Stephens, Michael: Web 2.0 & Libraries

Part 2: Trends and Technologies


Bezug über ALA Customer Service Center www.techsource.ala.org
- Lib Tec Reports, 43.2007 Nr. 5 (September/October), 80 S.: Ill.
ISSN 0024-2586. $ 63.00

Nach dem in B.I.T.online 10.2007, H. 2, S. 178 besprochenen Überblick über wichtige Dienste des Web 2.0 und ihrem Einsatz in Bibliotheken legt Michael Stephens erneut eine Besprechung verschiedener Web 2.0-Dienste vor, quasi eine Fortsetzung für Fortgeschrittene. Das Konzept ist dasselbe geblieben: Die Dienste werden sehr knapp (aber zutreffend, wie macht er das bloß?) vorgestellt und anhand von Screenshots dokumentiert, die Hauptsache sind dann Beispiele der Umsetzung solcher Dienste mit den sie ergänzenden Zitaten, Links und Literatur. So entsteht eine sehr dichte Beschreibung, die überdies sehr angenehm zu lesen ist. Angelsächsische Zauberei, Inhalte derartig auf den Punkt zu bringen und dabei anschaulich und instruktiv zu bleiben!

Die Einleitung ist von Jenny Levine geschrieben, einer „Internet Librarian“ der ersten Stunde und mittlerweile bei der American Library Association angestellt. Sie arbeitet auf zwei Seiten heraus, dass es darum geht, nutzerorientiert zu handeln und dies bedeutet, dass die Bibliothek Präsenz zeigen muss im Netz, aber auch in den neuen Anwendungen. Sie müssen fähig sein, verschiedene Kommunikations„methoden“, ich würde sagen: Kommunikationsebenen oder -kanäle, zu bedienen. Das sei die Herausforderung, der sich Bibliotheken stellen müssten.

Zu Beginn lässt der Autor die Dienste des ersten Bandes nochmals Revue passieren, hebt einzelne Aspekte hervor, gibt nochmals Beispiele, die zeigen, dass es weniger auf die Technologie im Einsatz ankommt als auf die Intention und deren Umsetzung, die Orientierung an den Bedürfnissen der Nutzer. Weblogs, RSS, Wikis, Instant Messenging, der Bilder-Ablegedienst Flickr werden so mit Umsetzungsvorschlägen und best-practice-Beispielen nochmals vorgestellt. Im dritten Kapitel geht es um technologische Trends. Anstatt aber hier Softwareprogramme vorzustellen, bringt Stephens inhaltlich gefasste Stichworte wie Konversation, Konvergenz, Inhalt, Bürgerjournalismus, soziales Miteinander (Offenheit, Teilen und Transparenz), Erfahrung – alles konzeptionelle Inhalte, die kurz beschrieben werden und dann zum Schluss einen kurzen Abschnitt haben, der mit „Was bedeutet das für die Bibliothek?“ überschrieben ist. Die Botschaft ist klar: Es geht nicht um Technik, es geht um eine Orientierung der Bibliothek hin zu den Nutzern und zu einer Öffnung bzw. Teilhabe für die Kommunikation und sozialen Prozesse, die hier in den Zielgruppen der Bibliothek stattfinden. Ob das zu leisten ist? Das ist eine andere Frage, vielleicht bewirkt auch schon die Änderung der Haltung in diese Richtung viel.

Erst dann werden Dienste behandelt: Im vierten Kapitel soziale Netzwerke wie MySpace, Facebook und Ning; im fünften Videocast-Dienste wie z.B. Youtube; im sechsten das „Tagging“ samt Tagclouds und die sozialen Bookmarkdienste und im siebten Nachrichtendienste wie Twitter und SMS. Das achte Kapitel behandelt besonders herausragende Beispiele in der Implementation „sozialer Software“. Auch hier wieder, wie im ganzen Heft, motivierende Aufforderungen in den Zwischenüberschriften: „Be Selective“, „Encourage Conversation“, „Invite Participation“ etc. Als Germanismus besonders bemerkenswert: „Be Mindful of Technolust“ – Technik nicht um ihrer selbst willen einzuführen, sondern nur, um Bedürfnissen von Nutzern zu dienen.

Das letzte Kapitel dann bringt die „Librarian's Reading List 2.0“ mit den Literaturangaben relevanter Bücher und Aufsätze, die letzten oft mit Links versehen, wenn sie frei verfügbar sind.

Wie beim letzten Band: Leseempfehlung! Ein hervorragendes Beispiel, wie man innovative Inhalte gut verpackt und bestens an den Mann respektive die Frau bringt.


Dr.Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de