10 Jahre FaMI: Ein Beruf emanzipiert sich

von Karin Holste-Flinspach

Im Jubiläumsjahr des Ausbildungsberufes Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) ist die Berücksichtigung dieses runden Geburtstages (eine Festschrift wird folgen) auf dem Mannheimer Bibliothekartag mehr als selbstverständlich. Bei der Veranstaltung der BIB-Kommission für Ausbildung und Berufsbilder (KauB), moderiert von Wiltraut Zick (Berlin) und Susanne Taege (Potsdam), wurde der Bogen gespannt von einem Abriss über die Entstehung des Berufes, den Veränderungen vom Assistenten an Bibliotheken zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste über die Berufspraxis bis zu Weiterbildungsmöglichkeiten und Zukunftsaussichten für diese Zielgruppe.

Zunächst gab Klaus-Peter Böttger (Mülheim an der Ruhr) unter dem Titel „Vom Assistenten zum FaMI“ einen Ausblick auf die erweiterten und sich zukünftig noch weiter ändernden Tätigkeitsfelder des jungen Berufsbildes im Verhältnis zu den Vorläuferberufen. Seit der Einführung des Assistentenberufes 1975 und auch des FaMI-Berufes 23 Jahre später haben sich Bibliotheken und damit auch der Berufsalltag der dort tätigen mittleren beruflichen Ebene deutlich verändert. Hier besteht Handlungsbedarf, da Arbeitsplatzbeschreibungen und Bewertungsprofile dieser Entwicklung nicht immer nachkamen mit der Folge einer teilweisen Diskrepanz zwischen einer umfassenden, hochwertigen Ausbildung und der Berufspraxis zwischen Regalordnung und Ausleihe.

Danach folgten zwei Beispiele aus der Praxis von FaMIs über ihren beruflichen Werdegang und ihre derzeitige Tätigkeit. Veronika Lichtenwald ( Münster) ging in ihrem Beitrag „Zwischen Medienkompetenz und dem RAK-Mysterium – die täglichen Herausforderungen der Bibliotheks-FaMIs“ auf die für Außenstehende nach wie vor unbekannte Welt dieser Berufsgruppe ein: von der zu Missverständnissen anregenden Berufsbezeichnung bis zu den kaum bekannten vielfältigen, abwechslungsreichen und umfangreichen Tätigkeitsfeldern. Die Vortragende, die 2007 als eine der besten Auszubildenden in Nordrhein-Westfalen ihre Abschlussprüfung ablegte, beschrieb ihren Wechsel von einer öffentlichen (Ausbildungs-)Bibliothek zur Fachhochschulbibliothek und stellte das „Begabtenförderungsprogramm Berufliche Bildung“ vor, mit dessen finanzieller Förderung sie sich zur geprüften Medienbetriebswirtin weiterbildet.

Vom FaMI zur Ausbildungsberaterin – ein außergewöhnlicher Werdegang?!: Daniela Töllner (Hannover), seit eineinhalb Jahren Ausbildungsberaterin der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste des Landes Niedersachsens, ließ sich nach verschiedenen anderen Tätigkeiten in der Stadtbibliothek Osterode/Harz zum FaMI Fachrichtung Bibliothek ausbilden, absolvierte Praktika im Archiv und wissenschaftlichen Bibliothekswesen und war anschließend an der Universitätsbibliothek in Clausthal tätig. Sie wurde durch ihre eigene damalige Ausbildungsberaterin angeregt, diesen Berufsweg zu gehen und findet es heute zur Wahrnehmung ihrer umfangreichen Beratungsaufgaben vorteilhaft, den Beruf selbst erlernt zu haben, die Ausbildungsinhalte und auch das Zusammenwirken von Schule und Betrieb in der dualen Ausbildung gut zu kennen. Weiterbildung ist in bezug auf rechtliche und Verwaltungsvorschriften wie Berufsbildungsgesetz, Ausbildungsordnung, Ausbildungs- und Rahmenlehrplan sowie betriebliche Ausbildungspläne gefragt. Wichtig für die Tätigkeit ist darüber hinaus die Kontakt- und Konfliktfreudigkeit gegenüber Azubis und Ausbildern – und nicht zuletzt Reiselust, denn sie besucht einmal im Jahr jede der 110 Ausbildungsstätten in Niedersachsen.

Ob Karriere und Aufstieg (nur) mit Bachelor und Fachwirt möglich sind, diese Frage hatten die Vorrednerinnen schon beantwortet, als Karin Holste-Flinspach (Frankfurt am Main) zur aktuellen Bestandsaufnahme der Fort- und Weiterbildung für die mittlere Qualifikationsebene im Bibliothekssektor überging. Vorgestellt wurden die Fernstudienmöglichkeit an der Potsdamer Hochschule sowie die inzwischen in Hessen mögliche Fachwirtweiterbildung mit ihren unterschiedlichen Konzepten und Zulassungsvoraussetzungen, die ambitionierten Nachwuchskräften berufliche Aufstiegsperspektiven bei Bereitschaft zu hohen, vor allem zeitlichem, Engagement neben der eigentlichen Erwerbstätigkeit bieten.  

Ein Fazit der von überwiegend jüngeren Zuhörerinnen gut besuchten Veranstaltung mit lebhaften Diskussionsbeiträgen zum Fachrichtungsmodell des Berufes, aber ohne erneute Abgrenzungsdebatte: Nach zehnjähriger Bewährung ist ein (der?) Vorteil des Ausbildungsberufes zum FaMI darin zu sehen ist, dass man mit dieser Ausbildung für eine Navigatorenrolle in der heutigen Informationsgesellschaft bei der Informationssuche und -beschaffung auch vor dem Hintergrund der sich immer schneller wandelnden Medien- und Informationswelt gut gerüstet ist.


Autorin

Karin Holste-Flinspach ist Wissenschaftliche Bibliothekarin und Lehrkraft für berufsbildende Unterricht der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste

Stauffenbergschule
Arnsburger Straße 44
D-60385 Frankfurt am Main