Sauers, Michael P.: Blogging and RSS: A Librarian's Guide - 2. Aufl.


- Medford, NJ: Information Today, 2007. - XI, 272 S : Ill.
ISBN 1-57387-268-7; 978-1-57387-268-3, $29.50


Das in der ersten Auflage 2006 erschienene Werk eines amerikanischen Kollegen ist eine Einführung in die für Bibliotheken zwei wichtigsten Dienste aus dem Bereich des Web 2.0. Damit bewegt es sich vom Konzept her zwischen der im vorletzten Heft besprochenen Buch von Michael Stephens "Web 2.0 libraries", welches auf knappem Raum etliche für Bibliotheken relevante Dienste schildert und dem im letzten Heft rezensierten Titel "How to use Web 2.0 in your library" von Phil Bradley, welcher einen weitreichenden Überblick über alle für Bibliotheken relevante Dienste aus dem Bereich der Sozialen Software bietet. In dem hier besprochenen Werk beschränkt sich der Autor auf zwei Dienste aus dem Web 2.0-Universum, stellt diese aber in großem Umfang vor und gibt jeweils eine Einführung in die Anwendung anhand eines Beispiels.

Bei den Weblogs fällt ein Satz, welcher mir überaus gefallen hat: "Blogs are cheap, fast, and easy." Das könnte als Motto über dem ganzen Teil zu Weblogs stehen! Bevor der Autor aber ihre Handhabung behandelt, behandelt er in einem einleitenden Kapitel das Phänomen Weblogs und stellt dann in zwei Kapiteln die wichtigsten amerikanischen bibliothekarischen und Bibliotheks-Weblogs (führt hier jeweils Adresse, Profil und einige Beispiele von typischen Einträgen auf) und die wichtigsten Bibliothekare, welche bloggen (mit Angaben zum Weblog, zur Person, zur Motivation, zur Geschichte, zur Einschätzung der Entwicklung etc.) auf. Man hat so gleich eine Auswahl an Anlaufstellen, welche man über das Buch hinaus konsultieren kann und wo man sich Ideen für die Gestaltung und den Inhalt des eigenen Weblogs bzw. des Weblogs der eigenen Institution holen kann. Die beiden Kapitel belegen die Lebendigkeit dieses Mediums! Solchermaßen motiviert wird dann in einem dritten Kapitel die Einrichtung eines Weblogs beim Provider Blogger Punkt für Punkt geschildert. Typisch amerikanisch: Er beschränkt sich auf das Wesentliche und auf ein Beispiel, ganz nach dem Motto "Keep it simple, stupid"! (KISS-Prinzip). Blogger ist einer der größten Dienste, welche die Anlage kostenloser Weblogs ermöglichen, Blogger bietet auch die Möglichkeit, ein Weblog auf einem eigenen Server zu pflegen, ganz wie etliche andere Weblog-Software und -Provider auch. Die Übertragbarkeit des hier an einem Beispiel Gelernten ist also gewährleistet.

Auch bei RSS leitet der Autor zunächst mit einer Begriffsbestimmung und historischen Darstellung ein. Weiter zeigt er, wie man nach Feeds sucht, worauf er dann im nächsten Kapitel am Beispiel des im Webbrowser benutzbaren Feedreaders Bloglines die Frage behandelt, wie man diese Feeds denn abonniert, thematisch strukturiert und liest. Erst dann stellt er in einem Kapitel verschiedene RSS-Feeds vor, unterteilt in Bibliotheks-, Neuigkeiten- und andere Feeds. Das letzte Kapitel dann behandelt die Herstellung von RSS-Feeds, sei es von Hand, durch einen Editor oder automatisch. Im Anhang findet man neben dem Literaturverzeichnis und einem Glossar auch Beispiele für den Quellcode verschiedener RSS-Feeds. Ein Sachindex dient dann noch der Erschließung des Werks.

Ähnlich wie das Buch von Michael Stephens ist dieses Werk überaus geeignet für einen Einstieg in das Thema, da es dem Stil nach "comprehensive" verfaßt ist. Die Formulierung ist wohltuend anleitend, ohne alles Brimborium, aber auch ohne irgend einen wichtigen Aspekt wegzulassen. Unzählige Screenshots (schwarz-weiss, aber etwas blaß geraten) unterstützen wirkungsvoll die Informationen, welche der Text gibt. Gerade auch bei der Herstellung von RSS-Feeds geht der Verfasser allein nach praktischen Gesichtspunkten vor, dass man einfach einen MS-Editor nehmen, den Code von einem anderen Feed übernehmen und den Inhalt verändern kann. Auf diese Weise habe ich vor Jahren angefangen, meine ersten Feeds zu "stricken" und wurde von anderen aus der "Community" kritisiert, dass das eigentlich nicht der Sinn der Sache sei, da Feeds allgemein automatisch aus Datenbanken heraus erstellt würden. Sauers ist solch dogmatisches Gedankengut gleich, Hauptsache das Ergebnis stimmt! Und dieser praktische Ansatz bestimmt das ganze Buch, welches daher - auch angesichts des relativ günstigen Preises - deutschen Bibiothekarinnen und Bibliothekaren empfohlen werden kann für den Einstieg in die Materie.

Das lediglich zwei Seiten umfassende Nachwort ist noch eine Bemerkung wert: Hier fällt wieder solch' ein lapidarer Satz "Libraries are notoriously bad at promotion." Er hebt in der Folge darauf ab, dass Weblogs diesem Marketing-Manko abzuhelfen vermögen, weil sie als Medium eben nicht dem hölzernen Stil der Pressemitteilung Vorschub leisten, sondern eben einen Konversionsstil befördern, in welchem man eine Geschichte erzählt, diese mit Bildern illustriert, gegebenenfalls noch mit Ton- ("podcasts") und Videodateien auschmückt etc. Aber: Multimedia hin oder her, "Blogs are conversational", man kann mit ihnen viele Geschichten erzählen. Und so endet das Buch mit der Botschaft: "So, go forth and blog. Tell your story."


Anschrift des Rezensenten

Dr. Jürgen Plieninger

Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de