Gäste von der Presse, die Stadträte und der Freundeskreis der Bibliothek im Veranstaltungsraum ein. Nachdem die Moderatorin der Konferenz, die Studierende Katharina Schmidt, die Eröffnungsreden des Bürgermeisters der Stadt Ladenburg Rainer Ziegler, von Antje Kietzmann und Prof. Dr. Wolfgang Ratzek eingeleitet hatte, war es an der Reihe, mit der Präsentation unserer Ergebnisse zu beginnen. Das eine oder andere zustimmende Nicken, ein aufmerksamer Blick und ein freundliches Lächeln aus dem Publikum begleiteten unseren Vortrag und mit Stolz freuten wir uns über den abschließenden Applaus.

Gemessen am Erfolg des Projektes, hat sich der geleistete Arbeitsaufwand in den letzten drei Monaten gelohnt und jeder hat sein fachliches Wissen erweitert und zusätzliche persönliche Kompetenzen angeeignet. Natürlich ist es ein Risiko, sich einem Projekt anzuschließen - man weiß nie im Voraus, ob überhaupt ein Ziel erreicht wird, die Motivation der Teilnehmer entsprechend gefördert und Leistungen anerkannt werden. Aber von unserer Seite werden wir jedem Studierenden empfehlen, mindestens einmal während des Studiums an der Hochschule der Medien die Chance zu nutzen, durch ein Projekt zu erkennen, dass eine praxisbetonte Tätigkeit nicht nur für das Studium, sondern auch für die berufliche Zukunft Orientierung bietet. Darüber hinaus kann es sogar Spaß machen, was man nicht vergessen darf.

Und wo liegt nun eigentlich Ladenburg? Wir Studierende wissen das jetzt ganz genau: Ein Baden-Württemberg-Ticket genügt, um von Stuttgart aus dorthin zu reisen. Und entdecken wir zukünftig diesen Ort auf einer Straßenkarte, werden wir uns stets an seine Stadtbibliothek und unser Projekt erinnern.

Zum Schluss: Statements aus der Pressekonferenz

"Trotz ihrer bedeutenden historischen Vergangenheit haben öffentliche Bibliotheken, gerade in kleineren Städten, in Deutschland hier und da lange Zeit unberechtigterweise im öffentlichen Ansehen ein graues Dasein gefristet. Denn welche Angebote und Leistungen für den Kunden in diesen Institutionen tagtäglich erbracht wurden und unter zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen erbracht werden, nimmt die Öffentlichkeit kaum wahr", betonte Antje Kietzmann in ihrem Beitrag bei der Pressekonferenz und nannte Ursachen für diesen Zustand: "Aufgrund dieser Randposition wurde von den Bibliotheken selbst lange Zeit ein verkapseltes, überbescheidenes, bisweilen zurückgezogenes Verhalten an den Tag gelegt, das ihnen den Ruf einbrachte, verstaubt und unattraktiv zu sein. Zu selten trat ans Tageslicht, welche Masse an inhaltlichem Wissen und darüber hinaus welches Potential an Methodenkompetenz zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen unter dem wenig ansprechenden äußeren Mantel lag."

"Es sollte eine Selbstverständlichkeit für eine moderne Institution mit traditionellem Hintergrund sein, sich aktiv in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rufen", fuhr sie fort. "Die Haltung einer Institution wie die der Stadtbibliothek Ladenburg, ‚am Puls der Zeit zu leben’, Atmosphäre in ihren Räumen für einen angenehmen und produktiven Aufenthalt zu schaffen, ist selbstverständlich eng verknüpft mit den Mitarbeitern. Ein Corporate Image lebt mit den Menschen und Persönlichkeiten, von denen es getragen wird, von deren Identifikation mit der Einrichtung. Die Gesamtheit dessen stellt das Marketing-Konzept der Stadtbibliothek Ladenburg da."

"Selbstverständlich" sollte die Zusammenarbeit mit externen Partnern heute sein. "Aufgrund der Tatsache, dass immer wieder neue Ziele gesteckt, neue Reize gesetzt werden müssen, um auf neue Ebenen, neue Plateaus der Entwicklung zu gelangen, liegt es auf der Hand, dass auch die Stadtbibliothek Ladenburg ihren individuellen Weg in die Zukunft beschreitet. Im Rahmen dieser Vision wurde ein Hauptziel, die Definition des inneren und äußeren Bildes in Zusammenarbeit mit einem Partner realisiert, der über das Know-how, ‚Unternehmensberatung im Bibliotheksektor’ mit Innovation und Fachkompetenz zu leisten und die praktische Umsetzung zu realisieren. Diese Partnerschaft bedingt, wie es in ihrer Natur liegt, einen beiderseitigen Nutzen. Die Hochschule der Medien in Stuttgart als Partnerin aus der Wissenschaft, der Lehre, die jungen Menschen mit Ideen und aktivem Wissen ein Forum bietet, ist für eine öffentliche Bibliothek in Zeiten knapper personeller und finanzieller Ressourcen eine gewinnbringende Herausforderung. Im Umkehrschluss ist der praktische Betrieb für die Studentinnen und Studenten ein Trainingseldorado, durch das sie wertvolle Erfahrungen für die Zukunft internalisieren."

Der Autor wies in seinem Beitrag darauf hin, dass das Projekt die in es gesetzten Erwartungen mehr als übertroffen habe und die Ergebnisse jeden Vergleich mit spezialisierten Agenturen standhielten, dabei aber die Kosten erheblich geringer gewesen sind. Der dreistellige Betrag, "der durch Materialkosten, Durchführung der Pressekonferenz, Reisen zwischen Stuttgart und Ladenburg entstanden ist" wurde von Sponsoren aufgebracht. Für das nächste Wintersemester sei ein neues Projekt mit der Stadtteilbücherei Bad Cannstatt (Baden-Württemberg) in der konkreten Planung.

"Das Resümee könnte", so Antje Kietzmann, " positiver nicht ausfallen: Von der außerordentlich gelungenen und produktiven Kooperation war ich begeistert. Beeindruckend waren die Einsatzbereitschaft und die Flexibilität der Studentinnen und Studenten. ‚Unternehmung Stadtbibliothek Ladenburg’ - eine Visitenkarte für zukünftige Projekte der Studierenden und der Hochschule." Dem schloss sich auch der Bürgermeister Rainer Ziegler an: "Für den Weg zu einer permanent zeitgemäßen und zukunftsorientierten Bibliothek ist es wichtig, auf die Meinung der Leserinnen und Leser zu hören. Für genau so wichtig halte ich auch den prüfenden Blick ‚von außen’. Wer wäre für einen solchen Blick besser geeignet als die Hochschule der Medien? Ich verspreche mir durch das gemeinsame Projekt von Stadtbibliothek und Hochschule Unterstützung für die weitere Entwicklung einer unserer wichtigsten Bildungseinrichtungen in der Stadt."

Und die Vorteile für die Studierenden liegen auf der Hand: Ein solches Projekt ist bestens dazu geeignet,

In der Nachbereitung des Projekts kamen die TeilnehmerInnen zu folgender Einschätzung des Projekts:


1. Unter Öffentlichkeit (public) versteht man im Marketing jede Gruppe, die tatsächliches oder potentielles Interesse an oder eine Bedeutung für die Zielerreichung der Unternehmung hat. Öffentlichkeitsarbeit umfasst sämtliche Aktivitäten, die zum Ziel haben, ein positives Firmenimage im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu schaffen. Gegenstand der Kommunikation ist dabei nicht das Produkt, sondern die Ziele, Politik und Aktivitäten des Unternehmens (zitiert nach: http://www.wiwi-treff.de/home/mlexikon.php?mpage=beg/pr.htm. Stand: 28.07.2004).