Das Literaturverwaltungssystem LESSY –
vom Nebenprodukt zum unverzichtbaren Handwerkszeug

1977 erwarb die Firma Ernst Klett alle Anteile an der J. G. Cotta´schen Buchhandlung Nachfolger GmbH. Michael Klett gründete aus dem wissenschaftlichen und literarischen „Allgemeinen Verlag Ernst Klett“, der schon zu lange im Schatten des Schulbuch Verlages stand, den neuen Verlag Klett-Cotta. So verfügte Klett-Cotta im Gründungsjahr bereits über eine umfangreiche Backlist mit einigen auflagenstarken Bestsellern, wie zum Beispiel Tolkiens „Herr der Ringe“ oder den Klassiker unter den Erziehungsratgebern, Rudolf Dreikurs´ „Kinder fordern uns heraus“. Der Verlag wuchs schnell: Jährlich erschienen ca. 100 Novitäten; noch im Gründungsjahr wurden die Rechte am Gesamtwerk von Stefan George vom Verlag Helmut Küpper vormals Georg Bondi übernommen; 1981 kam das Gesamtwerk von Gottfried Benn aus dem Limes Verlag hinzu. 1992 erwarb Klett-Cotta den Verlag Internationale Psychoanalyse (VIP), ein Jahr später den Verlag Günther Neske.

Als dann im Jahr 2001 mit den Vorbereitungen für das Verlagsjubiläum begonnen wurde und in diesem Zusammenhang der Wunsch des Verlegers nach einer Verlagsbibliographie, einem „Register des Geleisteten während fünfundzwanzig friedlichen und aufregenden Jahren“(1) laut wurde, galt es, eine Unmenge von Titeln zu erfassen, denn: „Wenn man einen Verlag eröffnet, wie wir es mit Klett-Cotta vor fünfundzwanzig Jahren taten, so kann man sicher sein, dass an eines nicht gedacht wird – eine Bibliographie. Und nicht anders ist es in den Jahren des Aufbaus“(2).

Das Klett-Cotta Archiv verfügte zu diesem Zeitpunkt zwar über ein Einplatz-Datenbank-System mit DOS-Benutzeroberfläche, in dem die Datenpflege nur durch Spezialisten wie dem erfahrenen Archivar möglich war und in dem nur ein Bruchteil der relevanten Daten enthalten war. Ein zeitgemäßer Datenexport in Form eines digital verwertbaren Berichts war mit diesem System freilich nicht möglich.

Nun sollte ein Literaturverwaltungssystem gefunden werden, das mehrplatzfähig und einfach zu bedienen ist, damit studentische Hilfskräfte in kurzer Zeit die fehlenden Daten würden einpflegen können. Vorrangig wichtig war jedoch, dass dieses System einen digitalen Export für eine Bibliographie entsprechend den verlegerischen Anforderungen zur Dokumentation der Verlagshistorie und der verlegerischen Arbeit ermöglicht. Dieser Export sollte ohne Nacharbeit durch ein Lektorat das Manuskript für den Hauptteil (Bibliographie und Titelregister) der Jubiläumsbibliographie liefern. Aus diesen Anforderungen entstand der zusätzliche Wunsch – quasi als Nebenprodukt – nach einer ausbaufähigen, zeitgemäßen Archivdatenbank, die den vielfältigen Rechercheansprüchen des Verlagsalltags genüge leistet.

In dieser Situation wandte sich der Verlag an die damalige Hochschule für Bibliothekswesen (HBI) in Stuttgart. Durch die Vermittlung der Hochschule wurde von Professor Bernward Hoffmann der Kontakt zur Firma AB-InSoft – Gina Frank hergestellt. Die Inhaberin des Softwareunternehmens ist Diplom-Bibliothekarin und hat sich mit einer Weiterqualifizierung (Master Informationswirtschaft) auf kundenspezifische EDV-Lösungen für Bibliotheken und Verlage spezialisiert.

AB-InSoft bietet einerseits das Literaturverwaltungssystem LESSY auf der Basis von MS Access und andererseits das webbasierte Bibliothekssystem LivOs an. Beide Systeme können entsprechend den Zielvorstellungen der Kunden auf die konkrete Anforderungssituation erweitert werden, die in Standardlösungen nicht gegeben sind.

Im Klett-Cotta Verlag kam die Bibliothekssoftware LESSY zum Einsatz, die – mit überschaubaren Kosten – so angepasst wurde, dass die für das Jubiläum erforderliche gut gegliederte 400 Seiten starke Bibliographie generiert werden konnte. Die Datenkonvertierung aus dem vorhandenen DOS-basierten System in die neue Datenbank wurde von Gina Frank zeitnah und engagiert durchgeführt. Durch die benutzerfreundliche einfache Handhabung des Systems konnten studentische Hilfskräfte, die von Gina Frank bibliothekarisch und technisch betreut wurden, die fehlenden Datenbestände in der kurz bemessenen Projektzeit ergänzen.

Dank LESSY hat sich das ursprüngliche Nebenprodukt Archivdatenbank zum unverzichtbaren Handwerkszeug entwickelt, und zwar nicht nur für den Archivar, sondern auch für die Mitarbeiter des Verlags. Auf Anfragen innerhalb und außerhalb des Hauses, wie zum Beispiel „Welche Bücher hat der Übersetzer X übersetzt?“ oder „Welche Bücher wurden aus dem Schwedischen veröffentlicht?“, „Wie viele Auflagen, in welchen Ausstattungen gab es von dem Werk XY?“, „Gibt es von dem aktuellen Preisträger eines wichtigen Literaturpreises neben den selbstständigen Werken noch weitere Beiträge bei Klett-Cotta?“, findet man mit LESSY nicht nur rasch eine Antwort, sondern kann das Rechercheergebnis auch gleich in eine Auswahlbibliographie oder in eine übersichtlich editierte Liste umwandeln. Diese können in der Textverarbeitung weiter verarbeitet oder bei Anfragen via Mail verschickt werden. Eine enorme Arbeitserleichterung und Zeitersparnis für alle Kollegen und Kolleginnen, die häufig Auskunft geben müssen (Archiv, Presse und Vertrieb).

Dank LESSY sieht Klett-Cotta den Feierlichkeiten zum 50. Verlagsjubiläum entspannt entgegen. Der Grundstock für die Bibliographie ist bereits gelegt!

Ute Lachenmayer
Klett-Cotta, Lektorat
Rotebühlstraße 77
70178 Stuttgart
u.lachenmayer@klett-cotta.de
www.klett-cotta.de


1. Michael Klett im Vorwort des anlässlich des 25jährigen Verlagsjubiläums erschienen Buches „Bibliographie, 25 Jahre Klett-Cotta 1977-2002

2. ebd.