Internationaler Leseförderungspreis AusLese vergeben

Sie machen durch spektakuläre Fernsehspots auf das Tabu-Thema Analphabetismus aufmerksam - und zeigen keine Berührungsängste mit neuen Medien. Mit Phantasie, Engagement und viel Sinn für die praktische Umsetzung animieren die sechs Sieger des von der Commerzbank Stiftung und der Stiftung Lesen ausgeschriebenen internationalen "AusLese"-Wettbewerbs. Schüler, Erwachsene und sogar Babys zum kreativen Umgang mit Lesestoff. Am 13. April 2005 wurden sie in einer Feierstunde in der Mainzer Staatskanzlei ausgezeichnet.

Stiftung-Lesen-Geschäftsführer

Heinrich Kreibich, der den Abend moderierte, betonte: "Die 140 Vorschläge und Ideen, die von der Stiftung Lesen-Jury geprüft wurden, belegen, dass es der Leseförderung in Deutschland nicht an Kreativität mangelt, sondern schlicht und einfach an Geld." Unter den Preisträgern: die international viel beachtete Initiative "Bookstart" des britischen "Booktrust", der man gar nicht genug Imitatoren wünschen kann. Sie animiert Kleinkinder und deren Familie von den ersten Monaten an durch Lesepakete, Elternberatung und Bibliotheksaktionen zum Umgang mit Büchern. Deutschland sitzt in Sachen Nachahmung im Gegensatz zu Indien noch in den Startlöchern.

Kinder wachsen heute mit dem Internet auf. Annette Kautt und Jens Gröger erhalten ihren "AusLese"-Preis für "Rossipotti", das erste unabhängige Kinderliteratur-Magazin im Netz, benannt nach einer der witzigen Figuren, die die Kinder dort anleiten. Nicht nur das Internet bleibt Analphabeten verschlossen. Wer nicht lesen und schreiben kann, steht am Rand. Republikweit bekannt ist der Bundesverband Alphabetisierung durch seine aufrüttelnde Medienkampagne zum Thema und wird nun für seinen vielfältigen Einsatz in der Erwachsenen-Grundbildung ausgezeichnet.

Zwei lokal vorbildlich vernetzte Stadtbibliotheksprojekte in Bremen und Brilon sind ebenfalls AusLese-Preisträger. Ein Team der Stadtbibliothek Bremen unter Leitung von Sita Backhaus hat das "early literacy"-Projekt "KeSZ" (Kinder entdecken die Welt der Schrift und Zeichen) entwickelt und mit Kitas in sozial schwachen Stadtteilen umgesetzt. Die Stadtbibliothek Brilon (Leiterin Ute Hachmann) entwickelte mit der "Leselatte" ein äußerst anschauliches Hilfsmittel für "messbar" wachsende Lesekompetenz und unterhält einen mit sämtlichen weiterführenden Schulen kooperierenden "Sommerleseclub". Der "AusLese"-Sonderpreis geht an die Agentur "Secrets of Chiara", die Weltliteratur für "alle fünf Sinne" inszeniert und die Alltagskunst des Vorlesens und Geschichtenerzählens neu belebt.

Die Laudatoren des Abends, Staatssekretär Roland Härtel, Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, der Geschäftsführer der Commerzbank Stiftung, Dr. Werner Verbockett und Dr. Georg Ruppelt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Lesen, zeigten sich von dem hohen professionellen Niveau dieser Leistungsschau der Leseförderung sehr beeindruckt. "Gerade im Zeitalter der neuen Kommunikationsmedien erkennen wir die enorme Bedeutung der Leseförderung, der Entwicklung von Lesekompetenz und kreativem Schreiben. Die rheinland-pfälzische Landesregierung betrachtet diese Kompetenzen als wichtige Voraussetzung, um an der gesellschaftlichen Entwicklung erfolgreich teilhaben zu können und deshalb zahlreiche Projekte wie etwa die Kampagne "Leselust in Rheinland-Pfalz" auf den Weg gebracht", sagte Staatssekretär Härtel.