Wissen im Zentrum

Die VOLKSWAGEN Universitätsbibliothek der
Technischen Universität und Universität der Künste Berlin


Abstracts

1. Geschichte, Planung, Finanzierung
2. Architektur
3. Zwei Bibliotheken unter einem Dach
4. Die Eröffnung
5. Resümee


von Anke Quast

1. Geschichte, Planung, Finanzierung

Am 9. Dezember 2004 eröffneten die Universitätsbibliotheken der Technischen Universität und der Universität der Künste Berlin offiziell ein gemeinsames neues Bibliotheksgebäude, die VOLKSWAGEN Universitätsbibliothek. Damit wurde der erfolgreiche Abschluss eines jahrzehntelangen, oft sehr schwierigen Bauprojekts und der Beginn eines gemeinsamen Bibliotheksbetriebs gefeiert.

Abbildung 1: Lageplan der Bibliothek

Zwei Bibliotheken unter einem Dach mit so unterschiedlichen Schwerpunkten der Sammlung, der Angebote und den Interessen der Nutzerinnen und Nutzer, das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, bietet jedoch bei näherer Betrachtung für alle Beteiligten zahlreiche Vorteile. Der fächerübergreifende Dialog kann hier an nahezu allen Orten, am Buchregal, an den Lese- und Arbeitsplätzen bis hin zur kommunikativen Cafeteria aufgenommen und fortgeführt werden. Die Interdisziplinarität der Sammlungen entspricht den Anforderungen zeitgemäßer Wissenschaft, die sich längst nicht mehr an die überkommenen Grenzziehungen zwischen Technik, Geistes- und Kulturwissenschaften hält. Tonio Kröger und Homo Faber haben, nach einer Formulierung des Präsidenten der Universität der Künste, nun erstmals in ihrer Geschichte ein gemeinsames Dach für ihr Gedächtnis gefunden - und nicht nur das Dach, sondern einen vielfältig nutzbaren Ort, an dem sie gemeinsam ihr Wissen zur Verfügung stellen, austauschen und vermehren können.

Die Bibliotheken der UdK und der TU können auf eine lange Tradition zurückblicken. Die eine reicht bis zur Gründung der Akademie der Künste in das Jahr 1696, die andere wurde zusammen mit der Technischen Hochschule 1884 durch Zusammenführung der Bibliotheksbestände der ehemaligen Bauakademie und der Gewerbeakademie ins Leben gerufen. Beiden Bibliotheken fehlte jahrzehntelang ein auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgerichtetes zentrales Gebäude. So war es nahe liegend, ein gemeinsames Gebäude für beide Bibliotheken zu planen, deren Universitäten sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.

Abbildung 2: Vorderansicht des Bibliotheksgebäudes Fasanenstraße/Ecke Hertzallee (Foto: Siebrand Rehberg)

Der Standort des neuen Bibliotheksgebäudes, fußläufig entfernt zur City West, direkt hinter dem Bahnhof Zoologischer Garten, war bisher - trotz seiner zentralen Lage - ein städtebaulich kaum beachteter Hinterhof. Das Gebäude mit seinem permanenten Publikumsverkehr setzt nun einen ganz neuen Akzent und bildet den Auftakt zu einem neuen Universitätsquartier und damit zur Wiedergewinnung eines vergessenen Stadtraums für die Lehre und Forschung von Kunst und Technik.

Lang, ungewöhnlich lang, war der Weg bis zur Verwirklichung. Als der öffentlich ausgeschriebene Architekturwettbewerb 1988 von dem Braunschweiger Architekten Lothar Jeromin gewonnen wurde, erwarteten alle Beteiligten optimistisch den Baubeginn in naher Zukunft. Die Baugrube war auch bald ausgehoben, aber der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands stoppte die Realisierung des geplanten Gebäudes. In den darauf folgenden Jahren rückte das Bauprojekt auf der Prioritätenliste des Landes immer weiter nach hinten; lagen doch die Schwerpunkte der Bauinvestitionen nun erst einmal im Ostteil der Stadt.

Auch wenn die Notwendigkeit einer neuen, zentralen Universitätsbibliothek auf hochmodernem technischen Standard weiterhin durchaus akut blieb, konnte das Land Berlin seinen finanziellen Anteil im Rahmen der Hochschulbauförderung inzwischen nicht mehr aufbringen. Der Bund hatte seinerzeit bereits die Übernahme von 50% der Kosten zugesagt. Es musste eine alternative Finanzierung für die fehlenden Landesmittel gefunden werden.

Der damalige Präsident der TU, Hans-Jürgen Ewers, entwickelte dafür ein bisher einmaliges Finanzierungskonzept. Der Landesanteil sollte von der Technischen Universität übernommen und ein Kredit über die ausstehende Summe durch Aufgabe von Mietflächen finanziert werden. Die aus den bisherigen Mietobjekten ausziehenden TU-Einrichtungen würden dann in den bisher von der Bibliothek genutzten Räumlichkeiten untergebracht werden. Der dann noch fehlende Restbetrag von 5 Mio. Euro konnte 1999, ebenfalls durch die besondere Initiative des Präsidenten Ewers und mit der Unterstützung der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin e.V. mit Hilfe eines Sponsors, der VOLKSWAGEN AG, gedeckt werden.

Baubeginn sollte jetzt 2001 sein, was aber durch eine Beschwerde gegen das Vergabeverfahren noch einmal verzögert wurde. Ehe im Frühjahr 2002 dann doch endlich mit dem Bau begonnen werden konnte, musste der ursprüngliche Architektenentwurf im Hinblick auf die veränderten Erfordernisse im Bibliotheksbereich und die streng gedeckelten finanziellen Mittel überarbeitet werden. Diese notwendig gewordene Optierungsplanung wurde durch den Berliner Architekten Walter A. Noebel durchgeführt.

Abbildung 3: Planungsentwurf Lothar Jeromin

Abbildung 4: Planungsentwurf Walter A. Noebel

Manchen wird es verwundern, dass dieses Gebäude nun den Namen des Hauptsponsors trägt, sich also das ökonomische Moment im Namen spiegelt und nicht mehr, wie bisher üblich, einen der geistigen Repräsentanten, den König und Fürsten, die Stadt, das Land oder ganz nüchtern, dass nur der Eigenname der Universität selber der Bibliothek den Namen gibt. Die Namensgebung zeigt auch nach außen, dass man angesichts selbstmörderischer Sparpolitik der öffentlichen Hand im Bildungsbereich gezwungen ist, auf die Unterstützung der Wirtschaft zurückzugreifen. So erklärt sich, dass ein öffentliches Gebäude mit dem Namen des letztlich entscheidenden Förderers geschmückt wird. Natürlich wird so ein Akt auch mit der Hoffnung verbunden, dass ein solcher Förderer dem Hause über den aktuellen Anlass hinaus noch gewogen bleibt. TU und UdK haben gerade ein Memorandum of Understanding mit der Volkswagen AutoUni zur Zusammenarbeit in Lehre und Forschung geschlossen.

2. Architektur

Dem endgültig ausgeführten Entwurf fehlt die Verspieltheit und architektonische Eleganz des Wettbewerbsentwurfs, wirkt er doch eher sachlich und schlicht. Außen wurde das Gebäude mit dunkelroten Klinkersteinen im "wilden Verband" verkleidet. Großformatige Aluminiumfenster lockern die Außenflächen auf. In Verbindung mit den kubischen Stelen vor der Vorderfront ist ein Kompaktbau entstanden, dessen Funktion durch die Transparenz der Glasflächen sichtbar wird. Wirkt das Gebäude von außen eher unauffällig, beeindruckt das Innere durch seine strenge Stahl-, Glas- und Betonarchitektur. Drei Lichthöfe durchziehen das Gebäude und versorgen die Etagen über Oberlichter mit natürlichem Licht. Zu den Lichthöfen geöffnete Kommunikationstreppenhäuser verbinden die großflächigen Etagen in vertikaler Richtung. Insgesamt stehen 30.000 m² zur Verfügung. Das Gebäude ist oberirdisch 120 m lang, 43 m breit und 23 m hoch. Das Kellergeschoss wurde mit 70 m wesentlich breiter als die darüber liegenden Geschosse ausgelegt, um zusätzliche Flächen für die Magazine und die Haustechnik zu schaffen.

Abbildung 5: Innenansicht Treppenaufgänge vor Bezug des Gebäudes (Foto Stefan Müller)

Abbildung 6: Innenansicht Treppenaufgang nach Bezug des Gebäudes (Foto: Siebrand Rehberg)

Im Benutzungsbereich dominieren Sichtbetonflächen. Leitungen, Installationsstraßen für Haus- und Datentechnik, die Rohrleitungen der Sprinkleranlage, Lüftung, Betonkernaktivierung sind sichtbar unter der Decke angebracht, die nicht abgehängt wurde. Die Sichtbarkeit der Baumaterialien und der Deckeninstallationen, die einen eigenen ästhetischen Reiz ausstrahlen, vermittelt den Eindruck eines Fabrik- oder Werkstattgebäudes. Diese Konstruktionsweise hat den Vorteil, dass an nahezu beliebiger Stelle Strom- und Datenleitungen für zusätzliche Installationen angezapft werden können; dadurch werden die Gebäudeflächen sehr flexibel nutzbar.

Der völlige Verzicht auf extra installierte dekorative Elemente, die Reduzierung des Farbspektrums auf wenige Grundfarben stellen die Funktion des Gebäudes in den Mittelpunkt.

Auch die von Elsbeth Arlt entworfene Kunst am Bau trägt diesem Reduktionsgedanken Rechnung und setzt ihn künstlerisch um: "Kunst sollte hier die Rolle der Imagination einer Realität hinter der Realität in den Regalen befördern. … Die Kunst am Bau in den drei Lichthöfen des Gebäudes darf als Reverenz an das Medium Buch verstanden werden."

Ausgewählte Schriftzüge, eine Widmung, eine Fußnote und ein Urheberrechtsvermerk werden, losgelöst von den jeweiligen Ausgaben denen sie entstammen, auf den Betonunterzügen der Lichthöfe angebracht. Die einzelnen Buchstaben sind aus Edelstahl gefertigt.

Abbildung 7: Detail Kunst am Bau von Elsbeth Arlt

Dem ganzen Bibliotheksbau liegt ein an ökologischen Grundsätzen orientiertes Energiekonzept zugrunde. Die Klimatisierung der Räume erfolgt über eine Betonkernaktivierung. Dazu wurden in die Fundamentplatte und die Geschossdecken Schläuche eingezogen und zu einem Rohrleitungssystem verbunden. In diesem System wird Wasser umgewälzt, das mit Hilfe von Erdwärme entsprechend temperiert wird. Diese Technik profitiert davon, dass im Sommer die tieferen Erdschichten kühler sind als die Außentemperaturen, im Winter dagegen wärmer. Über das gesamte Gebäude werden die Geschossdecken im Sommer abgekühlt und im Winter erwärmt.

Zusätzlich dienen die Wärmedämmungen der Gebäudesohle, des Dachs und der Fassade und die Verwendung einer speziellen Sonnen- und Wärmeschutzverglasung der sparsamen Energienutzung.

Nach insgesamt 18 Jahren Planung und knapp zweijähriger Bauzeit begann in der vorlesungsfreien Zeit des Sommersemesters 2004 der Umzug der bisher im Hauptgebäude der TU untergebrachten Hauptbibliothek und der acht über den gesamten Campus verteilten Abteilungsbibliotheken sowie der auf fünf Standorte verteilten Bibliothek der UdK. Dieser logistische Kraftakt wurde in Zusammenarbeit mit der Berliner Umzugsfirma Plischka und einem Umzugsbeauftragten der TU sowie unter großem Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Bibliotheken innerhalb der veranschlagten Zeit bewältigt. Innerhalb von drei Monaten sind ca. 2,1 Mio. Medien und ca. 160 Beschäftigte (TU und UdK) umgezogen. Am Freitag, den 15. Oktober 2004 zogen die letzten Bestände ein. Pünktlich zum Beginn der Vorlesungszeit des Wintersemesters am 18. Oktober konnte das Gebäude - wenn auch zunächst nur im Testbetrieb - geöffnet werden.

3. Zwei Bibliotheken unter einem Dach

Das Gebäude präsentiert sich in fünf Ober- und einem Untergeschoss. Der Verwaltungstrakt mit den Büro- und Nebenräumen erstreckt sich über alle oberirdischen Geschosse und ist im Ostteil des Gebäudes untergebracht. Die dem Besucher zugänglichen Bibliotheksflächen umfassen die Freihandbereiche der Etagen eins bis vier und das Zeitschriftenfreihandmagazin im Untergeschoss. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem zwei multimedial ausgestattete Hörsäle, Schulungsräume und eine Cafeteria.

Insgesamt beherbergt die Bibliothek zur Zeit ca. 2,1 Mio. Medien, 400.000 Bände in den Freihandbereichen und 1.700.000 im geschlossenen Magazin. In der Endausbaustufe wird das Gebäude 3 Mio. Medien Platz bieten.

In den Benutzungsbereichen befinden sich, verteilt über alle Etagen, über 700 Lese- und Arbeitsplätze, 300 davon ausgestattet mit EDV (Terminal-Server-Lösung). Auf den Einsatz eines WLANs wurde verzichtet, da alle Arbeitsplätze an das EDV-Netzwerk angeschlossen sind und die Nutzer dort ihre eigenen Notebooks nutzen können. Ein Vorteil dieser Lösung ist, dass durch Abschaltung der Anschlüsse auch stille Arbeitsplätze geschaffen werden können. Ergänzt wird dieses Angebot durch Gruppen- und Einzelarbeitsräume.

Abbildung 8: Lese- und Arbeitsplätze im Freihandbereich (Foto: Elke Weiss)

Betritt der Besucher das Gebäude, gelangt er zunächst in das großzügige Foyer. Hier stehen Garderobenschränke und EDV-Terminals für kurze Recherchen zur Verfügung. Geplant ist ein Shop, der u.a. die Publikationen beider Universitäten anbieten soll. Der eigentliche Bibliotheksbereich beginnt hinter dem Durchgang der Buchsicherungsanlage. Hier befinden sich die gemeinsame Leihstelle von TU und UdK, die Selbstverbuchungsgeräte (Einsatz von RFID-Technik) und - eine Etage tiefer - das öffentlich zugängliche, gemeinsame Zeitschriftenfreihandmagazin. Auf diesen Flächen wird bereits ein Großteil des täglichen Laufpublikums bedient. Ebenfalls im Untergeschoss, aber nicht öffentlich zugänglich, lagern die Bestände des gemeinsamen geschlossenen Magazins sowie die besonders wertvollen Medien, die in speziell gesicherten Magazinen untergebracht sind. Kernstück ist das leistungsfähige, ebenfalls mit RFID-Technik arbeitende Buchtransportsystem, das alle Etagen durch ein System von Aufzügen und Förderbändern miteinander verbindet.

In den Etagen eins bis drei sind die Freihandbestände der TU aufgestellt. Im ersten Obergeschoss haben die Bestände der Bücherei des Deutschen Gartenbaues e.V., der größten Spezialbibliothek für Gartenliteratur in Deutschland, ihren Platz sowie das Informationszentrum der TU. Auf den ersten beiden Etagen bietet die TU-Bibliothek neben allgemeinen Nachschlagewerken die Literatur zu ihren naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebieten (Mathematik, Informatik, Chemie, Elektrotechnik, Maschinenbau) an, hinzu kommen im dritten Obergeschoss eine Reihe geisteswissenschaftlicher Fächer (Kommunikations- und Geschichtswissenschaften, Germanistik, Philosophie). Die Bestände sind einheitlich nach der Regensburger Verbundklassifikation erschlossen und aufgestellt. Die zu den genannten Fachgebieten gehörenden Zeitschriftenbestände (ab Jahrgang 2000 und Einzelhefte des aktuellen Jahrgangs) sind ebenfalls den jeweiligen Etagen zugeordnet, so dass sich insgesamt eine Bibliothek der kurzen Wege ergibt. Dieses Konzept wird durch die übersichtliche Gebäudestruktur und den Verzicht auf einen zentralen Lesesaal unterstrichen.

Die UdK-Bibliothek führt in der vierten Etage erstmalig das multimediale Angebot zu den an der UdK vertretenen Fachgebieten räumlich zusammen. Die Monografien sind nach den bestehenden Systematiken in vier Fachgruppen aufgestellt: Bildende Kunst/Architektur, Kommunikation, Design sowie Musik/Theater. Auch diesen Gruppen sind die entsprechenden laufenden Zeitschriften zugeordnet. Auch Noten, ein Teil des größten Gesamtbestandes an einer deutschen Musikhochschule, stehen - systematisch geordnet - den Nutzern frei zugänglich zur Verfügung. Ein großer abgeschlossener Bereich dient der Arbeit mit audio-visuellen Sondermedien (Tonträger, Videos, DVDs, Mikroformen und besonders wertvolle Druckschriften). Hier stehen entsprechende technische Geräte an den Abhör- und Sichtplätzen bereit.

Abbildung 9: Arbeitsplätze für Sondermedien in der vierten Etage UdK (Foto: Siebrand Rehberg)

Die Kopierdienstleistung wird auf allen Etagen durch eine externe Firma, die Firma alpha, angeboten. Für Bücher und Zeitschriften kommen buchschonende Buchscanner zum Einsatz. Auf allen Etagen können, abgetrennt vom Benutzungsbereich, Kopien und Readerprints angefertigt werden. Die angefertigten Scans können wahlweise ausgedruckt, per E-Mail versandt, auf einem USB-Stick gespeichert oder auf CD beziehungsweise DVD gebrannt werden. Diese Dienstleistung geht also über bloßes Kopieren weit hinaus und ermöglicht es den Studierenden, sich für den persönlichen Gebrauch ein elektronisches Archiv der von ihnen genutzten Kopien anzulegen. Die von der Bibliothek eingerichteten PC-Pools sind ebenfalls in das Dienstleistungsangebot der Firma alpha integriert.

4. Die Eröffnung

Am 9. Dezember 2004 wurde das neue Bibliotheksgebäude in einem festlichen Akt mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur eingeweiht und für die gesamte Öffentlichkeit ihrer Bestimmung übergeben. Das sich am Nachmittag anschließende große und öffentliche Bibliotheksfest hatte zum Ziel, über den Bereich der beiden Universitäten hinaus, die neue Bibliothek als zugänglichen Ort bekannt zu machen - steht sie doch mit ihrem Selbstverständnis und all ihren Funktionalitäten nicht nur den Universitätsangehörigen, sondern auch der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Abbildung 10: Eröffnung des Bibliotheksfestes durch Andrea Zeyns, Bibliotheksdirektorin UdK Berlin und Dr. Wolfgang Zick, Bibliotheksdirektor TU Berlin (Foto TUB/Pressestelle)

An dem Festprogramm waren die Bibliotheken und verschiedene Institute und Einrichtungen beider Universitäten beteiligt. Das Nachmittagsprogramm umfasste die Präsentation des neuen Gebäudes und die Bibliotheksangebote mit thematischen Führungen, die Vorstellung der digitalen Angebote der Bibliotheken und die Vorführung einer Videodokumentation Neubau. Bereichert wurde das Programm durch musikalische, sportliche, wissenschaftliche und künstlerische Beiträge.

Abbildung 11: Zwischen Himmel und Erde, Trampolinartistik des TU-Sports (Foto: TUB/Pressestelle)

Abbildung 12: Lebende Bilder, Institut für Kunstgeschichte (Foto: TUB/Pressestelle)

Auf dieses Ereignis wurde mit einer breit angelegten Werbekampagne unter dem Motto "Wissen im Zentrum" berlinweit aufmerksam gemacht. Bereits zwei Monate zuvor wurden 10.000 Postkarten über einen Stadtverteiler in Umlauf gebracht. Zwei Wochen vor der Veranstaltung wurde großzügig in den Berliner U-Bahnhöfen und im Stadtbereich plakatiert. Am Hauptgebäude der TU, am Bibliotheksgebäude und am S-Bahnhof Tiergarten, in unmittelbarer Nähe der TU, wiesen 10 m lange Werbebanner unübersehbar auf die Eröffnung und das Fest hin. Über die Pressestellen der TU, UdK und der Volkswagen AG wurden die Medien informiert. Zwei Tage vor der Eröffnung gab es eine gut besuchte Presse-Begehung des Gebäudes. Zahlreiche Artikel und Hinweise erschienen bereits im Vorfeld der Veranstaltung in der Tages-, Wochen und Monatspresse, auch überregional.

Abbildung 13: Plakat zur Eröffnung der Bibliothek (Gestaltung: Claudia Drescher)

Schon der Rücklauf der Anmeldungen für den Festakt am Vormittag mit den geladenen Gästen war außergewöhnlich hoch. Ca. 6000 Besucher nutzten das Bibliotheksfest am Nachmittag, um sich das Gebäude anzusehen und sich von dem Programm überraschen zu lassen.

Höhepunkt des Bibliotheksfestes, das sich bis in die Abendstunden erstreckte, war eine Bibliothekstombola, die mit Handzetteln und eigenen Webseiten im Vorfeld extra beworben wurde. Alle annähernd 300 Preise dieser Tombola wurden von Geschäftspartnern der Bibliotheken und umliegenden Firmen und Einrichtungen gespendet. Auch die 20.000 Lose, die dazu zur Verfügung standen, wurden gespendet. Hauptpreis war ein von der VOLKSWAGEN AG gestifteter Polo Fun. Zwei Wochen vor der Eröffnung begann der Verkauf der Lose, der kurz vor Schließung der Verkaufsstellen noch einmal kräftig anzog. Alle Einnahmen, darauf wurde auch in der Werbung hingewiesen, kommen den Bibliotheken direkt für ihren Medienerwerb zugute. So war das Motto der Tombola also, "die Bibliothek" - und damit ihre Nutzerinnen und Nutzer - "gewinnt immer". Durch den Los-Verkauf wurden insgesamt ca. 18.000 Euro eingenommen.

Abbildung 14: Website zur Bibliothekstombola (Gestaltung: Peter Spörrer)

5. Resümee

Die Universitätsbibliotheken von TU und UdK Berlin präsentieren sich als moderne Dienstleistungsunternehmen im gemeinsamen Gebäude. Die Zusammenarbeit beruht auf enger Kooperation bei gleichzeitiger organisatorischer Eigenständigkeit der beteiligten Einrichtungen. Ziel ist es, gegenüber den Kundinnen und Kunden einheitlich aufzutreten, z.B. durch gemeinsame Benutzungs- und Gebührordnung, gemeinsamen Bibliotheksausweis für externe Benutzer, gemeinsame Benutzerdatenverwaltung, gemeinsame Nutzung vorhandener technischer Einrichtungen und benutzungsorientierter Öffnungszeiten. Angestrebter Grundsatz ist dabei: Die Kunden sollen davon profitieren, dass sich in dem Gebäude zwei Bibliotheken befinden, die problemlos zusammenarbeiten und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnen.

Die Besucherresonanz der ersten Betriebsmonate und das große Interesse an der festlichen Eröffnung des Bibliotheksgebäudes zeigen, dass diese Einrichtung auch über den universitären Rahmen hinaus von der breiten Bevölkerung wahrgenommen wird. Die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung der neuen Zentralbibliothek, über den eigentlichen Zweck hinaus, der großzügige Zuschnitt, machen das Gebäude auch für andere Ereignisse und Nutzer interessant. Z.B. bietet es Raum für Ausstellungen, Veranstaltungen, Informationsaustausch und vieles andere mehr.

In Zeiten knapper Kassen sind alle öffentlichen Einrichtungen gezwungen, sich Förderer und Partner zu suchen. Die Finanzierung des Gebäudes und die erfolgreiche Durchführung der Eröffnung wären ohne Zusammenarbeit mit der Wirtschaft nicht machbar gewesen. Diese positive Erfahrung ermutigt die Beteiligten auch weiterhin auf public private partnership zu setzen.


Zur Autorin

Dr. Anke Quast ist Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der

Universitätsbibliothek Technische Universität Berlin
im VOLKSWAGEN-Haus
Fasanenstraße 88
D-10623 Berlin
E-Mail: quast@ub.tu-berlin.de