Das kulturelle deutsche Gedächtnis

Deutsche Nationalbibliothek stellt elektronische Publikationen mit NetMan von H+H bereit

von Patrick Afschar

Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) ist die zentrale Archivbibliothek und das nationalbibliografische Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Gesetzlich festgeschrie­bene Aufgabe der DNB ist es, lückenlos alle deutschen Publikationen und alle Publikationen mit Bezug zu Deutschland seit dem Jahr 1913 zu sammeln, dauerhaft zu archivieren, zu dokumentieren und bibliografisch zu verzeichnen sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Derzeit beläuft sich der Gesamtbestand der DNB an den drei Standorten Leipzig, Frankfurt am Main und Berlin (Deutsches Musikarchiv) auf rund 23,5 Millionen Einheiten. Seit 2006 ist die DNB auch zur Sammlung und Archivierung von Web-Publikationen verpflichtet.

Bildnachweis: Deutsche Nationalbibliothek, Stephan Jockel

Vor allem Archivierung und Bereitstellung elektronischer Dokumente erfordern eine leistungsfähige Infrastruktur und eine komfortable, flexibel einsetzbare Software-Lösung. Mit Bezug des neuen Standorts Frankfurt am Main im Jahr 1996 wurde erstmals auch ein elektronisches Bereitstellungssystem in Betrieb genommen. Aufgrund der sehr speziellen Anforderungen entschied man bei der DNB, das gewünschte System im Rahmen einer individuellen Projektentwicklung durch einen Dienstleister programmieren zu lassen. Das so entstandene Multimedia-Bereitstellungssystem (MMB) verrichtete jahrelang zufriedenstellend seinen Dienst und überzeugte dank eines hohen Automatisierungsgrades mit einfacher Handhabung sowohl aus Administrator- als auch aus Anwendersicht. "Auch ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse konnten wir elektronische Publikationen und Kataloge in großer Anzahl bereitstellen", kommentiert Sandra Hamm, Diplom-Bibliothekarin an der DNB, den einfachen Umgang mit dem System. Achim Mittler, verantwortlich für die EDV-Administration, fügt ergänzend hinzu: "In den ersten Jahren hat sich die Lösung durchaus bewährt.

Mit zunehmendem Alter der Software machten sich jedoch auch die Folgen der exklusiven und sehr individuellen Entwicklung bemerkbar. Ein zehn Jahre altes System, das von Herstellerseite nicht mehr gepflegt wird, macht naturgemäß irgendwann Probleme." So sind moderne Anwendungen nicht mehr lauffähig. Zu aktuellen Betriebssystemen ist das System zudem nicht kompatibel. Daher entschied man sich bei der Deutschen Nationalbibliothek, eine moderne Lösung parallel zum vorhandenen System zu implementieren und nahm im September 2006 Kontakt zur H+H Software GmbH auf. Bereits zwei Monate später war die Einführung von NetMan beschlossene Sache. Installiert wurde die Lösung dann von H+H-Technikern im Februar 2007. "Im Realbetrieb funktioniert NetMan bisher einwandfrei. Die höhere Flexibilität gegenüber dem bisherigen System erfordert allerdings schon ein gewisses IT-Fachwissen bei der Administration und der Installation neuer Anwendungen", zieht Roberto Vásquez, verantwortlich für die mit NetMan bereitgestellten Anwendungen und Kataloge, ein erstes Resümee. "Beim MMB ist vieles automatisiert und funktioniert über vorgefertigte Skripts. NetMan erfordert hingegen etwas Handarbeit, ermöglicht so aber hohe Flexibilität und gute Anpassbarkeit", so Roberto Vásquez.

NetMan sorgt für frischen Wind

H+H bietet mit NetMan eine auf die speziellen Anforderungen von Bibliotheken zugeschnittene, moderne Lösung zur Bereitstellung von Anwendungen und Daten. Dabei kann es sich sowohl um Online-Publikationen als auch um Datenbanken und Kataloge auf CD und DVD handeln. NetMan wird bei der DNB parallel zum vorhandenen Multimedia-Bereitstellungssystem betrieben, da sich manche Funktionen noch nicht mit NetMan nutzen lassen. "Der Parallelbetrieb ist für uns kein Nachteil. Im Gegenteil: Noch profitieren wir von den Vorteilen beider Systeme", erklärt Achim Mittler das Festhalten an der bisherigen Lösung. "NetMan gibt uns jedoch endlich die Möglichkeit, aktuelle Anwendungen und Datenbanken einfach und schnell zu installieren. Zudem unterstützt NetMan auch die neuesten Windows-Betriebsysteme", ergänzt er.

Bei der Deutschen Nationalbibliothek wird NetMan aktuell in erster Linie für die zentrale Bereitstellung von rund 165 CD-Titeln genutzt, mit denen das vorhandene, aber in die Jahre gekommene System nicht mehr kompatibel ist. Auf einem eigens dafür bereitgestellten Server sind diese Titel in Form von virtuellen CDs gespeichert. Virtuelle CDs sind 1:1-Abbilder von physikalischen Medien, die zahlreiche Vorteile gegenüber den empfindlichen Originalen bieten. Da sie auf der Festplatte oder einem Server gespeichert werden, erlauben sie einen deutlich schnelleren Zugriff auf die Inhalte. Außerdem lassen sie sich mit NetMan sehr komfortabel im Netzwerk bereitstellen, ohne dass ein teurer und fehleranfälliger CD-Server angeschafft werden muss. "Der Umgang mit den CDs ist sehr komfortabel", freut sich Roberto Vásquez.

Alle Standorte angebunden

Die über NetMan bereitgestellten Anwendungen und Nachschlagewerke werden von Benutzern an Arbeitsstationen im Frankfurter Lesesaal und Mitarbeitern der Deutschen Nationalbibliothek an ihren Arbeitsplätzen genutzt. Im Gegensatz zu den Computern, auf denen noch das MMB unter Windows 95 zum Einsatz kommt, laufen diese Arbeitsplätze unter Windows XP. Jeweils rund 350 Personen beschäftigt die DNB an den beiden Standorten Frankfurt und Leipzig. Weitere 50 sind es im Berliner Musikarchiv. "Für unsere Mitarbeiter und die Besucher der Bibliothek ist der Umgang mit NetMan sehr einfach. Im Grunde genommen bewegen sie sich wie gewohnt im Internet-Browser und bekommen von NetMan gar nichts mit", lobt Robert Vásquez die einfache Nutzung von NetMan.

Da die Standorte ohnehin untereinander über breitbandige WAN-Leitungen verbunden sind, können auch die Mitarbeiter in Leipzig und Berlin auf die vorinstallierten Datenbanken in Frankfurt zugreifen. Die NetMan-Infrastruktur indes befindet sich allein in Frankfurt. Dazu zählt ein Server, auf dem die NetMan-Installation und die bereitzustellenden Datenbanken installiert sind. Die Benutzer-Sessions werden per Load-Balancing-Verfahren auf zwei Terminalservern mit Windows Server 2003 verteilt, ein weiterer Server hält die virtuellen Abbilder der über NetMan bereitgestellten CDs und DVDs vor. Insgesamt unterhält die DNB gut 70 Server für verschiedenste Anwendungen. Etwa 1000 PC-Arbeitsplätze sind an allen drei Standorten zusammen vorhanden. "Mit NetMan wurde auch die Netzwerk-Infrastruktur bei der DNB ausgebaut", freut sich Achim Mittler. "Wichtig für uns war dabei die Kompatibilität zum Active Directory. Das klappt mit NetMan einwandfrei", so Mittler. Ein Vorteil von NetMan gegenüber dem MMB ist die hohe Geschwindigkeit bei der Bereitstellung. Dank der Terminalserver-Technik sind keine lokalen Installationen wie bei MMB erforderlich. "Fairerweise muss man dazu sagen, dass MMB zu einer Zeit entwickelt wurde, als der lokale Einsatz von CDs Stand der Technik war", verteidigt Roberto Vásquez das bereits vorhandene System.

Schulung und Support

Im Rahmen zweier Schulungen, die bei der DNB in Frankfurt von H+H-Mitarbeitern durchgeführt wurden, haben Achim Mittler und Roberto Vásquez alles rund um die Administration von NetMan und die Bereitstellung von Anwendungen und Datenbanken kennen gelernt. "Da die Schulungen auch zum Einspielen der CDs genutzt wurden, konnten wir gleich einige Tipps und Tricks für den Real-Betrieb mitnehmen", so Mittler und Vásquez. Ein Service-Vertrag mit H+H sichert der DNB im Falle technischer Fragen oder Probleme beim Betrieb von NetMan schnelle und kompetente Hilfe zu. Der Support wird dabei sowohl telefonisch als auch per Fernwartung geleistet. "Bisher hatte ich vier Anfragen zu Problemen, die alle zufriedenstellend von H+H gelöst wurden", sagt Roberto Vásquez.


Patrick Afschar

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