Kaufer, Marion: Erwerbungsprofile in wissenschaftlichen Bibliotheken:
eine Bestandsaufnahme


- Graz-Feldkirch: Neugebauer, 2008. 91 S. (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare; 4)
ISBN 978-3-85376-284-4

Die Autorin bietet in ihren Master Thesis, die im Zuge des interuniversitären Universitätslehrgangs Library and Information Studies 2007 an der Universität Innsbruck angenommen wurden, eine Bestandsaufnahme über das Erwerbungsprofil, einem wichtigen Thema der Bestandspolitik. Untertitel und Einleitung weisen darauf hin, dass das Anliegen von Marion Kaufer eine Bestandsaufnahme und keine Anweisung zur Erstellung von Erwerbungsprofilen ist.

Kapitel 1 Einleitung enthält eine kurze Übersicht über den Inhalt der Master Thesis.

Es folgen zwei Kapitel allgemeinen Charakters. Kapitel 2 Definition von Erwerbungsprofilen befasst sich in erster Linie mit dem Begriff Erwerbungsprofil. Darauf aufbauend „werden die für die Bestandspolitik wissenschaftlicher Bibliotheken folgenschweren Entwicklungen des Literaturmarktes beleuchtet und somit Erklärungen für die Relevanz sowie mögliche Einsatzgebiete von Bestandsprofilen ersichtlich gemacht.“ (S. 7) Kapitel 3 führt dies fort mit Richtlinien, Vorgaben und Hilfsmittel zur Erstellung von Erwerbungsprofilen.

Im Mittelpunkt steht die eigentliche Bestandsaufnahme zu Erwerbungsprofilen an wissenschaftlichen Bibliotheken, „eine Darstellung der Fachdiskussion über Bestandsprofile, ihrer Genese sowie ihrer aktuellen Situation.“ (S. 7). Die Kapitel 4-7 beschäftigen sich mit dem Thema Erwerbungsprofile in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und im angloamerikanischen Sprachraum, Kapitel 8 fasst unter dem Titel Erwerbungsprofile im Einsatz – Stimmen aus der Praxis Diskussionen und Veröffentlichungen zu Erwerbungsprofilen aus sieben Bibliotheken in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz und im angloamerikanischen Sprachraum zusammen (Staatsbibliothek zu Berlin, die Fächer Mathematik und Physik an der Universitätsbibliothek Ilmenau, Infozentrum der Pädagogischen Hochschule der Zentralschweiz Teilschule Schwyz, zweischichtiges Bibliothekssystem der Universität Tübingen, zweischichtiges Bibliothekssystem der Universität Heidelberg unter besonderer Berücksichtigung des Faches Germanistik, dezentrales funktional-einschichtiges Bibliothekssystem der Universität Freiburg, Tulane University`s Howard-Tilton Memorial Library).

In Kapitel 9 Schlussbemerkungen gelangt die Autorin nach Auswertung der ihr vorliegenden Publikationen zu Erwerbungsprofilen zu der Auffassung, dass diese rege Fachdiskussion in erster Linie am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts geführt und von der strukturellen Etatkrise an wissenschaftlichen Bibliotheken ausgelöst wurde. Ein Erwerbungsprofil macht ihrer Auffassung nach den „Weg frei für eine geplante, gezielte und konsequent durchgeführte Bestandspolitik.“ (S. 81)

Das abschließende Kapitel enthält ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis.

Diese sorgfältig recherchierte Darstellung zur Diskussion um Erwerbungsprofile in wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands – Österreich, die Schweiz und der angloamerikanische Sprachraum werden nur am Rande behandelt – ist eine gelungene Wegeleitung für Studenten der Bibliothekswissenschaft und eine gute Diskussionsgrundlage in den wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Schrift von Kaufer gehört damit in die Reihe interessanter Übersichtsdarstellungen, die ergänzend zu den Lehr- und Handbüchern der Bibliotheks- und Informationswissenschaft Wissen schnell und unkompliziert vermitteln.1


Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
12557 Berlin
dieter.schmidmaier@schmidma.com


Anmerkung

1. z.B. Bornhöft, Margit: Bibliothekswissenschaft in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. Aachen, 1999. 189 S. Vgl. Rez. in: B.I.T.online 5 (2002) 1, S. 86-87. – Koch, Christine: Das Bibliothekswesen im Nationalsozialismus: eine Forschungsanalyse. Marburg, 2003. 144 S. Vgl. Rez. in: B.I.T.online 8 (2005) 2, S. 204-205. – Keller, Alice: Konsortien in Bibliotheken: eine praktische Einführung. Zürich, 2002. 80 S. Vgl. Rez. in: B.I.T.online 5 (2002) 3, S. 283.