Teaching Library. Eine Kernaufgabe für Bibliothekare

Bericht über das 9. Hamburger Kolloquium des Bibliotheks- und Informationsmanagements

von Wibke Fellermann, David Bräutigam und Stefanie Auras

Auch im Jahr 2006 fand im Department Design, Medien und Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) das "Hamburger Kolloquium des Bibliotheks- und Informationsmanagements" statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Krauß-Leichert (Leiterin des Studiendepartments Information) und Bibliotheksdirektor Werner R. Tannhof und in Zusammenarbeit mit der Landesgruppe Hamburg des BIB wurde vom 18. April bis zum 30. Mai 2006 über das Thema "Teaching Library - Eine Kernaufgabe für Bibliothekare" diskutiert.

Eröffnet wurde das Kolloquium mit Wilfried Sühl-Strohmengers (Universitätsbibliothek Freiburg i. Br.) Vortrag "Bibliotheken in Deutschland auf dem Weg zur Teaching Library - Neue Entwicklungen, insbesondere bei den wissenschaftlichen Bibliotheken". Zunächst wurde festgestellt, dass das Thema Teaching Library (TL) in der deutschen Bibliothekswelt immer mehr an Bedeutung gewinnt und die pädagogisch-didaktische Ausbildung des bibliothekarischen Personals und die Einbindung von Lehrangeboten der Bibliotheken in die Curricula der Hochschulen immer wichtiger werden. Die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz gehört zu den neuen Kernaufgaben einer Bibliothek. In Deutschland werden internationale Entwicklungen im Bereich der Teaching Library intensiv verfolgt, jedoch nicht (mehr) blind adaptiert, sondern flexibel aufgegriffen.

Die Notwendigkeit von Allianzen zwischen Bibliotheken und anderen Institutionen zur Verwirklichung und stetigen Verbesserung der TL war ein weiterer Themenschwerpunkt: Die TL kann sich nur dann positiv entwickeln, wenn sie von entsprechend qualifiziertem Fachpersonal - gerade im Bereich der Diplom- und Bachelor/Masterkräfte - getragen wird.

Planung einer TL-Veranstaltung

Der zweite Teil des Kolloquiums stand unter dem Zeichen der Planung einer Teaching Library Veranstaltung. In ihrem Vortrag "Schritt für Schritt zur Teaching Library - Nicht nur für One Person Libraries" gingen der Diplom-Bibliothekar Detlev Dannenberg (HAW Hamburg) und Frau Jana Haase (Lette-Verein Berlin) mit Hilfe einer Checkliste auf die zu beachtenden Aspekte einer Bibliotheksveranstaltung im Rahmen der TL ein. Zunächst wurden vorbereitende Maßnahmen für die Veranstaltungsplanung thematisiert. Die Ermittlung des Kundenprofils spielte dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Inhaltsanalyse und didaktische Reduktion zur Anpassung der geplanten Veranstaltungsinhalte an die Teilnehmer. Des Weiteren wurden Lernziele der Veranstaltung formuliert: Die Unterrichtsabsicht soll hierbei sowohl dem Ausrichter, Kooperationspartnern als auch den Teilnehmern einer derartigen Veranstaltung verdeutlicht werden. Bei der Wahl der Methoden sollen Teilnehmeranzahl, Raumgröße, Veranstaltungsdauer, eigene Erfahrungen und technische Ausstattung beachtet werden. Unter diesen Aspekten wurden mehrere Methoden (Aktivierender Vortrag, Impulsmethode und die Gruppenarbeit) vorgestellt und auf die Vorzüge der Verwendung einer Ablaufmatrix zur Kontrolle von Planung, Vorbereitungsmaßnahmen, Durchführung und Nachbereitung einer Veranstaltung hingewiesen. Schließlich ist eine Evaluation zu Problemen, Zufriedenheit, eigenen Gedanken und Ergebnissen durchzuführen. Die Punktabfrage wurde in diesem Zusammenhang empfohlen.

Die von Herr Dannenberg empfohlenen Maßnahmen zu TL-Veranstaltungen wurden durch Frau Haase vom Lette-Verein Berlin mit praktischen Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag untermauert.

Informationskompetenz!

Im dritten Teil des Kolloquiums sprach am 23. Mai Thomas Hapke (UB der TU Hamburg Harburg) über "Die Rolle einer Universitätsbibliothek im E-Learning - oder: Auf dem Weg zur Bibliothek 2.0?!". Er behandelte die Themen E-Learning und digitale Bibliotheken, die Bibliothek als physischer Lernort, die Bedeutung der Informationskompetenz und den Lernprozess. Die Vielfältigkeit des Begriffes E-Learning wurde alleine schon bei der Definition des Begriffs verdeutlicht. Auch die Formen des E-Learnings sind divers. Durch E-Learning entstehen neue Aufgaben neben den traditionellen Bibliotheksdienstleistungen (z.B.: E-Ressourcen managen, virtuelle und reale Auskunft etc.). An die Bibliothek als Lernlabore werden neue Anforderungen gestellt. Nicht nur die Informationssuche, sondern auch die Bibliothek als Lern- und Veranstaltungsort oder Kommunikationszentrum spielen heute eine Rolle.

Die Informationskompetenz sollte im Zeitalter der Information eine wichtige Fertigkeit und Voraussetzung sein. Thomas Hapkes Definition der Informationskompetenz umfasst neben effizienten Recherche- und Navigationsstrategien vor allem die Kreativität, den eigenen Informationsprozess bewusst und bedarfsgerecht zu gestalten; er empfiehlt aber auch einen kritischen Umgang mit dem Thema. Auch das hauseigenen Tutorial DISCUS (Developping Information Skills and Competences für University Students) der Technischen Universität Hamburg blieb während seines Vortrages nicht unerwähnt, wie auch das BMBF-Projekt BibTutor, welches bei Datenbankauswahl und Recherche behilflich sein soll.

Berliner Kinder werden WortStark

Im vierten und letzten Teil des Kolloquiums "Berliner Kinder werden WortStark. Innovative Programme zur Sprach- und Leseförderung" von Katrin Seewald (Stadtbibliothek Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg) ging es im wesentlichen um fünf verschiedenen Programme, die in der Bibliothek erarbeitet wurden und das Ziel verfolgen, Sprach- und Lesefähigkeiten von Kindern zu fördern.

  1. Das Programm "BilderBuchZeit" richtet sich an Kindergartengruppen mit Kindern von 3-6 Jahren, ihnen werden Bücher vorgelesen und Bilderbuchgeschichten gezeigt. An Hand von kleinen Bastelaktionen werden die Inhalte der Geschichten, die sich am Kindergartenalltag orientieren, verinnerlicht. Schließlich können die Bücher von der Kita ausgeliehen werden. Die Bibliothek kann somit von Kindern in dieser Altersstufe spielerisch kennen gelernt werden.
  2. Die vorschulische Bildung insbesondere für Kinder aus Migranten- und sozial schwachen Familien soll durch das Programm "WortStark" intensiviert werden. Die Bibliothek wird ins Bewusstsein der Kinder gerufen. Die Kinder erfahren durch mehrsprachige Bilderbücher und ganzheitliche Programme (Singen, Tanzen, Vorlesen etc.) stets neue Wörter oder Sätze. Der Kontakt zwischen Kita und Bibliotheken soll durch WortStark verstärkt werden.
  3. Das Programm "LeseZeit" richtet sich an Grundschüler. Hier wird durch regelmäßige Bibliotheksbesuche die Bibliothek als außerschulischer Lernort wahrgenommen. Außerdem werden spielerisch Basiskenntnisse zur Nutzung einer Bibliothek erlernt.
  4. "Lesen ist schön" dient als weiteres Programm für Schüler der zweiten und dritten Klasse mit Migrantenhintergrund, um ihre Lesefähigkeiten zu verbessern.
  5. Als fünftes und letztes Segment dieses komplexen Programms dient "InfoFahnder" als Projektwoche zur Recherche in der Bibliothek, die immer im September statt findet. Dieses Angebot soll als Vorbereitung auf den Besuch einer weiterführenden Schule für Schüler der Klasse sechs sein.

Das insgesamt erfolgreiche 9. Kolloquium zog zu jeder Veranstaltung zahlreiche Besucher an und insbesondere der letzte Vortrag wurde sehr positiv aufgenommen und führte zu einer regen Diskussion, die auf zukünftige Entwicklungen hoffen lässt. Eine Veröffentlichung zum Thema "Teaching Library. Eine Kernaufgabe für Bibliothekare" wird Anfang nächsten Jahres im Peter Lang Verlag erscheinen.


Zu den Autoren

Wibke Fellermann, David Bräutigam, Stefanie Auras

Studierende des Studiengangs "Information and Library Services" (BA)

Studiendepartment Information
Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW)
Berliner Tor 5
D-20099 Hamburg