Vernetzte IuD-Dienstleistungen: Das DIS-Projekt
– ein österreichischer Beitrag zur Europäischen Digitalen Bibliothek


Abstracts

Einleitung
Datenverbünde im Kulturbereich
Die Umsetzung von EDLocal in Österreich
Integration der Daten in den Verbund
Vokabularien und Mehrsprachigkeit
Digitalisate und Urheberrechte
Zielgruppen
Technische Grundlagen für den Datenverbund
Laufender Betrieb und Organisation der Weiterführung

von Gerda Koch und Sigrid Reinitzer

Einleitung

Die Vernetzung der Kultureinrichtungen, verbunden mit der rasanten technologischen Entwicklung, verändert die Arbeitsbedingungen völlig. Gleichzeitig werden die Kultureinrichtungen in die übrigen vernetzten Dienstleistungen der Gesellschaft integriert. Es entsteht eine neue Wirklichkeit, in der die Kultureinrichtungen vermehrt Vernetzungen anstreben um sich gemeinsam zu behaupten. Die Information ist im 21. Jahrhundert der wichtigste Rohstoff geworden. Das lebenslange bzw. lebensbegleitende Lernen ist ein zentrales Anliegen für alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten im Berufsalltag aber auch in der Freizeit. Weltweit investieren die Länder in die Vernetzung von Kultureinrichtungen, um den Zugang zu Informationen in allen Fachbereichen zu fördern, da hiermit auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor verbunden ist.

Die Vernetzung der Kultureinrichtungen wie sie die Bibliotheken, Archive und Museen mit den Wissenschaftseinrichtungen darstellen, betrifft in lokalen Bereichen auch Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen. Die Vernetzung von Kultureinrichtungen in nationalen Bereichen betrifft Städte, Gemeinden und Länder. Die fortschreitende Globalisierung hat die Vernetzung von Kultureinrichtungen in Regionen über Grenzen hinweg, geographisch zusammengehörender Gebiete wie Alpen-Adria, Donauländer, Bodensee bewirkt. Der nächste Schritt ist schließlich die globale Vernetzung der Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen.

Datenverbünde im Kulturbereich

Seit dem 4. EU-Rahmenprogramm (1995-1999) wird die Zusammengehörigkeit von Kultureinrichtungen auch in Europa betont und zum Teil bereits umgesetzt. Die digitalen Daten von Text, Bild und Ton sollen nach einheitlichen Standards erfasst, dargestellt, gespeichert und allen Bürgern bereitgestellt werden, wie von UNESCO-IFAP (Information For All Programme) http://www.termnet.org/downloads/english/projects/IFAP/UNESCO_IFAPReport2004.pdf gefordert, wobei die Mehrsprachigkeit sowie die Langzeitarchivierung eine besondere Bedeutung haben. Nicht vergessen werden darf die Nutzung dieser Informationen durch Menschen mit Behinderungen.

i2010 – Digitale Integration oder e-Inclusion

Die Kommission forciert die Realisierung der Europäischen Digitalen Bibliothek als „Gedächtnis Europas“. Jeder Bürger, jede Bürgerin mit einem Internetanschluss wird Zugang zu mindestens 6 Millionen Büchern, Dokumenten und anderen kulturellen Werken haben. Ergänzend muss der Schutz des geistigen Eigentums wahrgenommen werden. Das Urheberrecht wird in nationalen und internationalen Gremien diskutiert und bearbeitet und auf europäischer Ebene in politischen Dokumenten fixiert. Dabei bemüht man sich zusätzlich in den drei Weltorganisationen der Bibliotheken (International Federation of Library Associations and Institutions – IFLA), der Archive (International Council on Archives – ICA) und Museen (International Council of Museums – ICOM) die gemeinsamen Themen miteinander zu diskutieren und entsprechende Richtlinien und Standards zu erarbeiten.

Einerseits werden von den einzelnen Medien die wohl definierten Metadaten erfasst und digital gespeichert, andererseits müssen die Originaldokumente digitalisiert und oftmals kommentiert und erklärt werden, sodass jeder Benützer den Mehrwert an Information für sich selbst verständlich gemacht bekommt. Damit wurde von der EU in den vier Jahren von 2005 – 2008 die Erweiterung des eContent zu eContentplus angestrebt und unterstützt. Auf diese Weise sollten die Multilingualität gefördert und die kulturellen Barrieren reduziert werden. Für die Erleichterung des Zugangs zu digitalen Inhalten sowie ihrer Nutzung und Verwertung in Europa stellte die EU ein Budget von 149 Mio. € bereit. Unter dem Title „Auf dem Weg zur Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB)“ wurde 2008 eine interessante Studie vom Fraunhofer Institut IAIS (Intelligente Analyse- und Informationssysteme) vorgelegt (www.iais.fhg.de/ddb_studie.html). Diese zeigt, welche Budgetmittel allein in Deutschland für den Aufbau der digitalen Bibliothek in den nächsten Jahren erforderlich sind.

EU Verbund-Initiativen

Die e-Europe Initiative ist von herausragender Bedeutung für alle europäischen Kultureinrichtungen hinsichtlich der Erhaltung und Aufwertung des europäischen kollektiven Kulturerbes. Siehe auch folgende URL: http://ec.europa.eu/information_society/eeurope/2005/index_en.htm. Die EU strebt zusätzlich folgende Ziele an: die Sicherung der kulturellen Vielfalt, den verbesserten Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu diesem kulturellen Erbe, die Stärkung von Bildung und Tourismus sowie die Leistung eines Beitrages zur Entwicklung von neuen digitalen Inhalten und der Service-Industrie. Die vielen europäischen Sprachen stellen noch immer die größte Barriere bei der Nutzung des kulturellen Erbes dar. Der Umstieg in die gewünschte Sprache muss leicht und eindeutig sein. Die Multi-Lingualität muss von Beginn der Entwicklung der WEB-Sites eingeplant werden. Die Festlegung der Sprachen neben der eigenen Sprache erfolgt nach verschiedenen Kriterien der Wichtigkeit in Bezug auf wissenschaftliche und wirtschaftliche Kontakte und in Bezug auf die Nähe zu Nachbarländern, EU-Ländern und außereuropäischen Ländern. Es ist auch stets zu definieren und festzulegen, welche Teile der WEB-Site in mehr als einer Sprache angeboten werden. Weitere Qualitätsmerkmale für Websites sind die Einbeziehung der Benützer (Web 2.0), die Behindertengerechtigkeit, insbesondere für Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen.

Die Verbindung von lokalen und nationalen Online-Kulturangeboten mit großen inter-nationalen Verbünden kann nur gelingen, wenn die Interoperabilität laufend verbessert wird. Die Nutzung von offenen Systemen unabhängig der verwendeten Hard- und Software sowie einheitliche Standards sind wichtige Faktoren. Ebenso gilt es, sich der Langzeitarchivierung vermehrt im nationalen und internationalen Bereich Beachtung zuzuwenden.

Diese Aspekte wurden im Rahmen der Entwicklung der EDL – der Europäischen Digitalen Bibliothek, ihrer Vorgängereinrichtung TEL (The European Library) stets beachtet und die Weiterführung zur Einrichtung der EUROPEANA gefördert.

Die Europäische Digitale Bibliothek

Der Aufbau einer Europäischen Digitalen Bibliothek als zentraler Zugangspunkt für die Suche im Kulturerbe Europas wird von der Europäischen Kommission bereits seit 2001 mit diversen Förderaktivitäten unterstützt. Mit dem erst kürzlich angekündigten neuen Portal EUROPEANA (http://www.europeana.eu) soll dieses Ziel in den nächsten Jahren erreicht werden. EUROPEANA soll Europas kulturelles und wissenschaftliches Erbe (Bücher, Bilder, Musik, Filme, Karten, Fotografien, Museumsobjekte etc.) über einen zentralen Einstiegspunkt suchbar machen und neue Nutzungsmöglichkeiten für diese Informationen eröffnen. Sämtliche Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind aufgefordert, die Digitalisierung und Bereitstellung der Materialien voranzutreiben und so „die Entwicklung neuer Mehrwertdienste für Forschung, Lehre, Lebenslanges Lernen und Freizeit“ zu ermöglichen.

Bereits im Jahre 2001 initiierte die Europäische Kommission mit dem Projekt TEL (The European Library, 2001-2004) die Umsetzung einer „Europäischen Digitalen Bibliothek“ auf Ebene der Nationalbibliotheken. Das Portal von TEL (www.theeuropeanlibrary.org) gestattet heute die Suche über die Metadaten und digitalen Sammlungen von 32 europäischen Nationalbibliotheken (270 digitale Sammlungen und rund 150 Millionen Metadatensätze). Die Bestrebungen von TEL wurden im Projekt TEL-ME-MOR (2005-2007) auf weitere Mitgliedsstaaten ausgedehnt, bevor mit dem EDL-Projekt (2006-2008) der Schwerpunkt erstmals nicht nur auf Bibliotheksinformation gelegt wurde, sondern auch Inhalte sämtlicher kultureller und wissenschaftlicher Bereiche, wie zum Beispiel auch von Museen und Archiven, in das gemeinsame Portal integriert werden sollten. Mit den nachfolgenden Projekten TELplus und EDLnet ist man bestrebt, einerseits das bestehende Serviceangebot von TEL zu verbessern und benutzerfreundlicher zu gestalten, und andererseits das Netzwerk der beteiligten Institutionen weiter auszubauen. Im Projekt EDLnet soll die Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken, Archiven, Museen und audiovisuellen Archiven für den Aufbau der Europäischen Digitalen Bibliothek, EUROPEANA, gestärkt werden. Das Netzwerkprojekt startete im Juni 2007 mit 90 Partnern aus ganz Europa und wird für zwei Jahre von der Europäischen Kommission gefördert. Es ist geplant, einen ersten Prototypen von EUROPEANA im November 2008 der Öffentlichkeit vorzustellen: dieser soll Zugang zu zwei Millionen digitalen Objekten der teilnehmenden Institutionen gewähren. Ende 2007 wurde auch die EDL Foundation mit Sitz in den Niederlanden gegründet, eine Vereinigung mit Rechtspersönlichkeit, die eine operative Weiterführung der Europäischen Digitalen Bibliothek sichern soll (http://www.europeana.eu/edlnet/edl_foundation/purpose.php). Weitere Herausforderungen, denen sich die Projekte stellen, sind Multilingualität, digitale Langzeiterhaltung, technische und semantische Interoperabilität.

Aktuelle Projekte zum Aufbau der EDL (European Digital Library)

Beim Projektaufruf des eContentplus Programms im Herbst 2007 wurden wieder Einreichungen, die eine Erweiterung und Stärkung der EDL zum Ziel haben, bewilligt. Diese Projekte legen ihre Schwerpunkte auf unterschiedliche Bereiche zur Integration. Zu diesen Vorhaben zählen EDLocal (regionale und lokale Kultur- und Wissenschaftsinformation), ARROW (Rechte verwaister Informationsobjekte), Athena (Integration kultureller Netzwerke in Europa), APEnet (Zugang zu Dokumenten und Archiven) und EFG (Zugang zu Filmmaterial). Alle sollen 2008 begonnen werden. Der im März veröffentlichte Aufruf zur Projekteinreichung 2008 für eContentplus war bis 12. Juni 2008 offen und forderte weiter zum Aufbau von digitalen Bibliotheken als Leitvorhaben der i2010-Initiative auf. Es gilt, die vom Europäischen Rat bestätigte Zielvorstellung einer Europäischen Digitalen Bibliothek als einen gemeinsamen Zugangspunkt zu dem über ganz Europa verteilten Kulturerbe zu verwirklichen. Konkret sollen laut Europäischer Kommission die Bürger bis 2010 per Mausklick Zugang zu mindestens sechs Millionen Büchern, Dokumenten und anderen europäischen Wissenschafts- und Kulturgütern erhalten. Dazu werden in der aktuellen Projektkaufforderung auch „Gezielte Projekte für Kulturinhalte“, also Digitalisierungsvorhaben, gefördert. Diese Digitalisierungsvorhaben müssen sich auf zu digitalisierende Sammlungen in verschiedenen europäischen Ländern beziehen, die anhand eines gemeinsamen thematischen Ansatzes ausgewählt worden sind, der im Interesse der Öffentlichkeit liegt. Die Themen sollen im Einklang mit jenen der Europäischen Digitalen Bibliothek gewählt werden, und die digitalen Inhalte müssen im Anschluss auch über das Portal EUROPEANA der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

EDLocal

Das EU-Projekt EDLocal beginnt am 1. Juni 2008 und unterstützt den Aufbau der Europäischen Digitalen Bibliothek, indem es regionale und lokale Bestände zugänglich macht. Im Projekt sind 27 Länder vertreten, in denen jeweils ein Content Koordinator die Integration der lokalen Metadaten in den virtuellen Gesamtkatalog der EUROPEANA organisiert. Mit dem Projekt wird der Tatsache Rechnung getragen, dass der Bedarf an lokaler Information für Portalbenutzer besonders groß ist.

Die Suche im virtuellen Katalog der gesammelten Metadaten wird Recherchemöglichkeiten bieten, die über jene von Google und Yahoo hinausgehen. Das bedeutet, man will dem Nutzer bei der Abfrage Hilfestellungen, ähnlich jenen eines Bibliothekars, Museologen oder Archivars, geben.

EDLocal wird des Weiteren die Vorgaben des EDLnet Projektes in den Bereichen Urheberrecht testen und anwenden. Schwerpunkt des Projektes ist jedoch die Abstimmung und Integration der heterogenen Datenbestände sowohl auf nationaler wie auf lokaler Ebene.

Teilnehmende Institutionen profitieren von der bereitgestellten Infrastruktur, der Nutzung der gemeinsamen Werkzeuge zur Datenintegration und der Hilfestellung beim Abgleich der Daten mit internationalen Standards. Lokale Metadaten aus Museen, Bibliotheken und Archiven erhalten Mehrwert, indem sie mittels Datenabgleichs international kompatibel werden und somit über das OAI-PMH, das Open Archives Initiative-Protokoll for Metadata Harvesting, mit beliebig anderen OAI Portalen austauschbar sind.

Die Umsetzung von EDLocal in Österreich

In Österreich bietet das Projekt DIS Dokumentations- und InformationsService bereits seit Mitte 2007 eine Plattform zur Integration heterogener Daten aus sämtlichen kulturellen und wissenschaftlichen Bereichen. Die Ergebnisse dieser Verbundaktivitäten dienen jetzt als Basis für die Integration lokaler und regionaler Inhalte aus Österreich in die Europäische Digitale Bibliothek. Die technische Umsetzung der Plattform konnte ihrerseits auf den Arbeiten des eContentplus-Projektes DISMARC (DIScovering Music ARChives) aufbauen, das in den Jahren 2006-2008 die Integration von Audio-Daten in die EDL durchführt.

Das Kern-Projektteam für EDLocal in der Steiermark wird geformt durch ein wissenschaftliches Beratungsgremium bestehend aus Univ. Prof. Dr. Walter Koch (Technische Universität Graz/Steinbeis Transferzentrum für Kulturinformatik und Informationsmanagement), Hofrätin Dr. Sigrid Reinitzer (Universität Graz/UNESCO-IFAP) und Dr. Heinrich Klingenberg (Land Steiermark). Technisch unterstützt wird das Vorhaben von der AIT Angewandte Informationstechnik Forschungsgesellschaft unter der Leitung von Mag. Gerda Koch. Der organisatorische Aufbau des österreichischen Partnernetzwerkes in den einzelnen Bundesländern ist im Entstehen.

Seit Mitte 2007 werden gemeinsame Informationsveranstaltungen durchgeführt, um die kulturellen Einrichtungen des Landes auf den Verbund von Kultur- und Wissenschaftsdaten vorzubereiten. Im ersten Schritt wurden die Daten von Museen und Bibliotheken in ein gemeinsames Internet-Portal integriert, Daten von Archiven und Wissenschaftseinrichtungen folgen. Grundlage der Einbindung der heterogenen Daten ist die Festlegung von gemeinsamen Metadatenschemata (Datenfeldkatalogen). Bei DIS werden Metadatenkataloge für Daten zu Objekten, Sammlungen und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Alle drei Feldschemata basieren in ihren Grundelementen auf dem internationalen Dublin Core Schema (www.dublincore.org) und wurden mit bereichseigenen Feldern erweitert.

Einblicke in die Expertensuche im DIS Verbund (Mehrsprachigkeit, Ausschnitte von Detailansichten)

Integration der Daten in den Verbund

Die interessierten Einrichtungen haben die Möglichkeit, in Halbtages-Workshops aktiv an der Harmonisierung ihrer Daten mit den verwendeten internationalen Standards teilzunehmen. Ergebnis dieser Arbeit ist der Abgleich der proprietären Datenfelder mit dem Dublin Core Standard, der auch Grundlage des verwendete OAI Protokolls (www.openarchives.org) für die gemeinsame Suche ist. Die abgeglichenen Daten können nicht nur in das DIS Verbundportal problemlos überführt werden, sondern sind auch in jedes andere OAI Portal einbringbar. So ist der zuerst nur lokal einsehbare Katalog der Sammlungsobjekte innerhalb kurzer Zeit auch für die Öffentlichkeit in einem Portal suchbar. Zu betonen ist, dass nur die öffentlich zugänglichen Katalogdaten der Institutionen integriert werden. Will der Nutzer weitere Informationen zum Buch, Film, Objekt etc. erhalten oder dieses ausleihen, wird er vom Portal an die anbietende Institution verwiesen. Auf Wunsch der beitragenden Institution kann der Nutzer über einen Link in den Metadaten direkt in das Online-Bestellsystem dieser Einrichtung weitergeleitet werden.

Testdaten können auch mit einer kurzen Erklärung der individuellen Felder an den Projektkoordinator übermittelt werden. Der Einsender erhält dann den Erstabgleich seiner Daten, kann diese im Testportal einsehen und eventuelle Änderungswünsche mitteilen. Hier bietet das Portal eine benutzerfreundliche Hilfestellung: Zur Kontrolle des Datenabgleichs kann neben der Ansicht der Daten im Verbundformat auch per Mausklick die Ansicht der Originaldatensätze eingeblendet werden. Die Originalfelder sollen in Zukunft ebenfalls suchbar sein – das heißt das Verbundmitglied erhält die Möglichkeit, das Portal in gleicher Weise wie sein eigenes System abzufragen. Für den Abgleich der Datenfelder steht ein Online-Tool zur Verfügung.

Die Einbringung der heterogenen Ursprungsdaten in den Verbund.

Vokabularien und Mehrsprachigkeit

Im Projekt DISMARC werden die Daten auf die gemeinsamen Feldkataloge abgeglichen und zusätzlich auch mit den im Projekt etablierten mehrsprachigen Vokabularien verknüpft. Diese Vokabularien werden in 20 Sprachen übersetzt über Webservices angeboten und bieten so z.B. Wortlisten für Formate, Instrumente, Ländernamen, Genres und vieles mehr. Der Portalnutzer kann mithilfe thematisch gegliederter Vokabularien in den Daten stöbern und beispielsweise den Begriff „Audiokassetten“ in 20 Sprachen suchen. Ist die mehrsprachige Suche gewünscht, so werden auch die Begriffe audio tapes (eng), ääninauha (fin), magnetofonová paská (ces), ljuidband (swe) etc. in der Suche berücksichtigt. Zusätzlich wurden von den Partnern einige 1000 Vorzugsbegriffe in das Suchvokabular eingebracht und neue Partner können diese mit Begriffen ergänzen, die ihren Daten entsprechen. Im österreichischen DIS Projekt werden ebenfalls Vokabularien integriert. Der Vorzug gilt dem UNESCO Thesaurus zur Unterstützung der Suche nach Sammlungen. Die mehrsprachige Suche wird auch als Mehrwert für die lokalen Bestände gesehen, da auf diese Weise die Daten in den Nachbarländern allgemein bekannt werden.

Die „Browse“ Funktionalität zeigt ausschließlich jene Vokabularbegriffe für die Daten vorhanden sind. Registrierte Benutzer können unter dem Menüpunkt „View Vocabularies“ und „View Word List“ die vollständigen Begriffslisten aufrufen. Die Einbindung der Vokabularien erfolgt über Webservices auf Basis internationaler Standards (SKOS Simple Knowledge Organization System, http://www.w3.org/2004/02/skos/)

Digitalisate und Urheberrechte

Dem Anliegen der Europäischen Union nicht nur Katalogdaten sondern auch Digitalisate der Objekte in Verbundportalen anzubieten, tragen DIS und DISMARC mit einer eigenen Suchfunktionalität für „Daten mit Multimedia-Inhalten“ Rechnung. Sind dies in DISMARC vorrangig Hörproben, die der Nutzer per Streaming über den DISMARC eigenen Audio-Server herunterladen kann, so bietet DIS vor allem Scans von CD-Covern, Notenblättern, Inhaltsverzeichnissen und Abstracts, weiters Bilder von Museumsobjekten oder eben auch Hörproben an. Für diese multimedialen Inhalte gilt, dass die Urheberrechte geklärt sein müssen, bzw. dass sie frei von jeglichen Rechten als „Vorschau“ zum eigentlichen „Informationsobjekt“ angeboten werden können. DISMARC bietet den Service eines „IPR Basket“ (Intellectual Property Rights) an, mit dem man einzelne Objekte in einem „Warenkorb“ sammeln und die Nutzungs- und Aufführungsrechte zu diesen verschiedenen Werken mittels Mausklick gleichzeitig abfragen kann. Dem Nutzer wird per E-Mail die Antwort zu den Lizenzrechten der angefragten Objekte übermittelt.

Zielgruppen

Gleich wie EDLocal richten sich auch das DIS und das DISMARC Projekt besonders an kleine und regionale Einrichtungen, um sie darin zu unterstützen, ihre Daten einem größerem Publikum grenzüberschreitend näher zubringen. Verfügen die regionalen Einrichtungen über keine digitalen Katalogdaten, die in den Verbund überspielt werden können, so ist es ihnen mittels einer eigenen Software möglich, ihre Sammlung im Ganzen zu beschreiben und suchbar zu machen. In DIS gibt es neben diesem Editor zur Sammlungsbeschreibung auch ein Werkzeug für die Erfassung der Einzelobjekte auf Basis des Dublin Core Schemas. Beginnend bei den 15 Grundfeldern bis hin zum komplexeren Dublin Core Qualified Feldkatalog bleibt der Umfang der digitalen Aufarbeitung im Entscheidungsbereich des „starting“ Partners. Sind die Daten einmal ersterfasst und mit den wichtigsten Beschreibungsmerkmalen versehen, können sie sofort im Verbundportal publiziert und gesucht werden, und die Möglichkeit einer weiteren Detailerfassung ist gegeben.

Technische Grundlagen für den Datenverbund

Bei der Suche in den heterogenen Beständen wird das OAI Protokoll verwendet. Die Metadaten werden regelmäßig eingesammelt (harvesting), aufbereitet und anschließend in einer gemeinsamen Datenbank gespeichert. Die Suchanfragen von Benutzern richten sich ausschließlich an die zentrale Datenbank. Die Dokumente selbst werden mit dem OAI Protokoll nicht eingesammelt, sie verbleiben auf den Servern der Verbund-Partner und werden aus den Metadaten heraus mit einem Link referenziert. Es gibt zwei Arten von Teilnehmern im Rahmen von OAI-PMH:

Laufender Betrieb und Organisation der Weiterführung

Im DIS wie auch im DISMARC Projekt haben die beitragenden Institutionen verschiedene Wahlmöglichkeiten, wie sie ihre Daten im Verbund zukünftig aktualisieren wollen. So können Einrichtungen zum Beispiel ihren eigenen Daten Provider lokal aufbauen und erhalten dafür ein Installationspaket mit sämtlicher technischer Infrastruktur und den benötigten Werkzeugen. Damit können die Daten in festgelegten zeitlichen Intervallen automatisch aus dem Katalogsystem in den lokalen Daten Provider überspielt werden. Die Internetadresse des lokalen Daten Providers muss dem zentralen Harvester des Verbundportals bekannt sein, da dieser kontinuierlich neue oder geänderte Daten einsammeln und in der zentralen Datenbank des Verbundes speichern soll. Will oder kann die teilnehmende Einrichtung keinen lokalen Daten Provider verwalten, so wird der Daten Provider im zentralen Portal eingerichtet, und die Daten können per FTP oder Internet in diesen Speicher eingespielt werden. Da bei sehr kleinen Einrichtungen mit geringen Datenmengen die Aktualisierung des Bestandes oft nur in großen Zeitabständen vorgesehen ist, kann die Übermittelung der Daten auch per Email oder CD erfolgen.

Zur operativen Weiterführung wird in DISMARC und in DIS die Einführung eines kooperativen Partnerschaftsmodells auf Basis eines „Memorandum of Understanding“ erarbeitet. EDLocal kann in den nächsten drei Jahren die Einrichtungen darin unterstützen, ihre Metadaten für das Einspielen in die Europäische Digitale Bibliothek abzugleichen. Für die Weiterführung der EDL ist die im November 2007 gegründete EDL Foundation zuständig. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es im Interesse aller Einrichtungen liegt, ihre Daten zugänglich zu machen, bekannt zu werden und neue Verwertungs- und Marketingwege zu beschreiten.

Eine Starthilfe und Begleitung auf diesem Weg bieten die hier beschriebenen Projekte DIS (www.digipark.at/dis), DISMARC (www.dismarc.org) und EDLocal.

Anfragen können an den österreichischen Content Koordinator von EDLocal/DIS gerichtet werden: AIT – Angewandte Informationstechnik Forschungsgesellschaft, Kontaktperson: Mag. Gerda Koch, kochg@ait.co.at

Überblick zu den Projekten DISMARC, EDLocal und DIS für das Portal EUROPEANA


Die Autorinnen

Mag. Gerda Koch

AIT – Angewandte Informationstechnik Forschungsgesellschaft
Klosterwiesgasse 32/1
A-8010 Graz
kochg@ait.co.at

Dr. Sigrid Reinitzer

stellvertr.Vorsitzende d. UNESCO-IFAP (Information For All Programme) – Austria
Schubertstr. 26a
A- 8010 Graz
sigrid.reinitzer@uni-graz.at