Online-Befragungen in Bibliotheken

Bestandsaufnahme, Einsatzmöglichkeiten und Umsetzung


Abstracts

Bisheriger Einsatz von Online-Befragungen
Einsatzmöglichkeiten im bibliothekarischen Bereich
Technischer Aufbau und Gestaltung
Benutzerfreundliche Befragungen
Durchführung
PHPSurveyor, ein kostenloses Fragebogentool
Fazit


von Maria-Inti Metzendorf

Seit 1990 ist der Einsatz von Befragungen in deutschen Bibliotheken stetig angestiegen. Dabei werden vornehmlich Befragungen zur allgemeinen Benutzerzufriedenheit und zur Zufriedenheit mit einzelnen Dienstleistungen durchgeführt, mit einigen Ausnahmen speziellerer Themenstellungen. Als Begründung werden häufig der benutzernahe Einsatz der immer knapper werdenden Mittel, die Rechtfertigung gegenüber dem finanziellen Träger sowie die allgemeine Qualitätssicherung und Leistungsmessung angegeben. Einige Bibliotheken wiederholen zudem Benutzerbefragungen in regelmäßigen Abständen, so dass ein zeitlicher Vergleich möglich wird, durch den bspw. umgesetzte Maßnahmen auf ihre Nützlichkeit überprüft werden können.

Bisheriger Einsatz von Online-Befragungen

Bis 2003 sind in den Bibliotheken des deutschen Sprachraums schwerpunktmäßig schriftliche Befragungen zum Einsatz gekommen, die in Form der klassischen Variante mit Papier und Bleistift durchgeführt wurden. Dabei wurden diese vornehmlich in den Räumlichkeiten der Bibliotheken und nur in wenigen Fällen postalisch durchgeführt. Online-Befragungen kommen in Deutschland seit 1996 vor allem im Bereich der Marktforschung zunehmend zum Einsatz, insbesondere wenn die Zielgruppen eine hohe Internetaffinität aufweisen. Seit drei Jahren hat die Verwendung von Online-Befragungen auch in wissenschaftlichen Bibliotheken vermehrt Einzug gehalten.1 Dies kann aufgrund der hohen Internet-Durchdringung sämtlicher Arbeitsmittel und --bereiche nur als konsequent bewertet werden. Mittlerweile sind viele Dienstleistungen der Bibliotheken nur noch über das Internet nutzbar und die Recherche im OPAC und Internet alltäglich, so dass zur Nutzung der Angebote einer wissenschaftlichen Bibliothek der Umgang mit dem Internet als Voraussetzung angesehen werden muss. Der bisherige Einsatz von Online-Umfragen wird in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Online-Befragungen an WB im deutschsprachigen Raum (Stand: 2. Quartal 2005)2

Darin zeichnen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Methodik und Durchführung der bisherigen Online-Befragungen ab. Zu den Gemeinsamkeiten zählen der zwischen 4 bis 6 Wochen dauernde Befragungszeitraum, die Bekanntgabe der Befragung über mehrere Medien und die Entscheidung gegen eine passwortgestützte Zugangsbeschränkung. Unterschiede lassen sich bspw. bei der anvisierten Zielgruppe feststellen. So liegt einigen Befragungen eine sehr spezifische Zielgruppe zugrunde, andere versuchen alle Bibliotheksnutzer zu erreichen und einzelne bemühen sich sogar um die Teilnahme der sogenannten Nicht-Nutzer. Ein weiterer Unterschied ist im Rücklauf zu sehen, dessen Vergleich jedoch auf Grund der unterschiedlichen Bibliotheksgröße und Nutzeranzahl nicht unproblematisch ist. Teilweise wurden zur Erhöhung der Teilnahmemotivation Gewinnspiele durchgeführt, es lässt sich aber nicht erkennen, ob dadurch die Motivation zur Teilnahme positiv beeinflusst wurde.3

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Als Begründung für den Einsatz von WWW-Umfragen führen die Bibliotheken an, dass der zeitliche, finanzielle und organisatorische Aufwand im Gegensatz zu schriftlichen Befragungen geringer und die Befragung einfach und ohne Medienbruch vom OPAC oder Internetangebot aus zugänglich ist.4 Genannt werden weiterhin die erweiterte Erreichbarkeit des Nutzerkreises, darunter die reinen Online-Nutzer und die ansonsten nur schwer erreichbaren Gruppen der Wenig- und Nicht-Nutzer5, die Vereinfachung einer gleichzeitigen Befragung von Nutzerkreisen mehrerer Bibliotheken bzw. Zweigbibliotheken sowie die sehr gute Erreichbarkeit von spezifischen Zielgruppen im Bereich der elektronischen Angebote.6 Die dominierende Themenstellung der aufgezählten Befragungen ist die Benutzerzufriedenheit, es finden jedoch auch Befragungen zu speziellen Themen statt, die sich vor allem mit der Evaluation elektronischer Angebote befassen.

Einige Bibliotheken setzen weiterhin schriftliche bzw. computergestützte, jedoch nur vor Ort auszufüllende Befragungen ein und begründen dies mit dem Zweifel an der Repräsentativität der mittels WWW-Umfrage erhobenen Daten und der Befürchtung, dass nicht alle Benutzergruppen mit einer Online-Befragung erreichbar sind.7 So gibt auch Dollinger zu bedenken: "Dem Risiko einer rein pragmatischen Entscheidung für eine solche Methode gilt es allerdings entgegenzuwirken, indem auf die Notwendigkeit verwiesen sei, die Sinnhaftigkeit und die genaue Durchführung im konkreten Einzelfall zu prüfen."8

Einsatzmöglichkeiten im bibliothekarischen Bereich

Dies führt zu der Fragestellung, unter welchen Umständen Online-Befragungen im bibliothekarischen Bereich geeignet sind. Aus den bei dem bisherigen Einsatz von WWW-Umfragen gemachten Erfahrungen zeichnen sich dabei vier Einsatzmöglichkeiten ab:

  1. Befragungen, bei denen alle Benutzergruppen einer Bibliothek berücksichtigt werden sollen, jedoch nur dann, wenn diesen eine grundsätzliche Internetaffinität zugeschrieben werden kann (dies kann z.B. bei Hochschulbibliotheken angenommen werden, die keine zusätzlichen regionalen Funktionen übernehmen und deren Hauptnutzer Hochschulangehörige sind), bzw. die Benutzer mit anderen Medien gezielt auf die Befragung hingewiesen werden können (z.B. durch eine postalische Einladung zur Befragung an alle aktiven Benutzer).
  2. Befragungen, bei denen spezielle Benutzergruppen einer Bibliothek berücksichtig werden sollen (z.B. reine Online-Nutzer, welche die Bibliothek nur selten aufsuchen, jedoch die Dienstleistungen per Internet nutzen).
  3. Befragungen, bei denen Wenig- oder Nicht-Nutzer berücksichtigt werden sollen, da diese Gruppen womöglich nur auf diesem Weg erreicht werden können.
  4. Befragungen, bei denen elektronische Dienstleistungen einer Bibliothek evaluiert werden sollen (z.B. Online-Fernleihe, Webseite, Portale, elektronische Zeitschriften und Datenbanken, OPAC, usw.).

Die Wahl einer Online-Befragung als Befragungsart ergibt sich folglich aus der zugrunde liegenden Grundgesamtheit und dem Befragungsgegenstand und sollte nicht ohne Weiteres aus rein praktischen Gründen bzw. Kostengründen in Betracht gezogen werden. In der amerikanischen Fachliteratur werden ähnliche Schlüsse gezogen. So fasst Perkins, die zu dieser Fragestellung einen Experten der Western Kentucky University und Mitglieder dreier Bibliotheks-Mailinglisten befragte, die Einsatzmöglichkeiten wie folgt zusammen: "In conclusion, findings [...] suggest that Web-based surveys may have the potential to replace non-electronic surveys where 24-7 administration in varied locations and fast data entry, analysis, and feedback are paramount. However, where certain population segments cannot access computers or their specific software applications, where specific response rates are necessary, and where human resources may not have computer literacy, non-electronic surveys will still be necessary in the near future."9 In Abbildung 2 wird ein Überblick über die aufgezeigten Vor- und Nachteile des Einsatzes von schriftlichen, nicht-elektronischen Befragungen und Online-Befragungen gegeben.

Tabelle 2: Gegenüberstellung von Online-Befragungen und schriftlichen Befragungen10

Technischer Aufbau und Gestaltung

An erster Stelle steht auch bei der Durchführung von Online-Befragungen die inhaltliche Ausarbeitung der Fragen bzw. Fragenkomplexe, die in der Literatur zu (Benutzer-)Befragungen11 bereits ausführlich beschrieben wird. Im Folgenden soll deshalb auf die sich danach anschließende technische Gestaltung näher eingegangen werden. Dieser muss insofern besondere Aufmerksamkeit zukommen, da insgesamt mehr Designmöglichkeiten vorhanden sind als bei nicht-elektronischen Befragungen. So kann sich der Aufbau und die Struktur von webbasierten Umfragen durch eine Reihe von Eigenschaften, wie bspw. die Form, die eingesetzten Elemente und die verwendete Technologie, unterscheiden.12

Der Fragebogen kann mit HTML erstellt13 oder mit einem Fragebogentool, einer speziellen Software zur Erleichterung der Programmierung von Online-Fragebögen, nach vorgegebenen Kriterien entwickelt werden. Vorzuziehen ist laut Fuchs die Erstellung und Durchführung einer WWW-Umfrage mit Hilfe eines professionellen Fragebogentools. Diese ermöglichen den Export der Daten in alle gängigen Formate, bieten vielfältige Möglichkeiten zur Fragebogengestaltung und ermöglichen die Kontrolle des Befragungsprozesses.14 Fragebogentools sind sowohl als kostenpflichtige Software als auch als Freeware mit umfangreichen Funktionen erhältlich.

Eine dieser Funktionen ist bspw. die Verwaltung von individuellen Passwörtern, welche die Teilnahme an der Befragung ermöglichen. Durch deren Einsatz ist eine umfangreichere Kontrolle über den Befragungsrücklauf und die erreichte Ausschöpfungsquote möglich, gleichzeitig impliziert deren Verwendung jedoch auch einen höheren technischen Aufwand. Bisher wurde eine Zugangsbeschränkung bei Online-Befragungen im bibliothekarischen Bereich nicht verwendet. Dies begründet Dollinger wie folgt: "Der Option, durch den Einsatz von Passwörtern Repräsentativität zu sichern, Ausfallquoten zu eruieren und Mehrfachbeantwortungen zu verhindern, steht das Risiko gegenüber, durch den gesteigerten Teilnahmeaufwand die Motivation zur Beantwortung indirekt zu steuern und sie insgesamt zu minimieren."15 Die Verwendung von Zugangspasswörtern sollte folglich nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn auf die Repräsentativität und die korrekte methodische Durchführung der Umfrage hohen Wert gelegt wird und wenn sichergestellt werden muss, dass sich nur ein ganz bestimmter Personenkreis an der Erhebung beteiligt. Fragebogentools erleichtern auch den Einsatz von Filterführung16, die besonders bei einer mehrere Benutzergruppen umfassenden Befragung hilfreich ist, da jeder Gruppe auf Grund vorher abgefragter demografischer Angaben oder Antworten auf vorherige Fragen nur die für sie sinnvollen und relevanten Fragen präsentiert werden können. Dies trägt vor allem zur Beschleunigung der Befragung bei und ermöglicht auch bei komplexen Fragebogen-Konzeptionen einen übersichtlichen, benutzerfreundlichen Befragungsablauf.17

Der Aufbau einer webbasierten Umfrage ist grundsätzlich auf zwei unterschiedliche Arten möglich. Einerseits können alle Fragen auf einer Seite gestellt werden, die sog. scroll-basierte Version, bei der die Befragten den ganzen Fragebogen auf ein Mal sehen und "durchscrollen" können. Die andere Möglichkeit besteht in der Anzeige einer Frage pro Seite, der sog. screen-basierten Version, bei der jede Frage isoliert dargestellt wird, wodurch eine bessere Übersichtlichkeit gegeben ist. Die Entscheidung für die eine oder andere Option sollte abhängig von der Anzahl der insgesamt zu stellenden Fragen getroffen werden. Entscheidet sich eine Bibliothek für eine Befragung zu einem spezifischen Thema, wie z.B. Öffnungszeiten, kann eine scroll-basierte Fragebogenversion sinnvoll sein. Wird jedoch eine umfangreiche Befragung durchgeführt, bei der zudem Filterführung zum Einsatz kommen soll, ist die screen-basierte Version vorzuziehen. Da bei dieser Art der Darstellung das Ende der Befragung für den Teilnehmer nicht absehbar ist, sollte diese Information durch eine Anzeige des Fortschritts im Befragungsprozess mitgeteilt werden. Dies wird häufig durch ein graphisches Fortschrittssymbol, z.B. mit einem Fortschrittsbalken, umgesetzt (Abbildung 1).18

Abbildung 1: Screen-basierte Fragebogenkonstruktion mit Fortschrittsbalken

Weitere Unterschiede sind bei der Gestaltung des Frageflusses zu finden. So gibt es Befragungen, bei denen einmal beantwortete Fragen nicht mehr betrachtet werden können. Besser ist es jedoch den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, auf vorherige Antworten zurückspringen und bereits gemachte Angaben ändern zu können.19 Doch nicht nur das Zurückblättern im Fragebogen, sondern auch das Vorwärtsblättern wird bei manchen Befragungen umgesetzt. Dies bedeutet, dass eine Frage ohne Beantwortung der vorangehenden aufgerufen werden kann. Die Beantwortung von Fragen kann in screen-basierten Online-Befragungen entweder verpflichtend gemacht werden oder optional sein. Eine optionale Beantwortung führt zu einer Verminderung der Datenqualität, da Angaben lückenhaft sein können. Aus diesem Grund sollte eine Frage nur dann optional sein, wenn auf Grund der Schwierigkeit bzw. Sensibilität der Fragestellung befürchtet wird, dass die Befragung an dieser Stelle vom Teilnehmer abgebrochen werden könnte. Wenn Fragen verpflichtend gemacht werden, muss darauf geachtet werden, dass eine ausweichende Antwortmöglichkeit, wie z.B. "weiß nicht", "keine Angabe" oder "benutze ich nicht" vorhanden ist, da sonst auf nicht zutreffende Angaben ausgewichen oder die Befragung abgebrochen werden kann. Ob die Beantwortung von Fragen erzwungen werden soll oder nicht, muss bei jeder Befragung individuell entschieden werden. Bei der Erhebung von qualitativ hochwertigen Daten ist jedoch die Umsetzung einer verpflichtenden Beantwortung zu empfehlen.

Benutzerfreundliche Befragungen

Bei der Gestaltung einer Online-Befragung sollte grundsätzlich beachtet werden, dass die Beantwortung sich von der einer schriftlichen, nicht-elektronischen Befragung unterscheidet. Dazu haben Dillman et al. Gestaltungsgrundsätze für benutzerfreundliche Online-Befragungen entwickelt.20 Die Wichtigsten darunter sind die Folgenden:

  1. Um jedem potentiellen Teilnehmer die Beantwortung des Fragebogens zu ermöglichen, sollte sich die Technik des Fragebogens (Grafik, Auflösung, Übertragungsrate) am Minimalstandard orientieren. Die Beantwortung der Umfrage muss unabhängig von verwendetem Betriebssystem oder Browser möglich sein.
  2. Benutzerfreundliche Web-Befragungen sollten über eine intuitive, logisch nachvollziehbare Benutzerführung verfügen und den Befragungsfortschritt anzeigen.
  3. Befragungen sollten mit einem einleitenden Text beginnen, der zur Teilnahme motiviert und in dem der Zweck, die Dauer und die Zielgruppe der Befragung sowie der Ort und der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse angegeben werden. Angebracht sind auch Erklärungen zur Anonymität, zum Datenschutz und zur Verwendung der erhobenen Daten.

Ist der Fragebogen erstellt, muss er von potentiellen Teilnehmern getestet werden. Dieser sog. Pretest sollte mit mehreren Personen aus jeder anvisierten Benutzergruppe durchgeführt werden. Dabei füllen die Befragten die Umfrage aus und geben kritische Rückmeldungen über die Verständlichkeit der Frageformulierung, die Vollständigkeit der Antwortvorgaben und die Gestaltung des Fragebogens. Darüber hinaus können beim Pretest die Befragungsdauer ermittelt und eventuell auftretende technische Probleme identifiziert werden. Die Durchführung eines Pretests sollte keine Option sondern fester Bestandteil eines gründlich vorbereiteten Befragungsprojekts sein. Nur so können vor der eigentlichen Ausrichtung der Befragung inhaltliche und formale Änderungen vorgenommen werden und der Fragebogen auf seine Tauglichkeit geprüft werden.21

An dieser Stelle sei auch auf die von Verbänden der deutschen Sozial- und Marktforschungsinstitute erarbeiteten "Standards zur Qualitätssicherung von Online-Befragungen" verwiesen, in denen alle relevanten Qualitätskriterien für die Durchführung von Online-Befragungen detailliert aufgeführt werden.22

Durchführung

Vor der Rekrutierung der Teilnehmer muss sichergestellt werden, dass die Befragung aktiviert und funktionsfähig ist. Erst daraufhin kann die Bekanntgabe des Projekts durch allgemeine Hinweise, bspw. Links auf Webseiten, oder die gezielte Einladung der Teilnehmer erfolgen. Die einzusetzenden Werbemaßnahmen ergeben sich vornehmlich aus der anvisierten Zielgruppe.

Während die Befragung aktiv ist, sollte eine regelmäßige Überwachung der Teilnahme stattfinden. So kann je nach verwendetem Fragebogentool und Ansprache der Teilnehmer z.B. festgestellt werden, ob sich einzelne Benutzergruppen über- oder unterdurchschnittlich beteiligen, ob es Fragen gibt, bei denen besonders viele Teilnehmer die Beantwortung abbrechen und ob weitere Rekrutierungsmaßnahmen nötig sind.

Auf der Startseite der Befragung sollte eine E-Mail-Adresse vorhanden sein, an welche potentielle Teilnehmer Fragen und Bemerkungen zur Befragung richten können. So kann es während des Zeitraums der Datenerhebung vorkommen, dass E-Mails zu beantworten sind. Im Optimalfall ist dafür eine Person zuständig, welche die Kommentare überblicken und feststellen kann, ob besonders viele Rückmeldungen bzw. Fragen zu bestimmten Aspekten der Befragung eintreffen.

Nachdem der Erhebungszeitraum beendet ist, muss die Befragung deaktiviert werden und die Entfernung der Verweise erfolgen. Unter der URL des Fragebogens sollte eine Seite erreichbar sein, auf der darüber informiert wird, dass die Umfrage abgeschlossen ist. Zusätzlich kann darauf hingewiesen werden, wann und wo die Ergebnisse veröffentlicht werden und ein Dank für die Teilnahme ausgesprochen werden. Die Deaktivierung der Umfrage ohne den Ersatz durch eine Webseite, auf der auf die Beendigung der Befragung hingewiesen wird, sollte im Hinblick auf ein professionelles Erscheinen vermieden werden.

PHPSurveyor, ein kostenloses Fragebogentool

Die von der Autorin betreuten Online-Befragungen in Darmstadt/Wiesbaden (Winter 2003/04) und Berlin (Sommer 2005)23 wurden mit dem frei zugänglichen Fragebogentool PHPSurveyor24 erstellt und durchgeführt. Die Wahl fiel auf dieses Programm, da in beiden Fällen eine kostengünstige Lösung Voraussetzung für die Durchführung der Befragung war und individuelle Anpassungen relativ einfach vorgenommen werden konnten.

Zur Konzeption und Durchführung der Befragung wird PHPSurveyor auf einen Webserver überspielt. Mit dem Programm kann die Umfrage sowohl inhaltlich konzipiert als auch das Layout gestaltet werden. Gleichzeitig wird es für die Administration der Befragung (Test, Freischaltung, Überwachung) genutzt. Darüber hinaus können einfache statistische Auswertungen der Umfrageergebnisse erstellt werden. Sind umfangreichere Auswertungen erwünscht, können die Ergebnisse exportiert und bspw. in SPSS oder andere Statistikprogramme eingelesen werden.

Das Fragebogentool war zur Zeit der Konzeption der Berliner Online-Befragung in der Version 0.99dev2 erhältlich. Diese Version bietet umfangreiche Funktionen an. Zu den Wichtigsten zählen u.a.:

Nach Freischaltung der Umfrage läuft diese auf dem Server unter einer eigenen Adresse, so dass direkt darauf verlinkt werden kann. Für die Bibliotheksumfrage 2005 wurde von fünf verschiedenen Hochschulseiten auf die Umfrage verlinkt. Die Umfrage öffnet sich, je nach Einstellung, in einem neuen Fenster oder innerhalb der Frames der ursprünglichen Seite. Nach dem Ausfüllen der Befragung schickt der Teilnehmer die Umfrage zurück an den Server und das Fenster kann geschlossen werden.

Abbildung 2: Administrationsansicht von PHPSurveyor

Fazit

Bibliotheken brauchen auch zukünftig Kennzahlen als Nachweis für ihre Leistungsfähigkeit. Zusätzlich spielen die Qualitätssicherung und die Benutzerzufriedenheit eine immer wichtigere Rolle, weshalb die Notwendigkeit von regelmäßig durchzuführenden Benutzerbefragungen steigt. Da Online-Befragungen eine vergleichsweise kostengünstige Variante darstellen, bei der auch der zeitliche und organisatorische Aufwand geringer als bei konventionellen Befragungen ist, wird diese Befragungsmethode im bibliothekarischen Bereich weiterhin an Wichtigkeit gewinnen. Trotzdem sollten WWW-Umfragen nicht uneingeschränkt verwendet werden. Der Einsatz ist gründlich zu prüfen und sollte sich aus dem Befragungsgegenstand und der anvisierten Zielgruppe ergeben. PHP Surveyor bietet die Möglichkeit einer kostengünstigen Konzeption und Durchführung von Online-Umfragen ohne auf wichtige Funktionen verzichten zu müssen und ist daher als geeignetes Fragebogentool anzusehen. PHPSurveyor kam bereits bei den Hochschulbibliotheken Darmstadt und Wiesbaden (2004), bei 5 Berliner Hochschulbibliotheken (FHTW, FU, HU, TU und UdK, 2005) sowie jüngst beim KOBV (Nov.-Dez. 2005) zum Einsatz.


Literatur

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Metzendorf, Maria-Inti: Bibliothek: erste Online-Benutzerbefragung - In: Journal der Fachhochschule Wiesbaden, Sommer 2004 - S. 30 - 31

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Scholl 2003
Scholl, Armin: Die Befragung: sozialwissenschaftliche Methode und kommunikationswissenschaftliche Anwendung - Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft, 2003

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Stachnik, Ingeborg: Besucherbefragungen in Bibliotheken: Grundlagen, Methodik, Beispiele - Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut, 1995 - (Arbeitshilfen / Deutsches Bibliotheksinstitut)


Zur Autorin

Maria-Inti Metzendorf

Dipl.-Informationswirtin (FH)

studierte an der FH Darmstadt Informations- und Wissensmanagement mit Schwerpunkt Bibliothek und ist seit November 2005 in der Bibliothek des ZEW tätig.

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH
L 7, 1
D-68161 Mannheim
E-Mail: bibl@zew.de
E-Mail: maria.inti@metzendorf.de


Anmerkungen

1. Vgl. Metzendorf 2005, S. 7ff.

2. Die in der Tabelle aufgelisteten Daten stammen aus folgenden Quellen: El-Menouar 2002; Dollinger 2003; Fuchs 2003a; Löffler/Fuchs 2003; Fuchs 2003b; Metzendorf 2004; Bauer 2004; El-Menouar 2004 sowie aus einer E-Mail vom 19. Mai 2005 von Ulrich Herb (Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek) an die Autorin. Zusätzlich fand 2001 eine thematisch spezielle Web-Umfrage zur Benutzung von Card-Image-Katalogen statt, die übergreifend an elf Bibliotheken aus vier europäischen Ländern durchgeführt wurde. Vgl. Oberhauser 2001

3. Bei den parallel stattfindenden Befragungen in Darmstadt (mit Gewinnspiel) und Wiesbaden (ohne Gewinnspiel) konnte kein signifikanter Teilnahmeunterschied festgestellt werden.

4. Löffler/Fuchs 2003, S. 240; Bauer 2004, S. 599; Dollinger 2003, S. 882

5. Löffler/Fuchs 2003, S. 240; Dollinger 2003, S. 878

6. Bauer 2004, S. 608

7. Vgl. Ceynowa et al. 2004, S. 86 und Scheuble/Ennen 2004, S. 462

8. Dollinger 2003, S. 885

9. Perkins 2004, S. 124

10. Nach Perkins 2004, S.125f.; Fuchs 2003c, S. 27ff. und Dollinger 2003, S. 877ff.

11. Vgl. Stachnik 1995, Metzendorf 2005, Fuchs 2003c, Scholl 2003, Mayer 2004

12. Lütters 2004, S. 115f.

13. Die dynamischen Funktionen des Fragebogens wie z.B. das Abspeichern der Daten in einer Datenbank werden bspw. mit einer Programmiersprache wie PHP oder Perl umgesetzt.

14. Fuchs 2003c, S. 29

15. Dollinger 2003, S. 877

16. Mit dieser Technik können den einzelnen Teilnehmern nur die für sie relevanten Fragen in Abhängigkeit von Antworten auf vorherige Fragen angezeigt werden.

17. Vgl. Gieselmann 2000, S. 10 und Löffler/Fuchs 2003, S. 242

18. Pannewitz 2002, S. 15f.

19. Fuchs 2003c, S. 10

20. Dillman et al. 1998

21. Mayer 2004, S. 97 und Powell/Silipigni 2004, S. 139f.

22. Die "Standards für die Qualitätssicherung für Online-Befragungen", Stand Mai 2001, sind von dem Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM), der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute (ASI), dem Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher (BVM) und der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung (D.G.O.F.) erarbeiten worden und unter http://www.adm-ev.de/pdf/Onlinestandards_D.pdf zugänglich.

23. Vgl. Metzendorf 2004 und Metzendorf 2005

24. PHPSurveyor ist eine auf PHP/MySQL-basierte Freeware zur Erstellung und Durchführung von Online-Befragungen, die auf Basis der General Public License genutzt werden kann und auf PHP und MySQL Basiert Die Homepage des Projekts ist unter http://phpsurveyor.sourceforge.net erreichbar.