Meredith, Meri: Dealing with an international clientele: communications, diplomacy and etiquette


- München: Saur, 2005. XXI, 241 S. (Information services management series)
ISBN 3-598-24370-7, 78,00 €

Multikulturelle Gesellschaften spiegeln sich auch in der Nutzung kultureller Einrichtungen wider. Die in diesen Bereichen tätigen Mitarbeiter benötigen für den Umgang mit den Nutzern, die aus anderen Ländern, Kulturen und Religionen stammen, entsprechende Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Diesem sensiblen Thema widmet sich Meri Meredith in Dealing with an international clientele aus der Sicht US-amerikanischer Bibliotheken. Die Autorin, Assistant Professor an der Ohio State University mit über zwanzigjähriger Erfahrung im Umgang mit Bibliotheksbenutzern aus aller Welt, fasst unter dem Motto Communications, Diplomacy and Etiquette die wichtigsten Problemfelder zusammen. Sie verfolgt mit ihrer Veröffentlichung zwei Ziele: "showing respect to our visitors from other countries" und "to get librarians to become more pro-active with their customers." (S. 215). Dies erläutert sie in einer Introduction und einem mit The problem überschiebenen Kapitel (Einführung und Kap. 1) - beides vorzüglich! Ihr Ausgangspunkt ist in erster Linie quantitativer Natur. Die von ihr angeführten Zahlen zeigen, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung dramatisch ändert, z.B. wird der Anteil der "hispanic population" im Jahr 2050 ein Viertel der Gesamtbevölkerung betragen.

Den einführenden Bemerkungen folgt ein kurzes Welcome (Kap. 2) mit wichtigen Hinweisen auf die Schaffung einer "comfort zone" in der Bibliothek, in der sich die Betroffenen wohlfühlen können, Ängste abbauen und Vertrauen gewinnen sollen. Dies führt direkt zu zwei sehr wichtigen Kapiteln Respect (Kap. 3), das von der erforderlichen Bezeugung des Respekts gegenüber Menschen aus anderen Ländern handelt sowie Speak slowly and distinctly (Kap. 4) mit Bemerkungen zur Notwendigkeit der exzellenten Beherrschung der Muttersprache als Voraussetzung für jede Art von Kommunikation.

Im Mittelpunkt stehen die drei Begriffe aus dem Titel des Buches Communications, Diplomacy and Etiquette. Communications (Kap. 5). Die verschiedenen Formen der Kommunikation werden analysiert, z.B. die Formen der verbalen und nonverbalen Kommunikation, die deutliche Aussprache, der Gesichtsausdruck und Blickkontakt sowie die Nutzung der räumlichen Situation. Etiquette (Kap. 6) beschäftigt sich mit allgemeinen und den in den Bibliotheken üblichen gesellschaftlichen Umgangsformen wie Höflichkeit und die Bedeutung der Körperhaltung und Körpersprache. Diplomacy (Kap. 7) untersucht das Verhalten des Bibliothekars wie seine Fähigkeiten zur Beobachtung der Benutzer und die Notwendigkeit einer ruhigen und geduldigen Art zur Einführung in die Bibliotheksbenutzung.

Ein Learning versus teaching (Kap. 8) erläutert die wichtigsten didaktischen Möglichkeiten im Umgang mit den Benutzen (z.B. "a picture is worth a thousand words").

Die Autorin gibt den Bibliothekaren Erstinformationen im Sinne der Cultures of the world (Kap. 9-10), der wichtigsten Einwanderungsländer der USA.

Die Schlussfolgerungen In conclusion - now that you walked in their shoes sind sowohl eine Zusammenfassung der zehn Kapitel als auch ein dringender Appell an die Bibliothekare, mit den Benutzern aus anderen Ländern, Kulturen und Religionen professionell zu arbeiten.

Eine Bibliographie und ein mehrseitiges Register schließen die Veröffentlichung ab.

Einige Themen kommen leider zu kurz wie die Lehr- und Lernmethoden und die Nutzerschulung. Dagegen ist die Vorstellung der wichtigsten Einwanderungsländer mit 40% des Gesamtinhaltes viel zu umfangreich; die Erläuterungen erfolgen offensichtlich auf der Grundlage von Beiträgen aus Enzyklopädien, die größtenteils nützlich, manchmal aber kurios sind wie im Beitrag über Deutschland (S. 146-147): Fasching als wichtigstes Fest gleich zu Beginn, gefolgt vom Oktoberfest, Nikolaus und Weihnachten, ohne Ostern und Pfingsten - so stellen sich die USA den Event Deutschland vor.

"This book is to be a simple primer on the different cultures. It also meant to be used as a quick reference when you know you will be meeting with someone from another country." (S. 221) Auf das "to be" kann getrost verzichtet werden. Dies ist ein kompetentes Buch, gut recherchiert, aufgebaut, gegliedert und erschlossen und in flüssigem Stil geschrieben. Es ist auch über die USA hinaus von Interesse, weil viele andere Länder ähnliche Probleme mit der Integration von Menschen aus anderen Ländern, Kulturen und Religionen haben. Der Rezensent denkt hier z.B. an die Ballungszentren in Deutschland.

Merediths Dealing with an international clientele ist eine gute Grundlage für ein Lehrbuch für die bibliothekarische Ausbildung oder eine Handreichung für den praktizierenden Bibliothekar.

Dem Aufruf der Autorin "Happy reading" (S.221) ist unbedingt Folge zu leisten.


Anschrift des Rezensenten

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
D-12557 Berlin
E-Mail: dieter.schmidmaier@schmidma.de