Das Bibliotheks- und Informationswesen der Republiken Kirgisien und Tadshikistan


1 Das Bibliotheks- und Informationswesen Kigisiens
2 Das Bibliotheks- und Informationswesen Tadshikistans

von Ulugbek Fosilovitsch Karimov

1 Das Bibliotheks- und Informationswesen Kigisiens

Kirgisien ist ein kleiner zentralasiatischer Staat, wobei die vom Autor gewählte Namensform beibehalten wird, ohne auf die Diskussion einzugehen, ob Kirgistan oder Kirgisistan besser oder richtiger ist, die offizielle Bezeichnung ist jedenfalls Kirgisische Republik. Diese ist mit einer Größe von 198.500 km² etwas größer als die Hälfte Deutschlands und grenzt im Norden und Nordosten an Kasachstan, im Westen und Nordwesten an Usbekistan, im Süden und Südwesten an Tadshikistan sowie im Süden und Südosten an China. Kirgisien ist, wie die anderen zentralasiatischen Staaten, ein Hochgebirgsland (Tienschau-Gebirge), deren höchste Gipfel bis fast auf 7500 m reichen. Bis zu einer Höhe von 1500 m besteht das Land aus Steppe, die allerdings durch weitläufige Bewässerungssysteme urbar gemacht ist.

Die Bevölkerung von 5,1 Mio. Menschen, 75% davon sunnitische Muslime und 20% Russisch-Orthodoxe, konzentriert sich vorwiegend im Norden (Tschu-Tal) und im Süden (Fergana-Tal) sowie um den zweitgrößten Bergsee der Welt (Issyk-Kul 178 km x 60 km). Die Urbanisierung beträgt 34% und verteilt sich auf zwei Großstädte: die an der Nordgrenze zu Kasachstan gelegenen Hauptstadt Bishkek mit ca. 800.000 Einwohnern und Osch, der "zweiten Hauptstadt" mit ca. 200.000 Einwohnern, sowie auf 30 weitere Städte mit einer Einwohnerzahl zwischen 10.000 und 70.000 Menschen.

Unter der ethnisch gemischten Bevölkerung von Kirgisen, Russen, Usbeken u.a. lebten bis Mitte der 90er Jahre auch etwa 100.000 Deutsche, deren Vorfahren in der Zarenzeit nach Russland gelockt wurden und die später sich vom kalten Norden auf den wärmeren Süden verteilt hatten. Inzwischen aber sind die Nachfahren mehrheitlich nach Deutschland zurückgewandert, so dass nur mehr kleinere deutsche Gemeinden in Dörfern und Städten existieren. Kirgisien hat sich, wie die meisten zur UdSSR gehörenden zentralasiatischen Republiken, 1991 für unabhängig erklärt und war eine Präsidiale Republik, die seit 2005 nach dem Vorbild von Georgien und der Ukraine durch eine sog. "Tulpenrevolution" nach einer neuen demokratischen Ordnung sucht.

Bereits 1992 wurde in Kirgisien eine deutsche diplomatische Vertretung eröffnet. Die Bundesrepublik sieht in der Zusammenarbeit im Bildungsbereich eine der wichtigsten Säulen der bilateralen Beziehungen. Zwischen beiden Ländern gibt es inzwischen Austauschprogramme für Künstler, Studenten und Wissenschaftler, auch ein Kulturabkommen wurde bereits abgeschlossen. In der Nationalbibliothek in Bishkek eröffnete Bundespräsident Roman Herzog 1998 einen deutschen Lesesaal, der inzwischen als eine Art deutsches Informationszentrum fungiert. Ein zweites deutsches Informationszentrum richtete das Goethe-Institut, das Kirgisien von Almaty in Kasachstan aus betreut, in Osch, der "zweiten Hauptstadt", ein. Der Deutsche Akademische Austauschdienst vergibt in Kirgisien regelmäßig Forschungs- und Studienstipendien, deutsche Dozenten lehren an kirgisischen Hochschulen und an der TU in Bishkek befindet sich eine deutsch-kirgisische Fakultät im Aufbau. Mehrere Kooperationen und Partnerschaften bestehen zwischen deutschen und kirgisischen Hochschulen. Kirgisien hat auch ein beachtlich entwickeltes Bibliothekswesen mit 3000 Bibliotheken. (R. F.)

Landkarte Republik Kirgisien

Die zentralasiatische Republik Kirgisien besitzt ein entwickeltes Bibliothekswesen. Ende der 90er Jahre umfasste das nationale Bibliotheksnetz 2974 Bibliotheken, darunter im Kulturbereich 1006 Bibliotheken und im Bildungs- und Wissenschaftsbereich 1767 Bibliotheken (davon wurden 29 Bibliotheken in speziellen höheren Bildungseinrichtungen und 80 Bibliotheken in technischen Bildungseinrichtungen gezählt). Im Gesundheitswesen gab es 69 Bibliotheken, in der Landwirtschaft 11 und in der Industrie 80 technisch-wissenschaftliche Bibliotheken (Lit.). Die Gewerkschaftsbibliotheken sind aufgelöst worden. Die führende Bibliothek des Landes ist die Nationalbibliothek.

1.1 Die Nationalbibliothek Kirgisiens

Nationalbibliothek Kirgisiens
Seit 70 Jahren baut die Nationalbibliothek der Republik Kirgistan (http://nlkr.gov.kg) einen einzigartige Bestand auf, der mittlerweile 6 Mio. Dokumente in 89 Sprachen umfasst. Täglich benutzen über 1300 Wissenschaftler, Spezialisten und Studenten ihre Dienstleistungen. Jährlich werden mehr als 300.000 Informationen aus allen Zweigen der Wissenschaft erteilt, werden Ausstellungen, Präsentationen und Seminare durchgeführt. Die Nationalbibliothek ist Mitglied der Internationalen Föderation der bibliothekarischen Assoziationen und Einrichtungen IFLA, der bibliothekarischen Versammlung EURASIA und der Vereinigung der Nationalbibliotheken turksprachiger Länder.

Am 14.11.2005 wurde Frau Prof. Dr. Jildiz Kamdovna Bakaschova als neue Direktorin der Nationalbibliothek ernannt (library@nlpub.bishkek.gov.kg). Sie war zunächst Dozentin für Fernsehjournalistik und von 1999-2003 Inhaberin dieses Lehrstuhls und später auch Dekan der Fakultät an der Staatlichen Wationas Universität. Daneben wurde sie mehrfach als Beraterin des Parlaments und höchster Regierungsstellen herangezogen. Als Autorin von fünf Monographien und über 70 wissenschaftlichen Arbeiten wurde sie über die Grenzen Kirgisiens hinaus in vielen asiatischen Ländern bekannt.

1.1.1 Die Dienstleistungen der Nationalbibliothek

Die Nationalbibliothek bietet ihren Benutzern sowohl freie wie kostenpflichtige Dienstleistungen an. Kostenlos ist für die Benutzer der freie Zugriff auf die Bestände der Bibliothek im Lesesaal (mit Ausnahme von seltenen und wertvollen Titeln), die Benutzung des Informations- und Suchapparates der Bibliothek, die bibliographische Auskunft (auch per Telefon), Besichtigung der Ausstellungen der Bibliothek, die Teilnahme an Ausbildungsmaßnahmen der Bibliothek für die Benutzung elektronischer Verzeichnisse, der Datenbasis EBSCO, des Internets und des Mail-Verkehrs.

Gebührenpflichtig sind Vorbestellungen, Fernleihbestellungen, Bestellungen aus Beständen anderer Bibliotheken Bischkeks, das Abonnement der künstlerischen Literatur, die Miete von Tonträgern, die Herstellung von Tonkopien, die Bereitstellung von Literaturlisten, thematisch-bibliographische Zusammenstellungen, Patente, Standards; Fotoarbeiten und Kopien.

1.1.2 Kataloge der Nationalbibliothek

Der alphabetische Benutzerkatolog nimmt die wichtigste Stelle im System der Verzeichnisse der Nationalbibliothek ein. Der Katalog wurde um 1934 gegründet, enthält alle Bücher und Dissertationen einschließlich der Altbestände und besitzt ein Titelregister. Basis ist der russischsprachige Bestand. Seit 1994 wird ein AK der kirgisischsprachigen Titel (rückwirkend seit 1920) geführt.

Der systematische Benutzerkatalog wird seit 1934 geführt und benutzt seit den 60er Jahren die russische bibliothekarisch-bibliographische Klassifikation (BBK) als Erschließungsbasis. Es besteht eine Gliederung nach den Sprachen der Dokumente: Kirgisisch, Russisch, Sprachen der anderen Völker.

Das spezielle systematische Verzeichnis Kirgistan vermittelt den Benutzern einen vollständigen Einblick in die Informationen über Kirgistan. Dieser Katalog wird von den Benutzern stark nachgefragt (pro Jahr ca. 4000 Informationsanfragen). Der kirgisischsprachige Teil des Katalogs enthält Materialien seit 1924, der russischsprachige Teil umfasst auch Quellen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Seit 1991 wird parallel ein elektronisches Verzeichnis "KYRGYSTAN" entwickelt, was nun auch Listenausdrucke zu Benutzerfragen oder Notationen ermöglicht.

Seit 1936 erfolgt eine systematische Zeitschriften- und Zeitungsauswertung über allgemeine Inhalte, die heute 348.600 Karteikarten umfasst und monatlich ergänzt wird.

Außerdem wird seit 1991 ein Verzeichnis aktuell nachgefragter Themen wie "Internationaler Terrorismus", "Zwischenethnische Konflikte", "Islam in Zentralasien", "Islamischer Fundamentalismus" usw. geführt, das heute über 100 Themen umfasst.

1.1.3 Die elektronischen Ressourcen der Nationalbibliothek

Die Nationalbibliothek bietet auf ihrer russisch/englisch/kirgisischen Homepage (http://nlkr.gov.kg) unter "Online Catalogues" Zugang zu ihren elektronischen bibliographischen Verzeichnissen "Bücher", "Artikel", "fremdsprachliche Literatur"," juristische Artikel", " Kyrgystan", "Abstracts der Dissertationen". Die Benutzer der Nationalbibliothek haben Zugang zu den Datenbanken EBSCO, SpringerLink, Zeitschriften des Verlags der Universität Cambridge, Oxford Reference Online, Oxford Wörterbuch Englisch, BioOne, EJS, INTEGRUM, AGORA, DOAJ u.a.

1.1.4 Elektronischer Verbundkatalog der Bibliotheken Kirgisiens

Der kirgisische Verbundkatalog wurde durch ein bibliothekarisches Informationskonsortium im Rahmen des Projekts "Vereinigung der Informationsressourcen der Bibliotheken Kirgisiens" geschaffen. Das Ziel des Projektes besteht in der Entwicklung eines korporativen elektronischen Services für die Bibliotheksbenutzer Kirgisiens, d.h. Vervollkommnung der Qualität der bibliothekarischen Informationsversorgung auf der Basis eines nationalen elektronischen Gesamtverzeichnisses, Entwicklung des Systems der elektronischen Bestellung und der Beförderung der Dokumente zwischen den Teilnehmern des Konsortiums. Der Verbundkatalog wurde vom Fond EURASIA mit den Mitteln der Agentur für internationale Entwicklung USAID realisiert. Die Dienstleistungen des Verbundkataloges stehen sowohl für die Konsortionalbibliotheken als auch für die Benutzer des Internets zur Verfügung. Allerdings ist die Dokumentenlieferung auf registrierte Bibliotheksbenutzer beschränkt und soll innerhalb von zwei bis fünf Tagen erledigt sein.

1.2 Weitere bedeutende Bibliothekseinrichtungen Kirgisiens

Die Nationalbibliothek der Republik Kirgisien ist zwar die bedeutendste Einrichtung des kirgisischen Bibliothekswesen; es gibt aber eine Reihe weiterer herausragender Einrichtungen, die erwähnenswert sind:

Die Buchkammer Kirgisiens in Bischkek begann 1939 mit der Verzeichnung und Archivierung des nationalen Pflichtexemplars. Zur Zeit werden jährlich ca. 10.000 Exemplare registriert. Das Archiv der Buchkammer umfasst heute mehr als 1 Mio. Exemplare kirgisischer Bücher und Zeitschriften seit 1923. Die älteste Zeitung stammt aus dem Jahr 1929. Über die Druckerzeugnisse Kirgisiens unterrichtet ein monatlich, vierteljährlich und jährlich erscheinendes Verzeichnis (Letopis Nationalbibliographie) und die Buchkammer bietet Sätze annotierter Katalogkarten an.

Die zentrale wissenschaftliche Bibliothek der nationalen Akademie der Wissenschaften Kirgistans in Bischkek wurde 1943 gegründet und besitzt heute über 1 Mio. Bände, darunter 182.500 Bände ausländischer Literatur und 7000 Exemplare Kostbarkeiten und Rara, verlegt seit 1762. Die Akademiebibliothek nimmt am internationalen Schriftentausch teil.

Die Bibliothek der kirgisischen nationalen staatlichen Universität in Bischkek besteht seit 1951 auf der Basis der 1932 gegründeten Bibliothek des staatlichen pädagogischen Instituts und erhielt von den russischen Universitätsbibliotheken umfangreiche Unterstützung. Heute besitzt sie 1,5 Mio. Bände in 46 Sprachen, darunter wertvolle Unikate und Rara des 16 bis 19. Jahrhunderts und Gelehrtenbibliotheken z.B. von B. M. Junusalijev, dem Physiker S. A. Lejbenson, dem Dialektologen K. K. Judachina.

Die wissenschaftlich-technische Bibliothek des staatlichen Komitees für Wissenschaft und neue Technologien, Bischkek, ist methodisches Zentrum für die wissenschaftlich-technischen Bibliotheken. Sie wurde 1967 auf der Basis der zentralen staatlichen wissenschaftlich-technischen Bibliothek Kirgisiens gegründet. Einmalig in Kirgisien ist der Bestand an patent- und normativ-technischen Dokumenten und Industriekatalogen sowie das Depot von Manuskripten aus Naturwissenschaft und Technik. Neben den traditionellen Erschließungsmitteln wird ein elektronischer Katalog der Neuerwerbungen, Fortsetzungswerke und Zeitschriftenartikel geführt, ergänzt durch Fakten zur Marktwirtschaft.

Die Republikanische Medizinische Bibliothek, Bischkek, wurde 1945 eröffnet und besitzt über 600.000 Bände. Der im Aufbau befindliche elektronische Katalog beruht auf dem Thesaurus der nationalen medizinischen Bibliothek der USA. Im Lesesaal und in der Ausleihe sowie in 22 Filialen in klinisch-prophylaktischen Einrichtungen in Bischkek werden mehr als 7000 wissenschaftlich und praktisch tätige Ärzte und Heilkundler als Benutzer betreut.

Die Republikanische Landwirtschaftswissenschaftliche Bibliothek in Bischkek ist 1975 neu formiert worden und weist in der Statistik einen Bestand von mehr als 5 Mio. Bänden aus. Pro Jahr werden mehr als 13.000 bibliographische und faktographische Informationen erteilt und es werden Tage der Information und Tage der Spezialisten durchgeführt sowie Ausstellungen gestaltet.

Die Jugendbibliothek der Republik "K. Bajalinova" in Bischkek ist methodisches Zentrum für die Bibliotheksarbeit mit der Jugend und bibliographisches Informationszentrum für Jugendprobleme. Der Bestand der Bibliothek umfasst 220.000 Bände, darunter 180.800 russischsprachige und 7800 kirgisische (Russisch ist neben Kirgisisch Staatssprache). Es sind vier Lesesäle mit 200 Plätzen vorhanden.

Die Kinderbibliothek der Republik in Bischkek wurde 1954 eingerichtet und ist seit 1958 methodisches Zentrum für mehr als 2000 selbstständige Kinderbibliotheken Kirgisiens. Sie gibt die Basisbibliographie "Kirgisische Kinderliteratur" heraus (1926-1966, 1967-1976, 1977-1986).

2 Das Bibliotheks- und Informationswesen Tadshikistans

Die Republik Tadshikistan ist die kleinste der zentralasiatischen Staaten und mit ca. 140.000 km² etwas kleiner als die Hälfte der Bundesrepublik Deutschland. Sie liegt auf einer Breite mit dem südlichen Spanien sowie Zentraljapan und erstreckt sich von West nach Ost über 700 Km und von Nord nach Süd über 300 Km. Tadshikistan grenzt im Osten an China, im Norden und Westen an Kirgistan und Usbekistan sowie im Süden an Afghanistan. 70% der Fläche bilden erdbebengefährdetes Hochgebirge bis 7500 m (Pamir und Alai) und nur 7% der Fläche liegen unter 1000 m Höhe.

Die 6,5 Mio. Einwohner, von denen 80% sunnitische Muslime sind, leben auf 10% der Fläche, davon ¾ auf dem Land und ¼ in den Städten und etwa 1/10 in der Hauptstadt Duchanbe. Die ethnische Struktur ist geschichtlich bedingt und sehr gemischt: etwa 70% Tadshiken, 25% Usbeken und 3% Russen. Einst lebten auch knapp 40.000 Volksdeutsche in Tadshikistan, deren Zahl sich aber infolge der Rückwanderung auf knapp 2000 reduziert hat. Im Mittelalter gehörte die Region zum groß-iranischen Reich und kam im 19. und 20. Jahrhundert in den Machtbereich Russlands und schließlich der Sowjetunion. Mit der Auflösung der UdSSR erklärte Tadshikistan 1991 seine Unabhängigkeit und trat anschließend der GUS bei, verfiel aber infolge der ethnischen Spannungen 1992 in einen langwierigen Bürgerkrieg.

Die Bundesrepublik Deutschland war das erste westeuropäische Land, das die Unabhängigkeit Tadshikistans diplomatisch anerkannte. Bereits 1995 erfolgte ein Kulturabkommen zur Förderung der deutschen Sprache und zur Zusammenarbeit im Schul- und Hochschulbereich. Inzwischen gibt es über 3600 Grund- und Oberschulen, was zu einer Alphabetisierung von 98% führte. Eine Universität und neun weitere Hochschulen bieten 85.000 Studierenden eine höhere Ausbildung. Die Literaturversorgung ist durch ein entwickeltes Bibliothekswesen gewährleistet. Es gibt etwa 4000 Bibliotheken in der Republik, davon sieben wissenschaftliche, darunter in Duchanbe die Nationalbibliothek, die Universitätsbibliothek und die der Akademie der Wissenschaften. (R. F.)

Landkarte Republik Tadshikistan

Die Republik Tadshikistan hat ein entwickeltes Bibliothekswesen mit mehr als 4100 Bibliotheken, darunter 1395 Bibliotheken im Bereich des Ministeriums für Kultur einschließlich 64 Kinderbibliotheken, über 2700 Schulbibliotheken und sieben wissenschaftlich-technische Bibliotheken. Die bedeutendsten Bibliotheken Tadshikistans sind:

  1. Die Nationalbibliothek "Abulkasim Firdousi" der Republik Tadshikistan in Dushanbe
  2. Die Buchkammer der Republik Tadshikistan, Zentralarchiv des tadshikischen Schrifttums
  3. Die Zentrale Wissenschaftliche Bibliothek der Akademie der Wissenschaften
  4. Die Stadtbibliothek "A. Lochuti" Duschanbe
  5. Die Staatliche Kinderbibliothek der Republik
  6. Die Universitätsbibliothek der Tadshikischen Staatlichen Nationalen Universität
  7. Die Patentbibliothek des nationalen Patentinformationszentrums

In der Republik Tadshikistan hat die Entwicklung der neuen Informationstechnologien sowie die Digitalisierung und Automatisierung in den Bibliotheken begonnen, es gibt aber noch wenig Literatur über diesen Prozess.

2.1 Die Nationalbibliothek "Abulkasim Firdousi" der Republik Tadshikistan

Nationalbibliothek Tadshikistans
Die Nationalbibliothek der Republik Tadshikistan (www.naison.tj/BIBLIOTEKI/bibl_firdousi.shtml) trägt den Namen des berühmten Klassikers der tadshikisch-persischen Poesie Abulkasim Firdousi (932 bis 1026). Sie wurde im Januar 1933 auf der Basis der städtischen Bibliothek Duschanbe gegründet und erhielt den Status der "Nationalbibliothek der Republik Tadshikistan". 1934 wurde ihr anlässlich des 1000 jährigen Jubiläums des Werkes "Schahname" von Abulkasim Firdousi sein Namen verliehen ("Buch der Könige" 60.000 Doppelverse umfassendes größtes Epos der Weltliteratur über die Geschichte Irans).

Die Nationalbibliothek bewahrt das wertvolle kulturelle Erbe der Völker der Republik Tadshikistan. Sie ist eine staatliche Kultureinrichtung, der nationale Aufbewahrungsort des Erbes von Wissenschaft und Kultur, ist Archiv der nationalen Periodika, nationales Zentrum und Informationsressource wissenschaftlicher Forschung und steht deshalb unter besonderem staatlichen Schutz. Die Nationalbibliothek entspricht den Hauptforderungen der UNESCO an Bibliotheken dieser Art. Besonders stolz ist die Nationalbibliothek auf ihre Handschriftenabteilung, eine einzigartige Schatzkammer der persisch-tadshikischen Literatur, z.B. mit den Handschriften der bekannten Gelehrten und Dichter des Mittelalters: Rudaki, Firdousi, Ibn-Sina (Avicenna), Saadi. 2201 Manuskripte werden hier aufbewahrt. Zu ihren Kostbarkeiten gehören auch über 2000 lithographische Drucke und die Sammlung der Bücher der Völker des alten Ostens sowie seltene Werke zur Geschichte, Archäologie und Ethnographie Mittel- und Ostasiens sowie die nationale tadschikische Literatur.

Heute besitzt die Nationalbibliothek mehr als 3 Mio. Medien. Vor allem im Laufe des letzten Jahrzehnts wurde der Buchfonds der Bibliothek durch über 40.000 Bände in den verschiedenen Sprachen der Völker der Welt erweitert. Die Nationalbibliothek wird von mehr als 20.000 Lesern benutzt, die jährlich die Bibliothek mehr als 120.000 mal besuchen und mehr als 600.000 Medien ausleihen bzw. die Fernleihe in Anspruch nehmen. In den acht Lesesälen stehen 1.000 Plätze zur Verfügung. Laut Verordnung der Regierung der Republik Tadshikistan vom 17. April 2001 wurde in der Nationalbibliothek ein nationales Zentrum für Fernleihe geschaffen. In der Bibliothek sind mehr als 100 qualifizierte Bibliothekare beschäftigt. Die neue Abteilung für Computertechnik erschließt die Informationsressourcen der Nationalbibliothek durch Schaffung des elektronischen Katalogs, durch Einbindung in das Internet und Schaffung der Grundlagen für den elektronischen Verbund der Bibliotheken des Landes.

Die Nationalbibliothek arbeitet mit 60 ausländischen und internationalen Organisationen zusammen, die in Tadshikistan akkreditiert sind, und hat Verbindungen zu Nationalbibliotheken in 20 Ländern der Welt. Sie pflegt mit 120 Bibliotheken der ehemaligen GUS und weiteren 70 Bibliotheken und ausländischen Behörden Tauschbeziehungen. Seit 1998 ist die Bibliothek Mitglied der bibliothekarischen Versammlung Eurasiens. Mit den russischen staatlichen Bibliotheken und der Nationalbibliothek Irans gibt es Verträge zur Zusammenarbeit.

Die Nationalbibliothek intensivierte die bibliotheks- und informationswissenschaftliche Forschungsarbeit nach der 1970 erfolgten Einrichtung einer wissenschaftlichen Forschungsabteilung. Als forschungsmethodisches Zentrum leistet sie für die Bibliotheken des Landes beratende Hilfe, gibt methodische Empfehlungen und bibliographischen Lehrmittel heraus, fasst die Erfahrung der besten Bibliotheken zusammen, organisiert Konferenzen und Seminare für Bibliothekare und nahm an der Erarbeitung der Strategie der Entwicklung der Bibliotheken nach den Programmen des Institutes "Die offene Gesellschaft" der Soros-Stiftung und des Abkommens "Über das System der Fernleihe der Bibliotheken der GUS" teil. Abgeschlossene Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit den Leseinteressen der Bevölkerung in den Bergregionen Tadshikistans sowie in den Dörfern des Landes. Weitere Arbeiten erforschten die Dynamik des Lesens und die Entwicklung der Nachfrage in den Massenbibliotheken sowie die Rolle des Buches im Leben der Gelehrten des Landes.

Die Nationalbibliothek besitzt eine Verlagsabteilung, in der etwa alle zehn Jahre eine Bibliographie des in die Nationalbibliothek aufgenommenen nationalen Schrifttums erscheint.

Das Gebäude der Nationalbibliothek wurde 1954 fertiggestellt und 1976 erweitert auf 17.643 m². Es wurde im traditionellen tadshikischen Stil in der Kombination mit Elementen der modernen Architektur gebaut und ist eines der schönsten Gebäude in Duschanbe. Man nennt es dort "Bücherpalast Tadshikistans" (siehe Abb.).

2.2 Die Buchkammer der Republik Tadshikistan

Die Buchkammer der Republik Tadshikistan ist das Zentralarchiv des tadshikischen Schrifttums. Sie erhält das Pflichtexemplar des nationalen Schrifttums. Sie gibt seit 1939 das "Jahrbuch der gedruckten Bücher" (Letopis Petschati) heraus. 1960 hat sie zusammen mit der Nationalbibliothek den "Katalog der Bücher der Tadshikischen SSR (1926-56)" und später dann die nachfolgenden Fünfjahresbände (1957-61 und 1962-66) herausgegeben.

2.3 Die Zentrale Wissenschaftliche Bibliothek der Akademie der Wissenschaften

Das Bestandsprofil dieser 1933 gegründeten Bibliothek (www.aclib.tj) erstreckt sich von Literatur über Tadshikistan und Mittelasien bis zu der Vielzahl der Zweige der Wissenschaften und Technik und umfasst heute über 1,5 Mio. Einheiten. 2003 hat die Bibliothek auf der Basis des amerikanischen Programms IATP (http://www.iatp.tj) einen Internetlesesaal eröffnet, wo die Leser der Bibliothek auch Zugriff auf fünf Datenbanken von EBSCO erhalten, was den virtuellen Bestand der Bibliothek enorm vergrößert hat. Auch der Zugriff auf die Ressourcen INASP und INTAS erschließt informative Quellen des Weltwissens und ist ein bedeutsamer Durchbruch bei der Nutzung der neuen Informationstechnologien. Die Bibliothek verfügt damit über einen universellen Bestand in mehr als zwanzig Sprachen der Welt. Die gespendeten Bücher der Soros Stiftung sind ebenfalls elektronisch verzeichnet.

In der Abteilung seltene Bücher werden die persönlichen Bibliotheken bedeutender Gelehrter wie S. Oldenburg, M. Andreev, E. Pavlovskij, I. Narzikulov, M. Asimov aufbewahrt sowie eine Sammlung Minibücher.

Seit 2004 arbeitet die Bibliothek mit Unterstützung durch den Fonds der Botschaft der USA zur Erhaltung des kulturellen Erbes (http://exchanges.state.gov/culprop/afcp/) an der Digitalisierung der seltenen Bücher. Die Bibliothek arbeitet mit der nationalen UNESCO-Kommission am Programm "Das Gedächtnis der Welt" (www.unesco.kz/mow/).

Die Bibliothek verfügt über das elektronische Verzeichnis "Puschkins Bibliothek", das mit Unterstützung der Soros Stiftung (www.soros.org/openaccess) realisiert wurde. Die Bibliothek führt als einzige Einrichtung das elektronische Verzeichnis der tadshikischen Dissertationen, die seit 1948 in der Akademie der Wissenschaften bewahrt werden.

Im Bestand der Bibliothek gibt es nicht wenige geographische Karten, die meist in alten Büchern veröffentlicht sind (www.aclib.tj//cd3/index.html). Besonders wertvoll ist die Karte aus dem Buch "kosmographija" von Johann Gontera, Antwerpen 1554. Von großem Interesse ist die 1754 in Deutschland gedruckte Karte über die Geschichte Persiens, die das Wissen der Europäer über Zentralasien im achtzehnten Jahrhundert widerspiegelt. Umfangreich ist der einzigartige Bestand an ausführlichen geographischen und topographischen russischen Karten des neunzehnten Jahrhunderts aus der Zeit des aktiven Vordringens Russlands in Mittelasien sowie eine 1906 vom Militäramt Großbritanniens veröffentlichte detailreiche Karte Persiens, Afghanistans und Zentral-Asiens. Verzeichnis des Bestandes der seltenen Bücher.

Zur Zeit hat die Bibliothek mehr als 14.000 eingeschriebene Leser.

Der traditionelle Katalogapparat der Bibliothek besteht aus mehr als 4 Mio. Karten und der Bestand an Bibliographien umfasst mehr als 20.000 Bände.

Seit 1952 veröffentlichte die Bibliothek in eigener Verlagstätigkeit retrospektive bibliographische Verzeichnisse und auch über 80 Materialien zur Biobibliografie der Wissenschaftler Tadshikistans.

Seit 1955 beteiligt sich die Bibliothek am internationalen Schriftenaustausch und hat zur Zeit Verbindungen zu mehr als 40 Partnern in 22 Ländern der Welt.

2.4 Die Stadtbibliothek "A. Lohuti" Dushanbe

Die Stadtbibliothek wurde 1933 in Duschanbe gegründet, und 1976 wurden ihr alle Bibliotheken, die zur Kulturabteilung der Stadt gehörten, unterstellt. Das Netz der Stadtbibliothek umfasst heute 18 Zweigbibliotheken. 2004 betrug das Bestand 657.261 Medien, die von 26.928 eingeschriebenen Lesern benutzt wurden, von denen 9382 Kinder sind. 387.909 Bücher wurden ausgeliehen. Die Stadtbibliothek ist in folgende Bereiche gegliedert:

  1. Abteilung Ausleihe
  2. Sektoren Periodika, Kunst (Belletristik)
  3. Allgemeiner Lesesaal, Jugendsaal, bibliographische Informationsabteilung
  4. Austauschreserve-Abteilung, die methodische Abteilung, die Massenabteilung
  5. Abteilung der Komplettierung und der Bearbeitung der Literatur und der Sektor Katalogisierung
  6. Abteilung der Organisation und der Bereitstellung des Bestandes.

2.5 Die Staatliche Kinderbibliothek der Republik

Die Kinderbibliothek wurde laut Beschluss des ZKs der Kommunistischen Partei Tadshikistans 1974 gegründet. Der Buchbestand der Bibliothek umfasst heute 98.500 Bände. Die Bibliothek hat eine wissenschaftlich-methodische Abteilung, eine Abteilung Komplettierung und Bearbeitung der Literatur, Ausleihabteilung, Fernleihabteilung, Organisationsabteilung. Mit ihrer Forschungs- und wissenschaftlich-methodischen Arbeit leistet die Bibliothek methodische und praktische Hilfe für die Kinderbibliotheken der Republik und organisiert kulturelle Veranstaltungen, Festivals, Wettbewerbe, Kulturtage, die Woche der Propagierung der Kinderbücher. Staatliche Kinderbibliothek, Duschanbe, N. Karabaeva - Ulitza 50, Direktor N. T Achmedovitsch, Tel. 33-67-58, E-Mail: Sonegos@rsl.ru

Universitätsbibliothek der Tadshikischen Staatlichen Nationalen Universität

2.6 Die Universitätsbibliothek der
Tadshikischen Staatlichen Nationalen Universität

Die 1948 gegründete Universitätsbibliothek umfasst heute mit ihren acht Filialen mehr als 1 Mio. Medien und hat zwei Lesesäle mit 240 Plätzen. In der Universitätsbibliothek arbeiten 65 Bibliothekare für die Versorgung der Studenten, Aspiranten, Lehrer und Professoren mit Literatur und Informationen. Die Bibliothek ist in 1948 gegründet. mehr als 1 Million Medien. Sie wird von mehr 10000 Lesern benutzt und zwei Lesesäle mit 240 Plätzen.

Universitätsbibliothek, Direktor R. I. Jarbabajev, 734025. Duschanbe, Prospekt Rudaki 17, E-Mail: tgnu@tajnet.com.

2.7 Die Bibliothek des Nationalen Patentinformationszentrums

Die Bibliothek des Nationalen Patentinformationszentrums
Die Staatliche Patentbibliothek (ncpilibrary@mail.ru) wurde entsprechend der Verordnung des Ministerrates der Republik Tadshikistans vom 28. Mai 1993 № 242 auf der Basis der umgewandelten Wissenschaftlich-Technischen Bibliothek der Republik organisiert und bildet nun das "Nationale Patentinformationszentrum" für Wirtschaft und Handel der Republik Tadshikistan. Arbeitsschwerpunkte der Bibliothek sind:

  1. Aufbau der Patentdokumentation und Entwicklung des Bestandes an wissenschaftlich-technischer Literatur
  2. Organisation und Führung des Suchapparates, einschl. der Datenbanken und der elektronischen Verzeichnisse und der Kartotheken
  3. Informationsversorgung der Spezialisten der Ministerien, der Ämter, der Unternehmen und der Organisationen der Republik sowie der Professoren und Studenten der Hochschulen
  4. Informationstätigkeit über die Patentdokumentation und die wissenschaftlich-technischen Literatur.

Der Bestand der Bibliothek umfasst derzeit mehr als 12,8 Mio. Patentdokumente, 1,75 Mio. Exemplare wissenschaftlich-technischer Literatur und mehr als 260.000 technische Unterlagen. Entsprechend der speziellen Aufgaben der Bibliothek ist der Bestand differenziert erschlossen und über verschiedene Datenbanken für Zeitschriften, Bücher, Adressen und Wirtschaftsunternehmen Tadshikistans erschlossen. Die Benutzer werden durch Listen und Ausstellungen über die Neueingänge informiert und werden differenziert mündlich und schriftlich beraten


Zu den Autoren

Dr. Ulugbek Fosilovitsch Karimov ist Dozent an der

Taschkenter Staatlichen Hochschule für Kultur "Abdulla Kodiri",
Kandidat der technischen Wissenschaften
und Leiter der Abteilung Wissenschaftliche und Marketingforschung der Nationalbibliothek

Jalanfotsch Kochasi 127
700164 Taschkent
E-Mail: ufk4@mail.ru

Die deutsche Bearbeitung fertigte:

Prof. Dietmar Kummer, Emeritus der

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig,
im Sommersemester 2004 und 2005 Gastprofessor für Bibliothekswissenschaft an der Taschkenter Staatlichen Hochschule für Kultur, gefördert von der Herderstiftung beim DAAD

Stuttgarter Allee 18
D-04209 Leipzig
E-Mail: dkummer@bum.htwk-leipzig.de

Die Arbeitsübersetzung erstellte:

Dr. Abdulla Alimov, Dozent an der

Taschkenter Staatlichen Hochschule für Kultur "Abdulla Kodiri",
Dekan der Fakultät für sozial-kulturelle Tätigkeit
E-Mail: a.alimov@mail.ru