Stock, Wolfgang; Stock, Mechthild: Wissensrepräsentation:
Informationen auswerten und bereitstellen


- München: Oldenbourg, 2008.- XVIII, 441 S.: Ill., graph. Darst.
ISBN 978-3-486-58439-4. € 36,80

Mit „Wissensrepräsentation“ legen Mechthild und Wolfgang Stock den zweiten Band des Werkes „Einführung in die Informationswissenschaft“ vor. Wurden im ersten Band „Information Retrieval“ die Aspekte des Suchens und Findens von Informationen abgehandelt, wird nun im zweiten Band hinter die Kulissen der Aufbereitung und Bereitstellung von Informationen als Grundlage und Voraussetzung für ein Retrieval geschaut. Dabei wenden sich die Autoren in erster Linie an angehende und auch bereits in der Praxis stehende Macher und Anbieter von Datensammlungen in Informationswissenschaft und -wirtschaft, Bibliotheks- und Dokumentationswesen sowie Informatik und Wirtschafts- und Sprachwissenschaften.

Im einführenden ersten Abschnitt werden die Geschichte der Wissensrepräsentation von der Antike bis in die Gegenwart erzählt und die grundlegenden Begriffe und Strukturen eingeführt, im darauffolgenden Teil Metadaten als formale Merkmale der für das Ordnen und Wiederfinden der zu beschreibenden Texte, Bilder, AV-Dokumente und Gegenstände beleuchtet. Die folgenden Kapitel sind der sachlichen Erschließung gewidmet. Hier werden die klassischen Instrumente der verbalen und klassifikatorischen Sacherschließung und Ontologien und die erst durch das Web ermöglichte Erschließungsarbeit durch „informationelle Laien“, die in virtueller Gemeinschaft Wegpunkte im digitalen Informationsdschungel markieren, vorgestellt. Ein weiterer Abschnitt zur inhaltlichen Erschließung beschäftigt sich mit textsprachlichen Methoden, die als Beschreibungsgegenstand ausschließlich Texte zulassen und die sich besonders für Fachgebiete eignen, deren Vokabular nur bis zu einem gewissen Grade verallgemeinerbar ist. Am Rande wird hier auch der Blick auf die Frage gelenkt, ob es denn nun eigentlich die Information oder das Wissen ist, das repräsentiert wird bzw. werden soll. Anschließend werden intellektuelles und automatisches Indexieren gegenübergestellt. Das Schlusskapitel ist der Informationsverdichtung durch Kurzreferate (Abstracts) und der automatischen Erstellung und Bearbeitung von Textauszügen bei digital verfügbaren Texten gewidmet.

Die Abhandlung der Stocks ist logisch strukturiert und folgt dem Aufbau des ersten Bandes. Jedes Kapitel wird mit einem zusammenfassenden Fazit und (dies gilt auch für das Vorwort) mit einer Literaturliste abgeschlossen. Dass eine Gesamt-Literaturliste fehlt und manche Quellen an mehreren Stellen genannt werden, verstellt ein wenig den Blick auf das große Ganze. Zitate werden in der (englischen) Originalsprache wiedergegeben. Das schmückt die Autoren und mag vielen genügen. Da das Buch Grundlagen vermitteln soll und sich von seinem Charakter her in erster Linie an Einsteiger wendet, bleibt mancher Übersetzungsversuch wohl unbefriedigend oder führt zu einem verzögerten oder gar falschen Verständnis und vermittelt eher das Gefühl des (noch) nicht Dazugehörens als dass es das Verständnis fördert. Eine zusätzlich angebotene, aus Sicht des Fachgebietes tragbare Übersetzung wäre deshalb wünschenswert und erleichterte gleichzeitig das Erlernen des englischen Fachvokabulars. Alternativ könnte man die zitierten Aussagen dem Sinn nach und mit entsprechenden Hinweisen versehen in den laufenden Text aufnehmen. Davon abgesehen sind die Darstellungen auch dem Nicht-Spezialisten verständlich, dabei flüssig, sachlich, mitunter aber etwas langatmig. Verschiedene Abbildungen und Beispiele veranschaulichen die etwas trockene Materie. Ein Glossar, das sicher noch ergänzt werden könnte, erläutert die wichtigsten Fachbegriffe, Namens- und Sachregister schließen den Band ab. Das Buch eignet sich, wie im Klappentext versprochen, zum Selbststudium und zwar nicht nur für das anvisierte Zielpublikum aus den Informations- und Wirtschaftswissenschaften und dem Bibliothekswesen. Es sollte zusammen mit Band 1 und einem Titel, der näher auf die Möglichkeiten und Grenzen von Google und Co. bei der Wissensrepräsentation und dem Information Retrieval eingeht, zur Lektüre im Grundstudium aller werdenden Wissenschaftler gehören.


Michael Normann
Universitätsbibliothek Karlsruhe