von Franziska Sievert

In einem Projekt von Studenten des Fachbereichs Bibliothek und Information (heute Department Information) der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften wurde im Jahr 2005 unter der Schirmherrschaft des Kompetenznetzwerkes für Bibliotheken (KNB) das Online Fortbildungsportal wissenbringtweiter.de entwickelt. Das Portal bietet Fortbildungsanbietern aus dem Bereich Bibliothek und Information die Möglichkeit, ihre Angebote deutschlandweit und zielgruppenorientiert gebündelt zu präsentieren. Fortbildungssuchende haben die Möglichkeit, in der zentralen Datenbank nach passenden Fortbildungsmöglichkeiten zu recherchieren.

Berufliche Weiterbildung ist in der heutigen Gesellschaft unerlässlich um auf dem aktuellsten Wissenstand und damit konkurrenzfähig zu sein. Dies trifft besonders auf Berufsgruppen aus dem Bereich Bibliothek und Information zu. Dies sind Diplombibliothekare, Bibliothekare im höheren Dienst, Bibliotheksassistenten, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Dokumentare, Archivare, Informationswirte usw.

Es ist jedoch so, dass bisher keine zentrale Anlaufstelle für Fortbildungen im Bereich Bibliothek und Information existierte. Durch die Kulturhoheit der Länder und den damit verbundenen Föderalismus liegt die Zuständigkeit für kulturelle Angelegenheiten bei den einzelnen Bundesländern. Bibliothekarische Fortbildung findet dezentral auf regionaler Ebene statt. Um einen Überblick über die Angebote zu erhalten, gab das Deutsche Bibliotheksinstitut DBI früher das Heft "Fit durch Fortbildung" heraus, in dem alle Veranstaltungen aufgelistet waren.

Mit dem Ende des DBI wurde dieser Service eingestellt und der Ruf nach einer neuen bundesweiten Plattform zur Information über Fortbildungsangebote im bibliothekarischen Bereich wurde laut. Es bestehen zwar bereits einige Portale, diese sind jedoch meist regional beschränkt.

Im Wintersemester 2004/5 beschloss deshalb die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) die Einrichtung eines bundesweiten Fortbildungsportals. Das Steuerungsgremium des KNB konnte als Kooperationspartner gewonnen werden und trägt die Schirmherrschaft über das Projekt. Unter der Leitung von Herrn Prof. Geeb und Frau Prof. Krauß-Leichert wurde in einem halbjährlichen interdisziplinären studentischen Projekt mit der Umsetzung begonnen und dieses im Herbst 2005 abgeschlossen. Das Department Information der Fakultät "Design, Medien und Information" wird die zukünftige Pflege und Weiterentwicklung des Portals übernehmen.

Die Basis des Portals ist eine stabile, fundierte und höchst portable Datenbank- und Programmstruktur, welche die gängigen Internetstandards erfüllt.

Suche Wissen! - Biete Wissen!

Programmtechnisch ist das wissenbringtweiter.de Portal geteilt in zwei Zugänge nach einer gemeinsamen Eingangsseite: Einen Zugang für Fortbildungssuchende ("Ich suche Wissen") und einen Zugang für Fortbildungsanbieter ("Ich biete Wissen"). Der Fortbildungsanbieter erhält beim ersten Einloggen Benutzername und Kennwort. Nur so ist es ihm möglich, später seine Daten einzugeben. Diese werden vorher vom Administrator auf ihre Richtigkeit geprüft um Datenmissbrauch vorzubeugen. Die Fortbildungskurse gibt der Anbieter manuell über ein Formular ein, oder bei größeren Datenmengen automatisiert über ein Einleseprogramm. Unter Einhaltung eines einfachen, vordefinierten Formats von Textdateien, welche problemlos aus gängigen Datenbanken exportiert werden können, werden die Daten über ein Webformular eingetragen. Dabei bleiben die einprägsamen Schlüsselbezeichnungen der Kurse bestehen, was ein Wiederfinden der Kurse durch den Anbieter vereinfacht und zugleich eine passende Referenzmöglichkeit auf die Kurse für die Fortbildungssuchenden darstellt.

Die Kurse können vom Anbieter außerdem in ein bestimmtes Themengebiet eingeordnet werden. Für Fortbildungsanbieter gibt es weiterhin den Service, in ihren Kursbeschreibungen Links zu den Anmeldeformularen einzufügen, so dass der Kurssuchende direkt auf die eigene Homepage gelangt.

Der Fortbildungssuchende hat beim ersten Besuch der Homepage ebenfalls die Möglichkeit sich mit Benutzername und Passwort anzumelden, im Gegensatz zu den Fortbildungsanbietern ist dies jedoch nicht zwingend. Die Anmeldung bietet jedoch etliche Vorteile. Durch die Registrierung ist es ihm möglich, sich ein Profil zu erstellen und virtuelle Notizen vorzunehmen. In das angelegte Profil kann der Kunde seine bevorzugten Kursthemen eintragen und erhält so bei jedem erneuten Einloggen automatisch eine Liste mit für ihn relevanten Kursen. Diese kann er, sowie alle anderen Kurse auch, bearbeiten und in einem Portfolio mit dem Titel <<Meine Kurse>> ablegen. So hat er wichtige Themen immer griffbereit und kann jederzeit schnell darauf zurückgreifen.

Schnell-, Experten- und Themensuche

Gelangt ein Fortbildungssuchender zum ersten Mal auf die Webseite kann er zwischen drei Suchmöglichkeiten wählen:

• einer Schnellsuche, welche ähnlich wie <<google>> funktioniert und nach einem eingegeben Suchbegriff recherchiert. Dies kann z.B. der Name des Veranstalters, ein Wort aus dem Titel, der Name der Institution oder der Veranstaltungsort sein.

• einer erweiterten Profisuche (Expertensuche), bei der detaillierten nach mehreren Stichwörtern gesucht wird. Es lässt sich also eine Einschränkung nach Suchkriterien, wie Seminartitel, Thema, Inhaltsbeschreibung, Seminarbeginn, Institution, Dozent, Postleitzahl, Veranstaltungsort und Region vornehmen. Dabei vereinfachen die Pull-down-Menüs bei Thema, Seminarbeginn und Region diese strukturierte Suche.

• einer Themensuche mit der ein hierarchisches Browsen im Portalinhalt machbar ist. Die Fortbildungen gliedern sich in verschiedene Themengebiete wie "Öffentlichkeitsarbeit", "Organisation und Management" oder "EDV und Internet". Hier kann der Kunde innerhalb eines Bereichs nach Fortbildungsveranstaltungen zu suchen.

Bei erfolgreicher Suche bekommt der Kunde die Ergebnisse in Form einer Tabelle präsentiert, welche die wichtigsten Eckdaten der ausgewählten Veranstaltung, wie Titel, Veranstaltungsbeginn und Bundesland beinhaltet. Ein Link mit dem Hinweis "Details" öffnet ein separates Fenster, über welches detailliertere Informationen zur ausgesuchten Veranstaltung abrufbar sind.

Beide Nutzergruppen haben in ihrem spezifischen Bereich die selbe Navigationsleiste, die sich während ihres kompletten Aufenthaltes auf der Homepage nicht verändert. Für beide Nutzer gibt es außerdem im Menü die Wahl des Hilfebuttons, dessen Inhalt entsprechend den Anforderungen im jeweiligen Benutzungsbereich entspricht.

Somit stellt wissenbringtweiter.de ein umfangreiches überregionales Fortbildungsangebot dar. Das Datenbanksystem zentriert das deutschlandweite Angebot, welches den Fortbildungssuchenden die Möglichkeit bietet, sich in einem einzigen Portal bundesweit zu informieren. Fortbildungsveranstalten können wissenbringtweiter.de ideal als Präsentationsplattform zu nutzen. Durch die durchgehende Themenstruktur und eine einheitliche, in der Handhabung sehr leicht bedienbare Kursverwaltung entsteht ein breit gefächertes Angebot von Fortbildungen. Die Fortbildungssuchenden profitieren von ihrer Anmeldung und der individuellen Profilerstellung, was eine gleichzeitige stärkere Bindung an das Portal und damit indirekt auch an die Fortbildungsanbieter bewirkt.

"Leider enthüllt ein kurzer Blick in die Datenbank, dass nur wenige Anbieter den Eintrag in die Routine bei Bekanntmachung und Werbung für ihre Fortbildungsangebote integriert haben. Das ist bedauerlich, denn die Idee für das Angebot ist im Grunde vorzüglich." (Plieninger, 2007).¹

Bekanntheitsgrad erhöhen

Aktuell sind über 50 bibliothekarische Einrichtungen registriert, wie z.B. die Büchereizentrale Lüneburg, die bayerische Landesfachstelle, BOND Bibliothekssysteme, das Zentrum für bibliotheks- u. informationswissenschaftliche Weiterbildung der FH Köln (ehemals HBZ) und der DBV. Diese Zahl soll sich aber zukünftig noch erhöhen, indem aktiv weitere potentielle Mitglieder angeschrieben werden und der Bekanntheitsgrad des Portals gesteigert wird. Ziel ist es, das Fortbildungsangebot ebenfalls im deutschsprachigen Ausland publik zu machen², um neben der Österreichischen Nationalbibliothek weitere Anbieter aus der Schweiz und Österreich aufzuweisen. Betreut wird das Portal weiterhin von Studierenden der HAW, finanziert aus Fördergeldern der Hochschule, da die Hochschule sehr an einer Weiterführung dieses Non-Profit-Services interessiert ist. Auch die Studierenden des Departments Information profitieren von einem Bestehen. Unterschiedliche Themenbereiche des Portals bieten Stoff für eine Diplomarbeit. So wurde z.B. die technische Seite des Portals überarbeitet und verbessert. Auch in Seminaren und Lehrveranstaltungen wird über das Portal gesprochen und dient den Studierenden als Anregung für weitere Projekte.

Die Herausforderung ist nun, das Portal bei Informationssuchenden und vor allem bei Fortbildungsanbietern langfristig präsent und lebendig zu halten, um den dauerhaft nötigen Input zu sichern.³ Als Werbemittel wurde ein Lesezeichen geschaffen, zusätzlich wird das Portal auf Messen⁴, Konferenzen und sonstigen Veranstaltungen der Zielgruppe präsentiert, um neue Kunden zu erreichen.

Zur Autorin

Franziska Sievert ist Studierende der

Hochschule für Angewandte Wissenschaften - Hamburg
Fakultät Design, Medien und Information
Department Information
Berliner Tor 5
D-20099 Hamburg
E-Mail: Sissy1979@gmx.net

Anmerkungen

1. Plieninger, Jürgen: Weit verstreut und schwer zu finden - Der schnelle Weg zu bibliothekarischen Fortbildungsangeboten In: BuB 59 (2007) 02, S.125

2. Wissenbringtweiter.de - ein überregionales Fortbildungsportal für Information und Bibliothek. Vortrag auf dem 29. Österreichischen Bibliothekartag, Bregenz, 22. Sept. 2006

3. Weiterführende Literatur:
1. Lebenslanges Lernen - leichter durch wissenbringtweiter.de
In: BIX Der Bibliotheksindex, S. 49-50 (B.I.T.online, Sonderheft)
2. Fortbildungsangebote auf einen Blick - das neue bundesweite Portal wissenbringtweiter.de der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
In: BuB 57 (2005) 06, S. 440-443

4. aktuell auf dem 3. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek vom 19. März bis 22. März 2007