Bibliothek & Information International.
Bericht über die Arbeit im Jahre 2004

von Ulrike Lang

Bibliothek & Information International konnte, dank gleich bleibender Förderung durch Projektmittel der Kulturstiftung der Länder und des Auswärtigen Amtes, auch im Jahre 2004 seine erfolgreiche Arbeit zur Intensivierung internationaler Kontakte für Bibliothekare und Informationsfachleute fortsetzen. Ehrenamtlich tätig waren dafür die Mitglieder, die gewählte oder abgeordnete Vertreterinnen und Vertreter aller Mitgliedsverbände von Bibliothek & Information Deutschland (BID) sind.

Die Unterstützung des Wissenstransfers auf internationaler Ebene und damit verbunden die Vernetzung informationsvermittelnder Kompetenzen bildeten wiederum Schwerpunkte der inhaltlichen Arbeit.

Die in 2004 erstmals gebotene Möglichkeit, Fachaufenthalte für deutsche Kolleginnen und Kollegen ins Ausland und im Gegenzug für ausländische Bibliothekarinnen und Bibliothekare und Informationsspezialisten nach Deutschland je nach Themenschwerpunkt zwischen ein bis vier Wochen stattfinden zu lassen, hat zu einem erheblichen Anstieg der Bewerbungen geführt. Dies zeigt klar, dass heutzutage die Abwesenheit vom eigenen Schreibtisch für viele Kolleginnen und Kollegen schwieriger zu realisieren ist, als noch in der Vergangenheit. Dennoch wird auch deutlich, dass der Wunsch nach Informationen vor Ort und dem persönlichen Austausch unter Kollegen weiterhin groß ist. Der virtuelle Austausch ist eben doch nicht alles und ersetzt Vier-Augen-Fachgespräche nicht grundsätzlich.

Zu ein- bis vierwöchigen Fachaufenthalten konnten Kolleginnen und Kollegen aus Algerien, Bosnien-Herzegowina, Brasilien, China, Estland, Israel, Italien, Kenia, Kroatien, Lettland, Mexiko, der Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Spanien, der Türkei und Ungarn begrüßt werden. Zum Teil wurden sehr konkrete Projekte zur Vertiefung von schon bestehenden Partnerschaften behandelt, aber auch allgemeine Informationen zum Bibliotheksmanagement, Katalogisierung oder Publikationentausch nachgefragt. Die besuchten Bibliotheken waren über ganz Deutschland verstreut, wobei sowohl öffentliche als auch wissenschaftliche und Spezialbibliotheken sowie bibliothekarische Ausbildungsstätten besucht wurden. Die Bereitschaft deutscher Kolleginnen und Kollegen und ihrer Einrichtungen, ausländische Gäste zu betreuen, ist hoch und so ist auch den Betreuern vor Ort an dieser Stelle zu danken.

Deutsche Kolleginnen und Kollegen besuchten Einrichtungen in China, Dänemark, Finnland, Großbritannien, Italien, der Schweiz und den USA. Die entstehenden und zum Teil schon bestehenden Bibliothekspartnerschaften werden den Bedarf nach Fachaufenthalten im Ausland weiter anwachsen lassen, wenn auch häufig noch die mangelnde Unterstützung der Partnerseite für den Aufenthalt deutscher Kolleginnen und Kollegen beklagt werden muss.

Die Finanzierung erfordert auch weiterhin einen hohen Eigenanteil der Antragsteller, der jedoch selten gescheut wird, da sowohl der persönliche Nutzen dieser internationalen Erkenntnisse als auch der Innovationsschub für den eigenen Arbeitsbereich erkannt wird.

Gruppenstudienreisen wurden u.a. mit Hilfe der Goethe Institute organisiert. So besuchten finnische Bibliotheksdirektoren neben dem Bibliothekskongress in Leipzig auch Bibliotheken in Dresden, Berlin und Würzburg. Kolleginnen und Kollegen aus französischen Kunstbibliotheken waren zu Gast in Theater- und Tanzeinrichtungen in Berlin und Leipzig. Irakische Kolleginnen konnten an der Melcom-Konferenz teilnehmen und im Anschluss noch Informationen über die BSB in München und DDB Frankfurt erhalten. Eine enge Zusammenarbeit besteht schon seit Jahren zwischen der Fachhochschule Hannover und der Universität Warschau. BI-International unterstützte in diesem Jahr erstmalig einen Besuch von 14 Studenten und zwei Dozenten der Universität Warschau in Hannover, die sich vor Ort über das Studienangebot der Fachhochschule informierten und über eine Internationalisierung des Studienangebotes debattierten, aber auch ein umfangreiches Besichtigungsprogramm niedersächsischer Bibliotheken und Informationseinrichtungen absolvierten. 30 tschechische Kolleginnen und Kollegen wurden im September zu einem Seminar zum Thema "Vom Kniebuch zum Kinder-OPAC" nach Plauen eingeladen. Im Oktober besuchten dann noch neun Kolleginnen und Kollegen aus Südamerika Öffentliche Bibliotheken in Stuttgart, Würzburg und Köln und nutzten während ihres Aufenthaltes die Möglichkeit, die Frankfurter Buchmesse zu besuchen.

Die Arbeit der IFLA mit ihrer Generalkonferenz in Buenos Aires bildete wiederum einen Schwerpunkt der Arbeit von BI-International. 40 Kolleginnen und Kollegen wurden mit einem Reisekostenzuschuss oder der Erstattung der Tagungsgebühr unterstützt. Da die DFG nur Bibliothekare aus wissenschaftlichen Bibliotheken fördert, kamen die meisten Anträge aus dem Bereich der öffentlichen Bibliotheken. Gefördert wurden aber auch diejenigen aller Bibliothekssparten, die noch keine offizielle Funktion in den Strukturen der IFLA bekleiden oder keinen Vortrag halten sollten. Es soll auch weiterhin Ziel der Förderung sein, interessierten Kolleginnen und Kollegen den Einstieg in die Arbeit der IFLA zu fördern und das Interesse an dieser internationalen Arbeit zu wecken.

Bibliothek & Information International selbst war mit einer Poster Präsentation auf der Tagung vertreten. Da die Arbeitsschwerpunkte und Fördermöglichkeiten auf englisch und spanisch präsentiert wurden, konnte reges Interesse auch bei den zahlreichen südamerikanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern registriert werden. Insgesamt ist die Präsentation auf großen internationalen Tagungen sicherlich eine gute Möglichkeit, die Kenntnis über die Programme von BI-International zu verbreiten.

Neben der IFLA-Tagung wurden für deutsche Kolleginnen und Kollegen auch weitere Teilnahmen an internationalen Konferenzen in aller Welt finanziell unterstützt, so zur Intamel-Tagung nach Singapur, zur IAML-Tagung nach Oslo, zur Liber-Tagung nach Sankt Petersburg und zur ARLIS North America nach New York.

Unterstützt wurden ebenfalls zwei litauische Studentinnen bei der Realisierung eines Praktikums in der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar.

Die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen sind auf der Homepage von BI-International unter der URL www.bi-international.de hinter dem Button Berichte nachzulesen.

Das Internationale Bibliotheksstipendium in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung wurde mit dem Abschluss des zweiten Zyklus in 2004 beendet. Leider gab es bei BI-International keine Möglichkeit, dieses erfolgreiche Projekt fortzusetzen, da keine Mittel zur Verfügung standen, um die erforderliche personelle Ausstattung zur Realisierung zu finanzieren. Auf dem Bibliothekskongress in Leipzig konnten sich die Stipendiaten mit ihren Projekten präsentieren. Die Abschlussberichte sind auch auf der Homepage von BI-International nachzulesen.

Die Vorsitzende arbeitete auch in diesem Jahr weiter im British-German Think Tank des British Council.

Der Think Tank verfügt über einen Internetauftritt unter der URL http://www.britishcouncil.de/d/infoexch/thinktank.htm

Protokollformulierungsvorschläge für Kulturkonsultationen zum Bereich Literatur und Bibliotheken, initiiert vom Auswärtigen Amt, wurden wieder zahlreich erstellt.

Die derzeitigen Mitglieder von BI-International sind:

Dr. R. Ball, Jülich für den VDB
K.-P. Böttger, Mülheim für den BIB
Dr. S. Dittrich, Leipzig für die DGI
Dr. H. Fuchs, Göttingen für den VDB
H. Grube, Reutlingen für die ekz
U. Lang, Hamburg für BIB
S. Reddel-Heymann, München für GIIN
B. Schleihagen, Berlin für DBV
Dr. R. Schmolling, Bremen für DBV
Ulrike Lang, Vorsitzende