Wolfgang Ratzek (Hrsg.): Manga für Bibliotheken – Geschichte – Themen – Bestandsaufbau


- Berlin: BibSpider, 2008. 154 Seiten
ISBN 978-3-936960-27-3. € 21,90

Als Manga Ende der neunziger Jahre ihren Einzug in deutsche Kinder- und Jugendzimmer fanden, zogen viele öffentliche Bibliotheken nach und nahmen diese ebenfalls in ihren Bestand auf. Doch im Gegensatz zu Asterix und Disney-Comics, die die Kindheit so mancher Bibliothekare geprägt haben, lösen Manga oft ein Unbehagen aus. Und dies liegt nicht nur an der ungewohnten Leserichtung von hinten nach vorne und von rechts nach links. Der Manga-Buchmarkt scheint unübersichtlich zu sein. Fehlkäufe machen sich bei Serien mit über 30 Bänden sowohl finanziell als auch in den Regalen bemerkbar. Die häufige Darstellung von Gewalt und Sexualität bzw. Pornografie macht das Lektorat für Kinder- und Jugendbibliothekare nicht einfacher und löst oft Hilflosigkeit aus. Das von Wolfgang Ratzek herausgegebene Buch kann hier Abhilfe schaffen.

Arnaud Obermann erklärt, auch für den Laien verständlich, das Medium Manga und führt in die unterschiedlichen Erscheinungsformen ein. Die aktuelle Markt- und Verlagsübersicht wird beschrieben. Wir erfahren auch, wie andere Länder mit dem Phänomen Manga umgehen. Und in den Zitaten der deutschen Bibliothekare finden wir manche unserer eigenen Gedankengänge wieder, insbesondere was die Problematik der Gewaltdarstellung betrifft. Besonders interessant ist der kleine „Abstecher“ von Arthur Kratz in die russische Manga-Szene. Dort wird das Urheberrecht etwas anders interpretiert als hierzulande.

Wirklich hilfreich ist das Buch, wenn es um das Thema Bestandsaufbau geht. In einer Auswahlliste werden 35 verschiedene Serien vorgestellt und die zehn wichtigsten wie z. B. Detektiv Conan, DragonBall oder Ranma ½ als Mindestbestand vorgeschlagen. Jede Serie wird kurz und aussagekräftig beschrieben. Im Anhang gibt es eine Übersichtsliste mit dem Titel und den jeweiligen Angaben zur Mangastilform, Lesealterempfehlung und welches Lesergeschlecht anvisiert werden sollte. Außerdem informiert das Buch über Verlage und Anzahl der bisher publizierten Bände bzw. ob die Serie bereits abgeschlossen ist. In einer zweiten Liste sind die ISBN-Nummern und Preise der einzelnen Serientitel aufgeführt. Damit lässt sich Bestandsaufbau betreiben. Die Tipps von Alexander Bubenheimer bezüglich der Manga-Promotion in der eigenen Bibliothek (z. B. eine Teezeremonie) wecken Lust, diese auch umzusetzen.

Einziges Manko des lesenswerten und nützlichen Buches: Zwar werden die Mangafachbegriffe im Text immer wieder erläutert, trotzdem wäre ein Glossar eine nicht notwendige aber wünschenswerte Ergänzung gewesen.


Judith Rode
Stadtbücherei Gerlingen
j.rode@gerlingen.de