Libraries as Places: Buildings for the 21st century

Proceedings of the Thirteenth Seminar of IFLA's Public Libraries Section

- München: Saur 2004, 210 p. (IFLA publications; 109)
ISBN 3-598-21839-7

In Paris fand Ende Juli bis Anfang August 2003 das dreizehnte Seminar der IFLA-Sektion Building and Equipment zusammen mit der IFLA-Sektion Öffentliche Bibliotheken statt, an dem etwa 90 Teilnehmer aus 23 Ländern teilnahmen. Das Seminar wurde eingeleitet von einem zweitägigen Vorseminar in Gestalt einer Besichtigungsreise zu einer Reihe von kommunalen und regionalen Bibliotheken in der Region Champagne, nach Châlons-en-Champagne, Reims und Troyes.

Die 14 Referate des Seminars wurden nun in dem von Marie-Françoise Bisbrouck, Jérémie Desjardins, Céline Ménil, Florence Poncé und François Rouyer-Gayette herausgegebenen Tagungsband veröffentlicht. Der Band enthält außer dem Tagungsprogramm und den Referaten auch ein Verzeichnis der Teilnehmer. Die Beiträge stammen - bis auf zwei aus Dänemark und Spanien - ausschließlich von Kollegen aus Großbritannien, den USA und Frankreich und unterscheiden sich dadurch, dass die Angelsachsen die Probleme bei Bau und Betrieb vorwiegend sehr pragmatisch, die Referenten aus Frankreich diese eher grundsätzlich behandeln.

In der Einführung wies Marie-Françoise Bisbrouck darauf hin, dass die notwendige Reorganisation der Bibliotheken von der Entwicklung der digitalen Technologien, von den ökonomischen Zwängen, dem wachsenden Gewicht von Sicherheitsfragen wie auch von den Veränderungen der Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer maßgeblich beeinflusst wird. Folgerichtig konzentrierte sich das Seminar auf die Erörterung der Stellung der Bibliothek in der Gesellschaft und als Lernort sowie auf Fragen der Standards, der Sicherheit und auch der Ökologie.

Kenneth Dowlin (USA) tritt in seinem Referat der immer wieder gehörten Auffassung entgegen, dass die physische Bibliothek zunehmend von der digitalen verdrängt werde und beklagte, dass die Kommunen immer weniger bereit seien, Kosten für die Bibliothek zu übernehmen.

Claus Bjarrum und Andrew Cranfield, Slagelse DK, beschäftigen sich mit der Automation von Bibliotheken und deren Auswirkung auf die Raumorganisation. Sie weisen hin auf das Gegenüber von "virtueller" Bibliothek und deren Rolle als sozialer Treffpunkt, auch auf die Raumgestaltung in Hinsicht auf jüngere Benutzer.

Graham Bulpitt, Learning Centre at the Sheffield Hallam University UK, erläutert erneut - er hatte das bereits bei mehreren früheren Gelegenheiten getan - Konzeption und Organisation dieser auf die Integration von Lernen und Lehren ausgerichteten Einrichtung.

Di Martin, University of Hertfordshire UK, stellt die Zentralbibliothek des Hatfield Campus vor mit ihrer intensiven Nutzung von Informationstechnologie, die die Unabhängigkeit der Studenten fördern soll. Er weist allerdings auch auf die Gebäudekonzeption mit den zu der durchgehenden Halle hin offenen Geschossen hin, die Probleme mit der Klimatisierung und der Lärmbelästigung mit sich bringen.

Patrick Noon, Lanchester Library Coventry UK, beschreibt das neue Bibliotheksgebäude der Coventry University, das sich wegen seines energetischen Konzepts - Verzicht auf Klimatisierung zugunsten einer natürlichen Luftführung - auszeichnet (und dies auch wurde!)

Heather Wills, Idea Store Programme, Tower Hamlets, London UK, erläutert - vielleicht etwas langatmig und wenig übertragbar auf andere Verhältnisse - die Ermittlung des günstigsten Standorts, der Nutzerbedürfnisse und deren Umsetzung in die Gestaltung der Bibliotheksräume in Zusammenarbeit mit den zukünftigen Nutzern.

Denis Thélot, Architekt in der Abteilung Sicherheit der Polizeipräfektur Paris, und Nicolas Mayeur, Architekt in Paris, erläutern die baulichen Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen der Einrichtung der Bibliothek der Universität Denis Diderot - Paris VII - im Gebäude der früheren Grands-Moulins von Paris. Das Sicherheitskonzept umfasst die Zugänge, die Verkehrswege, die Fluchtwege sowie den Brandschutz.

Ignasi Bonet, Bibliotheksabteilung der Stadtverwaltung von Barcelona Catalunya E, stellt an Beispielen in Katalonien die Umnutzung von historischen Gebäuden sehr unterschiedlicher Art für Bibliotheken vor.

Alain Bornarel, Ingenieur, Paris F, erörtert ausführlich die erforderliche Strategie zur Erreichung einer hohen Umweltqualität von Bibliotheksgebäuden. Als Ziele nennt Alain Bornarel die Ökologie, die Lebensqualität, die regionalen Eigenarten, die Rücksicht auf das Kulturerbe, die Wirtschaftlichkeit, die soziale Verträglichkeit sowie auch das Erscheinungsbild.

Jean-Louis Baal, Bibliothek des Universitätscampus von Caen F, stellt in seinem Referat die Forderung nach einer uneingeschränkten Flexibilität von Bibliotheksgebäuden; eine solche Konzeption gewährleiste jederzeit eine völlige Reorganisation. Der Text erinnert stark an die 1979 von der damaligen Länderarbeitsgemeinschaft Hochbau verabschiedeten "Empfehlungen zur Standardisierung im Hochschulbau". Darin wurden Wege zur Flexibilität unter anderem durch Trennung der Raster von Tragkonstruktion und Ausbau genannt, die insbesondere den Einsatz von leicht versetzbaren vorgefertigten Trennwänden erlaubten; es hat sich allerdings in der Praxis gezeigt, dass von diesen Möglichkeiten nur in ganz geringem Maße Gebrauch gemacht worden ist.

Jeffrey Scherer, Architekt, Minneapolis USA, zeigt am Beispiel der Fayetteville Public Library in Arkansas, wie umweltfreundliches Bauen zu vernünftigen Kosten möglich ist - auch weil die Lebensdauer der Gebäude deutlich höher liegen kann als bei konventionell geplanten Bauten.

François Rouyer-Gayette von der Direction du livre et de la lecture im französischen Erziehungsministerium erläutert die von den Seminarteilnehmern im Rahmen des Vorseminars besuchten Bibliotheken in der Region Champagne und in Paris. Eine Besonderheit in Frankreich sind die kommunalen Bibliotheken mit regionalen Aufgaben, die mit staatlichen Mitteln nicht unerheblich bezuschusst werden. Diese - es gibt inzwischen ein gutes Dutzend - wurden auf der Grundlage des Gesetzes vom Juli 1992 begründet; zwei von ihnen, in Châlons-en-Champagne und Troyes, konnten die Teilnehmer bei der Exkursion kennenlernen.

Bemerkenswert erscheint, dass bei fast allen vorgestellten Bibliotheksbauprojekten die Umweltfreundlichkeit bei Bau und Betrieb in den Vordergrund gestellt wurde. Dies belegt eine Rückbesinnung auf die Nachhaltigkeit auch von Bibliotheksbauten und eine Abkehr von dem Glauben an eine (energiefressende) Allmacht der Technik.


Anschrift des Rezensenten

Robert Klaus Jopp
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