„Bibliotheken suchen nach einem starken Partner für scantoweb”

B.I.T.online-Gespräch mit Hans Ollig, dem Leiter des hbz

Das Hochschulbibliothekszentrums des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) bietet in Zusammenarbeit mit den Firmen Walter Nagel und Semantics eine zentrale Dienstleistung für die Erschließung und Bereitstellung von Digitalisaten im Internet an. Herzstück des Angebots ist eine vom hbz bereitgestellte Hard- und Software-Umgebung, die für eine nachhaltige Speicherung und Web-Präsentation der Digitalisate sorgt. Unterstützt werden die gesamten scantoweb-Arbeitsprozesse: von der Erschließung und Weiterverarbeitung der Digitalisate über die Bereitstellung der Inhalte im Internet bis hin zur Datenablage auf einem leistungsstarken Speichersystem. Das neue Dienstleistungsangebot des hbz (http://www.hbz-nrw.de/angebote/hosting/scantoweb/) ist für alle Bibliotheken des nordrhein-westfälischen Verbundes gedacht, aber auch die Teilnahme von Bibliotheken aus anderen Bundesländern ist möglich.

Hans Ollig, Leiter des hbz

Bei vielen Bibliotheken gibt es eine erhebliche Menge an Digitalisaten, die teilweise im Rahmen von zentral finanzierten Projekten entstanden sind. Bibliotheken stehen nun – vielfach unter starkem Kostendruck – vor der Herkulesaufgabe, diese digitalisierten Bestände einer breiten Öffentlichkeit sowie der Wissenschaft zugänglich zu machen. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach einer standardbasierten, leistungsfähigen Lösung und nach einem starken Partner, der die Bibliotheken bei dieser Aufgabe unterstützt.

Das hbz hat sich dieser Herausforderung frühzeitig gestellt und nach Wegen gesucht, den Bibliotheken ein zentrales Hostingangebot zur Verfügung zu stellen. Bereits im Rahmen des „zvdd-Projektes“ hat das hbz mit daran gearbeitet, einen zentralen Nachweis und Zugang zu digitalisierten Bibliotheksmaterialien bereitzustellen. Und nicht zuletzt ist das hbz ein Verfechter des Open-Access-Gedankens, d.h. wir engagieren uns dafür, urheberrechtsfreie Werke frei ins Netz zu stellen.

Der konsortiale Ansatz bietet eine Reihe von Vorteilen. Das für unseren Bereich zuständige Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen leistet finanzielle Unterstützung, wodurch die Anlaufkosten für jeden Teilnehmer deutlich geringer gehalten werden können. Durch die insgesamt größere Anzahl von digitalen Objekten wird eine deutlich günstigere Kostenkurve bei den laufenden finanziellen Belastungen erzielt.

Im Rahmen der zentralen Beschaffung konnten zudem Funktionalitäten erworben werden, die für eine einzelne Bibliothek sicherlich nicht ohne weiteres erschwinglich wären. So stehen Module wie z. B. eine Qualitätskontrolle der Scans allen Kunden gleichermaßen zur Verfügung.

Ein entscheidender Vorteil ist, dass die Schaffung einer zentralen Hardware-Umgebung und deren Betreuung den Aufwand für die einzelnen Teilnehmer minimiert, da keine eigene Fachkompetenz für die Betreuung der Software aufgebaut werden muss. Und wir räumen der Datensicherheit einen hohen Stellenwert eingeräumt. Somit stellt das Angebot für die Bibliotheken eine deutlich günstigere Alternative als ein eigener Betrieb vor Ort dar und gleichzeitig wird die Nachhaltigkeit der Projekte unterstützt.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sind verschiedene Produkte evaluiert worden. Dabei haben wir festgestellt, dass die Software-Lösung „Visual Library“ der Firma Semantics unter den Hochschulbibliotheken bereits eine relativ breite Basis gefunden hat. Bei einigen unserer Partnerinstitutionen wie die ULB Düsseldorf und das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz ist das Produkt schon im Einsatz. Wichtig für die Entscheidungsfindung war die Frage, wie sich die Einbindung des vorhandenen Datenmaterials in die Verbunddatenbank realisieren lässt – alles Anforderungen, die „Visual Library“ sehr gut erfüllt.

Vorteil der Software ist auch, dass der Einsatz von Client-Komponenten den Mandanten zum einen die Möglichkeit eröffnet, die erforderlichen tiefenerschließenden Arbeiten an ihren digitalisierten Materialien selbst durchzuführen, während automatisierbare Arbeitsgänge wie z.B. die Zusammenführung von Digitalisaten und Katalogisaten oder die graphische Aufbereitung der Anzeigeformate zentral durchgeführt werden können. Vorausgesetzt wurde auch, dass die Präsentation der Digitalisate im Layout der jeweiligen Bibliothek erfolgen kann.

Im Rahmen der zentralen Installation werden wir eine Reihe von Aufgaben übernehmen, z.B. die Koordinierung der Interessen von hbz-Verbundteilnehmern gegenüber dem Anbieter, die Bereitstellung der technischen Infrastruktur, das Hosting des Systems sowie die Sicherung von Applikation und Daten mit professionellen Mitteln. Außerdem leisten wir Unterstützung bei der Konfiguration des Exports bzw. Imports von Daten aus oder in den Verbunddatenkatalog oder in zvdd.

Die fachlich kompetente Beratung und Betreuung der Kunden erfolgt arbeitsteilig durch unsere Partnerfirmen Walter Nagel und Semantics.

Unser Angebot kann ab sofort genutzt werden. Wir haben mit den beteiligten Firmen eine Vereinbarung getroffen, die eine zeitnahe Realisierung ermöglicht. Zeitnah bedeutet, dass die Bereitstellung der Digitalisate im Internet innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage erfolgen kann. Voraussetzung ist natürlich, dass die Bibliothek genau weiß, welche Objekte sie hosten lassen möchte bzw. welche Schwerpunkte gebildet werden sollen. Die Vorbereitungsphase dauert insgesamt wahrscheinlich länger als die eigentliche Realisierungsphase.

Ja, momentan sind wir dabei, einen Dienst für das Hosting von CD-ROMs für Hochschulbibliotheken aufzubauen. Im Rahmen der Digitalen Bibliothek betreuen wir mehr als 200 Bibliotheken und im Rahmen des Digital Peer Publishing (DiPP) bieten wir für Open Access Zeitschriften eine technische Plattform für – zurzeit 15 Zeitschriften – an. Weiterhin hosten wir im Rahmen des Produkts „Edoweb“ für Landesbibliotheken, die im Rahmen des elektronischen Pflichtexemplars gesetzliche Verpflichtungen übernehmen müssen, eine Archivierungsdienstleistung. Und nicht zu vergessen, betreiben wir die Technik zu vascoda und das Portal zu zvdd.