SRW/U erleichtert verteilte Datenbankrecherchen

Seit zwei Jahrzehnten nutzen vor allem Bibliotheksverbünde das Protokoll Z39.50, um ihren Benutzern im Internet die simultane Abfrage mehrerer Datenbanken zu ermöglichen. Jetzt gibt es einen Nachfolger dieses Protokolls, der eine einfachere Implementierung verspricht. Damit ist auch eine größere Verbreitung für die Suche in verteilten Datenbeständen anderer Institutionen, wie z.B. Archiven und Museen, wahrscheinlich.

SRW/U (Search and Retrieve Web Service bzw. Search and Retrieve URL Service - www.loc.gov/z3950/agency/zing/srw) wurde von einer an der Library of Congress angesiedelten Initiative entwickelt und basiert auf etablierten Standards wie URIs und XML. Die mit SRW und SRU möglichen Abfragen und Ergebnisse unterscheiden sich nur in der Art der Übertragung, verwenden aber beide dieselben Prozeduren. Davon gibt es nur drei: explain, scan und searchRetrieve. Die beiden Erstgenannten dienen dazu, allgemeine Informationen über den Datenanbieter bzw. die verfügbaren Indexe zu bekommen. Das Herzstück ist aber die searchRetrieve-Anweisung. Damit werden Anfragen direkt an die Datenbank gesendet und die Parameter des Suchergebnisses definiert. Verwendet wird dafür die Retrievalsprache CQL (Common Query Language), die simple Freitextsuchen, aber auch mit Boolschen Operatoren verknüpfte Recherchen ermöglicht. Bei SRU werden die Suchbefehle mittels einfacher HTTP GET Anfragen übermittelt, die Ergebnisse in XML zurückgeliefert. Zur Strukturierung der Daten dienen z.B. Dublin Core, MARC oder EAD. Welches Format von der jeweiligen Datenbank bereitgestellt wird, kann durch die explain-Anweisung in Erfahrung gebracht werden.

Einer der ersten Software-Anbieter, der die aktuelle Version 1.1 von SRW/U unterstützt, ist Adlib Information Systems. Alle im Web durch den Adlib Internet Server erreichbaren Datenbanken von Archiven, Bibliotheken und Museen können daher leicht für Abfragen von Portalprojekten und Metasuchmaschinen zugänglich gemacht werden. SRW/U ergänzt damit das bereits seit längerer Zeit verfügbare und ebenfalls von Adlib unterstützte OAI-PMH (Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting). Ein aktuelles Projekt, das diese Technologie einsetzt, ist das "MusIP" (www.musip.nl) genannte Portal der niederländischen Museen. Es ermöglicht die Recherche nach Sammlungen und Sammlungsschwerpunkten in ca. 500 Museen. SRW/U bietet nun die Grundlage, um in Zukunft noch aktuellere und detailliertere Informationen zu erhalten.

(Klaus Bulle, Adlib Information Systems)