„LIS-Corner“ auf Frankfurter Buchmesse 2008 -
Angehende Bibliothekare präsentieren ihr Können

von Sandra Rümmele und Franziska Sievert

Vom 15. bis zum 19. Oktober 2008 fand zum 60. Mal die jährliche Frankfurter Buchmesse statt. Zahlreiche Besucher des Gastlandes Türkei, Verleger, Buchhändler, Schriftsteller und Bibliothekare trafen sich in Frankfurt, um in mehr als zehn Ausstellungshallen neue Trends aus dem Medienbereich zu präsentieren oder präsentiert zu bekommen.

Mit dabei waren in diesem Jahr erstmalig Studenten aus dem Bibliotheksbereich, welche gemeinsam den Stand „LIS-Corner“ betreuten. Vertreten waren Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur (Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft), der Humboldt-Universität Berlin (Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (Department Information), der Hochschule Darmstadt (Studienbereich Informationswissenschaft) und der Fachhochschule Potsdam (Fachbereich Informationswissenschaften).

Library and Information Science (LIS) als Berufsbild vorzustellen, junge und aufgeschlossene Bibliothekare zu präsentieren, die mehr können als mit dem Zeigefinger vor dem Mund um Ruhe zu bitten, das war das Kernanliegen der Studierenden.

Geburtsstunde des „LIS-Corner“

Angestoßen und hauptverantwortlich betreut wurde das Projekt von Studierenden der Humboldt-Universität Berlin und der Fachhochschule Potsdam. Das Organisationsteam der Buchmesse war an die Universität herangetreten und hatte das großzügige Angebot unterbreitet, einen 8 x 8 m2 großen Messestand in Halle 4 gratis für die angehenden Bibliothekare zur Verfügung zu stellen. Die Idee zum „LIS-Corner“ war geboren.

Schnell fanden sich weitere Hochschulen, die Lust hatten, das Klischee der dutttragenden, bebrillten Bibliothekarinnen zu widerlegen und das negative Image aufzupolieren. Spannende Aktionen, Gewinnspiele, innovative Poster und vieles mehr sollten zeigen, dass Bibliotheken keine verstaubten alten Bücherlager sind, sondern moderne, innovative Medien- und Kommunikationszentren.

Nachdem der gemeinschaftliche Messeauftritt beschlossen war, liefen die Vorbereitungen an. Die Humboldt-Universität Berlin als Hauptorganisator delegierte die verschiedenen Aufgaben an die einzelnen Hochschulen und behielt im organisatorischen Chaos den Überblick. Die interne Kommunikation zwischen den Teilnehmern wurde durch ein Wiki (http://lis-corner.pbwiki.com/FrontPage) erleichtert.

Ein Teil der Studierenden übernahm den Bereich „PR“ und verfasste professionelle Pressemitteilungen, verschickte Einladungen an Besucher und machte den geplanten Messeauftritt über bibliothekarische Mailverteiler publik. Im eigens dafür angelegten Weblog (http://liscorner.wordpress.com/) wurden außerdem Appetizer zu den verschiedenen Aktionen veröffentlicht, um das Publikum neugierig zu machen und Besucher anzulocken. Neben der Bereitstellung des „LIS-Corner“-Veranstaltungskalenders wurden der aktuelle Stand der Vorbereitungen bekannt gegeben und Fortschritte bejubelt.

Der Countdown bis zum Messebeginn

Mit dem Startschuss des Standaufbaus wurden täglich Videos auf der bekannten Onlineplattform „youtube“ (http://de.youtube.com/watch?v=f0WvW3G8EpI&feature=related) eingestellt. Außerdem konnten mit einem extra dafür angelegten Account alle aktiven Teilnehmer Fotos auf die Web 2.0- Webanwendung „flickr“ laden.

Neben der Öffentlichkeitsarbeit musste auch die Standgestaltung geplant werden. Hier wurde der 64 m2 große Stand durch Trennwände raffiniert in einzelne Bereiche unterteilt, sodass jede Bildungseinrichtung eine eigene Fläche hatte. Zugleich waren alle miteinander verbunden und durch das einheitliche Corporate Design und ein hochschulübergreifendes „LIS-Corner“-Logo als gemeinsame Präsenz erkennbar.

Das Standmobiliar wurde ebenfalls von der Buchmesse gesponsert, die räumliche Gestaltung wurde vom Messeteam selber ausgewählt. Neben einem Bartresen, an dem Erfrischungen ausgeschenkt und Snacks verteilt werden sollten, lag die Gestaltung der einzelnen Standabschnitte bei der jeweiligen Einrichtung. Jede Hochschule konnte individuell Poster zu Seminararbeiten ausstellen, Abschlussberichte von Projekten präsentieren und mit Flyern für die Aufnahme eines bibliothekarischen Studiums werben.

Auf der Suche nach Sponsoren

Darüber hinaus kümmerten sich die Studierenden im Vorfeld um Sponsoren, die das Low-Budget-Projekt mit Sach- und Geldspenden unterstützen würden. Potentielle Sponsorenpartner wurden angeschrieben und so Getränke des Unternehmens „Bionade“ und Lesezeichen der Firma „proquest“ eingeworben.

Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen und das Auto bis unter das Dach vollgepackt war, ging es ab nach Frankfurt. Aus allen Ecken Deutschlands und der Schweiz reisten die Studierenden zum Messeaufbau und erstmaligem persönlichen Kennenlernen an.

Gemeinsam wurden die Standflächen hergerichtet, letzte Einkäufe getätigt und der Ablauf besprochen, bevor sich am Mittwochmorgen die Hallen für die Besucher öffneten.

Der Startschuss

Der große Ansturm blieb aus – trotzdem kamen viele Studieninteressierte, um sich über das Berufsfeld des Bibliothekars zu informieren. Die Hochschulen präsentierten die Ergebnisse ihrer Arbeit oder gaben Auskunft zu den speziellen Studieninhalten. Besonders die neuen Masterstudiengänge der einzelnen Hochschulen waren für die Besucher interessant, wie auch für die Studierenden aus anderen Städten.

Unter dem Motto „Wir machen auch was mit Medien – und noch viel mehr!“ präsentierten am Donnerstag die Studierenden dreier Hochschulen gemeinsam eine Auswahl ihrer Studienprojekte. Darunter u. a. die Ausbildertagung 2008, ein Projekt der HAW, bei dem der Austausch zwischen Lehre und Praxisalltag gesucht wurde, sowie das Projekt Bibcamp 2008 der Fachhochschule Potsdam, bei dem das Thema Web 2.0 für Bibliotheken im Vordergrund stand. Auf der Bühne des Forums Wissenschaft stellten sich die Studierenden den Fragen des Publikums und luden dieses ein, zum „LIS-Corner“ zu kommen.

Neben kurzen Fachvorträgen der einzelnen Hochschulen am Stand, fand Freitag eine hochschulübergreifende Standparty statt, bei der das gemeinsame Kennenlernen und der Austausch mit Fachkollegen angedacht war. Hier wurden angeregte Gespräche beobachtet, Diskussionen geführt und der Tag mit einem Glas Sekt beendet.

Am Samstag berichteten eingeladene Absolventen der Humboldt-Universität aus ihrem Berufalltag, aus welchem bloggen, scrabbling und tagging nicht wegzudenken sind. Die Alumni spiegelten mit ihren Arbeitsplätzen das breite Einsatzspektrum und die vielfältigen Tätigkeitsbereiche eines Bibliothekars wider und ließen so manchen Zuhörer staunen.

Den größten Zuspruch fand die als „Phantastisches Vorlesen“ angekündigte Veranstaltung der HAW am Sonntag. Für Fachbesucher vor allem als Beispiel praktischer Leseförderung interessant, ließen sich Nichtfachbesucher von der barock gewandeten Bibliothekarin bezaubern, die Grimms Märchen vorlas. Unterstützt durch eine Powerpoint-Präsentation mit passenden Bildern konnten die Besucher miterleben, wie das schlafende Dornröschen wachgeküsst wurde.

Nach diesem krönenden Abschluss hieß es dann auch schon „Koffer packen“, um die Heimreise anzutreten.

Resümee

Nach der anstrengenden, aber auch spannenden und interessanten Woche waren sich alle Studierenden einig: „LIS-Corner“ war ein voller Erfolg! Es ergaben sich informative Gespräche mit Professoren, Vertretern der Berufsverbände und Bibliothekaren aus verschiedenen Teilen der Welt. So wurden neue Bekanntschaften geknüpft, bestehende vertieft und viel Neues gelernt. Und so sind sich die Studierenden einig: „Wir würden es wieder machen!“


Autorinnen

Franziska Sievert ist Absolventin des Departments Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Im Oktober 2008 hat sie ihr Studium beendet und ist nun in einer Schulbibliothek an der Kooperativen Gesamtschule Schneverdingen tätig.

C/o KGS Schneverdingen
- Schulbibliothek
Am Timmerahde 28-30
29614 Schneverdingen
Franziska.Sievert@gmx.de

Sandra Rümmele studiert an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement. Zum November beendet sie ihre Diplomarbeit mit dem Titel: „Der BIX für Spezialbibliotheken- eine Vorstudie in Hinblick auf Machbarkeit und Akzeptanz.“

Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Fakultät Design, Medien und Information
Department Information
Berliner Tor 5
20099 Hamburg
Sandraruem@googlemail.com