Buch - Kulturen. Beiträge zur Geschichte der
Literaturvermittlung. Festschrift für Reinhard Wittmann
Herausgegeben von Monika Estermann, Ernst Fischer und Ute
Schneider; mit Porträt des Gefeierten
- Wiesbaden: Harrassowitz 2005. XVI, 606 Seiten, 41 Abb. u. Tab. Gratulatoria
ISBN 3-477-05260-0
Dr. Reinhard Wittmann ist Universitätsprofessor an der
Ludwig-Maximilian-Universität in München, und zwar an der
Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft, dem
Department Philologie. Weiters kennen wir ihn als Leiter der
Abteilung Literatur im Bayerischen Rundfunk und seit 2002 als ersten
Vorsitzenden der Gesellschaft der Bibliophilie mit Geschäftsstelle
in München, deren nächste Sitzung im Juni 2006 zum ersten
Mal in Österreich, nämlich in Salzburg stattfinden wird.
Die Bekanntheit von Wittmann zeigt sich in der Tabula Gratulatoria, in
der nicht nur fast 60 Einzelpersonen aus allen Teilen der
buchinteressierten Welt eingetragen sind sondern auch neun
Buchinstitutionen, wie Antiquariate, der Börsenverein des
deutschen Buchhandels und große Universitäten mit ihren
Buch- und Literaturwissenschaftlichen Instituten.
Der Inhalt der Festschrift wird vom Herausgeber, Ernst Fischer, und den
beiden Herausgeberinnen, Monika Estermann und Ute Schneider, in sechs
Hauptthemen gegliedert, wobei die drei Herausgeber auch als Autoren
von interessanten Artikeln aufscheinen. Jedem Themenbereich sind vier
bis fünf umfangreiche Beiträge von Autoren und Autorinnen
aus der Nähe des Schaffenskreises von Reinhard Wittmann zugeordnet:
- Theorie und Methodik der Buchwissenschaft
- Monika Estermann: Buchhandelsgeschichte in kulturhistorischer Absicht. Johann Goldfriedrich und Karl Lamprecht.
- Frédéric Barbier: Habermas et l'éditeur ou Qu'est-ce que la médiatisation?
- Georg Jäger: Keine Kulturtheorie ohne Geldtheorie. Grundlagen einer Theorie des Buchverlags.
- Hans Altenhein: Familiengeschichten. Zur Kritik einer buchhandelshistorischen Methode.
- Wege der Literaturvermittlung im 18.Jahrhundert
- Alberto Martino: Die erste deutsche Übersetzung der Garduna de Sevilla. Ein spanischer Beitrag zur Produktion von fiktionaler "Konsumliteratur" in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts.
- Robert Darnton: Mademoiselle Bonafon and the Private Life of Louis XV. Communication Circuits in Eighteenth-Century France.
- Ute Schneider: Ein Erfolgsroman im gelehrten Programm. Samuel Richardson Clarissa (1748-1753) bei Abraham Vandenhoeck.
- Ernst-Peter Wickenberg: Gottsched und Goeze. Frühaufklärung und protestantische Predigt.
- Reinhart Siegert: Nachdruck und "Reichsbuchhandel". Zu zwei Stiefkindern der Buchhandelsgeschichte.
- Literarisches Leben um 1800
- Wilhelm Haefs: "Warum hat Deutschland kein Nationaltheater?" Der Satiriker Anton von Bucher und die Preisfrage der Belletristischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von 1781/82.
- Bernhard Fischer: Johann Friedrich Cottas Denkschrift. "Ueber die Rechte des Verlags und Ueber die Verhältnisse des Schriftsteller's zum Verleger und umgekehrt".
- Herbert G. Göppert: Friedrich Justin Bertuch - Julius Campe: Zwei Verlegerbriefe in vergleichender Betrachtung.
- Dirk Sangmeister: Heinrich von Kleists verhinderter Verleger. Der angeblich verrückte Johann Daniel Sander und der Salon seiner schönen Frau Sophie.
- Das Buch im politischen Umfeld des 20. Jahrhunderts
- Jan-Pieter Barbian: "Lange halte ich es ja nicht aus ohne Deutschland". Die Korrespondenz zwischen Annemarie und Ina Seidel in den Jahren 1933 bis 1947.
- Edda Ziegler: Vermischte Zustände. Der NS-Nationalpreisträger Bruno Brehm im Piper Verlag nach 1945.
- Siegfried Lokatis: Der zensierte Hund.
- Klaus G. Saur: Die Geschichte des "Geschwister-Scholl-Preises".
- Mediale und symbolische Räume
- Justus H. Ulbricht: Areopag der Moderne. "Klassiker"-Ausgaben und "Klassiker"-Verehrung im Eugen Diederichs Verlag.
- Stephan Füssel: Medienverbund statt Bücherkrise. Zum Verhältnis von Buch und Film in der Weimarer Republik.
- Alfred Estermann: Geist und Geld und Grenzüberschreitung. Die Böttcherstrasse, eine "Weltzeitschrift".
- Ursula Rautenberg: Das Buch in der Alltagskultur. Eine Annährung an zeichenhaften Buchgebrauch und die Medialität des Buches.
- Kulturen des Sammelns und Bewahrens
- David Paisey: The Veith brothers of Augsburg as book-collectors. Adalbert Blumenschein visits Ignaz Adam and Franz Anton Veith in Augsburg in the 1770s.
- Wulf D. v. Lucius: Das Naturschöne und das Kunstschöne. Zur Landschaftsdarstellung in Büchern um 1800.
- Wolfgang Schmitz: Richard Lepsius: das Gutachten von 1884 über die Reorganisation der Kgl. Bibliothek Berlin. Edition und einleitender Kommentar.
- Ernst Fischer: Gegen "Raritätenfimmel" und "geistlosen Sammelsport". Skizze zur Geschichte der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft.
Unter den 25 Beiträgen finden wir also auch zwei in englischer und
einen in französischer Sprache, was die wissenschaftliche
Reichweite des Gefeierten unterstreicht.
Das wirklich eindrucksvolle und vielfältige Werk ist für alle
Buchliebhaber, Germanisten, Historiker, Theologen und insbesondere
für Bibliothekare und Verleger von großem Interesse.
Am Schluss der Festschrift finden wir eine von Hermann Staub
zusammengestellte fünfteilige Bibliographie Reinhard Wittmanns
mit seinen Verfasserschriften, seiner Herausgeber- und
Redaktionstätigkeit, seinen Beiträgen in Zeitschriften,
Handbüchern und Sammelwerken, seinen Online-Publikationen und
Rezensionen. Bei diesem Umfang der Publikationen des gefeierten
Wissenschafters glaubt man kaum, dass er erst 60 Jahre geworden ist
und wir warten auf weitere interessante Veröffentlichungen.
Anschrift der Rezensentin
Hofrätin Dr. Sigrid Reinitzer
Universitätsbibliothek
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A-8010 Graz
E-Mail: sigrid.reinitzer@uni-graz.at