Editorial      
Trends im Bibliotheksbau

„Trends im Bibliotheksbau“ nennen wir eine neue Rubrik, die von Wolfram Henning mit dem Artikel „Die Bibliothekslounge – gepflegte Lümmelei oder ein neues Konzept?“ eröffnet wird. Bei den Bibliothekskongressen 2008 in Mannheim und Linz gab es wohl vereinzelte Stimmen, das studentische Publikum nutze die Bestände der Universitätsbibliotheken neuerdings als „Büchertapete“. Solche Aussagen reizen einen Autor wie Wolfram Hennig, sich des Themas anzunehmen, zu hinterfragen und Beispiele zu analysieren. So schildert er uns aus dem wissenschaftlichen Bereich die Umbauten in Passau („Die Studenten lümmeln sich halt ...“) und in Frankfurt („... enorme studentische Akzeptanz“), sowie die „Poetenlounge“ der Philologischen Bibliothek der FU Berlin. Die Planung dieser Lounge soll sich inhaltlich auf das „Hugendubel-Sofa“ gestützt haben.

Sofa-Gespräche sind in, daher wird auch ein B.I.T.-Sofa auf der Buchmesse im Foyer vor Halle 4.2 stehen, auf dem interessante Gesprächsteilnehmer Platz nehmen werden. Schauen Sie sich in Frankfurt um. Vielleicht entdecken Sie es, wenn Sie sich in Richtung des ILC (International Library Center) bewegen?

Auf die Öffentlichen Bibliotheken geht Wolfram Henning noch intensiver ein: Stadtbibliothek Rheine, Bibliothek im Bahnhof Luckenwalde, Amsterdam und Delft. Die Seniorenlounge und die Goethe Lounge stellt er vor, auch sind mögliche Möblierungen sein Thema und er gibt Antworten auf die Frage: „Was steckt drin in der ‚Idee Lounge‘, das für Bibliotheken von Vorteil wäre?“ Ich meine, dies ist ein guter Auftakt unserer neuen Rubrik, die in Zukunft abwechselnd neben Wolfram Henning von Sylvia Beiser und Martin Götz gestaltet werden wird. Bitte schreiben Sie uns und sagen Sie uns Ihre Meinung. Das können Sie auch auf dem B.I.T.-Sofa tun. Natürlich gibt es darüber hinaus auch weiterhin Berichte über neue Bibliotheksbauten, so diesmal über die Nationalbibliothek der Republik Belarus in Minsk von Roman Stepanovitsch Motilskij und Dietmar Kummer.

Die Diskussionen über Sinn und Unsinn der Digitalisierung der urheberrechtsfreien Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek durch Google wollen kein Ende finden. So freuen wir uns, dass wir in diesem Heft etwas klarer sehen, wie der organisatorische Ablauf der Digitalisierung aus Sicht der Bayerischen Staatsbibliothek gestaltet ist, allerdings auch, wie viel eigentlich Geheimnis bleibt oder bleiben soll. Es bedurfte einer Anzahl von immerhin neun Autoren, um den Weg der Bücher und der Digitalisate zu beschreiben. Dies sollte neugierig machen auf den Bericht, denn es sind in dem Projekt täglich 3000 Buchbewegungen zusätzlich zum Normalbetrieb zu bewältigen und zwar so, dass keine Unordnung entsteht und die Information zum jeweiligen Standort zeit- und ortsgenau vorhanden ist.

Wir legen Wert darauf, dass auch die Leserinnen und Leser unserer Zeitschrift, die auf eine Teilnahme am diesjährigen Bibliothekartag in Mannheim verzichten mussten, sich trotzdem informieren können und haben daher Marianne Dörr gebeten, zur Veranstaltung „Bibliotheken und Politik“ zu berichten. Tom Becker beschreibt aus sehr persönlicher Sicht den Festabend. Sehr intensiv hat Wilfried Sühl-Strohmenger den Mannheimer Bibliothekartag besucht: „Viel gewagt, viel gewonnen!“ ist sein Resümee.

Auch aus dem Ausland haben wir wieder interessante Beiträge für Sie. Gerda Koch und Sigrid Reinitzer stellen den österreichischen Beitrag zur Europäischen Digitalen Bibliothek vor. Alice Keller fragt nach der Rolle der Bibliotheken bei der Forschungsevaluation in Großbritannien und Carmen Kämmerer war zu Gast in der Real Biblioteca de Madrid. Mit einigen beeindruckenden Fotos werden uns hier die bedeutenden Bestände dieser Bibliothek vorgestellt. Schön, wenn sich Bibliothekare immer wieder zu Bibliotheksreisen und -aufenthalten bereit finden und auch darüber interessant berichten.

Alles in allem finden Sie in unserem Heft 3 wieder sehr informative Beiträge, das Ihnen rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse vorliegen wird. Dort werden sich nicht nur Buchhändler und Verleger versammeln, sondern auch vermehrt Informationsspezialisten, wie Bibliothekare, Informationswissenschaftler, Ausbilder, Newcomer. Letztere sind eingeladen zum Newcomertreff auf der DGI-Tagung, die parallel zur Buchmesse auf dem Gelände stattfindet. Wir wünschen Ihnen anregende Begegnungen.

Christoph-Hubert Schütte
Chefredakteur