In der IFLA hat sich die Information Literacy (IL), die wir in deutscher Sprache häufig als „Lehre von der Informationskompetenz“ benennen, in den letzten 30 Jahren von einer Randerscheinung mit den gelegentlichen Beiträgen zu User Education, User Instruction und Bibliographic Instruction in einzelnen Sektionen, insbesondere der Nationalbibliotheken, Universitätsbibliotheken und Spezialbibliotheken über ein erfolgreiches Round Table nun erfreulicher- und notwendigerweise zu einer eigenständigen „Information Literacy Section“ entwickelt. Das zeigt die Bedeutung der Lehre von der Informationskompetenz für die tägliche Arbeit der Bibliothekare.

Dieser Sammelband ist nach Herausgeber Jesús Lau Teil eines Aktionsplanes der „Information Literacy Section“ und soll deren „Information Literacy Guidelines for Lifelong Learning“ und das von der UNESCO herausgegebene „International Information Literacy Resources Directory“ (S. 13) ergänzen. Jesús Lau will mit den zehn Beiträgen ein breites Spektrum der Information Literacy insbesondere aus Ländern bieten, in denen Literatur in englischer Sprache eher selten ist. Enthalten sind sowohl speziell für dieses Buch verfasste Artikel als auch auf den jährlich stattfindenden Weltkongressen der IFLA gehaltene Vorträge. Die Auswahl erfolgte neben der Qualität nach geographischen Prinzipien.

Das Spektrum der behandelten Themen ist wirklich sehr breit, ob es repräsentativ ist, kann aus den vorgelegten Berichten nicht geschlossen werden.

Sieben Kapitel berichten von den praktischen Erfahrungen aus

• Australien – Information Literacy für künftige Krankenschwestern und Hebammen an fünf Universitäten sowie in einem weiteren Beitrag das Programm „Enabling Library and Information Skills for Everyone“ an der University of New South Wales

• Barbados – Die Information Literacy Initiative im Sommersemester 2003 am Cave Hill Campus der University of the West Indies

• England – Information Literacy Programme für Bibliothekare und Informationsfachleute zur Unterrichtung der Patienten englischer medizinischer Einrichtungen

• Frankreich – Die Information Literacy Programme für die Studenten des ersten Studienjahres an der Université de Paris 8

• Finnland – Die Information Literacy an finnischen Universitäten im Rahmen des „Curriculum plan for Information Literacy: a joint virtual university project 2004-2006“

Drei Kapitel geben interessante Überblicke:

• Sandy Campbell definiert den Begriff Information Literacy unter den veränderten Bedingungen des Zugangs zu Informationen im 21. Jahrhundert („Libraries are no longer the primary sources of information” oder “Users will define for themselves the information literacy skills they require”).

• Frédéric Blin zieht Bilanz nach 25 Jahren nationaler Bibliothekspolitik für die Information Literacy in den französischen Universitäten.

• Irma Pasanen, Eva Tolonen und Linda Stoop untersuchen das europäische Real Virtual Erasmus Project REVE in ihrer Realisierung an der Helsinki University of Technology und der Catholic University Leuven Arenberg Library.

• Estela Morales Campos beschäftigt sich mit dem Zugang zu Informationen und der Information Literacy an den Universitäten lateinamerikanischer Länder.

Die Beiträge werden ergänzt durch eine exzellente Einführung des Herausgebers Jesús Lau, besonders gelungen ist die Zusammenfassung der Inhalte der einzelnen Kapitel.

Auch dieser Sammelband kann nur ganz wenig aus der Vielfalt der Information Literacy behandeln. Besonders schmerzlich ist, dass der Bereich der Öffentlichen Bibliotheken gänzlich fehlt, obwohl auf Seite 24 ausdrücklich auf diesen Bibliothekstyp hingewiesen wird. In diesem Sinne ist der Titel des Buches unkorrekt.

Das Buch ist von großem Nutzen für Bibliothekare an Wissenschaftlichen Bibliotheken, die für die Lehre der Informationskompetenz Verantwortung tragen, für Bibliotheksdirektoren, die die Integration der Inhalte der Bibliotheken in die universitäre Erziehung, Aus- und Weiterbildung vorantreiben wollen sowie für die bibliothekarische Aus- und Fortbildung. Fazit: „The content of the book is useful to anyone who to wishes a global overview of IL work” (S. 13).

Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
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dieter.schmidmaier@schmidma.com