von Sigrid Reinitzer

Die internationale COBISS-Konferenz fand vom 8. bis 10.November 2005 im slowenischen Maribor statt. Sie wurde eröffnet mit Begrüßungsadressen des Direktors von IZUM, Tomas Seljak, dem geschäftsführenden Sekretär von CEI, Milan Predan aus Triest und der Vorsitzenden des internationalen Programmkomitees, Sigrid Reinitzer von der Karl-Franzens-Universität-Graz. Milan Predan nützte die Gelegenheit, die Aufgaben und Ziele der CEI vorzustellen.

IZUM, das Institut für Informationswissenschaften in Maribor/Slowenien (http://www.izum.si), entwickelte seit Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts das Bibliotheksverbundsystem COBISS, Co-operative Online Bibliographic System and Services (http://www.cobiss.net), das im ehemaligen Jugoslawien von wissenschaftlichen Bibliotheken und öffentlichen Büchereien genutzt wurde. Die neue politische Situation zu Beginn der 90er Jahre erforderte es, ein neues Gefüge aufzubauen, an dem IZUM mit großem Einfühlungsvermögen, Engagement und international bewunderter Qualität stetig arbeitet. Heute ist IZUM eine öffentliche Einrichtung, die von der slowenischen Regierung als Infrastruktur und Informationsdienstleistung für Wissenschaft, Kultur und Bildung in Slowenien finanziert wird. Damit gelang es dem jungen EU-Land, den Zugang zur modernen Informationswelt aus eigener Kraft sicherzustellen. IZUM hat eines der international bedeutendsten und erfolgreichsten Bibliothekenverbund- und Informationssysteme entwickelt, das aus folgenden Teilsystemen besteht:

1. COBISS, Co-operative Online Bibliographic System & Services, http://www.cobiss.si/cobiss_eng.html

2. SICRIS, Slovenian Current Research Information System, http://sicris.izum.si/default.aspx?lang=eng

3. INFORS, Information system of INFOrmation Resources in Slovenia, http://cobiss.izum.si/scripts/cobiss?ukaz=getid&lang=win&sblk=1415&lani=en

4. Alps-Adria-Bibliotheken, Guide to the Libraries of the Alps-Adria Working Community, http://aalib.izum.si/

Regelmäßig werden die COBISS-Konferenzen abgehalten, die auch von den Fachleuten der unmittelbaren Nachbarländer Sloweniens und aus anderen europäischen Staaten mit großem Interesse und sehr gerne besucht werden. Die Konferenz bietet jedes Jahr qualitätsvolle Vorträge von internationalen Experten internationaler Organisationen und aus großen Informationseinrichtungen in England und den USA. Zusätzlich können alle Teilnehmer an der Konferenz die geselligen und zugleich gemütlichen Rahmenveranstaltungen genießen, bei denen es möglich ist viele Kolleginnen und Kollegen wieder zu treffen oder neu kennen zu lernen, Fachgespräche zu führen und neue Arbeitspläne oder Projekte zu besprechen. Die Konferenz 2005 wurde wie in den Vorjahren von Franci Pivec vom IZUM/Maribor mit großer Sorgfalt und hoher Qualität vorbereitet und umsichtig betreut.

Die 21. COBISS-Konferenz (2005)
(http://home.izum.si/cobiss/konference/konf_2005/program-en.asp)

stand unter der Patronanz der UNESCO, Regional Bureau for Science in Europe (http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=16852&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html) mit zusätzlicher Unterstützung von INASP, International Network for the Availibility of Scientific Publications (http://www.inasp.info). Co-Organisator war die CEI, Central European Initiative (http://www.ceinet.org/home.php), der derzeit 17 europäische Länder angehören: Albanien, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Italien, Kroatien, Mazedonien, Moldawien, Österreich, Polen, Rumänien, Serbien und Montenegro, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn.

Die Sponsoren der Tagung hatten Gelegenheit, noch vor Beginn der Pausen ihre Produkte mit Referaten vorzustellen und künftige Entwicklungen anzukündigen. An dieser 21. COBISS-Konferenz nahmen 317 Bibliothekare und Informationsfachleute aus zwölf Ländern teil, die im ersten Teil der Konferenz von ihren in der jeweiligen Bibliothek bzw. in ihrem Land eingesetzten Bibliotheks- und Informationssystemen berichteten. Die anschließende sehr rege Round-Table Diskussion zeigte, dass die vorgestellten Bibliothekssysteme auf großes Interesse gestoßen sind und dass zusätzlich in einigen Bereichen hoher Informations- und Handlungsbedarf besteht. Einige Länder planen mit ihren Bibliotheken, die zurzeit noch kein Bibliotheksverbundsystem nutzen können, sich dem COBISS-System anzuschließen und haben die Konferenz zu entsprechenden Vorgesprächen genutzt.

Der zweite Tag war im ersten Teil Fachvorträgen internationaler Experten gewidmet:

1. Steve Coffman, Vizepräsident der Produktentwicklung von Library Systems & Services, USA behandelte das Thema: "Libraries in the Information Market".
2. Sara Gwynn vom INSAP, Oxford referierte über "Information Support to Science".
3. Helmut Hartmann von der Universitätsbibliothek Graz sprach über "Automation Engineering", wobei er sich vor allem der Thematik der e-Zeitschriften und ihrer Beschaffung über Konsortien in Österreich widmete.

Im zweiten Teil gaben Mitarbeiter von IZUM einen Überblick über die neuesten Entwicklungen bei IZUM, im Verbundsystem COBISS und betrachteten ihre Thematik zum Teil im internationalen Vergleich:

1. Tomaz Seljak: "Researchers' bibliographies", wobei SICRIS mit seinen besonderen Aspekten der Bewertung von wissenschaftlichen Beiträgen beleuchtet wurde. Das System ist der Vergabe von Impactfactoren des ISI, Institute for Scientific Information in Philadelphia vergleichbar.
2. Jozsef Györkös: "Info Infrastructures across the EU".
3. Branko Zebec: "Technologies for Cobiss".
4. Franci Pivec: "Net Generation".
5. Romana Muhvic Sumandl: "Ask a librarian".
6. Ergänzend berichtete Lenart Setinc von der National- und Universitätsbibliothek in Ljublijana über die "Digital Library in Slovenia".
7. Zwei Referenten von der Nationalbibliothek in Prag, Jindrich Pilar und Eva Bartunkova, brachten einen Beitrag über Bibliotheksportale.
8. Sreten Ugricic von der serbischen Nationalbibliothek in Beograd beschäftigte sich mit der Evolution des Bibliotheksmanagements.
9. Das letzte Referat hielt Jelena Pitrovska, die Direktorin der Universitätsbibliothek in Bitola/Mazedonien, über Informations- und Kommunikationstechnologie in öffentlichen Bibliotheken.

In der Schlussdiskussion, die von Franci Pivec und Sigrid Reinitzer geführt wurde, konnten einige zentrale Themen angesprochen werden, die auch in nächster Zeit für Bibliotheken und Informationszentralen von besonderer Bedeutung sein werden. Dazu gehören die Langzeitarchivierung, die Praepublications-Initiative, die Fragen um die weitere Entwicklung des Copyright, die Bestrebungen von Google, den Gesamtbestand von großen wissenschaftlichen Bibliotheken zu digitalisieren und im Netz anzubieten sowie die Thematik der i2010-Digital-Library.

Es bestand der allgemeine Wunsch auch 2006 eine COBISS-Konferenz in dieser hohen Qualität mit internationaler Beteiligung auszurichten.

Zur Autorin

Dr. Sigrid Reinitzer

Strategisches Management für BAM-Einrichtungen

Karl-Franzens-Universität Graz
Universitätsplatz 3
A-8010 Graz
E-Mail: sigrid.reinitzer@uni-graz.at