28. Österreichischer Bibliothekartag 2004 - Linz

Bibliotheken-Fundament der Bildung - Willkommen in Linz!


Christian Ennichlmayr

Willkommen in Linz!
Zum vierten Mal ist dieser Kongress der Bibliothekare, der zum ersten mal 1950 getagt hat, nun in Oberösterreich zu Gast. 1964 erstmals in Linz war die damalige Studienbibliothek - die Vorgängereinrichtung der Oö. Landesbibliothek - der Gastgeber, 1980 tagte der Kongress in Kremsmünster und widmete sich inhaltlich dem "Alten Buch" als kulturellem Erbe. 1988 konnte die Universitätsbibliothek Linz unter dem Titel neue Technik neue Bauten ihren 6.000 Quadrameter großen und weitgehend als Freihandbibliothek konzipierten Neubau vorstellen. Mit dem sich 1988 am Horizont abzeichnenden Österreichischen Bibliothekenverbund markierte dieser Kongress damals auch einen Meilenstein in der österreichischen Bibliothekenentwicklung.

16 Jahre später ist Linz wieder Schauplatz des Bibliothekartages ein Titel, der dem wahren Geschehen dieser 4-tägigen Kongressveranstaltung schon lange nicht mehr gerecht wird. Denken Sie an die Firmenausstellung mit mehr als 50 renommierten, vielfach international tätigen Firmen, denken Sie an die Pre-Conference mit dem VÖB-Kommissionssitzungen und Workshops und sehen sie sich das umfangreiche Rahmenprogramm mit Exkursionen, Führungen, Lesungen und der Karikaturenausstellung an die Benennung Bibliothekartag ist jedenfalls eine glatte Untertreibung. Aber Bibliothekare treten eben gerne leise und bescheiden auf und wundern sich nur manchmal warum ihre excellente Arbeit oft nicht die nötige Wertschätzung erhält oder gar nicht wahrgenommen wird.

In 16 Jahren seit dem letzten Bibliothekartag in Linz hat sich auch die heimische Bibliothekenlandschaft verändert: Die großen Interessenvertretungen Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer haben sich ihrer gut gepflegten bibliothekarischen Sammlungen aus Kostengründen entledigt und diese aufgelöst bzw. anderen Bibliotheken übergeben. Die ehemaligen Hochschulen für Kunst und Katholische Theologie haben den Status einer Universität erhalten und ihre Bibliotheken sind somit auch zu Universitätsbibliotheken aufgewertet worden.

Mit der Bibliothek der pädagogischen Akademie des Bundes ist über den Verbund Bildung und Kultur noch eine mittelgroße Fachbibliothek unter das gemeinsame Dach des österreichischen Verbundes dazu gekommen. Mit der erst unlängst geschaffenen Anton-Bruckner-Privatuniversität für Musik und darstellende Kunst als Nachfolgeinrichtung des ehemaligen Bruckner- Konservatoriums existiert auch dort eine Bibliothek im Range einer Universitätsbibliothek, allerdings bislang ohne Verbundanbindung.

Die ehemalige Studienbibliothek wurde 1999 vom Bund als Unterhaltsträger an das Land Oberösterreich abgetreten und hat ihr Profil geschärft. Sie hat in den 80er und 90er Jahren verlorenes Terrain und sinkende Leserzahlen wieder aufgeholt und sich mit der Teilnahme am österreichischen Bibliothekenverbund wieder in der ersten Liga des wissenschaftlichen Bibliothkswesens zurückgemeldet. Die Statistiken bescheinigen ihr ein stetiges Wachstum an Lesern und Entlehnungen und das, obwohl in jenem Bereich der anderswo digitale Bibliothek genannt wird, noch ein großer Aufholbedarf besteht. Die Bibliothek hat in einer Art regionalem Subverbund zusammen mit den anderen Bibliotheken der Landeskultureinrichtungen Landesmuseum, Landesarchiv und dem Literatur- Haus Adalbert-Stifter-Institut einen recht umfassenden elektronischen Online- Katalog der auch - zumindest in großen Teilen - im österreichischen Bibliothekenverbund repräsentiert ist.

Neue Bibliotheksprojekte wie der "Turm des Wissens" - eine Kooperation von Volkshochschule und Stadtbibliothek - stehen in den Startlöchern und werden dem Bibliothekswesen in der Stadt neue Impulse geben und für die Landesbibliothek einen neuen Mitbewerber schaffen, wie man das in der Betriebswirtschaft nennen würde. Der sogenannte "Turm des Wissens", als Metapher für die Zusammenarbeit von Volkshochschule und Stadtbibliothek unter einem gemeinsamen Dach scheint zwar vordringlich den Gesetzmässigkeiten der Sparsamkeit und Zweckmässigkeit zu gehorchen, die Protagonisten dieses Modells diskutieren aber auch offen, sich vom Terminus der Bibliothek ganz zu verabschieden und verwenden stattdessen die Bezeichnung Lern- und Informationszentrum oder Selbstlernzentrum. Orte des Lernens jedenfalls, wo der Kontakt zwischen Mensch (als Lehrendem) und Mensch (als Lernendem) im Mittelpunkt steht.

Linz hat also die Bibliotheksschließungen gut verkraftet und eine buntere und bessere Bibliothekenlandschaft als früher, auch wenn sie möglicherweise demnächst nicht mehr Bibliotheken heißen werden.

Für das Lokalkomitee
Dr. Christian Enichlmayr


Elisabeth Gehrer

Bibliotheken sind ein wesentliches Element unseres Bildungssystems und unserer Kultur. Seit ihren Anfängen gelten sie als Tempel des Wissens deren Entwicklung gleichzeitig ein Zeugnis der menschlichen Schöpfungskraft ist. Von der größten Bibliothek des Altertums in Alexandria über die prunkvollen barocken Universalbibliotheken bis in unsere Zeit waren die Bibliotheken stets Wahrer des kulturellen Erbes wie auch Hüter und Vermittler von Wissen jeglicher Art.

Im Zeitalter der neuen Medien ist der technologische Fortschritt auch an den Bibliotheken nicht vorbeigegangen. Der Wunsch nach rasch verfügbarer und leicht zugänglicher Information hat die Bibliotheken vor neue aufgaben gestellt. Die Bestände werden digitalisiert und so nach und nach über Online- Netze abrufbar. Der Einsatz modernster Informationstechnologie an Bibliotheken sollte aber kein Selbstzweck sein, sondern einer möglichst breiten Vermittlung der Inhalte dienen. Die Schaffung eines fairen, gleichberechtigten Zugangs zur Information, der niemanden ausschließt und der die Entwicklung und Kreativität der Menschen fördert, ist eine wesentliche Grundlage für eine am Menschen orientierte, offene Informationsgesellschaft.

Daneben werden die Bibliotheken auch ein realer, für Leserinnen und Leser möglichst angenehm gestalteter Ort des Studiums, der Lektüre und der persönlichen Begegnung bleiben. Benutzerfreundliche Umgestaltungen bestehender Bibliotheken wie auch Bibliotheksneubauten sind der Beleg dafür. Ähnlich wie bei der Betrachtung von Kunstwerken im Internet gilt auch für online abrufbare Bücher: Nichts kann das Original ersetzen. Das zu Beginn des Internetzeitalters prophezeite Ende der Bücher und Bibliotheken ist nicht eingetreten. Mehr Menschen denn je interessieren sich für Bibliotheken und nutzen deren Angebote. Vielfältige Rahmenprogramme wie Lesungen, Ausstellungen oder Konzerte machen Bibliotheken auch im Zeitalter der elektronischen Medien für ein breites Publikum interessant. Damit ist die Bedeutung der Bibliotheken als wesentliches Element der Bildung auch weiterhin gesichert.

Es freut mich, dass der 28. Österreichische Bibliothekartag seine Konferenz unter das Generalthema "Bibliotheken - Fundament der Bildung" gestellt hat. Ich danke der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare für die Organisation des Bibliothekartages. Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern spannende Diskussionen, viele neue Erkenntnisse und erfolgreiche Beratungen im Rahmen des vielfältigen Veranstaltungsprogramms.

Elisabeth Gehrer
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur


Harald Weigel

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

in den letzten Jahren ist die Bedeutung nachhaltiger Bildungsanstrengungen für die Gestaltung der Zukunft einer immer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Alle die in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik Verantwortung tragen, wissen, dass zur Sicherung und Entwicklung der Lebensstandards in unserer modernen Wissensgesellschaft massive (materielle wie geistige) Investitionen in Bildungseinrichtungen unabdingbar sind.

Investitionen in Bibliotheken sind in diesem Sinn Basisinvestments. Diesen zentralen Aspekt unserer bibliothekarischen Tätigkeit mit dem Tagungsmotto Bibliotheken Fundament der Bildung auch in den Mittelpunkt eines Bibliothekartages zu stellen, lag daher nahe.

Bibliothekare denken werterhaltend, deshalb begrüßen sie alle neuen Möglichkeiten zur Verbesserung der Modalitäten und Techniken ihrer Arbeit, damit sie ihr Ziel - und das ist im wesentlichen die Bildung der Menschen - erfolgreich und immer wieder aktuell umsetzen können. Die Welt der Information und der Medien war und ist die Welt der Bibliothekare, und sie vertreten selbstbewusst ihre eigenständigen Vorstellungen in den unterschiedlichsten Zusammenhängen.

Nachhaltige Bildungspolitik muss sein und ist de facto auch immer Bibliothekspolitik. Unserem Berufsstand steht eine große Zukunft bevor. Aber nicht ohne eigene Anstrengung!

Das Tagungsprogramm bietet Berichte aus der aktuellen und innovativen Berufspraxis und ein breites Spektrum an zukunftsträchtigen Themen, die sicherlich Anlass zu anregenden Diskussionen und Gesprächen geben. Die Firmenausstellung und die Präsentationen der Firmen werden viele technische Neuerungen zeigen.

Ich danke herzlich allen aktiven Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihren Beitrag. Einen ganz herzlichen Dank sage ich insbesondere dem Ortskomitee unter der Leitung von Dr. Christian Enichlmayr für die umsichtige Bewältigung der Organisationsaufgaben und für das attraktive Rahmenprogramm, das für die notwendige Balance von Arbeit und Erholung sorgen wird.

Seien Sie herzlich willkommen beim 28. Österreichischen Bibliothekartag! Ich wünsche Ihnen eine anstrengende Tagung - eine Tagung, die Sie weiterbringt, weiterbildet. Und das mit Genuss.

Dr. Harald Weigel
Präsident der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare

Das erste Resümé

Dr. Harald Weigel zur Halbzeit des
28. Österreichischen Bibliothekartags

KN: Herr Dr. Weigel, wir sitzen heute am Donnerstag Nachmittag zusammen und befinden uns schon in der zweiten Hälfte der Veranstaltung. Ich habe heute vormittag verschiedene Firmenvertreter nach ihrem Eindruck vom Bibliothekartag gefragt und das wollte ich jetzt auch Sie fragen: welches Resümé ziehen Sie aus diesem Bibliothekartag?

Harald Weigel: Ich glaube, wir können zufrieden sein. Es hat diesmal organisatorisch, vom ganzen Umfeld und den internen Abläufen her sehr gut geklappt. Das Ortskommittee hat wunderbar gearbeitet, die Vorträge scheinen sehr gut besucht zu sein. Gerade wurde mir berichtet, dass auch sehr viele Firmenvertreter an den Vorträgen interessiert sind. Von den Firmen selbst höre ich eigentlich nur Positives. Der Kongress und die Ausstellung, die ja einen maßgeblichen Anteil am Kongress hat, war auch von der Infrastruktur sehr gut komponierbar. Wie auch bei der Eröffnung der Firmenausstellung gesagt wurde, wollen wir dieses partnerschaftliche Verhältnis pflegen.Man kann nicht jeden Kongress in stimmiger Form organisieren, weil nicht überall diese optimalen räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, das sind jetzt sehr glückliche Umstände. Allein mit der Teilnehmerzahl, insbesondere mit der überaschend hohen Zahl an Nachzüglern, können wir sehr zufrieden sein. Bei den Vorträgen ist es wie immer da gibt es immer mal wieder die Aussage: Das war qualitativ nicht wie erwartet . Daran kann man eigentlich wenig ändern. Im Großen und Ganzen ist das Programm abgerundet und hat Attraktionen geboten, eben das, was man sich als Bibliothekar vorstellt.

KN: Sie erwähnten eben die vielen Nachzügler wieviele gemeldete Teilnehmer waren denn da?

Harald Weigel: Es haben sich bis jetzt über 650 Teilnehmer angemeldet - eine für uns erfreulich hohe Zahl! Die Tagungstaschen drohten gestern jedenfalls auszugehen.

KN: Das sind ja eigentlich gute Voraussetzungen für den nächsten Bibliothekartag, der in Bregenz stattfinden wird.

Harald Weigel: Dazu möchte ich bei dieser Gelegenheit gleich eine herzliche Einladung aussprechen. Wir werden 2006 im September im Festspielhaus Bregenz den Bibliothekskongress ausrichten und hoffen, dass die Seebühne uns ein entsprechendes Bühnenbild neben das Festspielhaus zaubert. Ich weiß noch nicht, was das Thema sein wird, aber wer sich an die ODOK 1999 erinnert, an Verdis Ein Maskenball und das riesige Skelett, weiß, was einen erwarten kann. Ich hoffe, dass in Bregenz die Qualität dieses Kongresses werden kann. Wir werden uns auch dort als Ortskommittee wieder sehr darum bemühen!

KN: Wir freuen uns schon darauf. Danke schön, Herr Weigel.