Technik in Bibliotheken

Die wichtigsten einzusetzenden und eingesetzten Techniken
in Bibliotheken und ihre zum Teil jetzt schon absehbaren Folgen

von Martin Götz

Es ist natürlich kein Blick in die Zukunft möglich und deshalb auch kaum zu sagen, was sich in den folgenden Jahren in Bibliotheken technisch „abspielen“ wird. Trotzdem: die Zukunft kommt auf jeden Fall und einige Punkte zeichnen sich bereits jetzt schon ab und sollen hier, jeweils mit Beispielen aus der Praxis, kurz angesprochen werden. Die in Deutschland schon eingesetzte Technik wird höchstens erwähnt (RFID, Selbstverbuchung, Rückgabeautomaten, die rund um die Uhr benützt werden können, Rücksortierautomaten, Funknetze), aber wegen des fehlenden Neuigkeitswertes nicht ausführlich besprochen. Das Hauptaugenmerk liegt auf neuer Technik, die in unserem Land kaum oder noch gar keinen Einsatz in Bibliotheken findet.

Virtuelle Präsenzen

Second Life. Was können/werden Bibliotheken in ihren virtuellen Filialen anbieten?1 Online-Zugriff auf ihre jeweils meistgenutzten Webdienste, zu aller erst, wie gehabt: den Zugriff auf den Online-Katalog und die eigene Website. Dann: Verlinkung(en) zu(m) virtuellen Auskunftsdienst(en) und ein möglichst großes Angebot an E-Texten verschiedenster Provenienz.  

Ein weiterer Wunsch wird von der Bayerischen Staatsbibliothek formuliert, einer der ganz wenigen Bibliotheken, die sich in Deutschland in Second Life engagiert:

„Die virtuelle Staatsbibliothek soll – wie ihr Real-Life Vorbild auch – ein Ort der Kommunikation und Begegnung werden. Deshalb finden sich in den Innenhöfen ein Tagungs- und Konferenzzentrum für virtuelle Fach- und Infoveranstaltungen und ein Café, das zum zwanglosen Treffen einlädt. Geplant sind regelmäßige In-world-Veranstaltungen, in denen unter anderem die vielseitigen digitalen Angebote und Dienste der Bayerischen Staatsbibliothek vorgestellt werden.“2

Und:

„Zweimal wöchentlich, jeweils dienstags und donnerstags von 15.00 bis 17.00 Uhr MEZ sind dort auch die Avatare der Mitarbeiter unserer Abteilung Benutzungsdienste anzutreffen, die im virtuellen Gespräch gerne Auskünfte zu allen Aspekten der Bayerischen Staatsbibliothek und der Benutzung ihrer Bestände geben oder für kleine Führungen durch die Second-Life-Präsenz zur Verfügung stehen.“3

Die Post verlässt Second Life, die Bibliotheken werden folgen? Sofern sie überhaupt schon dort waren, vielleicht! Ganz wenige Bibliotheken sind bisher auf den Second-Life-Zug aufgesprungen, da steht er, scheinbar schon ausrangiert, auf dem Abstellgleis. Das wahrscheinlich überschätzte Second Life erlebt gerade möglicherweise den Anfang vom Ende. Die Post z.B. gibt ihre virtuelle Präsenz auf.4 Infobib meldet dazu:

„Laut einem Post-Sprecher, den die ´Welt am Sonntag` zitiert, ist ´die mangelnde Nutzung des posteigenen Serviceangebots` der Grund für den plötzlichen Ausstieg. Das Spiel werde nicht von der breiten Bevölkerung genutzt, die Bedienung sei oftmals zu kompliziert und die technischen Anforderungen an die Computer zu hoch. Zwar gab es im Dezember 2007 in Deutschland 665.000 registrierte Second Life-Nutzer, davon hat aber nur ein Bruchteil - nämlich 42.000 Personen - ihre Avatare mehr als eine Stunde im Monat benutzt. Bei der Post - so Insider - schauten pro Woche gerade einmal zwischen 700 bis 900 Besucher vorbei. Trotz aufwändiger Marketingaktionen wie zuletzt im Januar die Durchführung virtueller Winterspiele.“5

Quelle: http://hsss.slub-dresden.de/slub3d/
Abb. 1: Standortsuche der SLUB Dresden

Elektronische Leit- und Orientierungssysteme

Ein sehr ausgefeiltes Orientierungssystem6 findet sich z.B. in der Dresdner SLUB in 3 D, wo eine Standortsuche integriert ist (die Zielregion blinkt farblich hervorgehoben), verschiedene Ebenenansichten der Geschosse aus der Halbtotalen sichtbar sind und damit vielfältige Orientierungsmöglichkeiten bieten. Suchbar sind alle Einrichtungen (Buchmuseum, Fotothek, Kartenleseraum, Mediathek, Lehrbuchsammlung, Zeitschriftenauslage etc.), Räume (Carrels, Toiletten, Schulungsräume, Gruppenräume, Vortragssäle, Lesesäle etc.), und z.B. Orte an denen Dienstleistungen angeboten werden (Kopiererstandorte, Garderobe, Buchschließfächer, Internetrechner, die Anmeldung und Carrelvergabe, Behindertenarbeitsplatz etc.). Genau wie auch die Standorte der Technischen Geräte (Farbkopierer, Ladegeräte für die Copycard, Rückvergrößerungsgeräte, Scanner usw.), die räumliche Unterbringung der sog. Infodienste (alle Standorte der Infopunkte, der verschiedenen Kataloge, Semesterapparate etwa) sind vor allem die Bestände aller Fachgebiete von A-Z dort aufgeführt und suchbar. Sucht man z.B. die Medien zur Kunstgeschichte findet man nebenstehende Bildschirmseite (Abb. 1), die das richtige Geschoss und den Regalblock anzeigt, in dem die gesuchten Medien zu finden sind.

Quelle Abb. 2-4: Zahn, Simone (2007) RFID in Bibliotheken …
Abb. 2: Smart Floor
Abb. 3: Navigation mittels Smart Floor
Abb. 4: Thinking Carpet
Quelle: http://www.slub-dresden.de/benutzung-service/virtuelle-auskunft/
Abb. 5: Virtuelle Auskunft der SLUB Dresden
Quelle: http://www.slub-dresden.de/slub3d/
Abb. 6: Infoassistent der SLUB Dresden

Fortschrittlich ist auch das Rauminformationssystem „v:scout“ der Fa. arTec, das z.B. in Berlin an der Bibliothek der FU (The Brain) oder in der Unibibliothek in St. Gallen eingesetzt wird.7

Zukünftige Leit-und Orientierungssysteme werden mit RFID-fähigen Mobiltelefonen und PDAs8 arbeiten; der Standort der gesuchten Medien wird in Echtzeit ermittelt werden, mit auf dem Display erscheinenden Anzeigen oder per Piepton wird der Kunde zum Medium „gelotst“.9 Oder: durch aufblinkende Leuchtdioden im Teppich und/oder an den Regalen könnte ebenso ein Leiten zum gewünschten Medium erfolgen:

Ein solcher sog. Thinking Carpet wird zum steuerbaren Leitsystem, z.B. auch wenn Leuchtdioden individuell eingesetzt werden (wie verläuft der kürzeste Weg zu den Romanen, zu Sachgruppen, zur Theke, zur Toilette, zum Veranstaltungsraum etc.). Beim Einsatz von Leuchtdioden könnte man verschiedene Farben für unterschiedliche Kunden wählen.Diese würden nach Erreichen des Ziels nicht mehr blinkten und die Farbe könnte anderen Wegesuchern zur Verfügung gestellt werden. Eine elegante technische Lösung, die individuell helfen kann.

Chatbots/Chatterbots/Talkbots oder einfach: Bots

Chatbots (textbasierte Dialogsysteme) werden in viel mehr Bibliotheken als bisher eingesetzt werden: Stella in Hamburg10, Bob in Bozen11 , ASKademicus in Dortmund12 Ms. Dewey13 oder z.B. der Infoassistent bei der SLUB in Dresden werden Nachahmer und Konkurrenten bekommen. Hier ein Blick auf die Virtuelle Auskunft der SLUB und auf den Infoassistenten rechts oben im Bild, der sich in einem eigenen Fenster öffnet (Abb. 5 und 6).

Room-Ware

Die Idee, die hinter Roomware steckt, ist eigentlich sehr naheliegend: Zukünftige innovative Gebäude sollen vermehrt der Kommunikation unter Menschen dienen und sollen dabei selbst kommunikativ und kooperativ gegenüber den Bewohnern und Besuchern sein. So erläutert Dr. Dr. Norbert Streitz, der sich am IPSI seit Jahren mit der Arbeitswelt der Zukunft beschäftigt, die Idee, die sein Institut verfolgt. Seit Anfang 1997 entwickelt der IPSI-Wissenschaftler zusammen mit seinem AMBIENTE-Team Möbel mit integrierten Displays, sog. Roomware.14

Quelle Abb. 7 und 8: Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme
(IPSI) Fraunhofer-Gesellschaft Darmstadt und www.foresee.biz
Abb. 7: InterWall
Abb. 8: ConnecTable

Room-Ware15 wird mehr Verbreitung finden, denn: flexible Räume helfen dabei, Kommunikation, Innovation und Bildung zu fördern, Flächen optimal auszunutzen (und dabei Raum- bzw. Betriebskosten zu senken), das Wohlbefinden zu erhöhen und, bei entsprechendem Design, das Image zu verbessern. Hier ein Beispiel für Roomware, die InterWall (Abb. 7).

Mit einer InterWall kann man die digitale Arbeitsumgebung auch für Teamarbeiten, Präsentationen oder Konferenzen nutzen; Präsentationsdateien und Grafiken von beliebigem Format werden auf eine holografische Glasfläche projiziert. Die InterWall tritt nur bei Gebrauch in Erscheinung und ist sonst vollkommen durchsichtig und unauffällig. Sie ist nicht an einen Raum gebunden sondern fahrbar und kann als elektronisches Whiteboard, als Flipchart(ständer), als Präsentations- und Interaktionsfläche usw. eingesetzt werden. Die InterWall ist auch für das Abspielen von DVDs, Videos oder Fernsehen und auch für Videokonferenzen geeignet. In der Wirtschaft wird sie schon häufig eingesetzt.16

Quelle: Der Spiegel, Heft 19/2007
Abb. 9: High-Tech-Tower im Nahen Osten; geplant vom Büro des Prof. Eckhard Gerber, Dortmund

Intelligente Gebäude

In naher Zukunft wird es Gebäude geben, die sich selbst steuern, selbsttätig Tageslicht und Temperaturen regulieren, energiesparend sind, intelligent „wirtschaften“, und damit die Betriebskosten erheblich reduzieren.17 Die verfolgten Hauptziele sind: das Wohnen und Arbeiten in ihnen angenehm zu gestalten, Nebenziele sind: der ökologisch und ökonomisch sinnvolle Umgang mit den Ressourcen.

Der Dortmunder Architekt Gerber z.B. plant im Nahen Osten ehrgeizige Projekte: in Riad, Dubai und Bahrein möchte er Bürotürme bauen, die in der Lage sind, ihren Energiebedarf vollständig selbst zu decken:18

die Zylinderform des Turmes wird der Sonne so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. Ein Schutzschild der vom Boden bis zum Dach des Gebäudes reicht und 60 Grad des riesigen Turmes abdeckt, schützt die jeweils der Sonne zugeneigte Seite vor direkter Sonneneinstrahlung. Das diffuse Licht an den anderen Gebäudeseiten wird durch eine Mineralbeschichtung auf den Fenstern gemildert.

Die Fassade des Turms wird aus einer neuen Generation von Vakuum-Isolierglas bestehen, die das Innenleben des Turmes von der äußeren Hitze weitgehend abschirmt; die neuen Fenster lassen bis zu zwei Drittel weniger Wärme durch als bisherige Produkte.

Als Vorbild wählten die Planer ein uraltes System aus Persien: reiche Kaufleute mauerten dort schon vor Jahrhunderten Windtürme auf die Dächer ihrer Häuser und exportierten diese Idee in den arabischen Raum. Die Windtürme funktionieren als natürliche Klimaanlagen: durch Seitenöffnungen wird die Luft kühler Winde wie in einen Kamin eingesogen, die schwere Kaltluft fällt nach unten und verdrängt die etwas leichtere Warmluft. Im Gebäudeinneren breitet sich trotz sengender Sonne eine wohlige Temperatur aus.

Gerbers Turm wird ähnlich funktionieren: der Unterdruck, der durch die sich brechenden Winde entlang dem Turm entsteht, soll die verbrauchte Raumluft durch in der Fassade angebrachte Luftschlitze heraussaugen. Gleichzeitig wird Frischluft durch ein Röhrensystem ins Gebäudeinnere gepumpt.

Die Frischluft wird von Meerwasser vorgekühlt werden; drei große Kühlmaschinen im Keller des Turms senken deren Temperatur auf angenehme 18 Grad.

Durch transparente Röhren wird die gekühlte Frischluft in großzügige Atrien und von da aus in Büros und Flure gelenkt. In die Luftschächte wollen die Planer an Edelstahlseilen blühende Gärten hängen.

Ausreichend Strom für das Gebäude produzieren sowohl eine 60 Meter hohe Turbine auf dem Dach des Turmes, als auch insgesamt 15.000 Quadratmeter von zwei Fotovoltaikanlagen. Zusätzliche Energie liefert dem Gebäude eine Sonnenkollektorinsel mit einer Fläche von ca. 17.000 Quadratmetern, die in Sichtweite des Turms auf dem Meer treibt.

Quelle: http://www.alpina-farben.de/portal/tabid__105/default.aspx
Abb. 10: Farben selbst ausprobieren
Quelle: Wohnen 4/ 2007, S.67
Abb. 11: 3-D-Programm für den PC

3-D-gestützte Planung

In der Planungsphase, also vor dem Baubeginn, werden immer öfter computeranimierte 3-D-Modelle kreiert, mit denen man geplante Räume visualisieren kann. Sie perfektionieren den Planungsprozess – mit den vielen Vorteilen, die Simulationen haben.19 Eine Planung, die mit SketchUP erarbeitet wurde, finden Sie z.B. auf den Seiten der HdM in Stuttgart20 ; diese Planung existiert in Form einer 3-D-Computeranimation. Ebenfalls auf diesen Seiten: ein Lageplan des Campus, Gesamtansichten, Schnitte und einige Detailansichten.

Wenn Sie es einmal selbst ausprobieren wollen: eine kostenlose Version von SketchUP gibt es bei Google. Die sog. Profiversion ist recht teuer.

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass nicht nur Räume sondern auch Farben am Bildschirm simuliert werden können; die Fa. Alpina bietet dies mit dem „Alpina Colordesigner“ auf ihren Seiten an.

Behindertengerechtes Equipment

Mit magnetorheologischer Flüssigkeit (unter einer Styroflexfolie) lassen sich durch ein Anlegen magnetischer Felder Reliefs erzeugen und diese ergeben ein taktiles Display, das von Sehbehinderten oder Blinden ertastet werden kann.

Ein gängiges Navigationssystem, das mit den digitalisierten Reliefbibliotheksplänen verbunden wird, ggf. unterlegt mit Textinformationen in Brailleschrift, gibt Orientierung, auch in einer Bibliothek.

Ein weiteres Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde ist eine kleine Webapplikation, die das Navigieren im Internet erheblich erleichtern kann. Das Programm mit dem Namen „WebAnywhere“ kann kostenlos von praktisch jedem PC eingesetzt werden. Blinde können sich damit von öffentlichen Computern aus jede Seite vorlesen lassen, wenn der PC über Lautsprecher oder Kopfhörer verfügt. Das Programm wurde von einem amerikanischen Studenten (namens Jeffrey Bigham) der Universität von Washington entwickelt.21

Viele Hinweise für besondere technische Geräte (Kopfmaus, Braillezeile, Minitastatur, Sprachsteuerung etc.), Anforderungen von und Angebote für Sehbehinderte und Blinde gibt die DVD „ Barrierefreies Internet“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Ein sehr gutes Beispiel für eine barrierefreie Website ist folgendes Portal: http://www.blinden-portal.de/index.php . Dort wird u.a. eine ausführliche akustische Fernsehprogrammübersicht für 40 Sender geboten.

Quelle: Focus Sicherheit 2007,
Intern. Designpreis Bad.-Württ.
Abb. 12: Magnetische
Felder-Reliefs

Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 07.12.2007
Abb. 13: Navigation mittels Smart FloorNap-Kapsel
Quelle: Wirtschaftswoche
26/ 2007, S. 70
Abb. 14: Sonic Chair

Medien rezipieren, Musik hören, wohlfühlen

Die Bibliothek bietet eigens Flächen zum Lesen, Chillen, Reden, Dösen, Telefonieren oder zum Musik hören an. Studierende der UNI in Stuttgart haben eine sog. Napkapsel (ohne technische Ausstattung) entworfen.

Multimedia-Möbel bieten darüber hinaus die Möglichkeit, sich medial zu vertiefen oder zu entspannen.

Das Wohlgefühl in Gebäuden kann auch durch sog. Grüne Wände verbessert werden, die Fa. Indoorlandscaping bietet sie für Innenräume an.

Quelle Abb. 15 und 16: Stern Journal [Trends], 40/2007
Abb. 15: Grüne Wände
Abb. 16: Tapeten als interaktive Raumdekorationen
– mittels Elektrolumineszenz

Design (-technik)

Elektroluminiszente Tapeten können Räumen innerhalb kurzer Zeit unterschiedlichstes Aussehen verleihen und sich verschiedensten Anforderung anpassen, sie genügen damit der immer wieder und immer stärker geforderten Flexibilität:

Roboter

Es wird noch eine gewisse Zeit lang dauern, bis Roboter in Bibliotheken die physischen Medien rücksortieren. Aber jetzt schon werden „Automated Storage and Retrieval-Systeme (ARS)“ eingesetzt, die selbstständig die von den Kunden gewünschten Medien aus Hochregallagern holen und bereit stellen.

Quelle Abb. 17-20: http://library.sonoma.edu/about/ars.html
Abb. 17-20: Automated Retrieval Systems, Sonoma Universität, Kalifornien

Ungefähr 750.000 Medien lagert das Jean and Charles Schulz Information Center in seinem unterirdischen Lager. Innerhalb von ca. 15 Minuten werden die Medien, die von jedem Rechner mit Internetzugang bestellt werden können, an das Circulation Desk im 2. Stock geliefert und können dort abgeholt werden.22

Quelle Abb. 21-23: Eigene Fotos aus der Ausstellung
„Die Roboter kommen“, in Stuttgart im Haus der Wirtschaft, 27.05.–19.06.2008
Abb. 21: Bedienroboter
Abb. 22: Bedienroboter
Quelle Abb. 24: Moreno, Juan (2008): Die Aliens. In: Der Spiegel, Heft 18, S. 80
Abb. 23: Transportroboter
Abb. 24: Einkaufsroboter Toomas
Quelle: Lochmaier, Lothar (2008)
In: Stuttgarter Zeitung, 9.4.2008, S. 8
Abb. 25: Nabaztags

Bedienungsroboter

Im Haushalt einsetzbare Roboter werden schon bald z.B. älteren oder kranken Personen assistieren und einfache Hol- und Bringdienste innerhalb der Wohnung erledigen.

Auch in Bibliotheken können Sie bald eingesetzt werden: z.B. für den Transport der Medien, die sich in der Einarbeitung befinden, von einer Abteilung zur nächsten oder z.B. für den Transport von Medien aus dem Regal zu einem Kunden innerhalb der Bibliothek oder an die Ausleihtheke.

Solche Roboter könnten in absehbarer Zeit außerhalb der Öffnungsstunden (nachts z.B.) das gesamte Rücksortieren der Medien übernehmen bzw. in den Magazinen der Bibliotheken die bestellten Medien aus den Regalen holen und an die Transport- und Liftanlagen übergeben.

Hier (Abb. 23) ein vierbeiniger Transportroboter, der, z.B. mit einer Platte, die oberhalb der Beine angebracht werden kann, auch schwerere Lasten innerhalb der Bibliothek transportieren könnte.

Fast jeder von uns kennt das Problem: man ist in einem Geschäft und keine Bedienung ist frei, um einen zu beraten. Man verbringt unnütze Zeit mit Warten und wird mehr und mehr ungeduldig und ärgerlich, ist aber auf die Beratung angewiesen, weil man sich alleine nicht oder nur sehr schlecht zurechtfindet. Das könnten die Kunden in Bibliotheken ähnlich empfinden.

In Baumärkten z.B. (toom) soll in Bälde ein Roboter eingesetzt werden, der die Kunden zu den von ihnen gewünschten Regalen bringt. Er ist ungefähr 1,50 Meter groß, hat eine Kegelfigur und einen gläsernen Kopf, aus dem er sich, mit zwei großen weißen Augen die Welt anschaut (Abb. 24). Seine Aufgabe ist es, selbstständig die Kunden anzusprechen, sie zu fragen, ob sie etwas suchen und wenn ja: sie zum dem Regal zu begleiten, in dem das Produkt steht. Er ist mit Sensoren und Erkennungssoftware ausgestattet.23

Andere Begleiter, die keine Wege zeigen, aber z.B. den Kindern aus (digitalisierten) Büchern vorlesen können sind die sog. Nabaztags. Die Bücher sind mit einem RFID-Tag versehen, der dem Hasen die dafür notwendigen Daten überträgt. Dann lädt sich der Nabaztag die passende Datei aus dem Netz und beginnt, die Geschichte vorzulesen. Vor- und zurückspulen kann man mit den Löffeln des Hasen, er kann sich merken, wo er aufgehört hat zu lesen und fängt beim nächsten Hinhalten des Buches wieder an derselben Stelle an, weiter zu lesen. Bald soll der Nabaztag auch deutschsprachige Bücher vorlesen können. Sie können außerdem Podcasts oder MP3-Songs abspielen oder mit einem Webradio Verbindung aufnehmen, den neuesten Wetterbericht vorlesen oder die relevanten Börsenkurse referieren.

In Frankreich ist die Anfang 2008 gegründete Fa. Violet mit dieser Idee sehr erfolgreich: ca. 200.000 Stück des interaktiven Hasen wurden bis Mitte des Jahres verkauft, vor allem in Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland. Das Ganze funktioniert so: der Nabaztag benötigt lediglich ein Stromkabel; mit dem Internet vernetzt er sich über einen WLAN-Zugang. Der Hase verbindet sich dann mit dem Server des Betreibers und lädt von dort die Inhalte herunter. Der Nabaztag kann lächeln und wackelt mit den Ohren (wenn z.B. eine Mail hereingekommen ist); der vernetzte Plastikhase soll mehr sein, als ein Gerät, er firmiert unter „virtuelles Haustier“, „ständiger Begleiter“ oder „guter Freund“.24


Autor

Prof. Dr. Martin Götz

Kulturmanagement, Bibliotheksbau, Bibliothekskonzepte, Bibliotheks- und Informationsmanagement (Bachelor)

Fakultät Information und Kommunikation
W309, Wolframstraße 32
Hochschule der Medien
Wolframstraße 32
70191 Stuttgart
goetz@hdm-stuttgart.de


Anmerkungen

1. Vgl.: http://www.bsb-muenchen.de/Virtuelle_Services_in_Second_L.2264.0.html

2. Ebd.

3. Ebd.

4. Vgl. http://infobib.de/blog/2008/02/11/die-post-verlasst-second-life-die-bibliotheken-werden-folgen/

5. Ebd.

6. http://hsss.slub-dresden.de/slub3d/

7. Vgl. http://vscout.artec-berlin.de/

8. PDA= Personal Digital Assistant

9. Vgl. Zahn, Simone (2007): RFID in Bibliotheken. In: B.I.T.online INNOVATIV, Bd. 16

10. http://www.sub.uni-hamburg.de/

11. http://www.unibz.it/library/askbob/

12. http://www.ub.uni-dortmund.de/chatterbot/

13. http://msdewey.com

14. Vgl. http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/83432/

15. Wände, Türen, Möbel usw., in die Informations- und Kommunikationstechnik integriert ist.

16. U.a. von folgenden Firmen und Hochschulen: Allianz in München, Audi AG in Ingolstadt, Banco de Espagna in Madrid, ETH in Zürich, Linde AG in Wiesbaden, Philip Morris in Lausanne, Royal Society of Arts in London, Siemens AG in München, Volkswagen AG in Wolfsburg.

17. Die Entwicklung ging vom Niedrigenergiehaus über das Passivhaus und führt zunächst zum Nullenergiehaus, bevor „übermorgen“ die Häuser zu Minikraftwerken werden und Plusenergiehäuser darstellen

18. Die in diesem Kapitel gemachten Ausführungen stützen sich auf folgenden Artikel: Thadeusz, Frank (2007): Pfeffermühle im Wüstensand. In: Der Spiegel, Heft 19/2007

19. Vgl. Friedling, Götz und Schmidt (2008): Spaziergang durch die gedachte Bibliothek. In: BuB, H. 1, S. 65–68.

20. Vgl. http://www.hdm-stuttgart.de/hochschule/einrichtungen/bibliothek/neubau/

21. Im Internet unter : http://webanywhere.cs.washington.edu/

22. Ein AS/RS (Automated Storage Retrieval System, auch Book Robot oder ARS (Automated Retrieval System) genannt wird von zahlreichen US- (und wenigen Nicht-US-) Bibliotheken eingesetzt: etwa von der California State University Northridge, den Colgate University Libraries, der Eastern Michigan University, der Santa Clara University südlich von San Francisco im Silicon Valley, von der British Columbia University in Vancouver, der University of Louisville in Kentucky, der University of Nevada, Las Vegas und der Valparaiso University in Indiana.

23. Toomas wird angeboten von der Firma Metralabs in Ilmenau

24. Vgl. Lochmaier, Lothar (2008): Das Tamagotchi von heute ist ein intelligenter Hase. In: Stuttgarter Zeitung, 09.04.2008, S. 8