Hohe Auszeichnung für B.I.T.online Mitherausgeberin Sigrid Reinitzer

Die Mitherausgeberin von B.I.T.online, Hofrätin Dr. Sigrid Reinitzer, Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität in Graz, wechselt zum Jahresende in den Ruhestand. Grund genug also, die Verdienste der langjährigen Direktorin in angemessener Weise zu würdigen. Anlässlich einer gediegenen akademischen Feierstunde am 24. November 2006 in der Aula der Universität durfte Sigrid Reinitzer aus der Hand des Rektors, Professor Dr. Alfred Gutschelhofer, vor einem illustren Kreis von Gästen und Freunden aus dem In- und Ausland die sehr selten verliehene Pro-meritis-Medaille in Gold entgegennehmen.

Mit dieser Auszeichnung neigt sich das berufliche Wirken einer weiteren, das österreichische Bibliothekswesen der letzten 20 Jahre prägenden Persönlichkeit dem Ende entgegen, nicht ganz allerdings, denn sie betreut noch einige laufende Projekte vor allem im internationalen Bereich weiter. Dass Sigrid Reinitzer für den "definitiven Ruhestand", wie es die österreichische Amtssprache formuliert, noch keineswegs prädestiniert ist, wissen alle, die sie kennen. Geografisch beschränkte sich ihr Wirkungskreis auf "ihre" Stadt Graz, im Geiste aber war sie in vielen europäischen Metropolen, Universitäten und Bibliotheken zu Hause. Für die meisten ihrer zahlreichen Freunde, Kolleginnen und Bekannten gehört es fast zur Pflicht, einmal im Jahre in die Steiermark zu reisen, um dort an einer vorzüglich organisierten Veranstaltung mit meist prominenter internationaler Besetzung mit neuesten Erkenntnissen und Entwicklungen konfrontiert zu werden. Ihre berufliche Unterstützung beschränkte sich nicht auf Graz, in fast allen österreichischen I+D-Gremien, in der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare, in der Ausbildung von Nachwuchsleuten, im Ausland namentlich beim VDB, der sie mit der sehr selten verliehenen Ehrenmitgliedschaft auszeichnete, und international bei LIBER war ihre Meinung gefragt und geschätzt. Sie war offen für Neues, wie seinerzeit etwa für die neue Fachzeitschrift, die Sie eben in den Händen halten, aber vor allem für die nachhaltige Entwicklung der EDV in Bibliotheken, wo sie während der Jahre an vielen Fronten für die "Grazer Lösung" kämpfte. Gegen Ende ihrer Tätigkeit setzte sich bei ihr die Überzeugung durch, dass Bibliotheken zu einem größeren Ganzen gehören, in dem sich auch andere Überlieferungsträger wie Archive und Museen zusammenfinden müssen, und das weitere öffentliche Bildungseinrichtungen wie öffentliche Büchereien oder Schulbibliotheken einschließt. So ist es nicht verwunderlich, dass am Ende ihrer Laufbahn vor allem strategische Überlegungen und Aufgaben für sie im Mittelpunkt standen.

An Sigrid Reinitzer heranzukommen war nicht immer leicht. Lange Zeit blieb ihr Wirken fast versteckt hinter der Ausstrahlung ihres Amtsvorgängers, dem bibliothekarischen Urgestein Franz Kroller. Dessen Zurückhaltung und Bescheidenheit blieben Vorbild für sie. Nur einen engeren Kreis ließ sie an ihren Interessen und privaten Vorlieben oder gar an schmerzlichen Lebensereignissen und Enttäuschungen teilhaben. Ihre Interessen waren weitgefächert, geprägt von ihrem geistes- und naturwissenschaftlichen Studium, das Musiktheater ebenso wie Kunst und Literatur umfassend. Daneben liebte sie Diskussionen in kleinem Kreise, angeregt durch kulinarische Genüsse.

Fachkollegen, -kolleginnen und Freunde aus nah und fern sind überzeugt, in Sigrid Reinitzer auch weiterhin eine geschätzte Ansprechpartnerin in vielen Belangen zu finden. Sie wünschen ihr einen geruhsameren Alltag, viele frohe Stunden und vor allem Gesundheit und freuen sich auf ein Wiedersehen irgendwo in Europa oder eben an der Mur.

Willi Treichler