Networking in der Steiermark: Die 37. AGMB-Tagung 2005 in Graz

von Rafael Ball

Unter dem Titel "Medizinbibliotheken: das Netz wächst" veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen e.V. (AGMB) vom 26. bis 28. September 2005 ihre 37. Jahrestagung in der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz.

Die seit 1970 bestehende Arbeitsgemeinschaft ist mit ihren nahezu 500 Mitgliedern eine der größten und aktivsten spezialbibliothekarischen Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreisen in Deutschland. Sie organisiert nicht nur jährlich eine internationale deutschsprachige Konferenz, sondern gibt auch die lesenswerte Zeitschrift "medizin-bibliothek-information" mit zwei Ausgaben jährlich heraus. Sie ist gedruckt erhältlich und steht zudem Open Access als pdf im Netz auf der Homepage der AGMB zur Verfügung.

Abbildung 1: Die neue Bibliothek der Medizinischen Universität in Graz
Das Schlagwort im Titel der Tagung charakterisiert in besonderer Weise die Situation in der sich die meisten Medizinbibliotheken heute befinden. Der finanzielle Druck auf die Bibliotheksbudgets wächst, die dramatische Entwicklung der Informationstechnologie birgt Chancen und Risiken und die Diversität der Medien stellt vor allem kleine Medizinbibliotheken vor besondere Herausforderungen. Häufig sind diese nur durch eine sinnvolle Kooperation zwischen Bibliotheken, Verlagen und Agenturen erfolgreich zu meistern. Dass das Netz wächst und trägt zeigte auch die 37. Jahrestagung der AGMB in Graz.

Dazu trug auch der äußere Rahmen der Veranstaltung in den funktional wie ästhetisch gelungenen Räumen des Neubaus der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz bei (Abb. 1). Die Diskussion, ob es noch Lesesäle braucht in einer Zeit der elektronischen Informationsdistribution ist hier bereits mit einem klaren Ja beantwortet, zumal der Rektor der Medizinischen Fakultät der Universität Graz, Professor Walter in einem Grußwort diese Aufgabe dezidiert nannte und die Bibliothek gar als den zentralen Ort des freien Diskurses begriff.

Abbildung 2: Das Plenum und die Vorträge
Die Veranstalter hatten für die Tagung von Montag bis Mittwoch Bewährtes mit Neuem kombiniert. Der ständige Wechsel zwischen Plenarvorträgen (Abb. 2), Firmenpräsentationen, Firmenworkshops, Pausen für den Besuch der Firmenausstellung und Rahmenprogramm mag zwar viel Abwechslung bringen, bedeutet gleichzeitig jedoch eine gewisse Unruhe im Programmablauf. Natürlich ist dieser Wechsel dem Wunsch gezollt, den Firmenausstellern und Sponsoren eine möglichst große Präsenz zu ermöglichen. Wie für die meisten bibliothekarischen Verbände und Ausrichter bibliothekarischer Veranstaltungen sollen Aussteller und Sponsoren zwar als Financiers gewonnen werden; gleichzeitig sollen diese aber nicht die komplette Veranstaltung bestimmen. Die mangelnde Besucherfrequenz an den Ausstellungsständen wird ja beinahe grundsätzlich von den Ausstellern kritisiert; dennoch müssen sich die Veranstalter diese Kritik nicht übermäßig zu Herzen nehmen, präsentieren doch die Ausstellerkonzepte mit den Standardtischen, Flyern und Laptops nicht gerade den letzten Schrei der Marketingforschung. Die Vorschläge und der Wunsch der Veranstalter nach wirklich innovativen Ausstellungskonzepten scheinen bei den meisten Ausstellern seit vielen Jahren nur auf taube Ohren zu stoßen.

Die Praxisworkshops der AGMB waren wie immer gut besucht und wie man der Auswertung der Tagung entnehmen darf sind es gerade diese praxisrelevanten Kompetenzen, deren Vermittlung die Tagungsteilnehmer so sehr wünschen, weil sie deren Inhalte schnell in der täglichen Berufspraxis mit Gewinn umsetzen können.

Die Vortragssessions spannten einen weiten Bogen von theoretischen Grundlagen bis zu konkreten Praxisberichten aus den Medizinbibliotheken. Der erste Tag gehörte dabei den Themenfeldern der Arbeitskreise "Krankenhausbibliotheken", "Pharmabibliotheken" und "Medizinbibliotheken an Hochschulen" in der AGMB, während am Dienstag und Mittwoch das offene Plenum allgemeine Beiträge enthielt. Details dieser Vorträge hier zu referieren ist wenig sinnvoll, da die AGMB Programm, Abstracts und die Vorträge selbst hervorragend aufbereitet auf ihrer Homepage vorhält (www.agmb.de).

Für die Arbeitsgemeinschaft der Medizinbibliotheken ist es schon fast programmatisch, dass auch die Social Events nicht zu kurz kommen. So hatte das Ortskomitee in Graz ein interessantes und umfangreiches Fachbesichtigungs- und Rahmenprogramm in und um Graz inklusive einem volkstümlichen steirischen Abend am Dienstag zusammengestellt.

So gelang es dem Veranstalter auch diesmal wieder, eine internationale Konferenz mit bedeutenden Themen anzubieten und einen fruchtbaren Austausch zwischen den Beteiligten herbeizuführen.

Wir dürfen gespannt sein auf die nächste AGMB-Tagung im September 2006 in Jena.


Zum Autor

Dr. Rafael Ball ist Leiter der

Zentralbibliothek des Forschungszentrums Jülich GmbH
D-52425 Jülich
E-Mail: r.ball@fz-juelich.de