Ruppelt, Georg: Buch- und Bibliotheksgeschichte(n)


- Hildesheim: Georg Olms Verl., 2007
- 229 S. ISBN 978-3-487-13429-1 € 19,80

Nachdem der Georg Olms Verlag 2006 zum Abschluss der sechsjährigen Amtszeit Georg Ruppelts als Sprecher von Bibliothek & Information Deutschland Aufbruch als Ziel - BID und "Bibliothek 2007" (Hrsg. BID) publiziert hatte, brachte der Verlag jetzt einen Sammelband mit Abhandlungen Georg Ruppelts zu Buch- und Bibliotheksgeschichte(n) heraus. Die zwölf in der Vergangenheit an verschiedenen Stellen veröffentlichten Beiträge wurden teils stark überarbeitet und in dieser so ganz neuen Zusammenfassung entstand ein wunderbar flüssig zu lesendes Buch. Dankenswerter Weise veröffentlichte der Verlag in dem Buch auch ein komplettes Publikationsverzeichnis Georg Ruppelts (Stand: Juli 2007). Allein dieses ist eine Lesereise wert! Denn die üppige Themenvielfalt des Gelehrten ist Ergebnis seiner lebenslangen beruflichen wie persönlichen Affinität zu Büchern aller Art und zu Bibliotheken in jeder Erscheinungsform und deshalb wirklich aufregend und - einfach spannend!

"O Bücher, o Bibliotheken! Es ist eine Lust mit euch zu leben!", beginnt Georg Ruppelt sein Vorwort -in seinen Worten in Abwandlung des Huttenschen Jubels -und drückt Dankbarkeit darüber aus, dass Bücher und Bibliotheken sein Leben "länger als ein halbes Jahrhundert begleitet haben - von der ersten Begegnung mit ihnen in einem amerikanischen 'Bookmobile' 1954 bis hin zur Leitung einer großen, alten und kostbaren Bibliothek."

Neben grundsätzlichen Beiträgen (Bibliotheksgeschichte im Überblick - von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts; Die deutschen Bibliotheken am Anfang des 21. Jahrhunderts) gibt Georg Ruppelt in seinen Buch- und Bibliotheksgeschichte(n) Entdeckungen zur Zensurgeschichte, zu Tarnschriften gegen die NS-Diktatur, zur Geschichte von Reclams Universal-Bibliothek, auch in der Zeit des Dritten Reichs, preis. Er schreibt über "den Anfang der Zeitung und von ihrem (prophezeiten) Ende" und über "Bücher und Zeitungen in Deutschland nach dem Zusammenbruch 1945". Besonderes Vergnügen bereiten seine schriftstellerischen Perlen zum Thema Küchenliteratur: Da ist "vom Vergnügen, in alter Küchenliteratur zu lesen" die Rede und dem "Bestseller des 19. Jahrhunderts: Henriette Davidis und ihr berühmtes Kochbuch".

"Bücher und Bibliotheken sind Wunder", sagt Georg Ruppelt: " - sie sind Wunder, weil sie auf kleinstem oder vergleichsweise kleinem Raum die Welt abbilden, wie sie ist, wie sie war und wie sie (möglicherweise) sein wird, aber auch wie sie sein sollte und wie sie sein könnte. Bücher und Bibliotheken sind Speicher für den Geist der realen Welt ebenso wie für die vielen Welten der Phantasie. Sie tradieren die menschliche Kreativität umfassend, in all ihrer Vielfalt und Schönheit, in ihrer Verkommenheit und Grausamkeit, in ihrem Licht und in ihrer Finsternis. Jeder, der will, aber kann sich dieser Wunder Buch und Bibliothek bedienen und an ihnen teilhaben."

Kann man - im Zeitalter der virtuellen Welten und des World Wide Web -mit schöneren Worten für die reale Existenz von Büchern und Bibliotheken plädieren?


Angelika Beyreuther
a.beyreuther@dinges-frick.de