Eine bemerkenswerte Gesellschaft!

50 Jahre SCHULZ SPEYER Bibliothekstechnik AG

Am 29. September 2005 wurde stilvoll gefeiert

von Angelika Beyreuther-Raimondi

Im Norden von Speyer, inmitten eines weitläufigen Landschaftsschutzgebietes und umgeben von herrlichen Seen, liegt das Lindener Hotel & Spa Binshof. In diesem stimmungsvollen und stilvollen Ambiente feierte die SCHULZ SPEYER Bibliothekstechnik AG am 29. September mit allen ihren Mitarbeitern, den Pensionären und geladenen Gästen das 50. Jubiläum der Firmengründung. Vorstandsmitglied Erich Hampel begrüßte ganz besonders herzlich die Tochter des Firmengründers mit Familie, den Oberbürgermeister der Stadt Speyer, die regionale Presse und den Festredner Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Eichhorn - und machte anschließend die große Festgesellschaft miteinander bekannt: die Finanziers und regionalen Honoratioren, Museumsleute und Bibliothekare aus der näheren Umgebung, vollzählig erschienen waren auch die Auslandsvertretungen der SCHULZ SPEYER AG aus den Benelux-Ländern, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz.

Als "außerordentlich erfolgreich" bezeichnete Erich Hampel in seiner Würdigung des Jubilars die letzten Geschäftsjahre der SCHULZ SPEYER Bibliothekstechnik AG. "Lieber ein großer Fisch im kleinen Teich, als ein kleiner Fisch im großen Teich", diese Strategie habe der mittelständische Betrieb immer verfolgt - und ist damit offensichtlich gut gefahren. Die Stärke des Unternehmens liege in der Konzentration auf die Marktnische Bibliothekseinrichtung und deren Ausfüllung. Nun rüstet sich die Ideenschmiede aus Speyer für "die schrittweise Ausweitung der Marktführerschaft in Europa in den nächsten Jahren." Besonders setze man dabei auf das "Humankapital", also die eigenen Mitarbeiter. Die langen Betriebszugehörigkeiten der Mitarbeiter sprechen tatsächlich für den sorgsamen Umgang mit diesem wichtigsten Eckstein erfolgreicher Unternehmenspolitik - und für ein gutes Betriebsklima. Seit 1997 werden die Mitarbeiter zudem auch finanziell jedes Jahr mit einer Erfolgsanpassung am Firmengeschehen beteiligt, es gibt Weihnachtsgeld und dieses Jahr eine Jubiläumszuwendung - alles heute keine Selbstverständlichkeiten mehr.

Verkaufsleiter Markus Münch, der sich im Namen der Belegschaft - in seiner Weise: kurz und knapp! - bei den beiden Chefs dafür bedankte, dass in "unserer Firma Menschen nicht als Kostenfaktor sondern als Potential betrachtet werden", wies darauf hin, dass krisensichere Arbeitsplätze und regelmäßig ausbezahltes Gehalt für viele Menschen heute nicht mehr unbedingt zum Alltag gehörten. Angesichts der stabilen Situation der eigenen Firma forderte er die Belegschaft dazu auf, auch in Zukunft mit den Herausforderungen offensiv umzugehen und schloss schlicht mit: "Packen wir's an!"

In Speyer zuhause

Man glaubte es Werner Schineller, dem sympathischen und bodenständigen Oberbürgermeister der Stadt Speyer, dass er diesen eigentlich dienstlichen Termin richtig gerne wahrnahm. "Unternehmerischer Mut und eine Belegschaft, die mitzieht", das sei das beeindruckende Erfolgsrezept von SCHULZ SPEYER, so begann er sein Grußwort. Er habe schon den Firmengründer Hans Richard Schulz persönlich gekannt - und sei mit den beiden Firmenchefs Erich Hampel und Hellmut Haub schon viele Jahre eng verbunden. Er könne beurteilen, dass es etwas besonderes sei, wie partnerschaftlich die Zusammenarbeit zwischen den beiden Firmenchefs funktioniere. "Der Erfolg des Unternehmens ist auch ihr Erfolg", wandte er sich direkt an die Beiden. "Ihre soziale Einstellung verdient ganz große Anerkennung." In den Tagen vor dem 29. September war die Meldung von 8000 "Freisetzungen" beim Daimler Chrysler Konzern bekannt geworden. "Dieser sorglose Umgang mit Arbeitsplätzen ist erschreckend. Das muss ich jetzt einfach mal loswerden!", wetterte der Rathauschef - mit Recht! Dagegen stehe "die persönliche Verantwortung für jeden einzelnen Arbeitsplatz", wie dies bei SCHULZ SPEYER sicht- und spürbar sei.

SCHULZ SPEYER agiere zwar international, sei aber beheimatet in Speyer - und habe hier auch ein außergewöhnlich schönes Domizil in der heute unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Baumwollspinnerei, ein repräsentativer Industriebau aus dem Jahr 1887. Der Oberbürgermeister erinnerte stolz daran, dass man gemeinsam Anfang der 80er Jahre den imposanten Industriebau vor dem Abriss gerettet habe. Damals seien die Wogen hoch geschlagen, der Bau wurde von den Abrissbefürwortern als Industriemonstrum beschimpft. Heute erkennten auch die Kritiker an, dass es sich um ein Prunkstück der Industriearchitektur handele.

"Es sind die mittelständischen Unternehmen, die dieses Land und besonders diese Stadt prägen", betonte Werner Schineller und SCHULZ SPEYER habe darüber hinaus den Ruf dieser Stadt mit dem Firmennamen in die Welt getragen. Die Mitarbeiter der Firma könnten mit Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft blicken. Bücher haben - trotz Computer - eine Zukunft und schließlich sind die Bibliotheken "die Apotheken für die Seele".

Wohlstand durch Mittelstand

Wohl gewählt hatte Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Eichhorn, Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, das Thema seiner Festrede. Er sprach über Wohlstand durch den Mittelstand. Dabei präsentierte er sein engagiertes Plädoyer für den deutschen Mittelstand angenehm unprätentiös, wenn auch für den einen oder anderen festlich Gestimmten etwas zu langatmig. "Die SCHULZ SPEYER AG ist ein mittelständisches Vorzeigeunternehmen", begann er und erinnerte zu Beginn an die immer wieder erstaunliche Tatsache, dass dieser "Mittelstand" nicht überall existiert. In anderen Ländern gibt es noch nicht einmal das Wort, dort ist bestenfalls von Mittelschicht, middle class, die Rede und man meint damit die Bezieher von mittleren Einkommen, also etwas anderes.

Der Festredner hatte viele Fakten zusammen gestellt, die überzeugend für den Mittelstand sprachen: Der Anteil mittelständischer Unternehmen am gesamten Unternehmensbestand beträgt in Deutschland 99 Prozent, sie beschäftigen 70 Prozent der Arbeitnehmer und erwirtschaften fast die Hälfte des Bruttosozialprodukts! Neue Arbeitsplätze wurden in den letzten Jahren vorrangig bei kleinen und mittleren mittelständischen Unternehmen geschaffen, die stark in ihren Heimatregionen verwurzelt sind und zu deren Stabilität beitragen, während die global agierenden Großunternehmen nicht zögern, ihre Standorte jeweils fusions- oder kostenbedingt international zu verlagern. Professor Eichhorn wandte sich ebenfalls gegen das "unsägliche Freisetzen von Menschen", damit habe der Mittelstand wenig zu tun. Mittelständischen Unternehmen haben einen hohen Anteil an Produkt- und Prozessinnovationen. Dabei sind die Rahmenbedingungen in Deutschland eher restriktiv. Der Festredner setzte seine Hoffnung darauf, dass der Ruck in Deutschland bald geschehe, den Roman Herzog als Bundespräsident vor vielen Jahren gefordert hatte. Mittelstandsförderung sei keine Privilegierung sondern schlicht eine Gleichbehandlung! Allerdings habe der Mittelstand es versäumt, mit einer Stimme zu sprechen. Es gibt zu viele Verbände, die ihn vertreten und die nicht an einem Strang ziehen.

Professor Eichhorn hatte ein Honorar kategorisch abgelehnt. Als Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Speyer nahm er für diese Stiftung allerdings dankbar einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro von Erich Hampel und Hellmut Haub entgegen. "Es ist einfach großartig, was Sie für unser Gemeinwesen tun", bedankte er sich gerührt. "Ich hoffe, dass Sie bald wieder ein Firmenjubiläum haben!" Er sei ja bekannt dafür, dass er für die Stiftung ein richtiger Geldeintreiber sei. "Das geht ja so weit", sagte er verschmitzt, "dass eine kinderlose Witwe in Speyer den Bürgersteig wechselt, wenn sie mich sieht!" - Nicht nötig bei SCHULZ SPEYER.

Die Jubiläumspublikation

Druckfrisch überreichte Erich Hampel das erste Exemplar der Firmenfestschrift als Autor an Dorothea Roos, Tochter des Gründerehepaars Hans Richard und Erna Martha Schulz. "Eine bemerkenswerte Gesellschaft", so der Titel des schön gestalteten Buchs. Auf 100 Seiten wird die Erfolgsgeschichte des mittelständischen Unternehmens erzählt - gewürzt mit vielen persönlichen Anekdoten. Aber es ist nicht "nur" eine Firmengeschichte. Diese ist eingebettet in die zeitgeschichtlichen Ereignisse und so begibt der Leser sich auf eine kleine Zeitreise durch 50 Jahre bundesdeutsche Geschichte. Das Firmengründungsjahr 1955: Durch Erlass des Obersten Sowjets beendet die UdSSR offiziell den Kriegszustand mit Deutschland. Die letzten deutschen Kriegsgefangenen kehren aus der Sowjetunion zurück. Die Westalliierten erklären das Ende der Besatzungszeit. Die Bundesrepublik Deutschland wird souverän. Die Deutsche Lufthansa entsteht neu und darf nach zehn Jahren wieder fliegen. Das Bruttosozialprodukt wächst um 12 Prozent. Erste italienische "Gastarbeiter" werden angeworben.

In diesem Jahr 1955 begannen die Eheleute Schulz, die das Schicksal von Millionen von Deutschen durchlebt hatten und aus ihrer ostpreußischen Heimat in den Westen des Landes geflohen waren, ihre unternehmerischen Aktivitäten. "Hans Richard Schulz war ein Unternehmer mit Visionen, der durch Vorleben immer wieder aufzeigte, was möglich ist, wenn es nur beharrlich genug verfolgt wird. Aufgeben in schwierigen Situationen gehörte nicht zu seiner Art", schreibt Erich Hampel. Die Geschäftsidee, der Standort, das Erfolgsrezept, die Produkte, der Markt, der Zulieferkreis, alles wird in eigenen Kapiteln behandelt, die Turbulenzen und Zukunftsperspektiven werden analysiert und eine Zeittafel ermöglicht schnellen Aufschluss über die Beschäftigten und wichtige Meilensteine der Unternehmensgeschichte. Manches ist dabei bemerkenswert: Bereits Anfang der 60er Jahre arbeitet Hans Richard Schulz nach dem modernen Prinzip des Outsourcing und lässt in anderen Firmen nach dem Motto produzieren: Lasse andere das für dich tun, was die besser können und tue nur das selbst, was du gut kannst. Die Entstehungsgeschichte der Ideenschmiede SCHULZ SPEYER wird so nachvollziehbar - volle Konzentration auf die Kernaufgaben: Planung, Entwicklung, Beratung, Vertrieb und ein flächendeckender Kundendienst.

Outsourcing funktioniert nur, wenn die Lieferanten mit Augenmaß ausgewählt sind und immer gut und zuverlässig zuarbeiten. Die SCHULZ SPEYER AG bezieht heute von 125 Unternehmungen Produkte oder Leistungen. Zum "inneren Kreis" gehören 25 Firmen. Die Zulieferbetriebe sind nahezu ausschließlich in Deutschland, vornehmlich im näheren Umkreis von Speyer, angesiedelt. Produktionskapazitäten in östlichen EU-Beitrittsländern oder in sonstigen Niedriglohnländern wurden bislang nicht in Anspruch genommen. Bemerkenswert!

Buffet vom Feinsten und auserlesene Weine aus der Pfalz!

Das Anschneiden der Geburtstagstorte und die Eröffnung des Buffets bildeten den letzten offiziellen Höhepunkt der Feierlichkeiten. Natürlich gab es auserlesene Weine aus der Pfalz - "Wir haben nichts dem Zufall überlassen", so Erich Hampel - und das Buffet war vom Feinsten und dazu noch so außerordentlich schön drapiert, dass es für seine Bestimmung (und die damit einhergehende Vernichtung!) eigentlich zu schade war.

Mitarbeiter und Gäste genossen jedenfalls gemeinsam einen langen, lebhaften und genussvollen Abend. Dazu trug von Anfang an auch die musikalische Umrahmung durch eine Jazzband bei. Und so konnte man bei einem Gläschen ganz entspannt plaudern. Dieter Kant, pensionierter Außendienstleiter bei SCHULZ SPEYER, 34 Jahre lang im Betrieb, resümierte, dass "Schulz sich sicher über den großen Erfolg der Firma freuen würde, wenn er heute hier dabei wäre." Schulz-Tochter Dorothea Roos, deren Welt die Firma nie war, ist an diesem Tag zufrieden: "Mein Vater wäre sicher sehr stolz auf die Mitarbeiter. Es ist alles so, glaube ich, wie er es sich gewünscht hätte." Und Hartmut Michalke bringt die Gründe für den Erfolg des Unternehmens, für das er seit zehn Jahren als Chefdesigner arbeitet, ganz locker auf den Punkt. "Eine saubere Produktpalette, Tradition und Vision - und Leute, die wissen, wie es geht. So einfach ist das!", sagt er und lacht entwaffnend. Dann spricht er von "dem" Regalklassiker UNIFLEX, der zum 50. Firmen-Jubiläum mit einer Neuauflage auf den Markt kommt. "Kein Regal kann mehr als Uniflex! Der spielerische Umgang mit gestalterischen Elementen rund um UNIFLEX....", der Chefdesigner ist in seinem Element! "Immer mehr Produkte und Ideen besitzen flüchtigen Charakter, sie sind auf die Kurzlebigkeit von Trends und Moden hin konzipiert. Gegen dieses Verfallsdatum-Denken steht konsequent der Name SCHULZ SPEYER AG", sagt er. Widerspruch unmöglich! Wenn ein junger Designer heute davon überzeugt ist, dass bei jedem einzelnen Entwicklungsschritt die Frage nach dem, was Bestand hat, entscheidend sein müsse, dann ist das schon ganz in Ordnung so.

Resümee: Ein gelungenes Fest einer bemerkenswerten Gesellschaft!