71. IFLA-Konferenz in Oslo

- überschaubar, facettenreich - und schönes Wetter obendrein

von Wolfgang Ratzek

Während sich das Wetter in weiten Teilen Deutschlands regnerisch und ungemütlich zeigte, erlebten die über 3000 Teilnehmer1 der 71. IFLA-Konferenz in der Zeit vom 14. bis 18. August 2005 die norwegische Hauptstadt in Oslo mit rund 25 Grad Celsius und viel Sonnenschein von der freundlichsten Seite. Das schöne Wetter überstrahlte eine sehr gut organisierte IFLA-Konferenz, die mit Überraschungen aufwartete.

Eröffnung der Konferenz

Stimmungsvolle Eröffnungsfeier

In Gegenwart des norwegischen Königs Harald V. wurde die Eröffnung der Konferenz im Osloer Tagungszentrum Spektrum mit Grußworten, einer Festrede und Unterhaltung, zelebriert. Für die Unterhaltung sorgte die norwegisch-irische Neo-classic Formation Secret Garden. In den Grußworten der Ministerin für Kirche und Kultur Valgerd Svarstad Haugland, des Osloer Bürgermeisters Per Ditlef Simonsen, der Vorsitzenden des nationalen IFLA-Kommitees Jon Bing und der IFLA-Präsidentin Kay Raseroka wurde die Bedeutung der Informationsfreiheit hervorgehoben, in der Bibliotheken eine wichtige Rolle spielen. Der Festredner Francis Sejersted betonte, dass Informationsfreiheit auf Wahrheit, Demokratie und freier Meinungsbildung basiere. Den sehr gelungenen und emotionsgeladenen Schlussakzent setzte - in Analogie zum Einmarsch der Olympioniken - der Einmarsch der Nationen in Form von Fahnenträgern, für die "Fackelträger" im abgedunkelten "Spektrum" ein Spalier bildeten. Durch die Veranstaltung führte der in Norwegen bekannte Künstler Øystein Wiik.

Im bekannten Oslo Veranstaltungs- Restaurant "Stratos" wurde täglich ein umfangreiches Abendprogramm "IFLA Nightspot!" mit Autorenlesungen und Musik geboten.


Im Hindergrund Secret Garden, im Vordergrund v.l.n.r. Jon Bing, Fionnuala Sherry (Secret Garden), Kay Raseroka, Valgerd Svarstad Haugland, Per Ditlef Simonen, Øystein Wiik

Die Fachausstellung

Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie wurde die Fachausstellung eröffnet, die sich in einem überschaubaren Rahmen hielt. Neben den Ausrichtern der nächsten IFLA-Konferenz (20. bis 24.8.2006 in Seoul) waren die Branchengrößen OCLC, EBSCO, SWETS, British Library oder American Library Association anwesend, aber auch nordische Anbieter wie Bibliotekssentralen, statens sentrum for abm-utvikling oder AXIELL waren vertreten. Aus Deutschland waren unter anderem Die Deutsche Bibliothek/Vascoda, Subito und BI International angereist, die sich trotz einiger Probleme (s.u.), was Internetzugang oder räumliche Enge angeht, recht zufrieden zeigten. Für den Scanner- und Mikrofilm-Spezialisten Zeutschel war der Auftritt in Oslo ein voller Erfolg. "Wir wollen unsere Kunden auch einmal direkt kennen lernen", stellte Zeutschel-Gebietsleiter Frank J. Epple fest - und das sei in vielen Gesprächen gelungen.

Prof. Graham Walden von der Ohio State University fiel auf, dass keine norwegischen beziehungsweise nordischen Fachverlage vertreten waren. Da die nordischen Verlage auch viele englischsprachige Publikationen im Sortiment führen und die IFLA 2005 für diese die Gelegenheit bot, ohne größeren Aufwand mit einer Klientel aus aller Welt in Kontakt zu kommen, ist eher unverständlich, warum dieser kostengünstige Marktauftritt verpasst wurde. Im folgenden nun einige Eindrücke von der Fachausstellung.

Fachausstellung

Boksentralen

Einen Anziehungspunkt für die nordischen LIS-Profis war der großflächige Stand des norwegischen Allrounders Boksentralen. Toril Andersen (verantwortlich für Medien und Sortiment) erläuterte das Konzept des "Bibliotekenes Hus", eines Hauses für Bibliotheken. Die 1952 gegründete Boksentralen besteht aus drei eigenständigen Gesellschaften: BS Euro-Bibb2, Bibliotekernes IT-Senter, Edda Interbok (Spezialist für Schulbücher) und Boksentralen (mit 50 Mitarbeitern), die als Dach für die drei anderen Unternehmen fungiert. Zwar besitzen die über 400 Kommunen in Norwegen Anteile an dem Bibliotheksdienstleister, aber direkte öffentliche Mittel erhalten sie nicht. Verständlicherweise gehören aber die Kommunen zu den besten Kunden. Zu den neuen Projekten von Boksentralen gehört die Datenbank PROMUS, die unter anderem bibliografische Informationen, Katalogdaten, Rezensionen, Buchcover und Musik-Clips und weitere Informationen für die Nutzer3 von Bibliotheken vorhält.

Bokomaten

Bokomaten
Auf dem Stand von Boksentralen präsentierte das schwedische Unternehmen Distec ihren Bokomaten. Niclas Wigartz von der Distec-Geschäftsleitung erklärte, Bokomaten repräsentiere eine kleine und im wahrsten Sinne des Wortes vollautomatisierte Bibliothek. Wer seinen Nutzerausweis an den eingebauten Scanner hält, bekommt Zugang zum System und kann unter verschiedenen Mediengattungen wählen, wie zum Beispiel Bücher (Sach- oder Belletristik), DVD, CD-ROM. Medien können aber auch über einen OPAC recherchiert werden. Wenn ein Nutzer eine engere Wahl getroffen hat, erhält er/sie weitere Informationen zum Medium, wie zum Beispiel das Cover oder eine Annotation/Leseprobe. Sollte das Angebot gefallen, wird die Ausleihe vorbereitet und in wenigen Sekunden wird das Medium (mit RFID-Etikett) in einem entsprechenden Schober ausgeworfen und ist damit physisch verfügbar. Die Medienrückgabe erfolgt in ähnlicher Weise. Inzwischen gibt es den Bokomaten bereits in den schwedischen Bibliotheken von Lidingö und Täby (in der Nähe von Stockholm). Innovativ ist dieses System auch für U-Bahnhöfe und andere öffentliche Plätze konzipiert, was dann natürlich die Frage nach der Existenz von Öffentlichen Bibliotheken aufkommen lässt. In der norwegischen Stadt Gjøvik (nahe Oslo) wird das System im größten Einkaufszentrum Norwegens eingesetzt. Bokomaten gibt es in zwei Ausführungen mit einem Medienfassungsvermögen von etwa 495 Titeln und etwa 990 Titeln. Auch Henner Grube (ekz.bibliotheksservice) zeigte sich vom Bokomaten beeindruckt.

Mark3-Selbstverbuchung

Mark3
Das dänische Unternehmen Codeco ApS präsentierte unter anderem sein behindertengerechtes Selbstverbuchungs-System Mark3. Das stand alone und bildschirmgesteuerte Ausleih- und Rückgabesystem kann nach Bedarf höher- oder tiefergestellt werden, was die Bedienung insbesondere für Rollstuhlfahrer erleichtert. Mark3 verfügt über alle erforderlichen Bedienelemente wie integrierter Scanner (in der Auflage), Drucker, PIN-Code-Tastatur, 15 Zoll Flachbildschirm, PC mit Windows-Lizenz (inkl. HD, FD und CD-ROM-Laufwerk), Barcode-Kartenleser (alternativ: Magnetkartenleser). Mark3 unterstützt unter anderem die Bibliothekssysteme DDE-Libra, Sisis, Book-it, Aleph 500, Bond, VTLS, Innovative, Bibdir, Dynix, Geac Vubis, Dra, Adblib.

Nordbok

Ebenfalls interessant vor dem Hintergrund einer soziokulturellen Ausrichtung der Bibliotheksarbeit ist das vom Nordischen Ministerrat geförderte Nordbok (Nordisches Literatur- und Bibliothekskomitee), das die Förderung der nordischen Literatur und Bibliotheksarbeit unterstützt. Ein Nordbok-Projekt ist "Nordic Voices - Stemmer i Norden". In diesem Projekt werden alle im Norden gesprochenen Minoritätssprachen als Hörproben präsentiert. Das besondere daran ist, dass Hörproben von Schriftstellern oder Künstlern getextet und gesprochen werden. Nordbok ist als Wanderausstellung konzipiert und kann zum Beispiel von Bibliotheken angefordert werden. Nach der IFLA-Konferenz geht die Ausstellung im September zur Buchmesse nach Göteborg und danach zu einer Messe in Stockholm.

Skandinavische Gewerkschaften der Bibliothekare

Etwa 5500 dänische Bibliothekare sind im 1923 gegründeten Bibliotekarforbundet, 1400 im norwegischen Bibliotekarforbundet,und 6200 (fast 90 Prozent aller schwedischen Bibliothekare) im schwedischen DIK4 Bibliotekarieforbundet organisiert. Die jeweilige skandinavische Interessenvertretung der Bibliothekare engagiert sich in erster Linie, wie die stellvertretende Leiterin des norwegischen Bibliotekarforbundet Hanne Brunborg erklärte, bei Tarifverhandlungen und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Bibliothekaren auf regionaler wie nationaler Ebene. Außerdem bieten die Gewerkschaften Unterstützung bei der Behebung von arbeitsplatzspezifischen Problemen. In gravierenden Fällen werden diese Probleme auch gerichtlich geklärt, wobei ein Rechtsanwalt des Verbandes zur Seite steht. Ein konkretes Problem entsteht gegenwärtig in Norwegen, dessen Bewältigung auch in Deutschland von Interesse ist: Das norwegische Bibliotheksgesetz sieht vor, dass die Leitung einer Bibliothek nur durch eine Person mit bibliothekarischer Hochschulausbildung erfolgen kann. Ausnahmen können von der Staatlichen Zentrale für Archiv-Bibliotheks-Museums-Entwicklung (Statens sentrum for abm-utvikling5 - kurz: abm-utvikling) genehmigt werden, wenn die Ausschreibung zu keinem Ergebnis führte. Nun hat aber abm-utvikling bereits im Vorfeld von Ausschreibungen Ausnahmen erteilt, was Bibliotekforbundet nicht hinnehmen will. Auf Gründe angesprochen, warum Bibliothekare mitunter für freie Leitungsstellen kein Interesse zeigen, antwortete Hanne Brunborg, dass es sich nicht immer um eine Vollzeitstelle oder vielleicht um eine Stelle in einer dünn besiedelten Gegend handele.

Das Projekt NORU (HORY)

Bibliothekarinnen in Trachten des norwegisch-russischen Grenzgebiets
Die nordnorwegischen Provinz (Fylke) Finnmark präsentierte das Projekt NORU (russisch HORY). NORU steht für "Norsk-Russisk bibliotek- og informasjonstjeneste i grenseland", also ein Bibliotheks- und Informationsdienst im norwegisch-russischen Grenzland. Im Kern geht es darum, Literatur und Information über Russland und über die Bedingungen in der Grenzregion anzubieten, und zwar durch russische Zeitungen und Zeitschriften, russischsprachige Videos und Sprachkurse. Das Projekt (2003-2005) ist an der Öffentlichen Bibliothek Finnmark angesiedelt und wird von der ÖB in Sør-Varanger, der ÖB in Murmansk, der Kinder- und Jugendbibliothek in Murmask, der Nickel Bibliothek (direkt an der norwegisch-russischen Grenze auf russischer Seite), der ÖB der Provinz (Fylke) Troms und der "Deichmanske Bibliothek - Die mehrsprachige Bibliothek" in Oslo unterstützt.

Das Vortragsprogramm

Über 300 Referenten boten in diesem Jahr in ihren Vorträgen eine Menge an Informationen an. Es gab Sessions zu folgenden Themen: "Electronis Resources - different approaches for end-users", "Libraries, literacy and partnerships: voyages and discoveries", "Managing Metropolitan Library Networks", "Women and world peace", "Cataloguing and subject tools for global acess: international partnerships" oder "Opions and ideas about the vital role which libraries play to the fulfilment of a democratic process in countries".

Prof. Urbanija verfolgt die deutsche LIS-Entwicklung aufmerksam
Dr. Christine Waltenberg, Key-Account-Managerin bei Walter DeGruyter, fühlte sich in der "sehr gelassenen Atmosphäre" recht wohl. Was die norwegischen/nordischen Fachverlage verpassten, brachte Christine Waltenberg so auf den Punkt: Sie sehe ihr Verlagsprogramm, Informationen für Bibliotheken anzubieten, bestätigt. Prof. Joze Urbanija von der Universität Ljubljana6 erkannte folgenden Trend: War vor Jahren noch Informations- und Kommunikationstechnologie bei IFLA-Konferenzen das beherrschende Thema, so kommen nun immer stärker Anwendungen und soziale Aspekte auf die Tagesordnung. Ann Berit Brandvolds, Bibliothekarin in der norwegischen Stadt Fredrikstad, die im Vorfeld befürchtet hatte, dass die Vorträge sehr theoretisch ausfallen würden, erlebte stattdessen eine Reihe von sehr praxisorientierten Vorträgen. Sie nahm auch an der Postersession mit einem Beitrag über Bibliotheken in der Provinz (Fylke) Østfold teil. Sie empfand, wie andere Aussteller auch, die zur Verfügung gestellten Flächen als viel zu knapp bemessen.

Eröffnung der Nationalbibliothek

Für den Abend des 15. August stand die feierliche Wiedereröffnung der Nationalbibliothek auf dem Programm. Das Medieninteresse war enorm. Das Fernsehen berichtet immer wieder von diesem nationalen Ereignis. Die Tageszeitung "Vårt Land" brachte die Bedeutung der Nationalbibliothek so auf den Punkt: "Die Nationalbibliothek war eine Bibliothek für Wissenschaftler. Nun wird sie aber eine Bibliothek für die Öffentlichkeit sein. Dies liegt nicht zuletzt an den digitalen Ressourcen - 200 terrabyte an Dokumenten, Filmen und Radioaufzeichnungen."

Im Gegensatz zu der umfangreichen Berichterstattung über dieses Ereignis, wurde über die IFLA-Konferenz überraschenderweise im Fernsehen nicht berichtet.

Boot-Bibliothek erhält Preis der Bill & Melinda Gates Foundation

Am 16. August erhielt die Organisation Shidhulai Swarnirvar Sangstha aus Bangladesh den Access to Learning Award 2005 der Bill & Melinda Gates Foundation in Höhe von einer Million US-Dollar. In den entfernten Regionen Nord-Bangladeshs bestehen durch immer wiederkehrende Überflutungen große Probleme. Seit 2002 ermöglicht diese Nongovernmental Organisation (NGO) den Menschen in der Region Nandkuja-Atrai-Boral, eine Region ohne Elektrizität, den Zugang zu Information und Bildung und leistet damit einen Beitrag zu einer besseren Lebensqualität. Dazu wurde eine Bibliothek auf einem Schiff und eine Bootschule eingerichtet sowie ein mobiles Internet-Boot mit Computern, Mobilfunk, Multimedia-Projektoren und Büchern ausgestattet und ein Bildungsprogramm entwickelt. Den Access to Learning Award Funds wird die Organisation nutzen, um ihre Boot-Flotte auf zwölf Boote zu verdoppeln.

Stella Polaris - engagierte kreative und mitreißende Künstler aus Stokke/Vestfold

Bygdøy

Neben dem Tagungsbetrieb stand der 16. August im Zeichen eines besonderen kulturellen Ereignisses. Eine norwegische/Osloer Attraktion ist die Museumsinsel Bygdøy. Am Abend wurden die rund 3000 Teilnehmer mit einem recht gut funktionierenden Shuttle-Service auf Bygdøy gefahren, um dort ein spannendes Kulturprogramm vor historischer Kulisse zu genießen. Die norwegischen Teilnehmer wurden gebeten, in regionalen Trachten (Budnad) zu erscheinen, was viele auch befolgten (es wurde auch eine schwedische Tracht gesichtet!). Den Höhepunkt bildete das mittelalterliche Gaukler-Spektakel der Gruppe Stella Polaris.

Gespräch mit Dr. Claudia Lux

Dr. Claudia Lux - IFLA-President elected
Auf die Anwesenheit des Königs und anderer Prominenz und das gleichzeitig gezeigte fehlende Interesse des Fernsehens angesprochen, weiß Claudia Lux eine plausible Antwort: Der norwegische König gehöre für die Norweger zum Alltag und stelle für die Norweger somit nichts Besonderes dar. Auf ihren ersten Eindruck angesprochen, antwortet sie spontan, dass es eine schöne und überschaubare Konferenz sei, bei der jeder auf sein Recht komme.

Inhaltlich stimmte sie der These von Prof. Joze Urbanija (Universtität Ljubljana) zu - weniger IT dafür mehr Anwendungen und soziale Themen. Die IFLA-Präsidentin in spe sieht den Grund darin, dass die IT-Einführung mehr oder weniger realisiert sei und nun die Frage nach dem Nutzen immer häufiger gestellt werde. Damit war die Frage nach den Inhalten ihrer Amtszeit (2007-2009) gestellt, die auch eine Chance für die deutsche Bibliothekslandschaft bedeuten könnte. Das Kernthema für ihre Präsidentschaft sei "Literacy und Partnership". Dabei ginge es um die Beantwortung von Fragen wie "Wo stehen wir?", "Wo sind wir vertreten?", "Was ist unsere Rolle?". In diesem Rahmen müssten dann auch Politikfelder wie Stadtplanung, Sozialpolitik und Finanzpolitik einbezogen und entsprechende informations- und kommunikationsstrategische Ansätze entwickelt werden.

Empfang im Goethe-Institut

Rund 50 Mitglieder der deutschen Delegation folgten am 17. August der Einladung des Goethe Instituts. Die Grußworte sprachen Angelika Ridder, Direktorin des Goethe Instituts, Charlotte Schwarzer, Botschaftsrätin, Deutsche Botschaft Oslo und Claudia Lux, die kurz ihr Programm für ihre IFLA-Präsidentschaft ansprach, das wohl am besten mit Advocacy umschrieben werden könne, und auf die Leistung der zwei Institutionen Bibliotheksverband und BI International hinwies. Sie lobte ausdrücklich das ehrenamtliche Engagement von Barbara Schleihagen (DBV) und Ulrike Lang (BI International), ohne deren Engagement die deutsche Delegation nicht so stark hätte vertreten sein können. Im Gespräch mit dem Autor zeigte sich die Direktorin des Goethe-Instituts sehr interessiert an dem Thema Library and Information Science, in dessen Mittelpunkt die Frage nach dem Prozess der Positionierung/des Marketings steht, um von einem Anbieter von kulturellen Angeboten zu einem Informations-/Begegnungszentrum zu gelangen.

... und Pannen gab es auch

Mit Infos und give aways für 2006 werben
Neben den Referenten und Ausstellern sorgten die über 200 freiwilligen Helfer für eine rundum gelungene Konferenz. Eine für norwegische Verhältnisse so gewaltige Veranstaltung birgt aber natürlich auch die Gefahr von einigen Pannen. So erzählten Mitarbeiter der "Deutschen Bibliothek"/Vascoda - die insgesamt zufrieden waren, allerdings für die Zukunft forderten, die Sightseeing-Touren nicht auf die Ausstellungstage zu legen -, dass am Sonntag und Montag der Strom ausgefallen und in den Folgetagen auch nur sporadisch verfügbar war, was natürlich besonders ärgerlich ist, wenn das Angebot von einem Online-Zugang abhängig ist. Telenor, das Äquivalent zur deutschen Telekom, zeigte Entgegenkommen, sodass die Frustrationen sich in Grenzen hielten. Dagegen zeigte sich Dr. Traute Braun-Gorgon (Subito) wegen des Internet-Problems weniger zufrieden und empfand - genauso wie andere Aussteller - die Trennung von Vorträgen und Ausstellung als nicht gut.

Über die Organisation der sehr gut besuchten Poster-Sessions - mit rund 75 Angeboten - gab es einige Klagen. Zum einen waren die Abstände zum nächsten Projekt zu eng bemessen, sodass bei Gesprächen mit einem Aussteller sofort die Fläche des anderen Ausstellers in Beschlag genommen wurde. Außerdem war vielen Ausstellern und Teilnehmern an der Poster-Session nicht bewusst, dass die Halle am 18. August bereits um 15.00 Uhr geschlossen werden sollte. Der Autor hatte genau für diese Zeit mit OCLC-Präsident Jay Jordan ein Interview auf dem OCLC-Stand vereinbart, das deshalb nicht geführt werden konnte.

Zum Schluss noch ein Erlebnis, dass wieder einmal zeigt, wie klein unsere Welt ist. Am Stand des Veranstalters der nächsten IFLA-Konferenz, die vom 20. bis 24. August 2006 in Seoul stattfinden wird, stellte sich im Gespräch mit dem Projekt-Assistenten Myung-joon Cho heraus, dass er meinen ehemaligen Kommilitonen Dr. Young-Man-Ko, heute Professor für Informationswissenschaft an der Prof. Sung-Kwan Universität in Seoul, gut kennt und nun dafür sorgen wird, dass der Kontakt wiederbelebt wird.


Zum Autor

Prof. Dr. Wolfgang Ratzek

Hochschule der Medien Stuttgart
Wolframstraße 32
D-70191 Stuttgart
E-Mail: ratzek@iuk.hdm-stuttgart.de


Anmerkungen

1. Die stärksten Delegationen kamen aus Norwegen und den anderen nordischen Ländern, aber auch Deutschland (mit fast 100 Teilnehmern), Frankreich, Großbritannien, Kanada, Korea (mit etwa 100 Teilnehmern) und die USA waren in beachtlicher Stärke vertreten.

2. Eine Gesellschaft, die auch in Deutschland bekannt ist. So tritt BS Euro-Bibb häufig bei Ausschreibungen auf, an denen sich auch SchulzSpeyer oder die ekz.bibliotheksservice beteiligt.

3. Dazu gehören vor allem, dass die Suche sowohl in Bokmål und Nynorsk, den beiden norwegischen Amtssprachen, möglich ist.

4. Bibliotekarieforbundet ist Teil der DIK-Gewerkschaft (Dokumentare, Information und Kommunikation), in der neben Bibliothekaren auch Museums- und Archiv-Spezialisten sowie Informations-Spezialisten organisiert sind. DIK Bibliotekarieforbundet bietet vollen Service unter anderem Lobbyismus oder Beratung in Sachen Forschung und Entwicklung sowie Aus- und Fortbildung.

5. S. a. Ratzek, W.: Das Staatliche Zentrum für Archive, Bibliotheken und Museen - Frischer Wind für Verbundprojekte. In: iwp 3/3005, S. 217-218.

6. ...und mit dem Auto zwei Tage unterwegs war, um an der Konferenz teilzunehmen.