Kommunikation mit den Autoren

Interview mit Arthur J. Eger und Barbara Kalumenos, ELSEVIER

Beim Bibliothekartag in Mannheim sprach B.I.T.online-Chefredakteur Christoph-Hubert Schütte am Messestand von ELSEVIER mit Arthur J. Eger, Account Development Manager und Barbara Kalumenos, Director External Relations.

Eger: Ja, das stimmt. Der Bedarf zu publizieren, der Bedarf für eine Plattform, wird immer größer. Andererseits führt das dazu, dass man einerseits diese Preissteigerungen nicht unbeschränkt durchsetzen kann, aber auch der Platz zum Publizieren innerhalb von Zeitschriften begrenzt bleibt, das hat dazu geführt, dass im Augenblick zwischen 40 und 90 % aller eingereichten Manuskripte leider zurückgewiesen werden. Nicht nur, weil die Qualität zu schlecht ist, aber einfach, weil es innerhalb der Zeitschriften keinen Platz mehr gibt. Wir versuchen jetzt, zusammen in so einem Dreiecksverhältnis mit Bibliotheken, Verlag und Wissenschaftlern Wege zu finden, wie wir die Einreichung der Manuskripte optimieren können, damit soviel wie möglich Manuskripte in Zeitschriften publiziert werden können.

Eger: Erstens ist das eine Riesenbelastung für das ganze Referee-System, wir haben tausende von Wissenschaftlern, die für uns die Manuskripte begutachten und auch für die Editors, die alle neben ihrer tagtäglichen Arbeit als Wissenschaftler sehr häufig abends bis Mitternacht sich die Manuskripte anschauen und verschicken. Wenn wir mit Hilfe der Bibliotheken diesen Zufluss optimieren können, wenn wir den Leuten erklären können, dass man am besten, ohne die Qualität zu beeinflussen, mit so wenig Wörtern wie möglich schreibt, damit wir so viel wie möglich Autoren einen Platz in den Zeitschriften geben können.

Eger: Das weiß ich nicht so genau. Wir jedenfalls sehen, wenn wir die sogenannten Autorenworkshops im Zusammenhang mit Bibliotheken und unseren Kollegen vom Publishing durchführen, einen Riesenbedarf unter jungen Wissenschaftlern, man lässt sie teilnehmen an den Erfahrungen der Editors, worauf man achten soll, wenn man ein Manuskript zusammenstellt. Und speziell in Deutschland im Vergleich z.B. mit Wissenschaftlern in den USA hat man ein wenig die Neigung, ein bisschen viele Wörter zu benutzen in seinem Manuskript. Den Amerikanern gelingt es besser, ihre Berichte zu verkaufen – mit wenigen Worte zu verkaufen! Anhand dieser Beobachtung haben wir jetzt zusammen mit den Kollegen vom Publishing ein Programm zusammengestellt, um den Autoren einfach praktische Tipps zu geben, wie man das Manuskript darstellt. Wenn man den Ansturm von Studenten und Wissenschaftlern sieht, wir waren letzte Woche in Leipzig, in Halle, in Jena und überall kamen mehr als 100 Leute zu diesen Veranstaltungen. Da ist wirklich ein Bedürfnis für solche Veranstaltungen.

Eger: Ja dass stimmt und das wird auch versucht. Wir waren letzte Woche an der Universität Ulm und der Bibliothekar in Ulm sagte mir, dass bisher nur ELSEVIER diese Art von Service angeboten habe und er jetzt auch gern mit anderen Verlegern sprechen werde, damit die auch diese Art von Veranstaltungen durchführen.

Kalumenos: Man sollte noch mal explizit darauf hinweisen, dass ELSEVIER seit 2004 die Autorenrechte insofern erweitert hat, als dass wir das Einstellen von Pre- und Postscript-Prints auch in die sogenannten institutionellen Repositories, sei es nun die Autorenwebseiten, das Repository einer Fakultät oder auch das Repository einer Institution, also der Universität, erlauben. Das ist im Detail oft nicht bekannt. Ich möchte in dem Zusammenhang darauf hinweisen: es gibt von ELSEVIER dazu auch eine Veröffentlichung, die in der Reihe unserer Schriften Library Connect erschienen ist, in der ausführlich die Autorenrechte erläutert werden.1 Was die Autorenrechte betrifft, ist ELSEVIER eigentlich recht liberal. Es ist einfach zu wenig bekannt, dass ein Autor, wenn er mit ELSEVIER publiziert, für viele Zeitschriften die Möglichkeit hat, von seiner ELSEVIER- Publikation anstelle eines in Papier Form gelieferten Sonderdruckes einen sogenannten E-off-Print zu bekommen. Der Autor erhält in dem Moment, in dem sein Artikel in der ELSEVIER-Zeitschrift veröffentlicht wird, automatisch von dem Verlag per E-Mail ein PDF mit folgendem Wasserzeichen „For Personal Use Only“ zugeschickt. Dieses PDF, das auf dem Deckblatt den Zeitschriftentitel zeigt, darf er für bestimmte Zwecke (siehe Library Connect Pamphlet) so z.B. in Lehre und Forschung verwenden. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil wir im Rahmen der Urheberrechtsdiskussion oft das Thema haben, was und wie kann ich wissenschaftliche Artikel oder Teile daraus als Professor in meiner Lehrveranstaltung verwenden? Wenn ich ein ELSEVIER-Autor bin und ich habe einen ELSEVIER Artikel und dann auch diesen E-Off-Print, dann darf ich in meiner Lehrveranstaltung diesen E-Off-Print in elektronischer Form verwenden. Der e-Off-Print darf auch im INTRANET der Institution verwendet werden. Wichtig ist: der Autor und die Institution darf diesen E-Off-Print eben NICHT im INTERNET, also für den von außen zugänglichen Bereich verwenden und posten.

Kalumenos: Das ist ein wichtiges Thema. Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, soweit ich es in Erinnerung habe, sind die Autorenworkshops in einer modularen Form aufgebaut. Daher könnte man sich durchaus vorstellen - das kann ich jetzt als Anregung an meinen Kollegen geben -zusammen mit dem Herausgeber z.B. zu sagen, man widmet in dem Autorenworkshop ein Kapitel dem Thema Autorenrechte, wo man junge Wissenschaftler darauf hinweist, wie die Autorenrechte im Bereich von ELSEVIER aussehen. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass es weitere Informationsquellen gibt, wo ich sehr schnell nachschauen kann, was verschiedene Verlage machen. Ich möchte auf die SHERPA/RoMEO-Liste2 hinweisen, weil es ja nicht nur ein ELSEVIER-Anliegen ist, sondern ein übergreifendes. Ich bin ein Autor, ich veröffentliche mit vielen verschiedenen Verlagen und möchte doch schnell wissen, wie sind meine Rechte in den unterschiedlichen Verlagen.

Kalumenos: Ja, ich kann nur bestätigen aus meinen Gesprächen mit einigen Professoren unterschiedlicher Fakultäten, dass die Details der Autorenrechte sehr wenig bekannt sind und es viel Unklarheit gibt. Man wird z.B. gefragt: Ich habe jetzt meinen Postprint meines Artikels in meine Website eingestellt, darf ich das denn überhaupt? Ja, natürlich dürfen sie das, solange es eben nicht die endgültige publizierte PDF-Version des Verlages ist, sondern die Autoren akzeptierte Version. Das darf der Autor bei ELSEVIER. Durch gezielte Kommunikation mit den Autoren müssen wir in Zukunft die Antworten auf diese Fragen verbessern.


Anmerkungen

1. Die Broschüre mit dem Titel „ Ways to Use Journal Articles Published by Elsevier“, 2006, 2nd Ed., Pamphlet 4, steht unter http://www.elsevier.com/wps/find/librariansinfo.librarians/lc_home#Practical%20Assistance%20Pamphlets zum Download zur Verfügung

2. Die SHERPA-RoMEO Liste gibt es auch in einer deutschen Version unter http://open-access.net/de/allgemeines/rechtsfragen/sherparomeoliste/