Editorial      
Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft
- 97. Deutscher Bibliothekartag in Mannheim

Wenn sich vom 3. bis zum 6. Juni 2008 die deutschen Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit ihren ausländischen Gästen in Mannheim treffen, werden sie sich in der hoffentlich warmen Junisonne erinnern an die früheren Bibliothekartage in der Woche nach Pfingsten und die kalten Märztage der letzten Tagungen vergessen. Nicht nur diese Änderung haben die Veranstalter angekündigt, sondern auch eine Ortsänderung. Nicht die Universitätsbibliothek stellt ihre neuen Räume für Veranstaltungen zur Verfügung, sondern das Congress Center Rosengarten. Wird das Outsourcen der Tagungen die Zukunft der Treffen der bibliothekarischen Professionals bestimmen? Nachdem sich zumindest für 2004, 2007 und 2010 der Dachverband BID für Leipzig entschieden hat, gibt es vielleicht Pläne, auch Bibliothekartage nicht nur in der Organisation einer Firma zu übertragen, sondern sie auch ortsfest zu gestalten? Im Hinblick auf die gewaltigen Anstrengungen der Bibliothek vor Ort wäre solch eine Entscheidung der Verbände verständlich. Also werden in diesem Jahr die Teilnehmer besonders den Ort und die Organisation der Tagung kritisch unter die Lupe nehmen.

Besonders für diejenigen, die in dieser Konstellation keine Zeit für eine Besichtigung der UB Mannheim finden, stellen in diesem Heft Mannheimer Kollegen ihr neues Bibliotheksgebäude oder richtiger den Teil des Mannheimer Schlosses vor, der für die Bibliothek mit kräftiger Unterstützung eines Sponsors ausgebaut wurde. In Mannheims Nachbarschaft ist die UB Heidelberg erfolgreich dabei, die Bibliotheca Palatina zu digitalisieren und so allen Interessierten zugänglich zu machen und uns in einem Beitrag an ihren Überlegungen und ihrem Vorgehen partizipieren zu lassen.

Am 10. Mai jährt sich zum 75. Mal die Bücherverbrennung in Deutschland. Georg Ruppelt nimmt dies zum Anlass, über Merkwürdigkeiten aus der Zensurgeschichte zu berichten und verbrannter und verfemter Bücher zu gedenken. Er bittet darum, seinen „Beitrag auch als eine tiefe Verbeugung vor zahllosen mutigen Menschen zu verstehen, die in Zeiten totalitärer Herrschaft und Diktatur versuchten und versuchen, auf vielfältige kreative Weise Zeichen des Widerstandes gegen die Unterdrückung von Informationen zu setzen“. Eine Veranstaltung des Bibliothekartages findet zu diesem Thema statt.

Das vorige B.I.T.online-Heft war dem zehnjährigen Jubiläum der Zeitschrift gewidmet. Daher haben wir Michael Mönnich gebeten, einen Rückblick auf die Entwicklung des Bibliothekswesens in den letzten zehn Jahren zu werfen.

RFID bleibt ein aktuelles Thema, diesmal mit dem Schwerpunkt des ökonomischen Einsatzes in Öffentlichen Bibliotheken. Personaleinsparungen bei hohem Ausleihvolumen erscheinen möglich, dabei bliebe aber sicherlich der persönliche Kontakt mit all seinen Facetten der Beratung, der Auskünfte und Hinweise auf der Strecke. Dieser Teil der Veränderungen in der Benutzung von Bibliotheken wird uns sicher noch weiter beschäftigen.

Die Beteiligung des Deutschen Filminstituts an der Europäischen Digitalen Bibliothek und an dem Aufbau des Europäischen Filmportals war Thema eines Gespräches mit der Direktorin Claudia Dillmann und ihrem Mitarbeiter Georg Eckes. Es zeigt sich, dass Institutionen, die sich mit Inhalten unterschiedlicher Form beschäftigen, jetzt und in Zukunft immer mehr zusammenarbeiten werden.

Von wichtigen Tagungen und Konferenzen zu berichten, ist uns ein Anliegen. So bieten wir Ihnen fundierte Reportagen aus Deutschland, Österreich und Großbritannien: vom 2. IFLA-Presidental Meeting in Berlin, von der CeBIT 2008 in Hannover, der InetBib-Tagung in Würzburg, der Archivtagung in Wien und der ASA-Konferenz in London. Wenn Sie als Leserin und Leser unserer Zeitschrift Berichte weiterer Tagungen wünschen oder auch selbst berichten möchten, bitte lassen Sie uns das wissen.

Zunächst freuen wir uns auf den Bibliothekartag in Mannheim, wo Sie die B.I.T.online Kongress News wieder begleiten werden.

Christoph-Hubert Schütte