Nutzungsanalyse der hybriden Bibliothek


Abstract

1 Von der Bibliotheksstatistik zum Steuerungsinstrument und zur Nutzungsanalyse
2 Evaluation der erweiterten Öffnungszeiten an der ULB Düsseldorf
3 Welche Präsenznutzung?
4 Die hybride Bibliothek für den hybriden Nutzer


von Joachim Kreische

1 Von der Bibliotheksstatistik zum Steuerungsinstrument und zur Nutzungsanalyse

Ohne Zweifel hat sich die Bibliotheksstatistik in den letzten Jahren in Richtung Steuerungsinstrument und Nutzungsanalyse bewegt, auch wenn sich an der Praxis vieler Bibliotheken und an der Deutschen Bibliotheksstatistik (DBS) nur wenig geändert hat. Im Wesentlichen sind es zwei Herausforderungen, die sich in der Zukunft stärker in den statistischen Erhebungen in den Bibliotheken niederschlagen werden.

1. Die Nutzung elektronischer Medien ist durch logfiles und Session-Analysen wesentlich genauer und mit deutlich geringerem Aufwand zu messen, als es die der konventionellen Medien jemals waren.1 Aber selbst hier bietet die integrierte Bibliothekssoftware immer bessere Möglichkeiten der Messung von Nutzungshäufigkeiten. Zwar hat die Nutzungsmessung elektronischer Medien in die DBS Einzug erhalten (Kategorien 212 - 218), ein Blick auf von den wissenschaftlichen Bibliotheken gemeldeten Daten wirkt aber ernüchternd: Gerade 16 Universitätsbibliotheken haben für das Berichtsjahr 2004 in der Standardauswertung alle Kategorien der DBS ausgefüllt, in denen nach Zugriffshäufigkeiten auf elektronische Medien gefragt wurde. Vollständige Angaben zu Volltextaufrufen in Datenbanken und elektronischen Zeitschriften konnten gerade einmal drei Bibliotheken machen.

Tiefergehende Analysen sind zur Zeit auf Projekte beschränkt, wobei für die Nutzung elektronischer Zeitschriften die Zählung von Volltextaufrufen die Grenzen der Messbarkeit zu bestimmen scheint (Dugall 2002: 3), während für Webportale auch aufschlussreichere Sessionanalysen durchgeführt werden (Tröger 2004: 21ff.). Damit bleibt die Frage, ob mit technischen Mitteln überhaupt ausreichende und valide Aussagen über Nutzer und Nutzungsverhalten erzielt werden können und ob nicht ergänzend zu qualitativen Erhebungsmethoden gegriffen werden sollte, noch unbeantwortet.2 Die Entwicklung technischer Instrumente zur Nutzungsanalyse elektronischer Medien wird sich auf absehbare Zeit an dem Umstand reiben, dass sich viele elektronische Angebote auf fremden Servern befinden und damit immer fremden Datenerhebungen getraut werden muss.3

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2. Bibliotheksstatistiken werden immer stärker zu Instrumenten der Leistungsmessung und des Legitimationsnachweises. Dieser Zielrichtung versucht die DBS zaghaft Rechnung zu tragen, während das Projekt Bibliotheksindex (http://www.bix-bibliotheksindex.de) mit einer Orientierung an Balanced Scorecards deutlich weiter voran schreitet. Spätestens in dem Moment, in dem Bibliotheken ihre Mittel in Rahmen von Globalhaushalten und Zielvereinbarungen erfolgsbezogen erhalten oder selbst erwirtschaften müssen, werden sich sowohl die Unterhaltsträger als auch die Bibliotheken für wesentlich genauere Nutzungsstatistiken interessieren. Die Bibliotheken werden dabei immer mehr gezwungen sein, betriebswirtschaftliche Verfahren, z.B. die Absatzforschung, für ihre Zwecke gewinnbringend einzusetzen.

Entsprechend liegt im Bereich der Kosten-Nutzen-, Präsenznutzungs- und Wirkungsanalysen noch vieles brach, was durch quantitative und qualitative Verfahren untersucht werden müsste. Das klassische Dilemma, dass man vieles schon immer gerne gewusst hätte, der Aufwand es herauszufinden aber immer zu groß ist, wird unter diesem Druck neu zu lösen sein (Schwitzgebel 2000).

Die Verbesserung der Nutzungsmessung elektronischer Medien wird sicherlich auch von der Kooperation der Verlage, von Datenbanken- und Servertools abhängen, die dann extensiv und intensiv genutzt werden müssen. Für die Messung der Vorort-Nutzung wird aber trotz erleichternder Stichprobenmethoden immer ein erheblicher Aufwand betrieben werden müssen, vor dem Bibliotheken verständlicherweise zurückschrecken.

1.1 Der blinde Fleck der Nutzungsanalyse: Die hybride Bibliothek

Selbst in den Fällen, in denen sich Bibliotheken mit vertretbarem Aufwand diesen Herausforderungen stellen, werden mit den bekannten Methoden die elektronische und die konventionelle Nutzung der Bibliothek jeweils getrennt gemessen (DBS Kategorien: 199 - 218) und getrennt analysiert. Dass beide Nutzungsarten direkte Rückwirkungen aufeinander haben (wie werden Print-Zeitschriften genutzt, für die es ein Online-Abo gibt? Erhöhen verlängerte Öffnungszeiten auch die Nutzung der digitalen Medien?) und deshalb auch als eine Nutzung der Bibliothek analysiert werden sollten, ist die These dieser Arbeit. Dass dies bisher noch nicht der Fall ist, liegt im Wesentlichen daran, dass die hybride Bibliothek bisher nur unter dem Aspekt des Bestandsaufbaus und der Erwerbungspolitik und kaum unter dem der hybriden Nutzung beleuchtet wurde.

2 Evaluation der erweiterten Öffnungszeiten an der ULB Düsseldorf

Die Erweiterung der Öffnungszeiten in der Zentralbibliothek der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (ULB) wurde zum Anlass genommen, die Präsenznutzung genauer zu messen. In der erweiterten Öffnungszeit in den Abendstunden, am Samstag Nachmittag und am Sonntag wird ein eingeschränkter Service (Präsenznutzung und Selbstverbuchung) geboten (im WWW unter: http://www.ub.uni-duesseldorf.de/zeiten/). Für die Evaluierung der neuen Öffnungszeiten standen die Nutzung des Präsenzbestandes und der PC-Arbeitsplätze im Mittelpunkt. Die neben der Zählung durch eine Lichtschranke schon immer durchgeführten Nutzerzählungen in den Lesegeschossen werden jetzt auch in den neuen Öffnungszeiten durchgeführt. Die Zählungen der Präsenznutzung in den neuen Öffnungszeiten geben zum einen den erhofften Effekt der schnellen Akzeptanz und zum anderen eine gewisse Konstanz der Nutzung unter Berücksichtigung saisonaler Schwankungen wieder. Insbesondere die Verlängerung der Öffnungszeiten an Wochenenden scheint einem ausgeprägten vorhandenen Bedarf nachzukommen, wie die Daten für das Jahr 2004 belegen:


Schon die Durchschnittswerte dokumentieren die besondere hohe Frequenz am Sonntag.

Neben den hohen Nutzungszahlen für die Lesegeschosse fällt auf, dass auch die Bereiche des Informationszentrums (IZ) und das Foyer frequentiert werden. Da hier in den neuen Öffnungszeiten kein Auskunftspersonal anwesend ist, wird der Aufenthaltsgrund vornehmlich die Nutzung der hier vorhandenen PC-Arbeitsplätze sein.

Der Verlauf der Skalen zeigt deutlich, dass die Nutzung zur Schließung der Bibliothek hin kontinuierlich abnimmt. Diese Tendenz wird noch deutlicher, wenn man die Nutzungszahlen der gesamten Öffnungszeiten an Wochentagen darstellt:

Die Nutzung am Wochenende zeigt zwar den an den Wochentagen zu verzeichnenden kontinuierlichen Rückgang im Tagesverlauf, die Kurve bekommt aber durch die geringere Vormittagsnutzung eine leichte Glockenform:

Da in der ULB samstags bis 13.00 Uhr der komplette Service zur Verfügung steht, sind die im Vergleich zu den Wochentagen geringeren Besuchszahlen am Samstagvormittag eher durch die Abwesenheit der Studierenden am Samstag zu erklären. Die Besucherzahl steigt am Samstag jedenfalls erst nach Schließung der Leihstelle und der Auskunftsplätze, was die hohe Bedeutung der Präsenznutzung unterstreicht. Diese Mittagsspitze und das kontinierliche Sinken der Nutzerzahlen in den Abendstunden war oben schon in den Statistiken zu den neuen Öffnungszeiten festzustellen. Die Verteilung der Nutzerzahlen über den Tag ändert sich auch am Wochenende nicht prinzipiell. Die Tagesverlaufskurve behält auch beim Vergleich verschiedener Wochentage und beim Vergleich benutzungsarmer und benutzungsstarker Tage eine ähnliche Form:


Die Tagesverlaufskurven zeigen unabhängig vom Gesamtniveau in etwa die gleiche Form. Auch für den Zeitrahmen, der schon vor der Öffnungszeitenverlängerung abgedeckt war, ergibt sich nach der Verlängerung keine generelle Veränderung:

Bis zum Erreichen des Spitzenwertes um 16.00 Uhr unterscheiden sich die Kurven nicht in der Form, ja sogar kaum vom Niveau. Insbesondere in der Stunde zwischen 18.00 und 19.00 Uhr ist dann aber zu erkennen, dass die Kurve des Monats mit der verlängerten Öffnungszeit weniger abfällt. Durch die Auswertung der Lichtschranken am Eingang der Bibliothek ist bekannt, dass die Gesamtnutzerzahl pro Wochentag zwar messbar, aber nicht signifikant gestiegen ist. Die höhere Nutzerzahl in den Abendstunden ist demnach weniger durch zusätzliche Nutzer, sondern stärker durch länger verweilende Nutzer zu erklären. Der Trend des längeren Verweilens in der länger geöffneten Bibliothek wird im Vergleich der Nutzerzahlen im ersten und im zweiten Winter nach der Verlängerung der Öffnungszeiten ersichtlich:

Im Anstieg des Gesamtniveaus ist erkennbar, dass die Zunahme insbesondere in den späteren Öffnungsstunden zu verzeichnen ist. Am Samstag liegt die höchste Steigerungsquote bei der vorletzten, am Sonntag bei der letzten Zählung vor. Die Nutzer der ULB haben sich im Laufe des ersten Jahres nach Verlängerung der Öffnungszeit daran gewöhnt, diese intensiver zu nutzen. Dies zeigt die Darstellung der Wochentagsnutzung im ersten und im zweiten Winter nach Verlängerung der Öffnungszeiten plastisch:

Es sind also die zeitlich erweiterten Möglichkeiten der Bibliotheksnutzung, die zum längeren Aufenthalt in der Bibliothek führen. Hier liegt ein Mehrwert der Bibliothek vor, der zwar einer Kosten-Leistungsrechnung unterzogen werden muss, dessen nicht quantifizierbarer Eigenwert aber nicht unterschätzt werden sollte.4

3 Welche Präsenznutzung?

Was macht das längere Verweilen in der Bibliothek so attraktiv? Sicherlich wird dies für viele Besucher insbesondere der Präsenzbestand sein, der quasi zur Anwesenheit in der Bibliothek zwingt. Auch die zur Verfügung gestellten Arbeitsplätze und die vorhandene Infrastruktur dürften den Lernort Bibliothek auszeichnen. Es lässt sich vor allem vermuten, dass es die Inanspruchnahme verschiedener Nutzungsmöglichkeiten ist, von der die Attraktivität des Lernortes Bibliothek abhängt. Neben dem Arbeitsplatz, der notwendigen Literatur und den Serviceleistungen des Bibliothekspersonals ist ein Internet-PC oder ein WLAN-Anschluss für das Laptop verfügbar. Hinzu kommen Kopierer, Drucker und Scanner und Gruppenarbeitsräume. Für viele Einzelschritte des Lernens und des wissenschaftlichen Arbeitens bietet die Bibliothek die adäquate und integrierte Infrastruktur, deren Qualität einen Großteil der Attraktivität des Lernortes Bibliothek ausmacht.

Genau diese These lässt sich aber nur schwer belegen. Lassen sich einzelne Nutzungen in ihrer Häufigkeit noch messen und mögen deshalb Rückschlüsse von der Nutzung des Serviceangebotes auf seine Qualität erlaubt sein, so lässt sich die Qualität des Lernortes Bibliothek als solche kaum mit quantitativen Daten bewerten.5 So mag noch untersuchbar sein, ob eine Investition in den Lesesaalbestand die Zahl der Präsenznutzungen erhöht. Auch die Erhöhung der Zahl der Kopierer könnte sich noch in den Präsenznutzungszahlen nachweisen lassen. Aber wie sieht es mit anderen Faktoren aus? Rentieren sich Investitionen in das Gebäude, in ergonomisches Mobiliar oder in die Erhöhung der Zahl der PC-Arbeitsplätze, wenn dafür weniger Medien erworben werden können? Der Zusammenhang zwischen der Verbesserung einzelner Servicedienste und dem Gesamtnutzungsverhalten erscheint mit quantitativen Methoden schwer fassbar zu sein.

Gunter Dokter (2005) versucht in einer interessanten Studie den Zusammenhang zwischen der Erhöhung der Lese- und PC-Arbeitsplätze und einer steigenden Gesamtattraktivität der Universitätsbibliotheken herzustellen. Er stellt dabei fest, dass die "Attraktivität erwartungsgemäß mit der Anzahl der Leseplätze zunimmt", der positive Einfluss aber auch ins Negative umschlagen kann, "wenn PC-Plätze nicht zusätzlich, sondern anstelle von reinen Leseplätzen angeboten werden" (S. 31). So sehr der Ansatz von Dokter in die richtige Richtung weist und zudem mit ohnehin erhobenen Daten auskommt, so lässt er den Zusammenhang zwischen der Nutzung konventioneller und elektronischer Medien in den Räumen der Bibliothek außen vor. Sicher würde hier eine qualitative Nutzerbefragung weiterhelfen, die gezielt auf die Motivationen zum Bibliotheksbesuch abhebt. Dennoch soll hier die Frage verfolgt werden, ob nicht mit vertretbarem Aufwand Aussagen aus quantitativen Erhebungen gewonnen werden können.

Im Folgenden soll untersucht werden, ob durch den Vergleich von Nutzungen der einzelnen elektronischen Dienstleistungen der Bibliothek mit den Nutzungen der konventionellen Bibliothek Aussagen zur Nutzung der hybriden Bibliothek gewonnen werden können, wenn eine gemeinsame Darstellungsachse gefunden werden kann. Als eine solche Achse bietet sich die Tagesverlaufskurve an. In der folgenden Tabelle werden die Nutzung des Internets und des OPACs an den PC-Arbeitsplätzen der Bibliothek6 in Korrelation zur Nutzerzählung in den Lesegeschossen im Tagesverlauf gesetzt:

Die Tageskurven der Nutzung des WWW und die des OPAC korrelieren in der Tageskurve stark mit der Nutzung der Lesegeschosse. Die Nutzung des Angebots der hybriden Bibliothek scheint einem einheitlichen Tagesverlaufsraster zu gehorchen. Die Gesamtauslastungsstatistik für die PC-Arbeitsplätze belegt dies noch einmal:

Zu den Tageszeiten, an denen die Nutzung des Buchbestandes und der Arbeitsplätze der Bibliothek hoch ist, werden auch die PC-Arbeitsplätze stark genutzt. In einer Untersuchung der Kopiervorgänge von Zeitschriftenbeständen an Kopierern in der ULB ergibt sich in der Darstellung des Tagesverlaufes eine den sonstigen Nutzungen entsprechende Kurve (Riks; Gedrath; Bracht 2003):

Die Auslastungskurve der Kopierer weist insofern eine Besonderheit auf, als das Tageshoch erst am späteren Nachmittag zu verzeichnen ist. Die grundsätzliche Ähnlichkeit der Tageskurve ist dennoch gegeben.

Die hohe Korrelation in der Tagesverlaufskurve der Nutzungen der PC-Arbeitsplätze mit denen der konventionellen Bibliothek ist auffällig. Sind viele Nutzer anwesend, werden beide Bereiche stark genutzt. Die zeit- und ortsunabhängige Nutzung der elektronischen Medien wird zumindest in Hinsicht der zeitlichen Verfügbarkeit nicht ausgenutzt. Dies scheint auch dann der Fall zu sein, wenn die Nutzung der elektronischen Medien von außen geschieht, wie die Tagesverlaufskurve für die OPAC-Zugriffe zeigt, in der auch Zugriffe enthalten sind, die nicht aus dem Bibliotheksnetz kommen:7

Die Hauptlast der OPAC-Anfragen fällt in das Zeitfenster zwischen 9.00 und 17.00 Uhr. Auch vom heimischen PC aus wird nicht vornehmlich nachts, sondern zu den Zeiten eines normalen Arbeitstages recherchiert.

3.1 Kumulation oder Integration der Nutzungsarten?

Welche Schlüsse lassen sich aus der hohen Korrelation der Tagesverlaufskurven in der Nutzung der konventionellen und der elektronischen Medien ziehen? Dass die elektronischen Medien durch ihre zeitunabhängige Nutzbarkeit nicht vornehmlich außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek genutzt werden, deutet zunächst darauf hin, dass die ortsunabhängige Nutzung das deutlich stärkere Motiv zu sein scheint. Wer die Bibliothek elektronisch über den heimischen/dienstlichen PC nutzt, scheint einen vergleichbaren Arbeitsrhythmus zu haben, wie die in der Bibliothek anwesenden Nutzer. Da die Korrelation aber auch die Nutzung des elektronischen Angebotes in den Räumen der Bibliothek betraf, stellt sich die Frage, ob es sich bei den Nutzern in der Bibliothek überhaupt um zwei getrennte Personenkreise handelt. Die hohe Korrelation wäre eigentlich viel besser durch die Annahme erklärt, dass eine große Anzahl der Bibliotheksnutzer sowohl elektronische als auch konventionelle Medien nutzt, zwischen diesen Medien ständig wechselt und sie damit quasi parallel nutzt. Die immer noch sehr hohe Attraktivität des schon totgesagten Lernortes Bibliothek läge dann in einer integrierten Infrastruktur, die an keinem anderen Ort anzutreffen wäre.

Die aufeinander verweisenden Nutzungen verschiedener Medien lassen sich in der hybriden Bibliothek empirisch schnell belegen. Ein erstes Beispiel dürfte die Umstellung der allermeisten gedruckten laufenden Bibliographien auf Datenbanken sein, durch die das Auffinden konventioneller Medien unmittelbar an ein elektronisches Rechercheinstrument gekoppelt ist. Auch wenn z.B. durch Aggregatorendatenbanken oder Verlinkungssysteme für den externen Zugriff Volltexte verfügbar sein sollten: Die hybride Bibliothek, in der konventionelle und elektronische Medien aufeinander verweisen und einander bedingen, wird der Ort mit der unmittelbarsten Verfügbarkeit aller Medien und Informationen sein.8 Ein weiteres plastisches Beispiel stellt die Möglichkeit der Online-Magazinbestellung dar. Sie kann rund um die Uhr vorgenommen werden und doch findet sich in der Darstellung der Verteilung der Bestellungen über den Tag hinweg in der ULB Düsseldorf das bekannte Muster wieder:

In den gesamten Nachtstunden werden für das Magazin der Zentralbibliothek in etwa so viele Bestellungen aufgegeben wie zwischen 18:00 und 19.00 Uhr. Die Attraktivität des elektronischen Angebotes sinkt demnach deutlich, wenn die Leistung der physischen Bibliothek nicht mehr verfügbar ist. Ihre Funktionen erhöhen den Wert rein elektronischer Dienstleistungen derart stark, dass sich deren Verfügbarkeit in der Nutzungshäufigkeit der elektronischen Medien durch eine hohe Korrelation zwischen der Nutzung konventioneller und elektronischer Medien niederschlägt. Einen weiteren Beleg für diesen Zusammenhang liefern Hill/Madarash-Hill/Bich (2003) mit ihrer Tagesverlaufskurve der Anfragen an die Online-Auskunft der Bibliothek der Southeastern Lousiana University, bei der die Hauptnutzung in einem Zeitfenster von 11.00 bis 16.00 Uhr stattfindet. Auch die Anfragenspitzen der Online-Auskunft der ULB Düsseldorf liegen zwischen 10.00 und 12.00 Uhr:

Viele elektronische Nutzungsarten sind augenscheinlich direkt an die Verfügbarkeit konventioneller Services gekoppelt oder erfordern zumindest deren zeitnahe Verfügbarkeit. Auch wenn dies durch die empirischen Zahlen nur nahegelegt und mehr theoretisch bewiesen werden kann, kann für den Lern- und Forschungsort Bibliothek dann sinnvollerweise von einer nahezu parallelen konventionellen und elektronischen Mediennutzung gesprochen werden, in der die Nutzungsarten oft unmittelbar voneinander abhängen.

Dieses Nutzungsverhalten ist sicherlich bisher unzureichend untersucht worden und legt Fragen offen, die neue Kosten-Nutzen-Rechnungen auf die Tagesordnung bringen, über die in Bibliotheken bisher mehr intuitiv entschieden wurde. Die dem Haushaltsrecht und dem öffentlichen Dienstrecht unterliegenden Bibliotheken sind es bisher gewöhnt, Personal- und Sachmittel zu trennen und bei letzteren vornehmlich von Literaturmitteln auszugehen. Sonstige Sachmittel waren mehr ein lästiger Grundbedarf, von dem man hoffte, ihn am besten aus fremden Töpfen bestreiten zu können. Durch die Einführung von Globalhaushalten und Kosten- und Leistungsrechnung tritt nicht nur die Konkurrenz von Personal- und Sachmittel, sondern auch die von Erwerbungs- und sonstigen Sachmitteln deutlicher zu Tage.

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Jede Bibliothek muss sich z.B. fragen, ob sie Mittel in PCs investiert, die dann natürlich nicht mehr für den Medienerwerb zur Verfügung stehen. Universitätsbibliotheken, die ihre Zettelkataloge mindestens abgebrochen, wenn nicht gar entfernt haben, Bibliographien durch Datenbanken ersetzt haben und gerade ihren Zeitschriftenbestand immer stärker auf das elektronische Angebot umstellen, können es sich natürlich nicht leisten, ihr PC-Angebot nicht auf dem technisch notwendigen Stand zu halten. Aber wie deutlich will sie sich auf diesem Gebiet profilieren?9 Wie stark ist die Nachfrage in Zeiten des Laptopverleihs auf dem Campus und obligatorischem Netzanschluss in Studentenwohnheimen wirklich? Henning und Lehr (2005) schlagen zum Beispiel vor, den PC-Pool an deutschen Universitäten zugunsten eines ausgebauten WLANs aufzugeben und die IT-Ressourcen dafür in die Betreuung der Studierenden zu investieren, die dann bei der Beschaffung und beim Einsatz von Laptops und Software unterstützt werden. Verschlechtert oder verbessert sich das Angebot der Bibliothek, wenn sie Erwerbungsmittel für neue PCs verwendet?10 Werden durch leistungsfähige PCs angezogene Nutzer auch die konventionellen Medien nutzen, oder werden die aufgrund des schlechteren Buchbestandes ausbleibenden Nutzer auch als PC-Nutzer fehlen? Angesichts der 24.057.680 €, die in der DBS allein für die wissenschaftlichen Universalbibliotheken an Investitionen für die EDV-Ausstattung ausgewiesen sind, und angesichts der enormen Schwankungen in den DV-Investitionen der Bibliotheken scheint die Frage nach überprüfbaren Entscheidungskriterien nicht unerheblich zu sein.

Damit verbunden ist die m.E. (aus politischen Gründen) häufig unbeantwortete Frage, ob Bibliotheken immer einen selbst betriebenen PC-Pool anbieten müssen oder ob die Attraktivität des Lernortes eher durch eine Einbindung in die campusweite IT-Infrastruktur verbessert werden kann. Konkret kann die Frage dann z.B. lauten, ob das eigene Login via Leihkartennummer, über das hochschulexterne Bibliotheksnutzer trotzdem über PC-Zugriffsmöglichkeiten innerhalb der Hochschulbibliothek verfügen, einen besseren Nutzungsservice darstellen als ein campusweites Login, über das vielleicht ein Single-Sign-On oder ein Roaming möglich wird. Diese zur Zeit sicher jede Universitätsbibliothek bedrängenden Fragen stellen sich vor dem Hintergrund der Nutzung der hybriden Bibliothek mit neuer Dringlichkeit.

Hier können die oben dargestellten Zahlen auch nur einen ersten Hinweis geben. Denn selbst mit dem Fakt der hybriden Bibliotheksnutzung ist noch überhaupt nichts über das individuelle Nutzungsverhalten ausgesagt. Die Frage lautet, ob die parallele zeitliche Verteilung in der Nutzung der verschiedenen Medien auf verschiedenen Nutzertypen oder auf den "hybriden Nutzer" zurückzuführen ist. Dieser "hybride Nutzer", der Bücher und Zeitschriften liest, der den OPAC und Datenbanken befragt, Sachfragen "googlet", die Lehrbuchsammlung nutzt und im Zweifelsfall die Auskunft fragt, existiert sicherlich tatsächlich (Ray/Day: 1998). Wenn dabei die These stimmt, dass zwar immer stärker konventionelle und elektronische Medien parallel genutzt werden, die Mediennutzungsquantität aber konstant bleibt,11 so ist vom schnellen und häufigen Wechsel der Medienarten auszugehen. Dies setzt in Bibliotheken natürlich eine Infrastruktur voraus, die diese Medienwechsel im Dienste eines integrierten Arbeitens unterstützt und nicht behindert. Diese Anforderung stellt auch der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken: "Der benötigte Raum pro Nutzerarbeitsplatz nimmt eher zu, da zur Arbeit die integrierte Nutzung sowohl von digitalen Medien als auch von gedruckten Medien gehört" (2001: 48). Er weist weiterhin auf eine "angemessene Raumausstattung" hin, die der "Nutzung des Medienmix(es)" entgegen komme: "Gedruckte und digitale Medien ergänzen einander am Arbeitsplatz" (2001: 47). Aber selbst wenn sich diese Anforderungen in veränderten Normen für die Bibliotheksausstattung niederschlagen, wissen wir über die für den hybriden Nutzer angemessene Bibliothek noch relativ wenig.

Dieses terra incognita entspricht der eingangs erhobenen These, dass die hybride Bibliothek bisher nur unter dem Aspekt des Bestandsaufbaus beleuchtet wurde. Wissenschaftliche Bibliotheken versuchen in ihren Nutzungsmessungen bisher vornehmlich, Kaufentscheidungen und Personaleinsatz zu evaluieren. Dies gilt auch für die Nutzungsanalysen elektronischer Medien, bei denen wie bei konventionellen Medien abgewogen werden soll, ob die tatsächliche Nutzung die aufgewandten Erwerbungsmittel rechtfertigen. Der dabei auf die hybride Bibliothek gerichtete Blick versucht dann einen Vergleich zwischen dem Nutzen und den Kosten der verschiedenen Medien herzustellen.12

4 Die hybride Bibliothek für den hybriden Nutzer

Dass die wissenschaftliche Informationsversorgung ohne die konventionelle Bibliothek als Ort und Infrastruktur auch in Zukunft nicht funktionieren wird, wird zur Zeit weder von den Bibliotheken noch von ihren Unterhaltsträgern oder den Wissenschaftsförderungsinstitutionen bestritten.13 Im bisherigen Konzept der hybriden Bibliothek wird davon ausgegangen, dass sich das Nutzungsinteresse jeweils alternativ mit konventionellen oder elektronischen Medien befriedigen lässt. Der Umstieg auf elektronische Medien ist dabei oftmals dadurch motiviert, dass elektronische Medien wesentlich bessere Such- und Zugangsmodalitäten bieten und die Medien je nach Lizenzvorgaben ohne zeitliche und räumliche Einschränkung bereitgestellt werden. Den dazugehörigen Bibliotheksnutzer stellen sich die Bibliothekare als jemanden vor, der die Informationssuche je nach Vorbildung und Affinität mit dem einen Medium beginnt und bei Bedarf mit anderen Medien fortsetzt. Für die Bibliothek als Ort von Forschung und Lehre verlangt dies die Verdoppelung der Infrastruktur. Neben den Leseplätzen werden jetzt PC-Arbeitsplätze und Netzanschlüsse für Laptops benötigt, zu den Kopierern kommen jetzt Drucker, neben der sachlichen Erschließung und Aufstellung der konventionellen Medien werden Webportale und Datenbanken wie die EZB oder DBIS geschaffen, um elektronische Medien auffindbar zu machen.

Aus der Sicht des Nutzers der hybriden Bibliothek macht es aber kaum noch Sinn, von einer aufeinander folgenden Nutzung verschiedener Medien zu sprechen. Finden die unterschiedlichen Nutzungen in einem engen Zeitfenster statt, so sollte eher von einer integrierten Suche mit der quasi gleichzeitigen Nutzung verschiedenen Medien ausgegangen werden. Juristen z.B., die dem ständigen Verweis von Normen, Urteilen, wissenschaftlicher Literatur und Kommentaren auf- und zueinander folgen, sind es mittlerweile gewohnt, dabei ständige Medienbrüche überbrücken zu müssen.

Es stellt sich dann die Frage, ob Bibliotheken für derartige Lehr- und Forschungsinteressen noch die notwendige Infrastruktur bieten. Wenn sich die These vom hybriden Nutzer empirisch weiter belegen lässt, bleibt zum Beispiel die Frage, ob nicht auch der Arbeitsplatz in der Bibliothek ein hybrider sein muss, der das gleichzeitige Arbeiten mit allen Medien erlaubt. Der hybride Nutzer benötigt in der Bibliothek neben dem Bestand und einem ordentlichen Arbeitsplatz genügend Speicherplatz auf einem zugänglichen Rechner. Er muss ein Literaturverwaltungsprogramm nutzen, die Z39.50-Schnittstelle der Datenbanken anzapfen können und natürlich vollen Netzzugriff haben, um alle Internetdienste effizient nutzen zu können. Dies muss aber in Kombination mit komfortablen Arbeitsbedingungen möglich sein, die in der konventionellen Bibliothek angeboten werden. Folgerichtig sollten dann digitale Kopierer, Netzdrucker und Scanner bedarfsgerecht aufgestellt und am besten in integrierten Geräten mit nur einer einzigen Kopierkarte versehen bereitstehen. Der Aufbau leistungsfähiger WLANs ist dann genauso angemessen, wie der von Servern mit home directories für eingetragene Bibliotheksnutzer oder integrierte Arbeitsplätze, an denen gleichzeitig ein PC als auch angemessener Buchbestand genutzt werden kann.14 Dies hat auch so banale Folgen wie die eines angemessenen Mobiliars: Für einen Bibliotheksarbeitsplatz der auch "computing equipment" aufnehmen kann, hat die britische Standing Conference of National and University Libraries (SCONUL) die Normen für die Tischgrößen von 90 x 60 cm auf 120 x 80 cm erhöht. Der Platzbedarf pro Arbeitsplatz wurde von 2,5 auf 4 qm angehoben (Faulkner-Brown 1999: 20).15 Die oben erwähnte HIS-Studie (2005: 96) folgt erfreulicherweise dieser Tendenz mit einer Bedarfsangabe von 4 bis 6 qm für einen "kombinierten Rechnerarbeitsplatz", an dem "papierbezogenes Lesen und Schreiben sowie einfaches rechnergestütztes Arbeiten" möglich sein soll.

Ob die Kosten für eine Ausrichtung der Bibliotheken als moderne learning center in Zukunft aufgebracht werden können, hängt im ersten Schritt davon ab, ob es den Bibliotheken gelingt, mit transparenten Nutzungsanalysen ihren Unterhaltsträgern die ungebrochen hohe Attraktivität der Einrichtung Bibliothek zu vermitteln. Dabei wird unvermeidlich die Frage auftauchen, in welchem Ausmaß die Bibliotheken als Lernort als Standortvorteil für konkurrierende Hochschulen angesehen werden. Gerade in Zeiten, in denen die Aufwendungen an Personal- und Erwerbungsmittel für den konventionellen Bereich der Bibliotheken von Unterhalts- und Entscheidungsträgern in Frage gestellt werden, muss das Konzept der hybriden Bibliothek umfassend unterfüttert und begründet sein. Die dargestellten Ergebnisse aus Düsseldorf geben mehr einen Hinweis auf die ausstehenden Fragen, als dass sie Antworten bieten würden.


Literaturverzeichnis

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Zum Autor

Dr. Joachim Kreische ist Stellvertretender Direktor der

Universitäts- und Landesbibliothek
Universitätsstrasse 1
D-40225 Düsseldorf
E-Mail: kreische@ub.uni-duesseldorf.de


Anmerkungen

1. allgemein dazu: Heischmann; Rosemann 2004: 263ff.

2. Ein Ansatz zumindest bei: Mundt; Bell (2000)

3. Konzeptionell scheint die Frage nach der validen Nutzungsanalyse elektronischer Zeitschriften zwischen dem Projekt accelerate an der ULB Düsseldorf (http://www.ub.uni-duesseldorf.de/projekte/accelerate/acc_home) und dem in vielen Bereichen innovativen DFG-Projekt "Perspektiven für den Bezug elektronischer Informationsressourcen in der Bundesrepublik Deutschland" (Fladung 2003) kaum voran gekommen zu sein.

4. S. als Beispiel einer politischen Willensartikulation: "Was die Nachfrage an Universitäten angeht, ist der Einschätzung des Direktors der LHB Darmstadt zuzustimmen, der eine Öffnungszeit von 7 mal 24 Stunden aus Sicht der Bibliothek für einen zwar kleineren, aber nicht unbedeutenden Nutzerkreis von Belang hält. Angesichts des nicht unbeträchtlichen Aufwandes an Personal- und Sachausgaben, der mit einer durchgehenden Öffnung einer Bibliothek verbunden ist, bedarf es sorgfältiger Kosten-Nutzen-Überlegungen auf der Basis räumlich/organisatorischer Untersuchungen, um hier zu einer differenzierten und angemessenen Lösung zu kommen. Es erscheint jedoch wünschenswert, an allen Universitätsbibliotheken zu einer Öffnung an sieben Tagen zu kommen" (Landesregierung Hessen 2002).

5. Auch die qualitative Infas-Studie von 2001 fragt nur nach den Bewertungen des Serviceangebotes und der Infrastruktur. Ob die Befragten die dann schlecht beurteilte Infrastruktur nicht nachher doch nutzen müssen, ist dann eine andere (unbeantwortete) Frage. S.: http://www.infas.de/studien/pdf/prolibris.pdf

6. Die Daten wurden durch die Auswertung der Anfragen an den Proxy-Server erhoben. Stellte ein PC innerhalb von 5 Minuten eine Anfrage an den Proxy, wurde er als genutzt betrachtet, stellte er innerhalb von 5 Minuten keine Anfrage, wurde er für diesen Zeitraum als nicht genutzt betrachtet.

7. Der Aspekt der OPAC-Zugriffe aus anderen Zeitzonen ist zu vernachlässigen. So waren im April aus der MEZ ca. 300.000 Zugriffe zu verzeichnen (davon ca. 270.000 aus der top-level-domain ".de"), aus anderen Zeitzonen weniger als 1000.

8. Dieser Aspekt, dass die Nutzung der hybriden Bibliothek auch in der Bibliothek stattfindet, entgeht der ansonsten löblichen Nutzerbefragung von Ceynowa (2004: 88-89). Hier wird wie üblich die konventionelle und die elektronische Nutzung allein im Kontrast der Vorortnutzung gegenüber dem remote access gesehen.

9. Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken gehen mittelfristig von einem konstanten Bedarf an Computerarbeitsplätzen aus (2001: 48).

10. Langenfelder (2003: 101) stellt in ihrer Studie zur Nutzung elektronischer Zeitschriften an der Uni Erlangen-Nürnberg zwar fest, dass die PCs in der Universitätsbibliothek gering genutzt werden, schließt dabei aber nicht auf die fehlende Attraktivität des Standortes, sondern verweist auf die unzureichende Infrastruktur: "Die geringe Nutzung der Bibliotheksrechner ist im Zusammenhang mit den schlechteren Arbeitsbedingungen, wie etwa begrenzte Öffnungszeiten und eingeschränkte Artikelbearbeitung an öffentlichen Arbeitsplätzen, zu sehen."

11. Wie die Detecon-Studie für den Börsenverein festgestellt hat (Weise 2004: 13).

12. Auch das Projekt Counter (http://www.projectcounter.org/code_practice.html), das sich erfreulicherweise für eine Standardisierung von Nutzungsmessungen bei Bibliotheken und Verlagen ausspricht, interessiert sich stärker für Kaufentscheidungen als für die Infrastruktur der hybriden Bibliotheken. Nutzungen werden nur auf die Zeiteinheit Monat hin ausgewiesen. S.a.: Mundt (2003)

13. Aktuell die HIS-Studie Vogel/Cordes (2005, Entwurf)

14. Auch Seefeldt (2005: 16) entgeht in seinen Vorstellungen zur hybriden Bibliothek der Aspekt der hybriden Nutzung.

15. Kontrastierend dazu: Das VG Koblenz (NVWZ-RR 1999, 747) hat in einer Klageabweisung festgestellt, dass auch ein Tisch mit den Maßen 78x78cm geeignet sei, eine juristische Klausur abzulegen. Der klagende Jurastudent hatte darauf hingewiesen, dass er auf dem ihm zur Verfügung gestellten Tisch nicht die notwendigen Kommentare hatte ausbreiten können.