Fugmann, Robert: Buchregister.
Methodische Grundlagen und praktische Anwendung


- Frankfurt am Main: Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und
Informationspraxis, 2006. 136 S. (DGI Schrift. Informationswissenschaft; 10)
ISBN-10 3-925474-59-5. € 25,00

Der Autor hat sich in den letzten 15 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Buchregister beschäftigt, seine Erkenntnisse und Erfahrungen aber nur in Vorträgen und unselbstständigen Veröffentlichungen preisgegeben1, Zeit also für eine umfangreiche Darstellung in Form einer Monographie. Diese ist zu messen an der im deutschsprachigen Raum einzigen Monographie - Horst Kunzes Über das Registermachen, das seit der ersten Auflage von 1964 bis zur letzten Ausgabe von 1992 vier Auflagen erlebt hat2 - und mit den im anglophonen Raum erschienenen Publikationen3.

Kapitel 1 enthält eine Einführung in den Gegenstand ("Jedes Buch, in welchem wiederverwertbares Wissen niedergelegt ist und welches nicht ausschließlich der Unterhaltung dient, sollte deswegen ein Register haben." S. 7) und ist zugleich eine Zusammenfassung des Buches.

Kapitel 2 bis 5 sind ein informativer Grundkursus zur Theorie der Inhaltserschließung. Kapitel 6 bis 8 behandeln indikative und informative Buchregister. Kapitel 9 als Epilog ist ein klares und eindeutiges Bekenntnis zum Buchregister. Daran schließen sich ein umfangreiches Verzeichnis zitierter Literatur, das leider nicht nach einheitlichen Regeln gestaltet ist, und ein Anhang A und B als Modell eines kompletten informativen Registers für dieses Buch an (dieses in zwei Formen - als alphabetisches informatives Register und als systematisches informatives Register).

Herzstück des Buches sind die Kapitel 6 bis 8. Je nachdem, wie ausführlich die Untereinträge in einem Register formuliert sind, werden zwei Hauptvarianten von Buchregister unterschieden, das indikative und das informative Register (vgl. S. 35-36):

Die von Fugmann herausgearbeiteten Vorteile des informativen Buchregisters überzeugen. Nur mit einem derartigen Register wird es in Zukunft möglich sein, den Inhalt von Büchern optimal zu erschließen. Die Frage ist nur, ob ein Buchautor die nötigen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten dazu besitzt, und wenn nicht, wo er diese erwerben kann. Offensichtlich kann der Autor nur mit einem Indexierer gemeinsam diese Aufgabe bewältigen. Schon deshalb stellt ein professionell erstelltes Register der indikativen Art "noch für lange Zeit den Standard für Buchregister" (S. 36) dar.

Voller Freude und Genugtuung nimmt der Rezensent die Äußerungen Fugmanns im Epilog zur Kenntnis, dass die Bibliothekare seit Jahrhunderten damit beschäftigt sind, "publiziertes Wissen wiederauffindbar" zu machen und "einen großen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet angesammelt" haben, "einen Schatz jedoch, dessen Nutzung weitverbreitet abgelehnt wird" (S. 89), stattdessen die moderne Informationswissenschaft und Informationspraxis selbst die elementare Regel bibliothekarischer Erschließungspraxis - die Regel des engsten Schlagwortes von Cutter aus dem Jahr 1876 - gern ignoriert und neue, nicht immer wirksame Methoden der Inhaltserschließung wie das "controlled vocabulary" erfindet (S. 89). Zu diesem Fazit gehört auch, dass Register immer mehr durch Konkordanzen ersetzt werden, die dann irreführend als Sachregister bezeichnet" werden, "mit dem Ergebnis eines weitverbreiteten Niederganges in der Registerkultur in der Welt des Buches" (S. 90).

Was kann das Buch bewegen?

Dies ist sehr viel. Das Buch ist eine Investition in die Zukunft des Buchregisters, und in diesem Sinn ein würdiges Buch in Nachfolge des "Kunze" und vieler Veröffentlichungen aus dem anglophonen Raum. Eine weite Verbreitung und Anwendung der Grundgedanken ist zu wünschen.


Anmerkungen

1 z.B. Fugmann, Robert: Book indexing: the classificatory approach. In: Knowledge organization 24 (1994) 4, S. 205-212.

2 Fugmann nimmt leider nur die 1. Aufl. von 1964 in sein Verzeichnis zitierter Literatur auf. Die neuste Aufl. von 1992 ist umfangreicher und auf dem neuesten Stand der rechnergestützten Registerherstellung: Kunze, Horst: Über das Registermachen. 4. Aufl. München; London; New York; Paris, 1992. 83 S.

3 z.B. Bonura, Larry S.: The art of indexing. New York, 1994. - Booth, Pat F.: Indexing: the manual of good practice. München, 2001. - Mulvanny, Nancy C.: Indexing books. 2. ed. Chicago, 2005. - Wellisch, Hans H.: Indexing from A to Z. New York, Dublin, 1995.


Anschrift des Rezensenten

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier

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E-Mail: dieter.schmidmaier@schmidma.de