Yee, Raymund: Pro Web 2.0 Mashups

Remixing Data and Web Services


- Berkeley, CA: Apress, 2008. – XXXIII, 603 S.
(The Expert's Voice in Web Development)
978-1-59059-858-X (pbk.), 978-1-4302-0286-8 (electronic)
$49,99 (+ $10 für eBook Upgrade) oder $34,99 (eBook)

Nach der Pflicht kommt die Kür: Wenn man die Standarddienste des Web 2.0 –Weblogs, Wikis und RSS-Feeds – eingerichtet hat, kommt irgendwann der Moment, dass man Informationen mischen will, z. B. den Ausschnitt einer Karte von GoogleMaps (samt Routenplaner) in die Wegbeschreibung der eigenen Institution einfügen oder Veranstaltungsmeldungen aus dem Weblog in die Homepage der Bibliothek implementieren. Dieses Exportieren, Filtern, Mischen und Wiedereinfügen von Informationen nennt man Mixen oder Mashup. Es ist eine spannende Funktionalität des Web 2.0, mit der man als Anbieter viel Zeit sparen und doch punktgenau Informationen an bestimmte Zielgruppen liefern kann. Ebenso ist dies spannend für die Nutzer, die wiederum die Informationen der Bibliothek abzapfen, filtern, mischen und einfügen können – beispielsweise in eine nach ihren eigenen Interessen strukturierte Feedsammlung. Das Mixen stellt die Kür dar, wenngleich bei manchen Anwendungen wie z. B. der Weblogsoftware Wordpress diese Möglichkeit durch Einfügen von Widgets schon zur Verfügung steht und auch sonst Inhalte von außen mit Hilfe von Mashup-Diensten wie beispielsweise Grazr oder RSS2gif leicht in die Bibliothekshomepage zu implementieren sind.

Dieses Buch bietet eine Anleitung für die Erstellung von Mashups sowohl für instruierte Laien als auch für fortgeschrittene Anwender. Im ersten Viertel werden Techniken und Dienste behandelt, mit deren Hilfe man ohne Programmierkenntnisse Mashups einrichten kann. In den restlichen drei Vierteln werden Techniken, Programmierungen und Skripte für den Abzug von Informationen aus Schnittstellen wie z. B. APIs oder aus RSS-Feeds behandelt. Hier sind dann grundlegende Kenntnisse von HTML, CSS und Java Script sowie die Kenntnis einer serverseitigen Programmiersprache wie PHP oder Python nötig.

Ein Buch für Spezialisten? Nicht nur. Denn der Autor, ein Informatiker, Berater, Trainer und Lehrbeauftragter an der School of Information in Berkeley, stellt in diesem „Primer“ anhand von gut gewählten Beispielen behutsam vor, welche Funktionalitäten Mashups haben, wie man sie konzipiert und realisiert. Mark Buzinkay hat in einer Kurzbesprechung dieses Buches in seinem MBI Weblog (http://snipurl.com/aytsa) zu Recht hervorgehoben, dass der Autor es meisterlich versteht, die Komplexität nach und nach zu steigern. Dabei bleibt er stets anschaulich und hat die Gabe, die Dinge knapp zu referieren und auf den Punkt zu bringen. Er schärft auch den Blick für Beispiele von Mashups und empfiehlt, sich die Umsetzung anderer – insbesondere erfolgreiche Mashups, die oft nachgefragt und kommentiert werden – anzusehen, bevor man sich selbst ans Werk macht.  Sehr schön ist es daher, dass der Autor selbst gute Beispiele auswählt (vor allem gemischte Informationen aus Google Maps und Earth, Flickr, Delicious und anderen bekannten Diensten) und diskutiert. Die Anschaulichkeit wird durch die Dokumentation der Scripte, durch Screenshots, Tabellen, Kästen und Hinweise gewährleistet. Beachtenswert ist auch der „Apparat“ des Buches, vor allem das 24-seitige Stichwortregister, welches den Text gut erschließt und das Weblog Mashup Guide (http://blog.mashupguide.net/), in welchem ein Inhaltsverzeichnis des Buches zu finden ist, ebenso Hinweise auf Download-Dateien mit den Scripten, sodass man nicht darauf angewiesen ist, das eBook zu kaufen, um die Scripte und Aktualisierungen zu übernehmen. Gerade die Aktualisierungen stellen einen großen Vorteil dar, da die im Buch geschilderten Dienste sich wandeln. Im Blog kann der Autor darauf hinweisen und Alternativen aufzeigen, beispielsweise beim Wegfall der Schnittstelle von Google oder bei der Änderung von URLs bei dem sozialen Bookmarkdienst Delicious.

Das Geschilderte ist zum Teil schon Praxis. Die einfachen Lösungen werden z. T. schon seit Jahren praktiziert. Yahoo Pipes, ein Dienst, mit dem man verschiedene Quellen mischen und bearbeiten kann, besteht auch schon länger. Deshalb ist es schön, mit Hilfe dieses Buches mehr Möglichkeiten aufgezeigt zu bekommen. Der Vorteil dieser Anwendungen – um das noch hervorzuheben – liegt darin, dass man diese nur einmal einrichten muss. Sind Struktur und Prozess festgelegt, werden die Informationen automatisch aktualisiert. Die Grenzen, die zwischen verschiedenen Informationsangeboten bestanden und früher mühselig händisch überwunden werden mussten, können nun elegant, adäquat und mit wenig Aufwand überwunden werden. Hierfür ist dieser Band ein guter Führer.


Dr. Jürgen Plieninger
Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft
Universität Tübingen
juergen.plieninger@uni-tuebingen.de