Büchereien starten mit Schwabenfindus ins Internet-Zeitalter

"Wir haben nicht alles - aber wir können fast alles besorgen." Diese Devise gilt seit dem 11.11.2005 für die Kissinger Bibliothek. Seit dem existiert der "Schwabenfindus". Leser können jetzt per Internet Literatur in fünf weiteren "Lesetempeln" suchen. Gefundene Bücher dürfen dann wie bei einer Ortsleihe in Kissing ausgeliehen werden. Der Internetverbund besteht aus einer Kooperation der Büchereien Kissing, Bobingen, Gersthofen, Königsbrunn, Schwabmünchen und Stadtbergen. Durch die Zusammenarbeit wird ein breites Spektrum der unterschiedlichsten Literatur zugänglich. Der Leiter der Stadtberger Bücherei Thomas Werthefrongel schwärmt: "Jetzt können wir die Bürger optimal versorgen ­ das Lesevergnügen wird noch attraktiver." Und seine Kissinger Kollegin Christa Konnertz fügt hinzu: "Nun hat man einen direkten, bequemen Zugang." Vorbei die Zeiten mühseliger Telefonate, wenn die Heimatbibliothek mal wieder einen Wunsch versagen musste! Jetzt kann man sich am heimischen PC auf die Suche machen. Dabei sind Erfolge auch möglich, wenn lediglich Schlagworte bekannt sind. Die gefundenen Werke werden für zwei Euro in die Heimatbibliothek entliehen. Die Bücher kann man nach circa fünf Tagen in seinen Händen halten, es wird dabei entweder der Postweg oder der Verteiler des Landratsamtes benutzt.

Was im wissenschaftlichen Bereich schon längst gang und gäbe ist, stellt bei öffentlichen Büchereien immer noch eine Ausnahme dar. So existieren in Bayern nur zwei andere Netzwerke, "Südpool" und "Finduthek". Beide Verbunde haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Frau Satu Schwarz von der Landesfachstelle für öffentliches Bibliothekswesen: "Südpool hat schon über 37.000 Zugriffe gehabt." Der "Schwabenfindus" sei ein "sattes Mehr an Service".

Diese Aussichten bewogen die Initiatoren Hannelore Sauer (Bobingen), Christa Konnertz (Kissing), Thomas Werthefrongel (Stadtbergen) , Ingrid Gölitz (Gersthofen), Christa König (Königsbrunn) und Erika Jakob (Schwabmünchen), sich in diesem Frühjahr an die Umsetzung zu machen. Frau Konnertz: "Wir hegen diese Idee seit zwei Jahren. In sechs Sitzungen wurden Modalitäten ausgetüftelt, besonders der Name bereitete Probleme. Schließlich stand die Funktion des "findus" Pate: "Suchen, Finden, Ausleihen". Mit der Umsetzung wurde die Augsburger Firma datronic IT-Systeme beauftragt. IT-Leiter Siegfried Fendt lobt die konstruktive Zusammenarbeit und spricht den entscheidenden Vorteil an: "Man kann mit dem findus ohne große Kosten seinen Bestand beträchtlich aufstocken."

In Zeiten knapper Kassen werden solche Ausgaben gründlich überdacht, doch Kissings Bürgermeister Manfred Wolf ist sich sicher: "Das Geld ist gut angelegt, unsere Bibliothek ist fester kultureller Bestandteil. Wir sind damit wieder einen Schritt mit der Zeit gegangen." Die Bibliotheksatmosphäre bleibt für Frau Konnertz nach wie vor unvergleichlich, die Internetsuche nur Zusatz. "Denn hier", so die Kissingerin, "kann man Kultur und Leute erleben. Die Bücherei bleibt Kommunikationszentrum." Auch soll ein Grundbestand vorhanden bleiben, einseitige Spezialisierungen sind nicht angedacht. Ob auch bald DVDs und Zeitschriften erfasst werden, bleibt offen. Genauso ungeklärt ist, ob sich weitere Einrichtungen anschließen. Frau Konnertz jedenfalls heißt Interessierte herzlich willkommen. (sf@datronic.de)