Ebooks - Hürdenfreie Erwerbung?

Zweiter. Bremer eBook-Tag

von Branka Felba

Am 17. und 18 Januar wurde von Missing Link der zweite Bremer eBook-Tag ausgerichtet. 42 Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Universitäts-, Fachhochschul- und Forschungsbibliotheken, Verlagen und Distributoren waren eingeladen, um gemeinsam die Herausforderungen und Einsatzmöglichkeiten von elektronischen Büchern in wissenschaftlichen Bibliotheken zu diskutieren. Hatte der erste Bremer eBook-Tag im September 2006 noch den Schwerpunkt, die verschiedenen Eigenschaften, Modelle und technischen Termini zu erläutern und zusammen zu durchleuchten, hatten sich die Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, England und Holland diesmal das Ziel gesetzt, ihre Erfahrungen im Einsatz von eBooks auszutauschen und Konzepte für den Nachweis und die Geschäftsgänge kennenzulernen und zu hinterfragen.

Am ersten Tag wurden zunächst die Unterschiede zum Erwerb von gedruckten Monographien angesprochen und erörtert. Anhand von Klaus Tapken und Branka Felba vorbereiteter Thesen und Meinungen, denen Missing Link in den letzten zwei Jahren beim Vertrieb von Ebooks auf Seiten der Kunden immer wieder begegnete, erarbeiteten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Workshop durchaus unterschiedliche Standpunkte dazu, wie die Beschaffenheit von eBooks und ihre Integration in die Abläufe in Bibliotheken aussehen könnte.

Am Nachmittag erläuterten sowohl ein Vertreter von Elsevier, Olivier Diesnis, als auch Mark Carden, Vize President der Ingram Digital Group, zu der die Aggregatorenplattform MyiLibrary gehört, ihre Modelle und Vorstellungen darüber, welche Wege eBooks in die Erwerbung und die Kataloge der Bibliotheken nehmen können und sollen.

Helmut Hartmann, E-Ressourcen Österreich
Foto: Tobias Keppler

Das Highlight des Nachmittags war die Vorstellung von Helmut Hartmann, E-Ressourcen Österreich, über die bisherigen Einsatz- und Erwerbungsmethoden der österreichischen Nachbarn. Dort ist allein durch die Hochschulgesetzgebung geklärt, dass solche eBook-Modelle, die durch die strikte Einschränkung der Subskription als Zugangsmöglichkeit nicht dazu geeignet sind, Eigentum zu vermehren, stets das Nachsehen gegenüber Kaufmodellen haben werden.

Nach diesem langen Arbeitstag gab es bei einer Führung durch die Bremer Innenstadt und einem anschließenden Abendessen in der Bremer Altstadt hinreichend Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen und informellen Gesprächen.

So war dann auch am nächsten Tag, bestens gelaunt und gestärkt, die Aufnahmebereitschaft für einen kleinen Exkurs in die Terminologie des World Wide Web im Bezug auf digitale Ressourcen sehr hoch, so dass den Teilnehmern durch den Vortrag von Tobias Keppler, Missing Link, einige Zusammenhänge schlüssig näher gebracht werden konnten, die sonst häufig, mangels Zeit und Möglichkeit, eher stiefmütterlich behandelt werden.

Um genügend Stoff für die spätere Podiumsdiskussion brauchten sich alle nach dem Vortrag von Dr. Adalbert Kirchgäßner, UB Konstanz, keine Sorgen mehr zu machen. Dr. Kirchgäßner stellte in seinem Vortrag "hürdenfreier eBook-Erwerb" ausführlich die Schwierigkeiten vor, die sich für eine Universitätsbibliothek bei der Erwerbung von verschiedenen eBooks mit unterschiedlichen Modellen ergeben. Die daraus resultierenden Forderungen an Formate, Zugänglichkeit, Lizenzverträge und Preismodelle wurden dann in der Podiumsdiskussion zu einem Fragen- und Aufgabenkatalog an die Verlage und Aggregatoren formuliert, dem sich diese gern stellten. Elsevier, Gale, MyiLibrary und Springer erläuterten, warum die von ihnen vertriebenen Modelle unterschiedliche Phänotypen aufweisen, an welchen Features man noch arbeitet oder welche Verbesserungen denkbar wären und welche Vorstellungen es über die Rolle von eBooks in ein paar Jahren gibt. Selbstverständlich gab es aus dem Teilnehmerkreis auch kritische Fragen, die die Diskutanten zur Kenntnis nahmen und erörterten.

Nach dem letzten gemeinsamen Mittagsimbiss gab es auf vielfachen Wunsch noch eine Demonstration des Missing Link eBook-Portals Milibib, das viele der Anwesenden schon benutzen,. aber die besondere Funktionalität als Bibliographie- und Bestellportal für eBooks mit den neuen Features doch noch näher kennenlernen wollten.

Das Fazit hat das Plenum dann nicht mehr gemeinsam formuliert, aber alle haben etwas mitgenommen und festgestellt, dass man auch bei komplexen Sachverhalten und vielerlei unterschiedlichen Bedürfnissen und Voraussetzungen die Möglichkeit hat, kleine rote Fäden zu einem Netzwerk zu verknüpfen, nach dem Motto, alles geht, wenn man Diversität versteht. Auch die Verlage sind, zumindest seitens ihrer teilnehmenden Vertreter, ein wenig offener für die Bedürfnisse der Bibliotheken geworden.


Zu der Autorin

Branka Felba

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