Kaltwasser, Franz Georg: Bibliotheksarbeit: ausgewählte Aufsätze.
Mit einem Schriftenverzeichnis 1953 bis 2007

Vorwort von Wolfgang Frühwald


- Wiesbaden: Harrassowitz Verl., 2007. XII, 295 S.
ISBN 978-3-447-05627-4. € 68,00

Franz Georg Kaltwasser hat anlässlich seines 80. Geburtstages eine Auswahl kürzerer Beiträge unter dem bescheidenen Titel Bibliotheksarbeit zusammengestellt. Sie betrifft das breite Spektrum der bibliothekswissenschaftlichen Arbeit des Jubilars, der fast 40 Jahre in der Bayerischen Staatsbibliothek tätig war, davon 20 Jahre deren Direktor, und in zahlreichen nationalen und internationalen bibliothekswissenschaftlichen Gremien mitarbeitete. Kaltwasser teilt den Lesern dieses Bandes am Schluss mit, Beiträge ausgewählt zu haben, „die möglicherweise von bleibenderem Interesse sind, solche, die die Arbeit der Bayerischen Staatsbibliothek betreffen, einige ihrer Sondersammlungen zusammenfassend schildern oder auch neue historische Erkenntnisse liefern.“ (S. 295) Das betrifft

Die 17 Beiträge sind eingebettet in ein Vorwort von Wolfgang Frühwald, ein Schriftenverzeichnis sämtlicher Veröffentlichungen des Autors von 1954 bis 2007 einschl. Register und ein knappes Nachwort des Jubilars.

Kaltwasser hat nach Frühwald die Bayerische Staatsbibliothek „entwickelt, erschlossen und sie zugleich vor den Schäden durch modernistische Ideologien bewahrt.“ (S. VIII-IX). Die großen Fortschritte, die diese Bibliothek unter Kaltwasser gemacht hat, lassen sich am besten durch drei in diesen Band aufgenommene Beiträge dokumentieren: das Memorandum zur Einführung der EDV in der Bibliothek (1970) und die beiden Reden zur Amtseinführung (1972) und zur Verabschiedung aus dem Amt (1992).

Für den Rezensenten ergeben sich zwei Schwerpunkte:

Kaltwasser hat die Beiträge behutsam mit Ergänzungen versehen, um sie in die heutige Zeit einzuordnen und dem bibliothekarischen Nachwuchs einige Erläuterungen zu geben. Der Band dokumentiert nach Frühwald „die Spur eines kämpferischen Bibliothekarslebens“ (S. XII). Er ist ein flammender Aufruf zur Rettung der Qualität des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in Deutschland. Kaltwassers Motto lässt sich vielleicht am besten aus einer Überschrift zu einem Beitrag aus dem Jahr 1986 über die Gefahren für die moderne Informationsgesellschaft ableiten: Vigilandum esse in vita (S. 251), aufgeschrieben von Erasmus von Rotterdam in dessen Handbüchlein eines christlichen Streiters – Man muss wachsam sein im Leben (S. 252).

Die vorliegende Auswahl ist mit dem 2006 erschienenen Buch Kaltwassers „Bayerische Staatsbibliothek: wechselndes Rollenverständnis im Lauf der Jahrhunderte“2 ein gelungener Beitrag zur Geschichte des wissenschaftlichen Bibliothekswesens in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und sie ist nicht nur „möglicherweise von bleibenderem Interesse“ (S. 295), sondern von bleibendem Wert.


Anmerkungen

1. Pflug, Günther: Automatisierungsbestrebungen im deutschen Dokumentations- und Bibliothekswesen. In: Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen. Mitteilungsblatt N.F. 6 (1966) S. 75-103.

2. Kaltwasser, Franz Georg: Bayerische Staatsbibliothek: wechselndes Rollenverständnis im Lauf der Jahrhunderte. Wiesbaden, 2007. XII, 295 S.


Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
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