"Sagen Sie bloß nicht, dass Sie immer schon gerne gelesen haben!"

B.I.T.online im Gespräch mit Barbara Lison

Die hier formulierten Grundsätze sollen im Sinne einer Berufsethik Bewusstsein wecken über die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen unseres Handelns. Sie sind zwar kein Eid des Hippokrates, aber die Intention ist ähnlich: wir versichern unseren Kundinnen und Kunden und unseren Auftraggebern professionelle Qualitätsstandards in inhaltlicher und gesellschaftlicher Beziehung. Die Kernaussage ist für mich: "Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab."

Barbara Lison, Sprecherin des BID

Es gibt natürlich viele Entwicklungen, die zum größten Teil auf der kontinuierlichen Arbeit des BID-Vorstandes aufsetzen und die langfristig Wirkung zeigen. Da sind vor allem die Ergebnisse aus "Bibliothek 2007" zu nennen, auch, wenn wir längst nicht dort angekommen sind, wo die BID und die Bertelsmann Stiftung ursprünglich hin wollten. Aber: Es wird auf politischer Ebene mehr über Bibliotheken geredet, nicht zuletzt die Behandlung des Bibliotheksthemas in der Enquete-Kommission ist einer der diesbezüglichen Erfolge. Ein weiterer Aspekt ist die erfolgreiche Durchführung des Bibliothekskongresses im März. Dafür haben die BID und vor allem die Beteiligten an der Programmkommission und des Ortskomitees viel gearbeitet.

Na, lieben ist zu viel gesagt! Ich habe mir diesen Ausspruch Senecas als eines meiner Lebensmotti auserkoren. Für mich habe ich damit eine Erklärung gefunden, warum ich immer die Herausforderung suche - nämlich, weil ich sie brauche, um aktiv zu bleiben. Das tröstet mich manchmal, wenn es mal wieder "dicke" kommt, und ich mich angesichts der vielen synchronen Herausforderungen neu sortieren muss.

So? Von wem hören Sie denn das? - Aber Sie haben schon Recht: Die Vorstellung von einem Bibliotheksgesetz in Deutschland ist sicherlich nicht mehr realistisch. Daher liegt unser Augenmerk jetzt auf den Ländern und den Aktivitäten insbesondere der DBV-Landesverbände. Der Grund, warum ich es für nötig halte, dass Bibliotheken gesetzlich fixiert werden, liegt darin, dass in Zeiten des Verteilungskampfes knapper werdender Mittel die Politik und die Unterhaltsträger verpflichtet sein müssen, Bibliotheken als Dienstleistung zu finanzieren. Bibliothek muss eine Pflichtaufgabe sein und darf nicht weiter als sogenannte freiwillige Leistung der Kommune bzw. als "sonstige Einrichtung der Hochschule" zur Disposition gestellt werden. Denn die Konkurrenz ist groß und mächtig in der Lobby-Arbeit.

Tja, wohl weil ich gerne lese?! Nein, nun mal weg von der Ironie. Als Kind war ich übrigens tatsächlich eine eifrige Kundin der Düsseldorfer Stadtbibliothek, als die Zentrale noch fast ausschließlich eine Thekenbücherei war. Als Geisteswissenschaftlerin hatte ich während meiner Ausbildung natürlich auch viel Umgang mit Bibliotheken und arbeitete im Rahmen einer Hilfskraftstelle u.a. für die Historische Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum. Die Bewerbung beim damaligen Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln lag dann nicht allzu fern. Und der Slawistik-Fachreferent, zu dem ich gute Kontakte hatte, gab mir den entscheidenden Tipp für das Vorstellungsgespräch: "Sagen Sie bloß nicht, dass Sie immer schon gerne gelesen haben!"

Eine Euphorie muss und kann sich sicher auch wieder auf ein normales Maß zurückentwickeln. Allerdings ist die momentane Lobby-Euphorie sehr wichtig, um noch mehr und breiteres Bewusstsein bei allen KollegInnen zu entwickeln für die Notwendigkeit, die Instrumente des Lobbyings auch für die Bibliotheksarbeit einzusetzen. Wenn Lobbying zum normalen Vorgehen im Interessenvertretungsprozess geworden ist, werden wir weniger davon hören aber deutlich mehr Erfolge sehen.

Mein Arbeitstag im Büro beginnt zwischen 9.00 und 9.30 Uhr. Ich bin wirklich keine Frühaufsteherin. Und mein Arbeitstag endet gegen 20 Uhr, mein Arbeitstag zu Hause endet deutlich später, entweder, weil ich von einem Abendtermin komme, oder, weil ich noch den Datenstick in meinen Laptop einführe bzw. die mitgenommenen Posteingänge bearbeite.

Na, was tut ein Bibliothekar, um abzuschalten? Lesen natürlich! Aber vor allem Kochbücher und Krimis, um mich wirklich zu entspannen. Die Kochbuchlektüre geht dann oft über in Kochaktionen, wobei ich auch viel ohne Rezepte ausprobiere; diese Kreativitätsanstrengung hilft mir auch beim Abschalten. Gespräche mit guten Freunden in nicht allzu großer Runde sind für mich ebenfalls ein Abtauchen in neue Gedankenflüsse. Und eigentlich bin ich eine passionierte Kinogängerin, liege als solche aber leider auf Eis.

Eine ganz entscheidende! Ohne meine zuverlässigen, selbstständigen, kreativen und zum Glück auch meistens mit mir nachsichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnte ich weder meine internen noch meine externen Aufgaben erfolgreich bewältigen. Ich bin ja schon viel unterwegs, und da brauchen wir das gegenseitige Vertrauen, dass wir uns völlig aufeinander verlassen können.

Die Multimedia-Spielwiese, verkürzt MuMe, soll die Möglichkeiten des Einsatzes von Computerspielen aller Art innerhalb von Öffentlichen Bibliotheken ausloten. Natürlich bieten wir nur Spiele an, die den Anforderungen der bei uns geltenden Gesetze genügen. In dem Projekt wurden vor allem die positiven Effekte von Computerspielen für Kinder und Jugendliche bei der Entwicklung von EDV-Kenntnissen und von kognitiven Fähigkeiten sowie der Vermittlung von Wissen akzentuiert. Es ging uns darum, dieses Medium aus der Schmuddel-Ecke zu holen, in die es leider geraten ist, weil in der allgemeinen Öffentlichkeit meistens nur die Ego-Shooter und andere gewaltverherrlichende Computerspiele wahrgenommen werden.

Gegen Google als Anbieter von Information zu arbeiten ist verlorene Liebesmüh. Wir Bibliotheken müssen Google als Anbieter akzeptieren und unsere Dienstleistungen so ausrichten, dass wir gegenüber Google einen Mehrwert für unsere Kunden generieren können. Unsere Neutralität und Non-Profit-Position sind hierfür die besten Grundlagen. Die Googlelisierung der Gesellschaft geht für mich aber über die Schiene der Informationsangebote hinaus: Eine unreflektierte Google-Nutzung produziert einerseits eine Geisteshaltung des Anything-goes und andererseits eine Informationsminimierung auf die Google-Inhalte - "nur was in Google steht ist relevant, egal was und wie".

Claudia Lux und ich ziehen schon seit unserer fast synchronen Referendarzeit an einem Bibliotheksstrang. Wir beide haben so ziemlich dieselben professionellen Ansprüche an uns selbst und auch an unserer KollegInnen und Kollegen und wir arbeiten dafür, dass Bibliotheken endlich den gesellschaftlichen und politischen Stellenwert bekommen, der ihnen aufgrund ihrer Leistung und Wirkung gebührt.