Neue Strukturen beim wissenschaftlichen Publizieren
durch Open Access: das Beispiel Universitätsverlag Karlsruhe

von Michael Mönnich und Regine Tobias

Das seit Jahrhunderten etablierte Zusammenwirken von Autoren, Verlagen und Bibliotheken im wissenschaftlichen Publikationsprozess wird durch die wirtschaftliche und technologische Entwicklung der letzten zehn Jahre nachhaltig verändert. Die Ursachen der Veränderungen sind vielschichtig: Die Autoren sind durch die herrschende Evaluationspraxis im wissenschaftlichen Umfeld gezwungen, immer mehr zu publizieren und dies in möglichst renommierten Zeitschriften; die Verlage müssen aufgrund wirtschaftlicher Zwänge immer höhere Gewinne erwirtschaften. Die Universitäten und ihre Bibliotheken wiederum sind aufgrund der stetig sinkenden Finanzierungsmöglichkeiten der Unterhaltsträger mit eingefrorenen Budgets konfrontiert. Dem gegenüber steht die Entwicklung der Informationstechnologie, die durch elektronisches Erstellen von Texten und die vor einigen Jahren noch unvorstellbar einfache Verbreitung von Information über Datennetze die hergebrachten Publikationsstrukturen für wissenschaftliche Texte in Frage stellen. Wie alle nachhaltigen Veränderungsprozesse wird auch dieser paradigmatische Wandel die Rolle aller am wissenschaftlichen Publikationsprozess Beteiligten in Frage stellen. Die derzeitige Phase ist dadurch gekennzeichnet, dass alle Beteiligten versuchen, die eigene Position zumindest zu halten oder sie, meist auf Kosten der anderen ehemaligen Partner, auszubauen.

Abbildung1: Traditionelle Rollenverteilung im wissenschaftlichen Publizieren

Die großen Wissenschaftsverlage arbeiten daran, durch Fusionen und Aufkäufe die Informationsversorgung der Wissenschaftler - zumindest eines Fachgebiets - zu monopolisieren. Parallel dazu wird durch den Aufbau von Portalen, die elektronische Zeitschriften, Fachdatenbanken und Internetverlinkung kombinieren, auch die Hoheit über die elektronische Informationsversorgung angestrebt. Flankierend dazu versucht eine massive Lobbyarbeit, andere Wege der Informationsbeschaffung auf juristischem Weg auszuschalten - als Beispiel seien die laufende Klage gegen Subito und der aktuelle Entwurf des Urheberrechts, das den Forderungen der Verleger sehr weit entgegen kommt, genannt. Finanziert werden diese Maßnahmen durch Preissteigerungen bei wissenschaftlicher Literatur und das Abschöpfen der Rationalisierungseffekte des elektronischen Publizierens.

Die Wissenschaftler sind sich der Problematik nur teilweise bewusst und finden sich in einer zwiespältigen Rolle. Sie sind auf das Publizieren in renommierten Zeitschriften für ihre Karriereplanung angewiesen. Die Preissteigerungen der Zeitschriften bemerken sie in der Regel nur an den konsekutiven Abbestellungen in den Bibliotheken, zumal die Preispolitik vieler Verlage die wirkliche Preisentwicklung verschleiert: Privatabonnements der Wissenschaftler sind oftmals um ein vielfaches billiger als die Institutionellen der Bibliotheken. Eine aktive Minderheit hat indes schon früher begonnen, sich die technologischen Neuerungen zu Nutze zu machen, um die eigene Informationsversorgung unter Umgehung der Verlage zu verbessern. Beispielhaft seien die bekannten Preprint-Server arXiv.org oder mathNet genannt. Auch die Gründung von rein elektronischen Netzzeitschriften geht meist auf die Initiative von Wissenschaftler zurück.1

Die Bibliotheken sind dabei, durch die rasante Entwicklung des Internet zunehmend ihre Stellung als monopolistischer Hort von Informationen zu verlieren. Die letzten Jahre haben auch gezeigt, dass sie nicht in der Lage waren, bei der Erschließung der Internetquellen eine wesentliche Rolle einzunehmen: diese Position haben inzwischen kommerzielle Unternehmen wie Yahoo und Google besetzt. Zudem finden sich die Bibliotheken derzeit in der unangenehmen Situation, dass sie durch ihre Zeitschriftenabonnements den Verlagen die Mittel beschaffen, die diese benutzen, um die Bibliotheken im elektronischen Publikationsprozess zu eliminieren. Andererseits haben die öffentlicher Träger der wissenschaftlichen Bibliotheken inzwischen unter dem Eindruck leerer Kassen erkannt, dass es sich lohnt, über neue Publikationsformen nachzudenken. Es werden Projekte gefördert, um alternative Publikationswege zu erproben und - zumindest auf dem Papier - rufen fast alle Wissenschaftsorganisationen nach neuen kostengünstigen Publikationsformen.

In der Tat ist es so, dass die Universitäten und Forschungseinrichtungen durch Abbestellungen von Zeitschriften an ihren Bibliotheken den Verlagen relativ einfach die wirtschaftliche Grundlage entziehen und so die Kosten für die Informationsversorgung deutlich senken könnten. Dies funktioniert aber nur, wenn sie den Wissenschaftlern Alternativen bieten.

Universitätsverlag als Alternative

Die Hochschulrektorenkonferenz forderte bereits 2002 in ihren Empfehlungen zur "Neuausrichtung des Informations- und Publikationssystems der deutschen Hochschulen"2 die Universitäten nachdrücklich dazu auf, die Umstrukturierungsprozesse zu einem alternativen Publikationswesen durch die Bereitstellung der erforderlichen Infrastruktur zu unterstützen. Ausdrücklich wird die Gründung von universitätseigenen Hochschulverlagen genannt.

Genau dies ist an der Universität Karlsruhe (TH) im März 2004 mit der Gründung des Universitätsverlags Karlsruhe erfolgt. Dabei ist der Begriff Universitätsverlag zwar eine klingende, aber eigentlich nicht ganz zutreffende Bezeichnung. Bezeichnender wäre ein zeitgenössischer Anglizismus wie "Digital Information Portal", auf den aber in Karlsruhe bewusst verzichtet wurde. Klar ist nämlich, dass der Universitätsverlag nicht im traditionellen Sinne verlegerisch tätig wird, sondern vielmehr die von den Wissenschaftler produzierte Information in erster Linie medienneutral aufbereitet, verbreitet und erschließt.

Aus Sicht der einleitend geschilderten Umstrukturierungsprozesse im Bereich des elektronischen Publizierens spricht vieles für den Universitätsverlag als einer alternativen Publikationsplattform. Denn der Universitätsverlag ist als eine institutionsnahe Einrichtung in die Universität eingebettet. Unter Verwendung vorhandener Strukturen können so Synergien genutzt werden. Dabei bietet sich die Ansiedelung an der Bibliothek geradezu an, weil sie traditionell über das größte Knowhow im Umgang mit Printmedien verfügt. Schon lange ist die Universitätsbibliothek als Archivbibliothek Anlaufstelle für alle Dissertationen und Schriftenreihen.

Der Weg zum Universitätsverlag Karlsruhe

Die Universität Karlsruhe (TH) ist aufgrund ihres Fächerschwerpunkts auf Natur- und Ingenieurwissenschaften von den Preissteigerungen im Zeitschriftensektor besonders stark betroffen. So mussten im Jahr 1999 in Absprache mit der Universitätsleitung und den Fakultäten alle Zeitschriften der Verlage Elsevier, Wiley, Wiley-VCH und Gordon-Breach abbestellt werden. Neben den finanziellen Zwängen war die Maßnahme auch darin begründet, eine Signalwirkung für die Preisverhandlungen mit den Verlagsvertretern zu erzielen. Auch wenn die daraus folgenden Gespräche zwischen Rektorat, Bibliothek und Verlegern nur sehr wenig konkrete Ergebnisse zeitigten, so hat die Aktion doch die Universitätsleitung für die Problematik der Preisentwicklung bei der Informationsversorgung sensibilisiert und die Notwendigkeit der Schaffung alternativer Publikationsformen deutlich gemacht. Deshalb unterstützte das Rektorat 2001 den Vorstoß der Universitätsbibliothek, im Rahmen ihrer Mitarbeit am DFG-Projekt "GAP - German Academic Publishers" einen Universitätsverlag zu gründen. Dieser wurde aus folgenden Gründen an der UB angesiedelt:

Den operativen Betrieb konnte der Verlag allerdings erst im März 2004 aufnehmen, da über die Verlagsgründung in den Gremien der Universität lange und kontrovers diskutiert wurde. Die dazwischenliegende Zeit wurde indes genutzt, um die Konzeption des Verlages zu erarbeiten. Sehr hilfreich war dabei die Mitarbeit bei GAP, an dem neben Karlsruhe die Universitätsbibliothek Oldenburg und das Rechenzentrum der Universität Hamburg beteiligt waren, die beide einen Verlag betreiben. Ihre Erfahrung waren bei der Verlagsgründung in Karlsruhe sehr nützlich.

Abbildung 2: Homepage des Universitätsverlags www.uvka.de

Verlagsprofil

Der Universitätsverlag Karlsruhe veröffentlicht Publikationen der eigenen Hochschule und konzentriert sich in seiner Anfangsphase vornehmlich auf Dissertationen und Schriftenreihen. An der Universität Karlsruhe (TH) werden, vielfach in Eigenregie der Institute, eine Vielzahl von Reihen herausgegeben. Bereits nach einem halben Jahr sind zwölf Institutsschriftenreihen in den Universitätsverlag gewechselt. Für diese Verlagerungen spricht nicht nur der Service, der den Einrichtungen der Universität bei Herstellung und Vertrieb der Publikation geboten wird. Vielen Instituten gefällt es, dass ihre Bücher nun unter dem Logo und Namen der Universität Karlsruhe (TH) im universitätseigenen Verlag erscheinen. Die inhaltliche Bewertung der Publikationen liegt in den überwiegenden Fällen bei den Herausgebern der Reihen bzw. bei den Betreuern der Arbeiten.

Ein weiterer Schwerpunkt im Verlagsspektrum sind Forschungsergebnisse und Tagungsbände aus der Universität. Ein Beispiel ist das vielfach nachgefragte Buch "Notebook Universität Karlsruhe (TH)", das aus einem interdisziplinären Projekt an der Fridericiana hervorging. Neuerdings werden auch Publikationen aus dem Umfeld der Universität betreut: Auf der LEARNTEC, dem renommierten Kongress mit eigener Fachmesse für Bildungs- und Informationstechnologie, der alljährlich in Karlsruhe stattfindet3, wird seit Jahren ein Multimediapreis vergeben, der "Multimedia Transfer". Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums erscheint demnächst im Universitätsverlag die Festschrift. Die angeführten Publikationen sind gute Beispiele für Bücher, die direkt aus dem Kontakt mit Universitätsmitgliedern vor Ort entstanden sind und ansonsten nur schwerlich und äußerst langwierig den Weg in das Angebotsspektrum etablierter Verlage gefunden hätten.

Abbildung 3: Bücher des Universitätsverlags

Aber ein Verlag im herkömmlichen Sinn leistet noch umfangreichere redaktionelle Arbeit als es der Universitätsverlag Karlsruhe für diese zuletzt genannten Fälle erbringen kann. Für die Übernahme derartiger Tätigkeiten ist die Einrichtung eines wissenschaftlichen Herausgebergremiums erforderlich, das Veröffentlichungen konzipiert und bewertet. Derzeit gibt es für den Universitätsverlag kein Gremium dieser Art, aber bei einer zukünftigen Ausweitung der Verlagstätigkeit ist eine Einrichtung vorgesehen.

Open Access

Open Access dient dazu, den Zugang zur weltweiten wissenschaftlichen Information zu jeder Zeit und von jedem Ort sicher zu stellen. Der potentielle Mehrwert der neuen Publikationsstrukturen über das Internet liegt in der einfachen und schnellen Produktion sowie der raschen und globalen Distribution von Forschungsliteratur.

Die Förderung von Open Access findet heute zunehmend Rückendeckung unter den Reihen der Wissenschaftler. Inzwischen unterstützen auch alle wichtigen Forschungsorganisationen Open Access. Vor diesem Hintergrund ist die Diskussion um die Gründung von Universitätsverlagen zu sehen. In Berlin kamen im Oktober 2003 Wissenschaftler aus aller Welt zur "Open Access Conference" zusammen und diskutierten die Bedeutung für die Zukunft der Wissenschaft. Am Ende dieser Tagung stand die Veröffentlichung der Berliner Erklärung4, in der sich 19 Unterzeichner aus der ganzen Welt für einen freien Zugriff auf Forschungsliteratur aussprachen. Unter den Unterzeichnern befanden sich auch Vertreter aus Deutschland, wie die Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gesellschaft sowie der Sprecher des Wissenschaftsrats und der Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes.

Diesem Modell hat sich der junge Verlag verschrieben und legt seinen Schwerpunkt eindeutig auf elektronisches Publizieren gemäß Open Access: Der Autor liefert einen - geringen - finanziellen Beitrag und der Verlag stellt das Dokument dauerhaft und kostenfrei über Datennetze zur Verfügung. Dies gilt für jedes über den Universitätsverlag Karlsruhe verlegte Werk. Damit hebt sich der Universitätsverlag Karlsruhe von der Mehrzahl der herkömmlichen Verlage ab.

Abbildung 4: Neue Rollenverteilung beim wissenschaftlichen Publizieren

Im Grunde genommen entspricht das Open Access Modell dem bei Dissertationen schon seit Jahren üblichen Verfahren: Der Autor finanziert die Herstellung seiner Druckversion selbst, sei es über einen Dissertationsverlag oder über die Pflichtabgabe an seiner Universitätsbibliothek.

Medienneutrales Publizieren

Die Erfahrung zeigt, dass trotz der Vorteile der elektronischen Veröffentlichung viele Autoren noch Wert auf eine gedruckte Fassung legen. Da der Universitätsverlag Karlsruhe entsprechend dem Open Access-Gedanken immer eine elektronische Version erstellt, ist es wesentlich, dass sich der Erstellungsprozess der Dokumente medienneutral gestaltet. Unterschiedliche Versionen für Print- und Online zu erstellen wäre viel zu aufwändig. Die Verwendung von PDF sowohl für die Druckvorstufe als auch für die elektronische Version hat sich dabei bewährt.

Der Universitätsverlag profitiert von den raschen und tiefgreifenden Veränderungen, die in den letzten Jahren in der Druckbranche durch die flächendeckende Einführung des Digitaldrucks erfolgte. Denn nur mit der Digitaltechnik ist es möglich, kostengünstig Kleinauflagen zu erstellen und durch den technischen Fortschritt reicht die Qualität der im Digitaldruck erstellten Drucke in den meisten Fällen an die von Offsetdruck heran. Auch Hardcover und digitaler Farbdruck sind heute im Digitaldruckverfahren erschwinglich geworden.

Die Druckversionen der Verlagsveröffentlichungen werden folglich in der Regel im "Print-on-demand"-Verfahren im Digitaldruck erstellt. "Print-on-demand" bedeutet für den Universitätsverlag Karlsruhe, dass Klein- und Kleinstauflagen erstellt werden. Der Verlag hält nur eine geringe Menge an Verkaufsexemplaren vor und lässt bei guter Verkaufsentwicklung schnell und unproblematisch nachdrucken. Das spart Lagerhaltungskosten.

In der Praxis wird mit überregionalen und lokalen Druckereien zusammen gearbeitet. Auch im Digitaldruck gibt es Spezialisierungen, die sich auf Preise und Qualität der Produkte auswirken. In den letzten Monaten wurde das erforderliche Knowhow aufgebaut, um für jeden Kunden die für ihn optimale Druck- und Preisvariante zu finden. Die Druckkosten werden an den Autor weitergeleitet.

Der Universitätsverlag unterhält kein eigenes Lektorat. Die Mehrzahl der eingereichten Bücher sind in der Regel bereits wiederholt Korrektur gelesen. Auf Wunsch eines Autors oder in Fällen, in denen aufwändigere Lektoratsarbeiten anfallen, zum Beispiel bei Sammelbänden, werden diese an freiberufliche Lektoren, mit denen der Verlag zusammen arbeitet, vergeben.

In der Regel sind die Publikationen bereits fertig editiert, bis sie ihren Weg in den Universitätsverlag finden. Er selbst unternimmt keine Satzarbeiten. In den erforderlichen Fällen arbeiten der Verlag mit externen Dienstleistern wie Duehrkohp & Radicke5 oder anderen Graphik- und Satzagenturen zusammen.

Nachweis der Titel und Vertrieb

Ein Ziel des Universitätsverlags Karlsruhe ist es, dass seine Publikationen möglichst leicht auffindbar sind, um die Präsenz von Publikationen aus der Universität zu verbessern. Bislang wurden viele Schriftenreihen an der Universität in Eigenregie herausgegeben. Teilweise in Schränken gelagert und ohne ISSN- und ISBN-Nummer versehen sind sie schlecht beschaffbar und in bibliographischen Nachweisinstrumenten unterrepräsentiert.

Alle Bücher des Universitätsverlags sind über die Webseite www.uvka.de als PDF zugänglich. Auffindbar sind sie über eine gezielte Katalogsuche, ein Stöbern im Bestand, über das Gesamtverzeichnis oder die Neuerscheinungsliste. Die elektronischen Versionen sind außerdem vom Online-Katalog der Bibliothek sowie vom Veröffentlichungsverzeichnis der Universität aus verlinkt.

Abbildung 5: Anzeige und Bestellmaske eines Buches

Jedes Dokument wird zugleich über das Elektronische Volltextarchiv EVA archiviert. Die Nachhaltigkeit und langfristige Verfügbarkeit der elektronischen Texte ist so sicher gestellt. Da EVA über eine spezielle Schnittstelle für Suchmaschinenroboter verfügt, sind alle Texte auch über Suchmaschinen wie Google auffindbar.

Alle Dokumente sind des Weiteren auch in GAPSearch6 verzeichnet. GAPSearch ist der gemeinsame Katalog der von Universitätsverlagen verlegten Open Access-Bücher und -Zeitschriften. Da GAPSearch über eine OAI-PMH-Schnittstelle verfügt, sind die Metadaten der Dokumente auch über OAI Service Provider recherchierbar.7

Alle Bücher im Universitätsverlag erhalten eine ISBN-Nummer und sind über die Webseite des Verlages direkt bestellbar. Die Lieferung erfolgt gegen Rechnung. Buchhändler können entweder auf diesem Weg bestellen oder die Titel über den Grossisten KNV beziehen. Der Universitätsverlag Karlsruhe meldet die bibliographischen Daten an das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB). Dadurch erscheinen seine Titel im VLB und allen davon abgeleiteten Datendiensten.

Eine weitere wichtige Quelle für den Nachweis und Vertrieb von Büchern sind die Kataloge der Buchhändler und Buchhandelsgrossisten. Deshalb werden die UVKA-Titel auch bei Buchkatalog.de und Amazon.de gelistet.

Diese komfortablen und zeitgemäßen Liefer- und Vertriebswege sind ein wichtiger Beweggrund für viele Institute, um ihre Publikationen künftig über den Universitätsverlag anzubieten. In Zeiten immer knapper werdender Personalressourcen spielt das teilweise eine ebenso große Rolle wie die direkten Kosteneinsparungen durch den Druck einer deutlich geringeren Auflage.

Kostenkalkulation

Wie bei Open Access-Verlagen üblich, beteiligen sich die Autoren an den Gestehungskosten ihrer Publikation. Dies beinhaltet eine Verlagspauschale zur Abdeckung der Erschließung, Verbreitung und Archivierung der PDF-Dateien und bei Druckwerken Zuschüsse für den Druck. Durch die Schwerpunktsetzung auf das medienneutrale Publizieren und kostengünstiges "Print-on-Demand" werden die Herstellungskosten beim Universitätsverlag im Vergleich zu traditionellen Verlagshäusern bewusst niedrig gehalten. Ein weiterer Kostenvorteil ist, dass für das elektronische Publizieren die vorhandene Infrastruktur der Universitätsbibliothek mit genutzt werden kann.

In seiner Gründerphase ist der Universitätsverlag noch nicht in der Lage, durch die Einnahmen seine Personal- und Sachkosten zu decken. Langfristig soll er aber eine sich selbst tragende Einrichtung werden. Dafür ist nicht nur eine schlanke Organisation sondern auch eine zukunftsträchtige Kostenkalkulation notwendig. Als "Print-on-Demand"-Verlag, der zusätzlich noch alle seine Veröffentlichungen parallel im Internet anbietet, hat er dafür ein eigenes Kalkulationsschema entwickelt. Derzeit werden Einnahmen sowohl aus dem Verkauf als auch den Pauschalbeiträgen der Autoren erzielt. Da der Absatz der im Universitätsverlag vornehmlich aufgelegten Literatur nicht vergleichbar ist mit dem großer Publikumsverlage, ist die Aufnahme eines Bestsellers wie das Buch zur Notebook-University, das im ersten halben Jahr bundesweit über 200 Mal verkauft wurde, von großem Vorteil.

Resonanz in der Universität

Obgleich in der Universität Karlsruhe bereits seit 1998 die Möglichkeit besteht, Dissertationen und andere Schriften über das elektronische Volltextarchiv zu publizieren, legen viele Autoren Wert auf die Herstellung einer - wenn auch oft begrenzten - Anzahl von Druckexemplaren. Diese Autoren verlegten ihre Arbeiten in der Vergangenheit häufig bei Dissertationsverlagen wie Shaker, Mensch und Bild oder Logos, deren Produkte aufgrund hoher Preise und schlechter Reputation von Bibliotheken nur selten gekauft wurden. Hier bietet der Universitätsverlag eine echte Alternative, die sehr gerne in Anspruch genommen wird. Die Nähe zu den Autoren vor Ort vermeidet auch Reibungsverluste bei der Erstellung elektronischer Dokumente und erleichtert die technische Abwicklung. Die Publikationstätigkeiten in der Universität werden sinnvoll gebündelt, denn als zentrale Dienstleistungseinrichtung unterstützt er auch die Institute, die mit ihren Institutsschriftenreihen nach und nach in den Universitätsverlag wechseln.

Obwohl zu Beginn keinerlei breite Werbemaßnahmen innerhalb der Universität unternommen wurden, ist der Zulauf stetig gestiegen und Ende 2004 war die Resonanz so groß, dass das Tagesgeschäft kaum bewältigt werden konnte. So hat der junge Verlag nach neun Monaten Betrieb bereits 46 Bücher in Bearbeitung, mehr als 30 sind fertig publiziert.

Erfahrungen der Praxis

Trotz moderner Digitaltechnik und fertig editierten PDF-Versionen in der Druckvorstufe gibt es dennoch vereinzelt Probleme bei der Druckabwicklung, die den Bearbeitungsprozess verzögern. Basierend auf diesen Erfahrungen werden die Zeitfenster zwischen Auftragsannahme und Drucklegung heute deutlich größer gesetzt als in der Anfangsphase.

Die Betreuung der Autoren beginnt bei der Beratung, welche Veröffentlichungs- und Druckvariante gewählt werden soll und beinhaltet auch die Erstellung eines ansprechenden Covers für die Publikation. Die Autoren können grundsätzlich frei ihren Designvorstellungen folgen, lediglich der Platz für das verlagseigene Logo muss gewährleistet sein.

Abbildung 6: Der Universitätsverlag Karlsruhe
auf der Frankfurter Buchmesse,
Oktober 2004

Vor allem bei seit Jahrzehnten tradierten Buchentwürfen von Institutsschriftenreihen ist hier Überzeugungsarbeit zu leisten, um ansprechendere Varianten zu entwickeln. In einzelnen Fällen kollidiert das mit den Gestaltungsvorstellungen der Autoren oder Institutsleiter. Um den Bearbeitungsaufwand möglichst gering zu halten, wurde daher eine Webseite für Autoren eingerichtet, auf denen sie einige Gestaltungsvorschläge des Universitätsverlags mit ihren Farbvorstellungen kombinieren können. Diese Entwürfe dienen dann als Grundlage für die anschließenden Gespräche und haben die Bearbeitungszeit deutlich verringert.

Durch die Erfahrungen der vergangenen Monate sind die einzelnen Geschäftsprozesse soweit analysiert und gestrafft worden, dass das Rationalisierungspotential nahezu ausgereizt ist und die Arbeitsschritte sehr effizient ausgeführt werden. Ein einfaches Workflow Management System gibt schnell den Überblick über die vielen Einzelschritte, die bis zum Abschluss des Projekts erforderlich sind. So kann die in relativ kurzer Zeit schnell gestiegene Anzahl an parallel zu bearbeitenden Vorgängen problemlos verwaltet werden.

Die technische Infrastruktur der Internetplattform ist inzwischen dahingehend etabliert, dass das Einbringen und Verwalten der neuen Dokumente standardisiert und reibungslos funktioniert. Dies ist auch erforderlich, damit sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeitszeit auf die Beratung der Autoren und die Abwicklung der Druckaufträge konzentrieren können.

Ausblick

Die Gründung eines Universitätsverlags ist ein möglicher Ansatzpunkt, um den Kreislauf aus steigenden Abonnementkosten und sinkenden Universitätsetats zu durchbrechen - vorausgesetzt, dass er wie in Karlsruhe auf Basis von Open Access elektronisch publiziert. Wenn genügend Universitäten dem Karlsruher Modell folgen, so können langfristig Kosten gesenkt werden. Bereits in der jetzigen Ausbaustufe des Verlags mit einem hohen Anteil an Dissertationen und Forschungsberichten im Verlagsspektrum ist erhebliches Einsparungspotential vorhanden. Innerhalb der Universität bietet der Verlag die Chance, die Repräsentation der eigenen Forschungsergebnisse zu verbessern und zugleich Ressourcen zu bündeln.

Die Verbreitung von Universitätsverlagen zu fördern, ist auch das Ziel des DFG-Projektes GAP - German Academic Publishers. GAP wird dazu in einen Verein überführt, der seinen Mitgliedern Support bei der Gründung und beim Betrieb bietet. Durch diese Kooperation soll die Hemmschwelle für die Gründung von Universitätsverlagen gesenkt werden. Eine weitere wichtige Dienstleistung von GAP ist die Nutzung von GAPWare. Diese Software unterstützt einen voll digitalen Workflow für die Herausgabe von elektronischen Zeitschriften inklusive dem Peer-reviewing. Das Verlegen einer elektronischen Fachzeitschrift wird damit technisch einfach möglich. Zu klären wäre noch die Refinanzierung der im Verlag anfallenden Lektoratskosten.

Der Erfolg dieser neuen Strukturen hängt auch sehr stark von der Bereitschaft der Wissenschaftler ab, diese neuen Entwicklungen mit zu tragen und zu unterstützen. Einen aller Voraussicht nach wichtigen Beitrag müssen hier die Politiker und die Unterhaltsträger der Hochschulen liefern. Erst gesetzliche Änderungen, die eine (parallele) Publikationsverpflichtung von Universitätsmitgliedern in hochschulinternen Verlagen regeln, helfen, die neuen Strukturen zum Erfolg zu führen. Der einzelne Wissenschaftler ist angesichts des Drucks, in hochrenommierten Zeitschriften für seine wissenschaftliche Karriere zu publizieren, machtlos, den Teufelskreis aus Preissteigerungen und Abbestellaktionen von Bibliotheken zu durchbrechen. Die gute Akzeptanz, die der Universitätsverlag Karlsruhe in den ersten Monaten seines Bestehens in der Universität gefunden hat, zeigt, dass hier der richtige Weg eingeschlagen wurde.


Zu den Autoren

Dr. rer.nat. Michael W. Mönnich

Universitätsbibliothek Karlsruhe
E-Mail: moennich@ubka.uni-karlsruhe.de

Dipl.-Volksw. Regine Tobias

Universitätsbibliothek Karlsruhe
Postfach 6920
D-76049 Karlsruhe
E-Mail: tobias@ubka.uni-karlsruhe.de


Anmerkungen

1. Z.B. die Zeitschriften "PLoS Medicine" und "PLoS Biology" des Forscher-Netzwerks Public Library of Science (PLoS).

2. http://www.hrk.de/beschluesse/2821.htm

3. http://www.learntec.de

4. http://www.zim.mpg.de/openaccess-berlin/BerlinDeclaration_dt.pdf

5. http://www.d-r.de

6. http://www.gap-portal.de/search/

7. Z.B. http://oai.dlib.vt.edu/cgi-bin/Explorer/oai2.0/testoai