Tagung zum wissenschaftlichen Schriftentausch in Finnland

Am 3. April 2008 führte die Finnische Austauschzentrale für wissenschaftliche Literatur (Suomalaisen Kirjallisuuden Seura) ein Seminar zum Thema "Schriftentausch - wie geht es weiter in der Welt des elektronischen Publizierens" durch. Tagungsort war das Gebäude der Schwedischen Literaturgesellschaft in Helsinki. Die Austauschzentrale, die der Deutsche Georg Strien leitet, betreibt den Schriftentausch für eine Großzahl der finnischen wissenschaftlichen Gesellschaften und Universitäten. Gleichzeitig betreut sie die Verteilung der im Tausch erworbenen Schriften in die Bibliotheken Finnlands. Die Einrichtung verwaltet augenblicklich über 3200 Tauschpartner weltweit und verschickt über 130 finnische Zeitschriften und Schriftenreihen. Im Gegenzug erhält die Austauschzentrale ca. 7500 verschiedene Titel von ihren Tauschpartnern.

Die Veranstaltung in Helsinki bestand aus verschiedenen Vorträgen zur allgemeinen Lage des zentralisierten Schriftentauschs in Finnland, einer Podiumsdiskussion zu Trends im Publikationswesen Skandinaviens und aus Berichten zur Situation des Schriftentauschs im Ausland. Man war sich darüber einig, dass auch in Zukunft klassische Tauschbeziehungen ihre Berechtigung haben und elektronische Publikationsformen eine Bereicherung, aber keine Verdrängung von Medien in Papierform darstellen.

Aus Deutschland hatte die Austauschzentrale Dipl.-Bibl. Martin Scheer von der Geographischen Zentralbibliothek im Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig eingeladen. Die Leipziger Bibliothek betreibt einen weltweiten Tausch mit Institutspublikationen und hält engen Kontakt zu den Mitarbeitern der finnischen Austauschzentrale. Am Beispiel der Geographischen Zentralbibliothek Leipzig (GZB) wollte man in Finnland die Situation in Deutschland näher kennen lernen. Der deutsche Gast referierte über Aufgaben und Organisation des Instituts, die Funktionen der Bibliothek und erläuterte die Organisation des Schriftentauschs, der momentan mit über 550 Partnern weltweit geführt wird. Er verdeutlichte die Rolle des Austauschs von Publikationen als Kostenstabilisator vor dem Hintergrund ständig und zum Teil extrem steigender Abonnementpreise. Weiterhin hob er die durch die internationalen Beziehungen weltweite Verbreitung der institutseigenen Publikationen hervor.

Überrascht zeigte man sich auf finnischer Seite, mit welchem Etat deutsche Spezialbibliotheken haushalten müssen, und wie die Einrichtungen bei der Umsetzung eines Tauschnetzwerkes auf sich selbst gestellt sind. Dagegen war man von den Ergebnissen des Schriftentauschs in einer relativ kleinen Einrichtung wie dem Leibniz-Institut für Länderkunde positiv überrascht.

Martin Scheer