Klassifikatorische Erschliessung und Recherche im Österreichischen Verbundkatalog


Abstract

Einleitung
ZDB-Systematik
RVK
MSC
Basisklassifikation
Ausblick


von Otto Oberhauser

Einleitung

Der Österreichische Verbundkatalog ist das zentrale Katalogisierungs- und Auskunftsinstrument des Österreichischen Bibliothekenverbundes,1 der grössten und bedeutendsten Kooperative wissenschaftlicher und administrativer Bibliotheken des Landes. Zur Zeit nehmen 62 Bibliotheken aktiv an diesem Verbund teil, darunter die Österreichische Nationalbibliothek und fast alle Universitätsbibliotheken. Mit dem Aufbau des elektronischen Verbundkataloges wurde 1988 begonnen; seit Anfang 1999 geschieht dies verbundweit unter Verwendung der Bibliotheksautomationssoftware "Aleph 500"2 der Firma ExLibris. Die Zahl der nachgewiesenen Titel beträgt mit Stand April 2005 über 4,3 Millionen (mit etwa 8,1 Millionen Exemplar- und 0,6 Millionen Zeitschriften-Bestandsnachweisen). Ursprünglich bezogen sich die Katalogisate schwerpunktmässig auf Publikationen seit etwa 1990, doch ist inzwischen aufgrund verschiedener Rückarbeitungsaktionen der Verbundteilnehmer auch ein beträchtlicher Anteil älterer Werke hinzugekommen. Überdies wurden in den 1990er Jahren die Zettel der "Büchernachweisstelle" (ein Zentralkatalog für den Zeitraum 1981-1993) retrokatalogisiert und Anfang 2000 die Daten der früheren "Österreichischen Zeitschriftendatenbank" (ÖZDB) in den Verbundkatalog eingearbeitet, wodurch nun auch eine grosse Zahl von Besitznachweisen von Bibliotheken ausserhalb des Verbundes vorhanden ist.

Die verbale Sacherschliessung, an der sich der überwiegende Teil der Verbundbibliotheken beteiligt, erfolgt seit 1989 kooperativ nach RSWK und SWD. Nach einer aktuellen Statistik (April 2005) beträgt der Anteil der mit RSWK-Ketten versehenen Datensätze 44% - ein Wert, der den Vergleich mit deutschen Verbünden nicht zu scheuen braucht und in den letzten Jahren sogar ein wenig angestiegen ist.3 Was dagegen die klassifikatorische Sacherschliessung betrifft, so gab und gibt es in Österreich keine Einheitlichkeit; die in Deutschland in den 1970er Jahren verfolgte und schliesslich gescheiterte Idee einer "Einheitsklassifikation"4 war hierzulande kaum je ein Thema. Für die Zwecke der systematischen Erschliessung und/oder Buchaufstellung wurden und werden zahlreiche verschiedene Systematiken und Klassifikationssysteme verwendet, zum überwiegenden Teil "Haussystematiken" von unterschiedlicher Grösse und Komplexität. Internationale Universalklassifikationen wie etwa die UDC vermochten sich nicht durchzusetzen und werden nur vereinzelt angewandt. In jüngerer Vergangenheit hat sich allerdings das Interesse an der Regensburger Verbundklassifikation (RVK) verstärkt. Dieses System wurde etwa als präsumtives Ablösesystem für die veraltete Haussystematik der grossen germanistischen Fachbibliothek an der Universität Wien und als faktisches Aufstellungssystem für eine neu errichtete, geisteswissenschaftliche Fakultätsbibliothek in Innsbruck ausgewählt.5 Im Zuge des DFG-Projekts "DDC Deutsch"6 ist auch ein gewisses, vielleicht noch ein wenig abwartendes Interesse an der Dewey-Dezimalklassifikation entstanden.

Die Vielfalt der eingesetzten Systematiken hat dazu geführt, dass klassifikationsbasierte Retrievalmöglichkeiten bisher, wenn überhaupt, nur in den lokalen Katalogen des Österreichischen Verbundes anzutreffen waren. Etwa ein Drittel der lokalen Bibliotheken bietet gegenwärtig in den betreffenden OPACs solche Suchoptionen in verschiedenen Ausformungen an. Das OPAC-Modul der genannten Bibliothekssoftware würde es zwar ermöglichen, ein Klassifikationssystem als (lokale) Normdatei zu implementieren, doch hat bisher keine der lokalen Bibliotheken den damit verbundenen Aufwand riskiert. In Ermangelung sonstiger Softwareunterstützung für Systematiken wurden durch die lokalen Systembibliothekare quasi in Eigenregie klassifikatorische Recherchekomponenten verschiedener Art eingerichtet, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll.7

Tabelle 1: Zentrale Katalogisate mit Notationen (Stand: 04/2005)
Im zentralen Verbundkatalog gab es bislang keine solchen klassifikationsbasierten Suchmöglichkeiten. Die lokalen Notationen werden ja beim Lokaldatensatz katalogisiert (in Aleph-Terminologie im "HOL-Satz") und gelangen nicht in den Verbundkatalog. Allerdings ist es auch bei der zentralen Katalogisierung der bibliographischen Daten möglich, die MAB-Kategorie 700 mit den verschiedenen Indikatoren für die Eingabe von Notationen bestimmter Klassifikationssysteme zu nutzen. Von dieser Möglichkeit wird sowohl aktiv als auch passiv (d.h. durch Fremddatenübernahme) Gebrauch gemacht. In Tabelle 1 werden die Häufigkeiten der zur Zeit im Verbundkatalog vorfindbaren Datensätze mit Notationen (in der Reihenfolge der MAB-Indikatoren) wiedergegeben.8 Daraus ist ersichtlich, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur ein System - die ZDB-Systematik - eine wirklich nennenswerte Rolle spielt, da damit über 300.000 Datensätze erschlossen sind. Während dieser Anteil als zeitlich etwa gleichbleibend charakterisiert werden kann, ist die Zahl der nach der RVK erschlossenen Titel - nicht zuletzt aufgrund des erwähnten Innsbrucker Projektes - deutlich im Zunehmen begriffen (derzeit fast 155.000). Ausserdem scheint die RVK auf dem besten Wege zu sein, sich als Aufstellungssystem bei den in Österreich noch relativ neuen Fachhochschulbibliotheken durchzusetzen. Die knapp 89.000 mit Dewey-Notationen versehenen Titel stellen insofern ein Problem dar, als bei ca. 15% davon eine eindeutige Versionsangabe fehlt und somit eine Verwendung der DDC-Notationen einen nicht unbeträchtlichen Nachbearbeitungsbedarf erfordern würde. Die Mathematics Subject Classification (MSC, nach der "American Mathematical Society" auch als "AMS-Klassifikation" bekannt) ist mit über 20.000 Verbundtiteln die einzige auf nationaler Ebene wichtige Fachklassifikation. Auf die übrigen in Tabelle 1 enthaltenen Systeme soll hier nicht weiter eingegangen werden.

Im OPAC des Österreichischen Bibliothekenverbundes wurden bisher die Notationen der Systeme ZDB, RVK und MSC bei der Vollanzeige der bibliographischen Datensätze einfach nur angezeigt, was zugegebenermassen nicht gerade als benutzerfreundlichste Lösung gelten konnte. Im Frühjahr 2005 wurde der Verbundkatalog auf die neue Aleph-Version 16 umgestellt9 und im Zuge der Neuparametrisierung des OPACs entschieden, diese Situation zu verbessern. Allerdings sollten nicht einfach die vorhandenen Notationen zur Recherche bereitgestellt werden - derlei wurde schon vor Jahren als "Scheinangebot" kritisiert, das am Verständnis vieler Benutzer vorbeigeht.10 Wie bei den erwähnten lokalen Lösungen war es dazu nötig, eine (Um-)Nutzung bestehender Aleph-Komponenten vorzunehmen und neue, im OPAC-Modul vom Hersteller nicht vorgesehene Seiten hinzuzufügen. Im folgenden wird dargestellt, welche Anzeige- und Recherchemöglichkeiten dadurch entstanden sind und was in Zukunft noch erreicht werden soll.

ZDB-Systematik

Die in der ZDB verwendete Systematik ist ein hierarchisches Fachgruppenschema, das der groben Gliederung des in der Zeitschriftendatenbank enthaltenen Materials für statistische Zwecke dient und für Selektionen nach grossen Fachgebieten und zur Eingrenzung des Suchergebnisses bei Online-Recherchen herangezogen werden kann. Die Notationen dieser Systematik sind dreistellige numerische Codes, die in neun Hauptgruppen (= erste Stelle der Notation) gegliedert sind.

Für die Recherche im Österreichischen Verbundkatalog werden den Benutzern zwei Datenbanken angeboten - einerseits der komplette Datenbestand als "Gesamtkatalog" und andererseits auch der darin enthaltene Periodikabestand als "Teilkatalog Zeitschriften und Serien".11 Letzterer ist - in Aleph-Terminologie - eine "logische Datenbank", deren Definition quasi auf einer Vorselektion der (physischen) Gesamtdatenbank nach bestimmten Kriterien beruht. Der Teilkatalog umfasst alle im Österreichischen Verbundkatalog nachgewiesenen fortlaufenden Publikationen, also Zeitungen, Zeitschriften, zeitschriftenartige Werke (Jahrbücher, Geschäftsberichte etc.) sowie Schriftenreihen (Serien); sein Umfang beträgt rund 350.000 Datensätze. Diese decken sich zum Grossteil mit jenen, die durch Notationen der ZDB-Systematik erschlossen sind.

Abbildung 1: Vollanzeige mit ZDB-Notation und kontextsensitiver Hilfe
Die beiden Online-Kataloge verfügen zum Teil über dieselbe Benutzeroberfläche, zum Teil aber über unterschiedliche Recherchemöglichkeiten. So ist es etwa in beiden OPACs möglich, mit der Kommandosprache des Expertenmodus nach ZDB-Notationen zu recherchieren - eine Option, die in der Realität wohl nur von (wenigen) Experten genutzt wird. Auch die Vollanzeige der gefundenen Titel ist ident. Im Fall der Präsenz einer ZDB-Notation sollte hier eine im Vergleich zur früheren Anzeige verbesserte Lösung gefunden werden. Mag es auch trivial klingen, so ging es dabei eigentlich nur darum, den Benutzern mitzuteilen, (a) was die ZDB-Systematik bzw. die ZDB selbst überhaupt ist und (b) was die eben angezeigte Notation bedeutet.

In Abbildung 1 wird ein Datensatz im "Standardformat" angezeigt, einer Vollanzeige mit allen wichtigen Datenfeldern und deren verbalen Feldbezeichnungen.12 Darunter finden sich auch je eine Notation der RVK und der ZDB-Systematik. Für diese Notationen wurde - bewusst mit dem Prinzip der seitenspezifisch eingerichteten Online-Hilfe13 brechend - eine feldspezifische Hilfe implementiert, die sich beim Anklicken eines kleinen Icons öffnet und für die ZDB-Systematik in Abbildung 1 ausschnittweise zu sehen ist. In dem Hilfetext, der zum Teil auf den im ZDB-OPAC verfügbaren Informationen beruht, werden zum einen die ZDB und die ZDB-Systematik kurz erläutert und zum anderen die Nutzungsmöglichkeiten im Verbund-OPAC angeführt.

Abbildung 2: Suchdienste für ZDB-Notationen
Um die inhaltliche Bedeutung einer ZDB-Notation anzuzeigen, wurde die Aleph-Funktionalität "Suchdienste" herangezogen. Dabei handelt es sich um eine feldspezifisch parametrisierbare Option, die die Feldinhalte verlinkt und bei Anklicken eines solchen Links ein neues Fenster öffnet. Je nach Parametrisierung wird darin angeboten, den gewünschten Feldinhalt im Kontext seiner benachbarten Indexeinträge im Phrasenindex anzuzeigen, mit ihm als Suchkriterium eine OPAC-Recherche durchzuführen oder aber nach dem betreffenden Begriff mit einer bzw. mit mehreren externen Suchmaschine(n) weiter zu recherchieren. Abbildung 2 zeigt, in welcher Form diese Funktionalität angepasst wurde: Während die beiden Optionen "Indexliste" und "weitere Treffer" bereits früher bestanden (jedoch wohl kaum genutzt wurden, da die Bedeutung der Notation meist unbekannt war), ist die dritte Option neu.
Abbildung 3: Anzeige der Bedeutung der ZDB-Notationen
Auf der Basis relativ einfacher Javascripts, die in die entsprechenden HTML-Quellen eingebaut wurden, erkennt der OPAC, dass es sich hier nicht um Felder wie Autor, Titel oder Schlagwort handelt - in diesen und anderen Fällen würde standardmässig das Weitersuchen mit Google, Yahoo!, Lycos usw. angeboten werden - sondern um eine Notation, konkret eine solche aus der ZDB-Systematik. Die Sub-Überschrift lautet daher nicht "Weitersuchen mit einer Suchmaschine", sondern "Was bedeutet diese Notation?" Die weitere Konfigurierung verlief dann wieder ähnlich wie im Fall der Suchmaschinen: Über die entsprechende Parametrisierungstabelle wird ein "Suchstring" mit der Notation als Kriterium generiert. Dieser wird allerdings nicht an Google oder einen ähnlichen Dienst weitergereicht, sondern bewirkt den Aufruf einer auf dem Webserver der Verbundzentrale selbst eingerichteten Seite, auf der die Gruppen der ZDB-Systematik aufgelistet sind. Die Positionierung erfolgt so, dass die abgefragte Notation samt ihrer verbalen Bezeichnung im Kontext ihrer Hauptgruppe sichtbar wird (Abbildung 3).

Während diese von der Vollanzeige ausgehende Funktionalität auch im "Gesamtkatalog" zur Verfügung steht, werden die folgenden Suchoptionen nur im "Teilkatalog Zeitschriften und Serien" angeboten. Für Kundige besteht hier die Möglichkeit, über die Suchformulare "Einfache Suche" und "Suche mit mehreren Feldern" nach bereits bekannten ZDB-Notationen zu recherchieren und zu diesem Zweck auch den passenden Wort-Index auszuwählen. Auch wenn schon seit langem "gilt", dass sich OPAC-Benutzer an einen Sucheinstieg mittels Systemstelle kaum "heranwagen",14 ist dies im Fall der ZDB-Systematik angesichts ihrer einfachen Notationen durchaus nicht auszuschliessen, nicht zuletzt, da ein Verbund-OPAC doch von einem sehr stark segmentierten Publikum verwendet wird. Des weiteren kann auch bei der Funktion "Ergebnisliste modifizieren" das Datenfeld "ZDB-Systematik" ausgewählt werden, um eine Treffermenge auf eine bestimmte Fachgruppe einzugrenzen. In diesem Kontext wäre eine adäquate Möglichkeit, abermals eine Verbindung zur inhaltlichen Bedeutung der Notationen zu schaffen, sicherlich von Vorteil, da in der Situation des Eingrenzens eines Resultats das Assoziieren einer konkreten Notation wohl nur selten erwartet werden kann. Diese Unterstützung fehlt zur Zeit noch; sollte sich keine bessere Option finden lassen, so wird auf der betreffenden Seite zumindest ein Link zu der in Abbildung 3 dargestellten Auflistung eingerichtet werden, sodass wenigstens eine unmittelbare Nachschlagemöglichkeit besteht.

Abbildung 4: Systematische Recherche nach ZDB-Fachgruppen (Einstiegseite)
Völlig neu ist im "Teilkatalog Zeitschriften und Serien" das Angebot einer systematischen Recherche mittels ZDB-Systematik. Der Terminologie der ZDB gemäss wird dies unter der Bezeichnung "Fachgruppen" in Ergänzung zu den Suchoptionen "Einfache Suche", "Suche mit mehreren Feldern" und "Suche im Expertenmodus" angeboten. Dabei werden keine Kenntnisse der ZDB-Notationen vorausgesetzt. Vielmehr dient die hierarchische Struktur der Systematik als Gerüst für eine Navigation mittels der verbalen Klassenbenennungen. Die Notationen selbst fungieren lediglich als anklickbare Links, über die die entsprechenden Suchanfragen abgesetzt werden, und hätten z.B. auch durch Icons ersetzt werden können. Angesichts der einfachen Struktur der ZDB-Systematik und der Kürze bzw. einfachen Merkbarkeit der Notationen wurden diese Codes jedoch beibehalten.

Abbildung 5: Recherche nach ZDB-Fachgruppen aus der Hauptgruppe "Naturwissenschaften"
Die Einstiegseite zu dieser Fachgruppen-Recherche, auf der die gewünschte Hauptgruppe der ZDB-Systematik ausgewählt werden kann, enthält einfache HTTP-Links, die zur Anzeige der jeweils gewünschten Gruppe führen (Abbildung 4). Diese Seite wurde neu erstellt und dem allgemeinen optischen Erscheinungsbild des OPACs angepasst. Gleichfalls neu eingerichtet wurde für jede der neun Hauptgruppen eine Seite, auf der die zugehörigen Untergruppen aufgelistet und für die Recherche verlinkt sind (Abbildung 5). Diese Links ermöglichen die Suche nach der gewählten Notation - einerseits im Österreichischen Verbundkatalog (linke Seite) und andererseits im OPAC der ZDB (rechte Seite). Die Recherche im österreichischen Bestand beruht auf dem Aleph-Mechanismus "generic links",15 während den Links zum deutschen OPAC Aufrufe unterlegt sind, die dem Quelltext dieses unter dem System PICA betriebenen Kataloges entnommen wurden.16 In beiden Fällen erscheint, jeweils in einem neuen Browserfenster, eine Kurztitelanzeige der mit der gewählten Notation erschlossenen Periodika. Aufgrund der unterschiedlichen Grössenordnungen der beiden Kataloge resultieren dabei natürlich sehr unterschiedliche Treffermengen. Im Falle eines Null-Treffer-Ergebnisses würde der Aleph-OPAC aufgrund der Syntax der Links mit der Anzeige eines Suchformulars des Expertenmodus reagieren; dies ist jedoch de facto nicht zu erwarten, da alle Klassen der ZDB-Systematik besetzt sind. Vielmehr wird im Falle der meisten Klassen eine weitere Eingrenzung der Ergebnisse erforderlich sein, um zu sinnvollen Treffermengen zu gelangen.

RVK

Bekanntlich ist die ursprünglich als reines Buchaufstellungssystem der Universitätsbibliothek Regensburg konzipierte RVK eine Sammlung von 34 Fachsystematiken, die durch ein einheitliches Notationssystem zu einer Gesamtklassifikation zusammengefasst wurden. Die RVK ist im Laufe der Jahre zu der in Deutschland mit weit über 100 Anwendern - insbesondere im Hochschulbereich - am weitesten verbreiteten Klassifikation geworden. Die Notationen des über 118.000 Klassen umfassenden Systems, die nicht hierarchieabbildend sind, werden aus Grossbuchstaben und drei- bis sechsstelligen Zahlen gebildet. Eine gute Übersicht über die Hierarchien und Notationen der RVK bietet die von der UB Regensburg erstellte und gewartete Web-Ausgabe RVK-Online.17

Abbildung 6: Von der OPAC-Vollanzeige zum semantischen Kontext einer RVK-Notation

Wie eingangs erwähnt, spielt die RVK nun auch im Österreichischen Verbundkatalog eine Rolle. Wie schon in Abbildung 1 zu sehen ist, wird auch beim Auftreten von RVK-Notationen in einer Vollanzeige eine feldspezifische Hilfe angeboten (anklickbares Icon), in der kurz erläutert wird, was die Regensburger Verbundklassifikation ist, wie die Notationen aufgebaut sind und welche Nutzungsmöglichkeiten im Verbundkatalog bestehen. Abbildung 6 zeigt ein anderes Beispiel, aus dem hervorgeht, in welcher Weise bei diesem Klassifikationssystem die Verlinkungsmöglichkeit mittels der Aleph-Funktionalität "Suchdienste" genutzt wurde. Wird nämlich auf diesem Wege - d.h. analog zur oben geschilderten Vorgangsweise bei ZDB-Notationen ­- nach der Bedeutung der angezeigten Notation gefragt, so erfolgt hier eine direkte Abfrage in RVK-Online, da der Suchmaschinen-Option der "Suchdienste" ein Link zugrundegelegt wurde, der die betreffende Notation als Datenbankabfrage dorthin übermittelt.18 Die resultierende Anzeige bietet im linken Rahmen eine hierarchische Navigationsmöglichkeit in den Tafeln der RVK, während im rechten Rahmen der semantische Kontext der jeweils ausgewählten Notation zu sehen ist. Im konkreten Beispiel wird daraus ersichtlich, dass die Notation "BO 1268" mit der Benennung "Regensburg (Stadt)" verknüpft ist und zur Hierarchie der Kirchengeschichte Bayerns gehört. Darüberhinaus ist bei vielen Notationen auch noch eine Beschlagwortung (hier: "Regensburg / Kirchengeschichte") angeführt, die auch für das Online-Sachregister Verwendung findet.

Abbildung 7: Suche im Sachregister von RVK-Online
Die auf der RVK basierenden Suchmöglichkeit sind im Österreichischen Verbundkatalog zur Zeit auf die Option beschränkt, im Expertenmodus nach konkreten (bereits bekannten) Notationen zu suchen bzw. dabei auch zu trunkieren. Dafür steht der Wort-Index "wrk" zur Verfügung. Von der Möglichkeit, diesen Index auch bei den formulargestützten Suchen ("einfache Suche", "Suche mit mehreren Feldern") als auswählbares Datenfeld anzubieten, wurde bisher bewusst Abstand genommen: Mit rund 155.000 Titeln ist der nach der RVK erschlossene Teil des OPACs für eine solche Parametrisierung ganz einfach noch zu klein. Ausserdem ist die Suche nach Notationen bekanntlich nicht so wichtig wie es etwa eine Suche mittels verbalen Einstiegen in Wort- bzw. Browse-Indizes auf der Basis der RVK wäre, was aber derzeit im Österreichischen Verbundkatalog nicht realisierbar ist. Daher ist der kürzlich gefasste Beschluss der Kommission für Erschliessung (KES) des Bayerischen Bibliotheksverbundes, wonach die Regensburger Verbundklassifikation, ausgehend von der bestehenden Online-Version, als Normdatei in Aleph eingebracht und gepflegt werden soll,19 auch für Österreich - im Hinblick auf eine mögliche Kooperation - von grossem Interesse. Eine solche Normdatei würde nicht nur die erwähnten verbalen Sucheinstiege ermöglichen, sondern auch für die Anzeige des semantischen Kontexts von RVK-Notationen nicht mehr den Umweg über eine externe Datenbankapplikation benötigen.

Abbildung 8: Suche im Vokabular von RVK-Online

Abbildung 9: Recherche mit der gefundenen Notation in verlinkten OPACs
Im Hinblick auf verbale Suchmöglichkeiten in der RVK können die Benutzer des Österreichischen Verbund-OPACs einstweilen nur auf die RVK-Online-Fassung verwiesen werden, da diese neben der Recherche nach Notationen auch die Suche in einem Sachregister (Abbildung 7) bzw. in den Klassenbenennungen (Abbildung 8) erlaubt. Wie die Suche nach einer konkreten Notation finden auch diese beiden Recherchen im obersten Rahmen der Webseite von RVK-Online statt. Während die erstgenannte als Ergebnis eine Auflistung des alphabetischen Registers beim eingegebenen Suchbegriff erbringt, führt die letztere zu einer systematischen Darstellung aller (Sub-)Klassen, deren Benennung den gewünschten Begriff enthält. Freilich kann kaum erwartet werden, dass mehr als nur einige wenige hochmotivierte Benutzer so vorgehen werden, um sodann mit den auf diese Weise gefundenen Systemstellen manuell im österreichischen OPAC weiterzurecherchieren. Wie aus Abbildung 9 hervorgeht, scheinen bei der Anzeige der Unterklassen in RVK-Online Links zu den OPACs des BVB (BibliotheksVerbund Bayern) und des BSZ (Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg) auf, deren Betätigung eine Recherche mit der betreffenden Notation im jeweiligen OPAC auslöst. Darunter findet man aber auch eine Auswahlliste mit weiteren Bibliothekskatalogen, die eine solche Suche unterstützen. Ab dem Erreichen einer bestimmten (noch festzulegenden) Menge von RVK-Notationen im Österreichischen Verbundkatalog wäre daher die Aufnahme auch dieses OPACs in die gezeigte Auswahlliste ein Anliegen, mit dem an die UB Regensburg herangetreten werden sollte.

MSC

Abbildung 10: Von der OPAC-Vollanzeige zur Bedeutung einer MSC-Notation
Im Fachgebiet Mathematik stellt die Mathematics Subject Classification das international allgemein anerkannte sachliche Erschliessungsinstrument dar. Die derzeit aktuelle Version stammt aus dem Jahr 2000. Die Notationen dieses hierarchischen Klassifikationssystems mit drei Ebenen setzen sich aus numerischen (oberste und dritte Ebene) und alphabetischen Codes (zweite Ebene) zusammen, z.B.: "03G12".20 In Summe verfügt die MSC über zirka 5.000 Klassen.

Auch für die MSC besteht im Österreichischen Verbundkatalog derzeit noch keine Normdatei-Lösung. Aus diesem Grund wurde für die Erläuterung der Anzeige von MSC-Notationen bzw. zur Entschlüsselung ihrer Bedeutung bis auf weiteres eine Lösung analog zu der bereits für die RVK dargestellten implementiert. Dies wird in Abbildung 10 veranschaulicht: Zu MSC-Notationen in der OPAC-Vollanzeige wird eine feldspezifische Hilfe angeboten; durch Anklicken der Notation kann im Wege der "Suchdienste" eine Recherche in der Web-Version der MSC21 veranlasst werden, die zur Anzeige der Bedeutung dieser Notation führt. Im Gegensatz zu RVK-Online ist das Ergebnis dieser Suche jedoch nicht unmittelbar die Visualisierung des semantischen Kontextes, sondern bloss eine Auflistung aller Einträge, die die betreffende Notation enthalten (d.h. die Klassenbenennung sowie Siehe-auch-Verweisungen aus anderen Klassen). Erst durch weiteres Navigieren werden dann auch die hierarchischen Beziehungen der Systemstelle sichtbar.
Abbildung 11: Such- und Browse-Optionen in der Web-Version der MSC
Zusätzlich verfügt die Web-Version der MSC über eine Such-Seite, auf der sowohl die verbale Recherche in der Klassifikation als auch das hierarchische Navigieren angeboten werden (Abbildung 11). Im Verbundkatalog selbst kann nach bekannten MSC-Notationen im Expertenmodus unter Verwendung des Wort-Index "wka" recherchiert werden.

Die Möglichkeiten einer Implementierung der MSC als Normdatei unter Aleph 500 wurden in Österreich bereits vor einigen Jahren und noch unter der Aleph-Version 11.5 analysiert, doch kam dieses Projekt damals nicht weit über die Parametrisierung und Präsentation einer Demo-Version hinaus.22 Nach dem Beginn der Implementierungsphase (an einer mathematischen Fachbibliothek) konnten die Eingabe- und Redaktionsarbeiten aus personellen Gründen nicht fortgeführt werden; das Projekt wurde daher unter der nächsten Version (14.2) nicht verfolgt. Erst jetzt, nach der erfolgreichen Migration des Verbundsystems in die Version 16, soll es wieder aufgenommen und zum Abschluss geführt werden.

Bei der Untersuchung der für eine hierarchische Normdatei verwendbaren Linkstrukturen in Aleph stellte sich damals heraus, dass die im Prinzip verfügbare Funktionalität von Thesauruslinks nur in der MARC-Version, nicht aber in der MAB-Version der Software einsatzfähig war. Aus diesem Grund optierte das Konzept für die Verwendung des auch in den bibliographischen Datensätzen genutzten hierarchischen Aleph-Links, der auf dem Eintrag der ID-Nummer eines jeweils übergeordneten Datensatzes in der MAB-Kategorie 010 basiert und damit zwischen den über dieses Feld verknüpften Datensätzen hierarchische Ebenen generiert, die z.B. bei der Vollanzeige zum Display des verlinkten Titels des übergeordneten Satzes beim untergeordneten führen. Als Konsequenz dieses Ansatzes wurde entschieden, in den Datensätzen der MSC-Normdatei23 anstelle von ID-Nummern (Kategorie 001) die Notationen zu verwenden und als Ansetzungsform für jede Klasse (Kategorie 331) die Notation nebst der Klassenbenennung, zu katalogisieren. Wie aus Abbildung 12 ersichtlich wird, findet sich bei den Datensätzen der Hierarchieebenen 2 und 3 in der Kategorie 010 stets die Notation der jeweils übergeordneten Klasse (z.B. "03Gxx" bei der Klasse "03G12"). Dadurch werden die Link-Texte (d.h. die Einträge in den Kategorien 331) der übergeordneten bzw. untergeordneten Klassen angezeigt bzw. verlinkt. In der Normdatenanzeige der bibliographischen Datenbank (d.h. des Verbundkataloges) würde dies dazu führen, dass auch von den übergeordneten / untergeordneten Klassen sowie den Siehe-auch-Verweisungen eines bestimmten Datensatzes direkt zu den damit verknüpften Titeldatensätzen navigiert werden könnte. Dies wird dadurch ermöglicht, dass die Indexeinträge in der bibliographischen Datenbank ident mit den Kategorien der Normdatei und nicht, wie etwa im Falle der SWD, Kombinationen mit ID-Nummern sind. In der Indexparametrisierungsdatei des Verbundkataloges müssten daher Einträge vorhanden sein, die auch die "OGN"- und "UGN"-Kategorien24 sowie die Siehe-auch-Verweisungen der Normdatensätze mit dem MSC-Heading-Index in der Titeldatenbank in Beziehung setzen, wodurch bei Übereinstimmung der Kategorieninhalte eine Verlinkung erfolgt. Die Verknüpfung der Normdatei zur bibliographischen Datenbank basiert auf dem allgemeinen Normdaten-Index "GEN", der aus den Ansetzungs- und Verweisungsformen gebildet wird. Bei der Katalogisierung im Verbundkatalog würde die Ansetzungsform einer MSC-Klasse in die bibliographische Kategorie "700 m" übernommen werden und bei der Indexierung (Wort- und Browse-Indizes) durch die Verbindung zu diesem "GEN"-Index mit den weiteren Informationen (Verweisungsformen etc.) angereichert werden.

Abbildung 12: Die MSC-Hierarchien in einer Aleph-Normdatei
Die Redaktionsarbeit bei der Aufbereitung der MSC als Normdatei umfasst darüberhinaus auch die Erstellung sinnvoller verbaler Indexeinträge (Verweisungsformen in Kategorie 803) durch das schlichte Eintragen der verbalen Klassenbenennung, oft aber auch das Auflösen komplexer Klassenbenennungen oder das Hinzufügen von Homonymenzusätzen,25 sowie das Einarbeiten von Siehe-auch-Verweisungen aus der MSC (in Kategorie 860a, vgl. Abbildung 12 bei Klasse "03G12"). Eine deutschsprachige Erschliessung der MSC-Klassen durch Schlagwortketten nach RSWK (nebst Nutzung der SWD als Normdatei für die Aktualisierung der Schlagwörter) war ursprünglich angedacht worden, ist aber wegen des hohen personellen Aufwandes eher unrealistisch geworden.

Für die Recherche im Verbundkatalog (Dienstrecherche und OPAC) müsste einerseits ein Browse-Index erstellt werden, der sowohl über einen nach Ansetzungsformen (Notationen + Klassenbennungen) sortierten als auch über einen alphabetischen Abschnitt auf Basis der verbalen Verweisungskategorien des Normdatensatzes verfügt, andererseits aber auch ein Wort-Index, der die trunkierte Suche nach einer Notation ermöglicht. Für den OPAC wäre darüberhinaus noch ein anwenderseitig zu erstellendes Interface für eine hierarchische Recherche mittels der MSC erforderlich, da eine Vorlage dafür im OPAC-Modul des Herstellers nicht enthalten ist.

Basisklassifikation

Bei der ursprünglich von der niederländischen PICA-Stiftung entwickelten Basisklassifikation (BK) handelt es sich um ein monohierarchisches System von etwa 2.100 in 48 Hauptgruppen gruppierten Klassen. Die vom Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV) modifizierte und gepflegte deutschsprachige Ausgabe ist online verfügbar (Stand: Dezember 2004).26 Die BK ist aufgrund ihrer relativ groben Struktur als alleiniges Erschliessungsinstrument nur für kleinere Bestände geeignet (man spricht von einer Obergrenze von etwa 60.000 Einheiten) und wurde ausdrücklich in erster Linie als Ergänzung zur verbalen Sacherschliessung im OPAC - d.h. zur thematischen Eingrenzung von Schlagwortrecherchen - konzipiert. Ihre Notationen sind vierstellig, enthalten nur Ziffern sowie einen Punkt nach den beiden ersten, für die Hauptklassen stehenden Stellen (z.B. "17" = Sprach- und Literaturwissenschaft, "17.75" = Literaturkritik).

In Österreich wurde die Basisklassifikation bislang kaum verwendet. Seit Anfang 2004 kommt sie jedoch in der Österreichischen Dissertationsdatenbank27 zur Anwendung, einer Datenbankapplikation der Verbundzentrale, die dafür das von der Universität Stuttgart lizensierte Publikationssystem OPUS28 einsetzt. Die Dissertationsdatenbank wird im Auftrag des Wissenschaftsministeriums gemeinsam mit den österreichischen Universitätsbibliotheken als Verbundprojekt aufgebaut und basiert auf der dezentralen Online-Erfassung von bibliographischen Daten sowie (freien) Schlagwörtern, Notationen und Abstracts von fertiggestellten Dissertationen durch deren Verfasser.29 Nach Überprüfung der Eingabedaten durch die Universitätsbibliotheken werden die Datensätze freigeschaltet.30 Auf diese Weise wurden seit Anfang 2004 schon über 3.200 Datensätze erstellt.

Von 1990 bis 2003 war die Österreichische Dissertationsdatenbank vom damaligen Forschungszentrum Seibersdorf (heute: Austrian Research Centers) betreut und unter einer proprietären Software geführt worden. In diesem Zeitraum wurden rund 35.000 Arbeiten erfasst. Die klassifikatorische Erschliessung erfolgte mit einer ursprünglich den amerikanischen Dissertation Abstracts nachempfundenen Grobsystematik, die sich jedoch - bei Übernahme des Projektes durch die Verbundzentrale - als dermassen unausgewogen und fachlich unbefriedigend herausstellte, dass ein Weiterarbeiten damit nicht in Frage kam. Bei der Suche nach einem geeigneten, fachlich ausgewogenen und aktuellen System, das eine nicht zu feine hierarchische Struktur aufweist und vor allem auch durch nicht geschulte Klassifizierer - die Verfasser der Dissertationen selbst - angewandt werden kann, fiel die Wahl fast selbstverständlich auf die BK. Im Erfassungsformular wird dazu ein Link zur Online-Ausgabe dieser Klassifikation angeboten: Mindestens eine Notation muss, bis zu fünf Notationen können vergeben werden.

Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Dissertanten mit der BK relativ gut zurechtkommen. Bislang blieb die Präsenz dieser Notationen jedoch auf das OPUS-System beschränkt, da bei der Katalogisierung der Dissertationen im Verbundkatalog noch keine Möglichkeit besteht, die BK-Notationen dort zu katalogisieren (die MAB-Kategorie 700 verfügt über keinen Indikator für diese Klassifikation). Dies soll sich aber in absehbarer Zeit durch die Einführung einer entsprechenden Verbundkategorie ändern. Des weiteren werden auch die "Altdaten" der Dissertationsdatenbank, d.h. die im früheren Seibersdorfer System erfassten Datensätze, in Kürze der Verbundzentrale zur Verfügung stehen und in die OPUS-Datenbank eingebracht werden. Es erscheint nicht unrealistisch, auch diese Katalogisate anstelle der alten Systematik mit BK-Notationen auszustatten, die dann ebenfalls ihren Weg in den Verbundkatalog finden würden.

Ein weiterer Anwendungsfall für die BK ist die seit 2003 an der Verbundzentrale unter Aleph 500 geführte Datenbank "Bibliotheken in Österreich: Adressen von Informationseinrichtungen", ein Verzeichnis von rund 1.800 Institutionen.31 Aufgrund der partiellen Herkunft des Datenmaterials aus zwei Vorläuferdatenbanken32 weisen rund 70% dieser Datensätze eine sachliche Erschliessung nach einer modifizierten Version der "Wissenschaftsklassifikation" auf. Mit der Ablöse dieses veralteten und auch hinsichtlich der Fächergliederung sehr unbefriedigenden Systems durch die BK wurde bereits begonnen. Nach erfolgter Parametrisierung einer geeigneten Kategorie wurden kürzlich die ersten neuerfassten bzw. aktualisierten Datensätze mit Notationen und Klassenbenennungen aus der BK versehen. Die sukzessive Umarbeitung bzw. Neusystematisierung der bisher noch gar nicht sachlich erschlossenen Datensätze wird freilich geraume Zeit in Anspruch nehmen.

Für beide genannten Applikationen, aber auch für eine aktive Vergabe von BK-Notationen durch Verbundteilnehmer oder eine mögliche Übernahme von BK-Notationen aus anderen Quellen, wäre natürlich die Verfügbarkeit der BK als Aleph-Normdatei von grossem Interesse. Für die konkrete Implementierung einer solchen Normdatei könnte im wesentlichen das gleiche Konzept genutzt werden, wie es oben im Zusammenhang mit der MSC vorgestellt wurde. Kürzlich hat auch die Leitung des GBV prinzipiell zugestimmt, dem Österreichischen Bibliothekenverbund die BK-Datei maschinenlesbar zur Verfügung zu stellen. Einem interessanten neuen Projekt kann daher mit Spannung entgegengesehen werden.

Ausblick

Hinsichtlich der DDC sind - schon angesichts der eingangs angedeuteten Datensituation - die Überlegungen noch nicht weit fortgeschritten. Auch ist noch nicht abzusehen, welche externen Recherche- bzw. Anzeigekomponenten für diese Klassifikation zukünftig verfügbar sein werden. So wurde etwa die zentrale Erstellung eines "Navigations-Front-end" vorgeschlagen, das für die Suche nach DDC-Notationen in OPACs genutzt werden kann.33 Die prototypische Implementierung einer solchen DDC-Suchumgebung wurde auch bereits vorgestellt.34 Bis zum Vorliegen solcher Lösungen könnte es aber vielleicht auch nützlich sein - sobald einmal DDC-Notationen im Verbund-OPAC angezeigt werden - , zumindest die Einbettung einer gefundenen Notation in die grobhierarchische Struktur der DDC zu veranschaulichen, wofür vermutlich bestehende Webseiten in ähnlicher Weise wie bei RVK und MSC verlinkt werden könnten.


Literatur

Gattung, B. (1991). Der OPAC der Universitätsbibliothek Düsseldorf: Benutzungsperspektive. In: Plassmann, E., et al. (Hrsg.) 80. Deutscher Bibliothekartag in Saarbrücken 1990: Bibliotheken in Europa. Frankfurt am Main: Klostermann. (ZfBB; Sonderh. 53). 103-108.

Gödert, W. (2002). "Die Welt ist gross - wir bringen Ordnung in diese Welt": Das DFG-Projekt DDC Deutsch. Information:Wissenschaft und Praxis. 53(7). 395-400.

Labner, J.; Oberhauser, O. (2004). Aufbau und Implementierung einer Datenbank für Informationseinrichtungen: Ein gesamtösterreichisches Nachweisinstrument unter Aleph 500. B.I.T. online. 7(2). 125-132.

Müller-Dreier, A. (1994). Einheitsklassifikation: Die Geschichte einer fortwirkenden Idee. Wiesbaden: Harrassowitz. (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 35).

Oberhauser, O. (2005). Implementierung und Parametrisierung klassifikatorischer Recherchekomponenten im OPAC. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 58(1). 22-37.

Oberhauser, O.; Labner, J. (2003). OPAC-Erweiterung durch automatische Indexierung: Empirische Untersuchung mit Daten aus dem Österreichischen Verbundkatalog. ABI-Technik. 23(4). 305-314.

Oberhauser, O.; Seidler, W. (2000). Reklassifizierung grösserer fachspezifischer Bibliotheksbestände: Durchführbarkeitsstudie für die Fachbibliothek für Germanistik an der Universität Wien. Wien: Verein zur Förderung der Informationswissenschaft. - Online: http://www.germ.univie.ac.at/fbg/Studie.pdf

Schulz, U. (1998). "Wie der Schnabel gewachsen ist": Über die Qualität von Opacs - Anforderungen, Realität, Perspektiven. Buch und Bibliothek. 50(5). 345-351.

Schwabl, H.-D.; Labner, J. (2000). Die Mathematical Subject Classification als Normdatei in ALEPH: Ein Werkstattbericht. Vortrag, 26. Österreichischer Bibliothekartag, Wien, September 2000. - Online: http://www.bibvb.ac.at/dokumente/ams_bt2000.ppt

Svensson, L. (2004). Sacherschliessung als Basis für intelligente Navigation ausgehend von der DDC: Konzepte - Realisierung - Visionen. Bibliotheksdienst. 38(10). 1283-1294.


Danksagung

Der Autor dankt Elisabeth Härtenberger, Josef Labner, Alexandra Major und Helmut Ortner für ihre Unterstützung bei der Abfassung dieses Beitrags.


Zum Autor

Dr. Otto Oberhauser ist seit 1978 im (universitären) Bibliotheksdienst und seit 1992 im Österreichischen Bibliothekenverbund tätig, vor allem in den Bereichen Online-Kataloge und Systemparametrisierung (zentrale und lokale Systeme).

Die Österreichische Bibliothekenverbund und Service GmbH
Brünnlbadgasse 17/2a
A 1090 Wien, Österreich

Tel.: +43(0) 1 4035158-17
E-Mail: otto.oberhauser@bibvb.ac.at
http://www.ub.tuwien.ac.at/oco/hp.html


Anmerkungen

1 http://www.bibvb.ac.at [alle in diesem Beitrag zitierten Web-Adressen sind aktuell]. - Die Verbundzentrale, früher eine "Arbeitsgruppe" des Wissenschaftsministeriums, wurde mit 1. Januar 2002 in eine privatwirtschaftliche Rechtsform überführt und firmiert seitdem als Die Österreichische Bibliothekenverbund und Service Gesellschaft m.b.H. mit Sitz in Wien. Sie betreibt und betreut neben dem Verbundkatalog auch eine grössere Zahl lokaler Bibliothekssysteme sowie einige andere fachlich einschlägige Datenbankapplikationen.

2 Einschliesslich einiger Installationen des Kompaktsystems Alephino.

3 Vgl. dazu die Angaben bei Oberhauser & Labner (2003, Fussnote 2 und S. 307).

4 Eine detaillierte Darstellung hiezu bietet Müller-Dreier (1994).

5 Für die Realisierung des Wiener Projektes (Oberhauser & Seidler, 2000) konnten bisher leider keine Ressourcen gefunden werden; zur Innsbrucker Bibliothek vgl. die Jahresberichte für 2003 und 2004, online verfügbar unter: http://www2.uibk.ac.at/ub/statistik/jahresberichte/jahresbericht_2003_fbg.pdf, http://www2.uibk.ac.at/ub/statistik/jahresberichte/jahresbericht_2004_15_geiwi.pdf.

6 Vgl. z.B.: Gödert (2002).

7 Zwei Beispiele finden sich bei Oberhauser (2005).

8 Die MSC-Notationen befinden sich (aus historischen Gründen) noch nicht in der Kategorie 700 m, sondern in einer Behelfskategorie (70V a).

9 Die lokalen Systeme des Verbundes folgen sukzessive im Laufe des Jahres.

10 Schulz (1998, S. 346).

11 http://opac.bibvb.ac.at/acc01 (Gesamtkatalog); http://opac.bibvb.ac.at/acczs (Teilkatalog)

12 Neben diesem Format wird auch ein "Katalogkartenformat" angeboten, das einem traditionellen RAK-Kärtchen nachempfunden ist. Ein den allgemeinen Zitiergewohnheiten besser entsprechendes "Zitierformat" ist geplant, aber noch nicht realisiert. Die Ausgabe im MAB-Format (in der Aleph-Terminologie: "Feldnummernformat") wird im Österreichischen Verbundkatalog für Endbenutzer nicht angeboten und kann auch nicht im Wege der gelegentlich über Mailinglisten verbreiteten "Tricks" aufgerufen werden.

13 Auch diese relativ umfangreiche Online-Hilfe stammt nicht vom Softwarehersteller, sondern wurde durch die Verbundzentrale eingerichtet.

14 Dies war z.B. das Ergebnis einer Logfile-Analyse von Gattung (1991) am Düsseldorfer OPAC.

15 Ein solcher Link basiert z.B. im Falle der Recherche nach der Notation "795" auf der Adresse: http://meteor.bibvb.ac.at/F/?func=find-c&ccl_term=wkz=795 (wobei im Quelltext die Serveradresse in symbolischer Form codiert ist; die abgesetzte Suche entspricht einer Recherche im Expertenmodus unter Verwendung des Wort-Index "wkz").

16 Analog: http://pacifix.ddb.de:7000/DB=1.1/LNG=DU/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8507&TRM=795

17 http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/rvko_neu/

18 Im konkreten Beispiel wird die folgende Adresse generiert und dem Link zugrunde gelegt: http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/rvko_neu/mytree.phtml?not_s=BO%201268

19 Vgl. Protokoll der 15. Sitzung, 3. November 2004. http://www.bsb-muenchen.de/protokolle/kes.htm

20 In diesem Beispiel würde die oberste Ebene wie folgt notiert: 03-xx (Mathematical logic and foundations), zweite Ebene: 03Gxx (Algebraic logic) und die dritte: 03G12 (Quantum logic).

21 http://www.ams.org/msc/; die in diesem Beispiel generierte Link-Adresse für die Suche lautet: http://www.ams.org/cgi-bin/msc/MSCsearch.pl?KeyWord=03G12

22 Vgl. dazu den Bericht von Schwabl & Labner (2000).

23 In der Aleph-Terminologie handelt es sich dabei um eine "AUT-library" (authorities) im Gegensatz zu einer bibliographischen "BIB-library".

24 OGN = übergeordnete Notation; UGN = untergeordnete Notation (s.a. Abbildung 12).

25 So führt z.B. "05A15 Exact enumeration problems, generating functions" zu zwei Einträgen ("Exact enumeration problems"; "Generating functions <Enumerative combinatorics>").

26 http://www.gbv.de/du/sacher/bk3_gbv.shtml

27 http://dissdb.bibvb.ac.at

28 http://elib.uni-stuttgart.de/opus/index.php

29 Nach der Eingabe erhalten die Verfasser eine Erfassungsbestätigung, ohne die keine Einreichung der Dissertation möglich ist.

30 Parallel dazu sollen diese Daten in Zukunft den Bibliotheken zur (semi-)automatischen Erstellung eines Katalogisates im Verbundkatalog dienen; diese Funktionalität ist aber erst in Planung.

31 http://opac.bibvb.ac.at/acc15

32 Vgl. dazu: Labner & Oberhauser (2004).

33 Gödert (2002).

34 Svensson (2004).