Siess, Judith A.: The visible librarian: Asserting your value with marketing and Advocacy


- Chicago : American Library Association, 2003. XVI, 154 S.
ISBN 0-8389-0848-9. 34.00 $

Unser Berufsstand wird durch die zunehmend elektronisch erbrachten Dienstleistungen, tendenziell unsichtbar, obwohl die elektronischen Medien durch uns erworben, implementiert und gewartet werden. Was also tun, wenn diese Unsichtbarkeit letztlich zu Etatkürzungen und letztlich zur Schließung der Bibliothek ("downsizing") führen?

Judith Siess, welche viele Werke zu One-Person Libraries (u.a. das in B.I.T.online bereits besprochene "OPL Sourcebook", dessen neueste Ausgabe soeben erschienen ist) und anderen bibliothekarischen Themen verfasst hat und den "OPL-Newsletter" herausgibt, hat hier ein "prep", ein Lehrbuch geschrieben, wie man gezielt sichtbarer wird für Kunden und die Geschäftsleitung.

Die einzelnen Bausteine dieses Buches, welches nicht nur für OPLs geschrieben ist, sind gut bekannt: Marketing, Publicity und Public Relations. Der letzte Punkt, Advocacy, wird in Deutschland zunehmend unter dem Stichwort "Nutzendarstellung" diskutiert. Für ihn gilt dasselbe wie für bereits bekannte Begriffe wie PR und Marketing: Die Zustandsbeschreibung von Siess und die Gegenmaßnahmen, die sie vorschlägt, sind dermaßen klar, konzis, anschaulich und für die Umsetzung in die Praxis geeignet, dass man sich das Werk als Handbuch für jeden Bibliothekar wünscht, welcher das Problem erkannt hat und sich nun fragt, wie man Gegenmaßnahmen plant und durchführt.

Manche Sätze sind wie in Stein gemeißelt, so sehr fassen sie die Problematik in einer Phrase zusammen. Beispiele: "The invisible is service."; "The library must be run like a business."; "Support from the management or the community must be accompanied by money or is worthless."; "The perception of reality is sometimes more important than reality itself.". Mit dem letzten Satz ist die ganze Problematik der Vermittlung der Arbeit der Bibliothek an die Entscheidungsträger und Geldgeber umrissen: Es kommt nicht darauf an, dass man die richtigen Ergebnisse und Zahlen präsentieren kann, sondern man muss sie in der Sprache und in der Perspektive der Entscheider kommunizieren. Neben der klaren Zustandsbeschreibung bietet die Autorin ebenso klare Hinweise und Rezepte, oft spezifisch auf die einzelnen Bibliothekstypen bezogen. Sie berücksichtigt dabei sowohl die Öffentlichen als auch die Wissenschaftlichen und die verschiedenen Sparten der Spezialbibliotheken.

Fallbeschreibungen von erfolgreicher Umsetzung von Maßnahmen sind ebenso zu finden wie Beispiele für Fragebögen für Benutzerumfragen. Eine rundum gelungene Sache, ganz angelsächsisch-zupackend im Duktus ("be proactive!"), ohne jedoch aktionistisch zu wirken. Das Werk ist mit einem ansehnlichen Apparat versehen: Literaturangaben, Angaben für weitere Lektüre und ein Sachregister. Es wäre wünschenswert, wenn dies Buch übersetzt würde! Im deutschsprachigen Raum gibt es kaum vergleichbares, allenfalls die Loseblattsammlung "Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen" bietet ähnliche Informationsfülle und Anschaulichkeit, jedoch nicht in dieser klaren Zusammenschau. Insofern eine klare Empfehlung zur Lektüre, da das Werk den "state of the art" bietet und extrem hilfreich in Fragestellung, Perspektive und Lösungsansätzen ist!


Anschrift des Rezensenten

Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
E-Mail: juergen.plieninger@uni-tuebingen.de