Die Internationale Funkausstellung (IFA) 2005 in Berlin

Ein unvollständiger Situationsbericht

von Clemens Deider

Seit über 80 Jahren präsentiert sich die Radio- und später auch die Fernsehindustrie in einer eigenen Messe der Öffentlichkeit. Der Startschuss fiel genau vor 81 Jahren am 4. Dezember 1924 mit der ersten "Großen Deutschen Funkausstellung" in Berlin. Weitere Ausstellungen folgten im jährlichen Rhythmus, auf denen ab 1928 Fernsehvorführungen eine Rolle spielten. Berlin blieb bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs 1939 Schauplatz dieser Messe. Nach dem Krieg fand die Funkausstellung zunächst meistens in Westdeutschland statt, u.a. in den Städten Düsseldorf und Frankfurt am Main und gastierte nur zwischendurch in den Jahren 1963 und 1967 zwei Mal in Berlin, wobei zu dieser Gelegenheit der damalige Regierende Oberbürgermeister Berlins Willy Brandt am 25. August 1967 den Startschuss zum Farbfernsehen gab. 1971 kehrte die Funkausstellung im internationalem Zuschnitt endgültig auf Dauer nach Berlin zurück. Als erste wirkliche Multimedia-Messe ging die ifa´95 (Internationale Funkausstellung) in die Geschichte ein. Seit der ifa 2003 rückt die "Home Automation" immer mehr in den Blickpunkt der Messe. Und das TV-Gerät, das auf Befehl einer Fernbedienung Beleuchtung, Sicherheitsinstallationen und mannigfach andere Geräte im Haushalt steuert, ist mittlerweile marktreife Realität.

HDTV - High Definition Television

Im Mittelpunkt der diesjährigen ifa vom 2. bis 7. September standen die Digitalisierung und das hochauflösende Fernsehen HDTV (High Definition Television), ein Begriff, der ja schon vor der Messe in aller Munde war, die neuen Bildschirmtechnologien LCD & Plasma und die mobilen Anwendungen von CE(Consumer Electronics)-Produkten. Ob Flachbildschirm oder Bildprojektion, es überzeugten auf der ifa die vielzeiligen und gestochen scharfen Bilder mit ihrer großen Brillanz. Aber ein großer Flachbildschirm allein ist noch kein HDTV. Entscheidend ist die dahinter liegende Elektronik - nicht der Schirm. Es muss sichergestellt sein, dass das Gerät die Mindestanforderungen von HDTV erfüllt. Das wird durch das Gütesigel "HDready" (Abb. 1) bestätigt. Damit der Kunde dies mit einem Blick erkennt, ohne sich mit den technischen Details befassen zu müssen, hat der europäische Verband der Geräteindustrie (EICTA) dieses Gütesiegel/Logo entwickelt. Es kann sowohl in positiver wie auch negativer Version verwendet werden. Die Presseinformation dazu ist im Internet unter www.tv-plattform.de/4press/ zu finden. Dort steht auch das Logo als Bild zum Download zu Verfügung (jpg-Format, 300 dpi). Ferner hat die gfu (Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik mbH) Frankfurt Main einen Informationsfolder zum Thema HDTV erstellt und zum Herunterladen unter www.gfu.de bereitgestellt. Und pünktlich zur Internationalen Funkausstellung Berlin hat die Deutsche TV-Plattform einen Statusbericht 2005 zum Thema "HDTV in Deutschland" veröffentlicht. Interessenten finden den Bericht auf der Web-Seite www.tv-plattform.de (pdf-Format, 32 Seiten, 234 kB ) zum kostenfreien Download.

HD steht für hohe Auflösung. Dabei handelt es sich um eine digitale Aufzeichnungs- und Wiedergabetechnik, die ein Vielfaches der bisher möglichen Informationen bei hoher Bild- und Tonqualität vermittelt. Dank des Dolby-Digital-Systems bei HDTV genießt der Zuschauer auch einen perfekten Surround Sound wie im Kino.

Jedes mit dem Sigel versehene Gerät, jeder Fernseher oder Projektor, muss neben der Empfangsfähigkeit hochauflösender Bildsignale folgende Mindestvoraussetzungen erfüllen:

Geräte mit diesen Merkmalen sind für die HDTV-Zukunft gut gerüstet.

Zusammengefasst lässt sich sagen:

Ein Wort zu den Bildschirmen. Die ifa war schon 2003 die Messe der flachen Bildschirme. Am Beginn des Farbfernsehens galten Bildröhren mit 59 cm Diagonale und 4 : 3 Bild-Seiten-Verhältnis als Nonplusultra. Heute setzen weit mehr als 80 cm den Standard bei den aktuellen 16 : 9 Geräten. Das Röhrenfernsehbild basiert auf 576 Nutzzeilen. Je größer die Röhre um so unschärfer das Bild. Doch auch das Volumen der Großröhren und ihr hohes Gewicht setzt der Bildröhre Grenzen.

LCD und Plasma-Bildschirm

Zwei Bildschirmtechniken konkurrieren mit einander. LCD (Liquid Cristal Display), Marktführer Sharp mit Partner Loewe, und Plasma-Bildschirm. Das LCD-Display besteht aus zwei dünnen Glasscheiben, die von innen mit einer Elektrodenschicht aus unterschiedlich polarisiertem Material überzogen sind. Im Zwischenraum befinden sich Flüssigkristalle. Durchgeleiteter elektrischer Strom sorgt dafür, dass sich die Kristalle so ausrichten, dass sie Licht durchlassen oder nicht.

Bei Plasma-Bildschirmen werden zwischen zwei Glasscheiben Moleküle von Xenon-Gas über anliegende Elektroden zum Leuchten gebracht. Das entstehende ultraviolette Licht erzeugt an der Bildschirmrückwand grüne, rot und blaue Strahlung. Alle Bildpunkte eines Plasmabildschirms sind einzeln und gleichzeitig ansprechbar, während herkömmliche Kathodenstrahlröhren ein Bild in rascher Folge rastern. Plasmabildschirme sind extrem flach und auch noch bei Blickwinkeln bis zu 160 Grad gestochen scharf. Panasonic, eine der größten Plasmabild-Herstellerfirmen, trat mit einem stattlichen Heimkinogerät an, Bildschirmdiagonalmaß 163 cm bzw. 65 Zoll. Hier erwähnt sei eine besondere Stärke der Firma Loewe. Es ist der in das TV-Gerät Spheros R32 bzw. R 37 eingebaute digitale Festplattenrecorder, der komfortables, zeitversetztes Aufzeichnen und Anschauen erlaubt (Abb. 2). Sharp zeigte ein neuartiges Display, das gleichzeitig verschiedene Bildinformationen für den rechten und den linken Sichtwinkel anzeigen kann. Je nachdem aus welcher Richtung der Betrachter auf den Bildschirm blickt, sieht er unterschiedliche Bilder. So könnte bei Einsatz im Auto der Fahrer sich per Bildschirm navigieren lassen, während der Beifahrer gleichzeitig das Fußballspiel im Fernsehen verfolgt.

Nach eigener Aussage bringt Toshiba seinen ersten Mini-Videoprojektor mit einer LED(Light Emitting Diodes)-Lampe und dazu die ganz neue Display-Technologie SED (Surface Conduction Electron Emitter Display) auf den Markt (Abb. 3). Ein extrem kompakter Projektor, kaum größer als ein Taschenbuch. Die kleinen LED-Dioden produzieren so helles Licht, dass sie schon in Autoscheinwerfern eingesetzt werden. Sie werden dann bald die jetzt noch recht teuren üblichen Projektorlampen ersetzen. Die LEDs arbeiten extrem energiesparend und produzieren wenig Abwärme, was das Platzieren des Projektors in Regalen oder ähnlich beschränkten Räumen erleichtern könnte. Die Lebensdauer der LED-Lampe wird mit ca. 10.000 Stunden angegeben, also bedeutend länger als bisher übliche Projektorenlampen. Wegen seiner Energiesparsamkeit bringt der Projektor bis zu zwei Stunden volle Leistung im Batteriebetrieb.

Die SED-Displaytechnologie soll die Bildqualität und den geringen Stromverbrauch bisheriger Elektronenstrahlröhren mit dem Platzvorteil von Flachdisplays kombinieren. Für jeden farbigen Bildpunkt bringt eine Elektronenquelle eine Phosphorschicht zum Leuchten. Die TV-Bilder sind auf jeden Fall digital. In vielen Fällen ist der für den Digitalempfang erforderliche DVB(Digital Video Broadcast)-Tuner schon eingebaut, sei es DVB-T für terrestischen Empfang - Digitalempfang per Antenne -, DVB-S für Satellit bzw. neu S2, oder DVB-C für Kabel; worauf man beim Kauf achten sollte. Präsentierte Toshiba SED-TV, zeigte PIONEER mit dem PDP-436 die sechste Plasmadisplay-Generation, bei der durch die "Black Crystal"-Struktur des Frontglases Streulicht vermieden werden soll.

Unter den oben aufgezählten Voraussetzungen für HDTV wurde die Empfangsfähigkeit hochauflösender Bildsignale genannt. Diese Signale müssen auf entsprechenden TV-Kanälen angeboten werden. Über den Satelliten Astra sendet der Sender HD1 seit längerem hochauflösende TV-Signale. Kabel BW und ISH wollen HDTV-Programme in ihre Breitbandnetze einspeisen. Aus Kapazitätsgründen ist HDTV per DVB-T auf absehbare Zeit nicht zu empfangen. Über ASTRA können via digitalem Satellitenempfang Radiohörer länderüberschreitend ein ARD-Radiopaket empfangen. Zu dem neuen Paket gehören 53 ARD-Programme. Daneben will die ARD zusätzliche, teilweise experimentelle Dienste anbieten. Technisch wird das Projekt vom Westdeutschen Rundfunk betreut. (Abb. 4)

Orientierung beim Technisch Wissenschaftlichen Forum

Das TWF (Technisch Wissenschaftliches Forum) zeigte im Rahmen der ifa, wohin die Entwicklung geht. Allein sieben Stände des TWF informierten über Geräte, Anwendungen oder Projekte, die mit DVB-H oder DMB (Digital Multimedia Broadcast) realisiert werden.

DVB-H steht für DBV-Handheld und meint einen Ausstrahlungsstandard, mit dem man batteriebetriebene Geräte versorgen kann, ohne deren Batterien übermäßig zu belasten. DMB ist eine auf der Basis des Digitalradios DAB (Digital Audio Broadcasting) entwickelte Technologie, die für den Empfang von Videodiensten auf mobilen Endgeräten wie etwa Handys ausgelegt ist. DBM soll ein robustes System sein, das die mobile Übertragung bei hohen Geschwindigkeiten erlaubt. Wer heute schon wissen will, welche Technologien den Medienalltag in zwei oder fünf Jahren prägen werden, sollte einen TWF-Besuch in sein ifa-Pflichtpensum aufnehmen.

Das TWF gibt einen guten Orientierungsrahmen für den Besucher der ifa. Allein fünf Institute der Fraunhofer Gesellschaft präsentierten zusammen mit Forschungseinrichtungen der Rundfunkanstalten, mit internationaler Standardisierung, Organisationen und Arbeitsgemeinschaften der deutschen Hochschulen einen thematisch aufeinander abgestimmten Überblick über die Zukunftstechnologien elektronischer Medien und multimedialer Kommunikation; so etwa wandfüllende Fernsehbilder und Multimedia auf dem Handy. Zu den Highlights des TWF zählten auch Einblicke in virtuelle Welten, wie sie 3D-Bildschirme und -Projektoren vermitteln. Technologien wie Gesten-Erkennung erlauben die Steuerung und Handhabung virtueller Objekte im Raum ohne Tastatur und Maus. Mit dem Vortragsprogramm "Talk im TWF" vermittelte das Forum neben den faszinierenden Exponaten eine Fülle an theoretischem Hintergrundinformationen. Es referierten Wissenschaftler aus allen teilnehmenden Instituten ganztägig zu allen Themenschwerpunkten der Fachausstellung.

Beispiele des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik HHI (Heinrich-Hertz-Institut) waren u.a. 3-D-Visualisation, Free2C 3D Kiosk (Abb. 5), das innovative 3D-Display kombiniert mit Gestik-Erkennungstechnik und einer interaktiven Workstation mit einem 27-3D-Display und Gestik-Interpretation; nachzulesen in B.I.T.online (3/2000 Nr. 4, S. 443 bzw. 445). Das Fraunhofer-Institut Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) entwickelte mit dem VR(Virtuell Reality)-Object-Display eine Digitale Litfasssäule, auf die Standbilder, Videos, Panoramen und 3D-Objekte projiziert werden (Abb. 6). Wie bei der von Herrn Litfass propagierten Reklamesäule bietet das VR-Object-Display die Möglichkeit, um die projizierten Objekte herumzugehen und sie dreidimensional zu betrachten, während in 3D-Bildschirmen das Objekt gedreht wird.

Mit "eLearning" machte die FHTW (Fachhochschule für Technik und Wirtschaft) auf dieser Fachausstellung auf sich aufmerksam. Eine Broschüre mit Beiträgen und Positionen der FHTW Berlin 2005 gibt nähere Auskunft über ihre Aktivitäten.

Dass eine Zusammenarbeit mit Bibliotheken bzw. Mediatheken fruchtbar sein könnte, zeigt die Verleihung des Studienpreises "DistancE-Learning" an die Leiterin der neuen Mediathek in Denzlingen, Frau Katja Holstein-Gussmann, in der Kategorie "Fernlehrerin des Jahres". (www.bibweb.de; www.forum-distance-learning.de); sh. B.I.T.online (8/2005 Nr. 3, S.282).

Im Rahmen des Einsteinjahres 2005 erinnerten die Veranstalter und Organisatoren der ifa und das WTF an den Physiker Albert Einstein, der am 22. August 1930 die Große Deutsche Funkausstellung unter dem Funkturm eröffnet hatte. Das Tondokument der Eröffnungsrede von A. Einstein ist auf der vertonten ifa-Webseite unter www.ifa-berlin.de/messeinfosChronik hinterlegt.

Speichermedien

Der wachsenden Datenflut müssen auch die Speichermedien Rechnung tragen. Videos, Fotos von der Digitalkamera, digitale Musikstücke, große Spielfilme und große Softwareprogramme überfordern so manche Festplatte. Heute bieten Speicherkarten oder DVDs 8,5 Gigabyte Kapazität an. Doch auch die dürften bald nicht mehr ausreichen, auch nicht DVD-Plattenwechsler aus dem Hause Sharp wie im Home-Cinema-System SD-AS 10H, die fünf DVDs wechseln. Es sind zwei Technologien, die sich um den ersten Platz im optischen Speicherstreit bemühen: die HD(High Density)-DVD, unterstützt u.a. von NEC und Toshiba, und Blu-ray-Disc (Abb. 7), die dritte Generation nach CD und DVD. Blu- ray-Disc basiert auf einem blauen statt roten Laser, wie er bei CDs und DVDs bisher Verwendung findet. Der schärfere Laserfokus, somit kleinere Vertiefungen (Pits) auf der Scheibe, führt zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Speicherkapazität. Die Blu-ray-Disc bietet bis zu 50 Gigabyte Kapazität auf einer doppelschichtigen einseitigen Scheibe. Sie kann mehrere Dutzend CDs oder fünf DVDs ersetzen, so die Firma Philips. Und Blu-ray-Disc-Geräte können CDs und DVDs problemlos abspielen. So hat Philips das erste "dreifach schreibende" PC-Laufwerk angekündigt. Damit kann der Benutzer die genannten Formate abspielen und aufnehmen. Für jeden Anwendungsfall kann das geeignete Aufnahmeformat ausgewählt und auf nur einem Rekorder abgespielt werden. Die TDK Marketing Europe GmbH zeigte aber schon Prototypen mit 100 Gigabyte. Auf eine HD-DVD, die ebenfalls den neuen Laser nutzt, passen nur maximal 30 Gigabyte. Toshiba arbeitet aber schon an einer 45 Gigabyte-Disk. Wie weit die Blu-ray-Disc und HD-DVD für Bibliotheken als Langzeitspeicher geeignet sind, dürfte materialabhängig sein und muss geklärt werden. Für die Förderung und Weiterentwicklung von Geschäftsfeldern für den Einsatz von Blu-ray-Disc ist die Blu-ray-Disc-Association (BDA) verantwortlich.

CD und DVD wollen auch beschriftet und etikettiert sein. So lassen sich jetzt Bilder und Texte mit der neuen Beschichtungstechnik LightScribe Media 1.2 in Siebdruckqualität auf kompatible, verschieden farbige CDs drucken; ein Angebot der Firma Lightscribe (www.lightscribe.com) aus den USA. Nec setzt seinen ersten DKD-Brenner mit LabelFlash-Technologie dagegen. LabelFlash brennt beliebige Motive oder Bilder auf die Oberseite von DVD-Rohlingen. Diese Methode erleichtert die Beschriftung für die Archivierung oder erlaubt eine kreative Gestaltung von selbstgebrannten DVDs. Voraussetzung sind Rohlinge, die eine beschriftungsfähige Oberseite besitzen.

Ein weiterer Mitbewerber im Speichergeschäft könnte die auf der Messe erwähnte holografische Disk sein, die den Inhalt von 350 DVDs aufnehmen können soll, so die US-Firma InPhase Technologies für 2009. Zwischen zwei Plastikscheiben liegt als Datenträger eine Polymerschicht, in der Informationen dreidimensional in Hologrammen gespeichert werden. Erste holografische Laufwerke will InPhase schon Ende kommenden Jahres vorstellen (www.inphase-tech.com).

Ein Team der TFH Berlin (Technische Fachhochschule) entwickelt eine spezielle Emulsion, um Hologramme dauerhaft auf photochemische Platten zu bannen. Die Holografie ist ein seit 1948 bekanntes Verfahren zur Abbildung von Objekten in ihrer dreidimensionalen Struktur. Auch die handelsübliche zehn Meter lange Tesafilm-Rolle ist als Speichermedium noch im Gespräch; nachzulesen in B.I.T.online (3/2000 Nr. 2, S. 252 bzw. 257).

Und was fiel beim ifa-Rundgang noch auf?

Um bei den optischen Speichern zu bleiben. "Scratch Guard" heißt der neue Kratzschutz von Verbatim. Mittels Lack sollen Disks vor Schäden bewahrt werden. Dagegen stellt das US-Unternehmen Flexplay Technologies eine DVD, die sich nach einiger Zeit selbst zerstört. Die Unterseite der DVD ist mit einer Polykarbonschicht beschichtet. Öffnet der Kunde die Schutzhülle der DVD, beginnt das Material mit dem Sauerstoff zu reagieren. Innerhalb von 48 Stunden wird die DVD für den lesenden Laser undurchlässig. Damit spart sich der DVD-Herausgeber den gesamten Rücknahmeprozess.

Auf dem Stand von Philips zeigten die Holländer ein 5 Zoll großes QVGA-Display, das eine Auflösung von 320 x 240 Pixel schaffen soll. Der Rollmonitor ist ähnlich wie Papier kontrastreich und lesefreundlich. Die technischen Grundlagen kommen von der Firma E-Ink. Das Display ist 100 Mikrometer dick und lässt sich im ausgeschalteten Zustand mit einem Krümmungsradius von weniger als 7,5 Millimeter zusammenrollen. Das erinnert sehr an die elektronische, zusammenrollbare Zeitung von IBM, wie sie bei B.I.T.online (2/1999 Nr. 4, S.495; 3/2000 Nr. 2, S. 252 bzw. 254) schon beschrieben wurde. Letztes gilt auch für die Tastatur Celluon LaserKey CL 800 BT. Der CL 800 BT projiziert die Tastatur mit Laserlicht auf jede ebene Fläche. Berichtet wurde über die Tastatur schon in B.I.T.online (5/2002 Nr. 2, S. 143 bzw. 145). Als Smartversion bietet ihn die plawa-feinwerktechnik GmbH & Co. KG (73066 Uhingen; www.plawa.com) für € 199 an.

Neben den schon erwähnten TV-Projektoren gab es ein reichliches Angebot von TV-Bildwerfern. Viele werden durch die neueste DLP(Digital Light Prozessing)-Chipsatz-Technologie (Abb. 8), eingetragenes Warenzeichen von Texas Instruments, unterstützt. Sie wurden u.a. als "flüsterleise", mit weniger als 26 dB in zwei Meter Abstand (optoma; www.themescene.tv oder www.optoma.de) oder als nur so groß wie ein DINA4-Blatt und nur ein Kilo schwer angeboten. Mit dem AN 10 (Abb. 9) zeigte LG Electronics Deutschland GmbH (www.lge.de) den ersten Beamer, der sich auch an die Wand hängen lässt. Dank seiner L-Optik ist der DLP-Projektor besonders flach und soll über einen äußerst leisen Kühler verfügen; zudem ist der 16 : 9 Projektor "HD-ready". Auch bei den Projektoren ist auf das HD-ready-Logo (Abb. 10) zu achten, das z.B. dem HD high definition compatible (Abb. 11) ähnelt aber inhaltlich nicht entspricht. Auch Mitsubishi und Samsung stellten Beamer vor, die vergleichsweise klein sind. Der PK10 von Mitsubishi ist nicht größer als eine Hand, 450 Gramm leicht und ausgestattet mit modernster LED/DLP-Technik. Samsung geht mit der Version eines Taschenbeamers noch weiter. So ist der Pocket Imager ein wenig kleiner als der PK10, kann aber auch mit einem Akku betrieben werden. Beide Modelle verwenden eine LED-Lichtquelle.

An die Wand hängen kann man auch einen Media Center PC des italienischen Herstellers Hantarex Electronics Systems, der direkt in einem modernen LCD-Fernseher eingebaut ist. Dank geringer Bautiefe kann er wie ein Bild an der Wand hängen und ist ab Werk mit einem analogen TV-Tuner ausgestattet. Der eingebaute PC läuft mit Microsoft Window Media Center Edition 2005. Als Speichermedium dient eine 160 Gigabyte Festplatte.

Nicht an die Wand hängen kann man das PC TV Gerät, das Home Entertaintment Network TV Gerät von Toshiba; ein High-Definition-Fernseher mit LAN- und USB-Konnektivität. Das Toshiba-Gerät kommuniziert im Heimnetzwerk mit PC, LAN-Festplatten, über den USB-Eingang mit Handy, Digitalkamera oder MP3-Playern. Via Internet kann der Anwender auf den Network PC zugreifen und den Timer für Aufzeichnungen von Fernsehsendungen per E-Mail programmieren.

Um nun die verschiedenen Geräte bedienen zu können, verfügen diese über Fernbedienungsteile, jedes Gerät eins für sich. Da hatten auf der ifa die Hersteller ein Einsehen und boten Universal-Fernbedienungen an; so die Firma One for All GmbH (48578 Gronau) (Abb. 12) (www.oneforall.de oder www.oneforallkameleon.de). Bis zu zehn Geräte kann ein Kameleon betreuen. Je nach Anzahl der zu bedienenden Geräte ist die Fernbedienung für ein, drei, vier, sechs bzw. zehn Geräte ausgelegt. Bei Wallis Universal (Frankreich; Vertr.: Deutschland: Pro.2 Deutschland GmbH, 79199 Kirchzarten) übernimmt das Topgerät die Bedienung von zwölf Geräten. Das Besondere: Eine Kraftzelle erinnert sich auch bei leerem Akku an die programmierten Geräte. Die Fernbedienung von Logitech (Schweiz) geht etwas anders vor: Möchte der Benutzer z.B. eine DVD wiedergeben, schaltet die Fernbedienung "Harmony" den Fernseher, den DVD-Player und den Stereo-Receiver ein, wählt für alle Geräte den DVD-Eingang und beginnt mit der Wiedergabe. Konfiguriert wird "Harmony" über das Internet. Eine interaktive Beteiligung am Fernsehgeschehen wird mit Blucom möglich; Firma APS, 85774 Unterföhring (www.blucom.de). Während des Fernsehens liefert Blucom zeitgleich und kostenfrei nach Aussage des Blucomprospektes programmbegleitende Informationen auf das persönliche Handy. Direkt und interaktiv kann man dann per SMS am Fernsehen teilnehmen. Freie Navigation in den Inhalten, dabei aber kein Eingriff in das laufende TV-Bild, wird im Prospekt versprochen. Bis zu sieben Benutzer können über eine Blucom-Set-Top-Box gleichzeitig und unabhängig mitmachen.

Für die Verbindung zwischen Fernseher und Handy erweist sich LG Electronics (47877 Willich; www.lge.de) für den europäischen Markt als Pionier. Das TV-Handy V 9000 nutzt den T-DMB-Standard (Terrestrial Digital Multimedie Broadcasting). Es hat ein um 90 Grad drehbares Display, das so eine darunter verborgene Tastatur freigibt. Gleichzeitig ist auf diese Weise die TV-Anzeige im Breitformat besser zu sehen. Doch noch konkurrieren DVB-H (Digital Video Broadcast-Handheld) und DMB (Digital Multimedia Broadcast) miteinander. Während DMB in Asien schon zum Einsatz kommt, steckt DVB-H noch in den Kinderschuhen. Seine Entwickler, Nokia und Siemens, streben an, den Kunden völlig von der Technik freizuhalten. So soll der Nutzer beim mobilen Internetzugang nicht merken, in welcher Zugangstechnik er sich bewegt.

Fazit

Die Veranstalter der ifa und deren Aussteller haben eine so positive Bilanz gezogen, dass die Diskussion über eine jährlich stattfindende Funkausstellung neue Nahrung erhalten hat. Es war die Resonanz bei den Fachbesuchern, welche die Entwicklung der ifa in Richtung einer Fachmesse zeigt. So stießen die flachen LCD- und Plasma-Fernseher, DVD-Recorder, MP 3-Komponenten und digitale Fotografie bei Fachbesuchern und übrigen Publikum auf lebhaftes Interesse.

Bei der Deutschen Telekom bemerkte man eine steigende Beratungsintensität, vielleicht ein Hinweis für Biblio-/Mediatheken, sich auf dem Gebiet neuer Medien etc. weiter fit zu machen. Philips war von der Resonanz besonders aus dem Ausland angetan. Und Sony wandte sich mit seinem neuen Konzept der Erlebniswelt erfolgreich an die junge Zielgruppe.

Für Bibliotheken/Infotheken/Mediatheken dürfte der allgemeine Überblick über die Entwicklung von Medien und die mögliche Nutzung durch die Benutzer von Interesse sein - Informationen darüber also, welche Geräte, welche Medien mit welchen Inhalten auf welche Weise bereitgehalten bzw. vermittelt werden sollten. Die ifa gab ausreichend Diskussionsstoff auf die zentrale Frage: Wie stellt sich die Bibliotheksgemeinschaft den vielfältigen Anforderungen ihrer Benutzer?


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Dipl.-Volksw. Clemens Deider

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