Zender, Joachim Elias: Lexikon Buch Druck Papier


- Bern; Stuttgart; Wien: Haupt Verl., 2008. 319 S.
ISBN 978-3-258-07370-5. Euro 49,90

Den drei in Deutschland von 2002 bis 2004 nach langer Abstinenz erschienenen Lexika zum Buch – dem Hiller1, dem Sachlexikon des Buches2 und dem Buch-Wörterbuch3 – kann nun erfreulicherweise ein weiteres deutschsprachiges aus der Schweiz hinzugefügt werden, der Zender. Der Rezensent will versuchen, den Inhalt dieses Lexikons zu umreißen und das Buch in die vorgenannten Titel einzuordnen.

BUCH CONTACT, Presse und Öffentlichkeit für Verlage, titelt seine Presseinformation mit „Lexikon Buch, Druck, Papier – Ein Werk über die Papiermacher- und Buchmacherkunst“ und weist damit auf eine wichtige Einschränkung hin, die Zender in seiner Einleitung bekräftigt. Er kündigt „ein ebenso informatives wie unterhaltsames Nachschlagewerk“ an, „das die wichtigen Teilbereiche rund um das Thema Buch übergreifend miteinander verbindet.“ (S. 9) Es soll dem Praktiker in der Druck-, Verlags- und Papierindustrie hilfreiche Anregungen und Hinweise liefern und dem Liebhaber und Sammler von Büchern wichtige Basisinformationen geben.

Zender bildet die drei Kernbereiche Papier, Buchbinderei4 und „die Entwicklungen der Drucktechnik mitsamt der unterschiedlichen Druckverfahren, wobei die traditionell begründeten Inhalte im Vordergrund stehen“ ab. (S. 9) Das ist eine klare und eindeutige Aufgabenstellung. Nach wie vor ist das Papier für viele Menschen und in Bibliotheken und Archiven der am häufigsten vertretene Träger schriftlicher und bildlicher Überlieferung. Für einen sachgerechten Umgang ist qualifiziertes Wissen über die Herkunft, die Herstellung und die Verwertung dieses Beschreibstoffes, den Umgang mit ihm, die Papiersorten, die Papierformate, die Papierschäden, Forschungsstätten, Vereine und Organisationen und viele andere Details unabdingbar. Zender ist es geglückt, zwischen den drei großen Kerngebieten, die normalerweise in verschiedenen Lexika und Wörterbüchern behandelt werden, Brücken zu schlagen.

Um diese drei Kernbereiche ordnet Zender Gebiete an, „deren Detailwissen nur insofern berücksichtigt wurde, wie es für das Verständnis allgemeiner Sachzusammenhänge notwendig ist“ (S. 9): Digitalisierung und Retrodigitalisierung, Bibliothekswesen und Bibliothekswissenschaft, Typografie und Schrift, Buchhandel sowie rechtliche Fragen.

Zender erläutert in etwa 4000 Stichworten kurz und prägnant die wichtigsten Begriffe. 250 Abbildungen und Illustrationen, eine Zeittafel und ein Literaturverzeichnis ergänzen die Stichworte.

Es ist immer schwierig, vergleichbare Werke zu finden, die ähnliche Ziele wie Zender verfolgen. Jedenfalls ist seit langem kein so umfangreiches Lexikon erschienen. Dem Rezensenten haben in der Vergangenheit immer zwei Lexika geholfen:

Einige kleine Ergänzungen: Weitere wichtige Biographien könnten das Lexikon bereichern, z. B. von bedeutenden Schriftkünstlern wie Ehmcke, Goudy, Kapr, Kleukens, Koch und Renner (entwarf u. a. die Futura) oder Buchbindern wie Krause (als Ergänzung zum Stichwort Lederschnitt) und Mearne. Wenn „Philobiblon“ als Zeitschrift für Bücherliebhaber genannt wird, dann sollte auch das gleichfalls wichtige Organ der Pirckheimer-Gesellschaft „Marginalien“ aufgenommen werden. Wenn die Begriffe „Nationalbibliografie“ und „Universalbibliothek“ vorhanden sind, darf der Begriff „Nationalbibliothek“ nicht fehlen.

Das beste Fazit zum „Zender“ bietet im Vorwort Martin Kluge, Wissenschaftlicher Leiter der Basler Papiermühle und des Schweizerischen Museums für Papier, Schrift und Druck: „Vor allem an den Praktiker richtet sich daher das hier vorgelegte Werk, gedacht als schnelle Ordnungshilfe, ein Vademecum mit praktischen Tipps und nützlichen Zusammenstellungen.“ (S. 7) Kluge weist auch darauf hin, dass es rund einhundert Jahre her ist, dass Briquet, Schramm und die Pioniere der Papier- und Buchgeschichte ihre Werke vorgelegt haben und seitdem wichtige Hand- und Lehrbücher und Zeitschriftenbeiträge erschienen sind7. Den Überblick über dieses interessante und weite Themenfeld zu behalten, dient Zenders Lexikon in bester Weise. Als Ergänzung aus dem gleichen Verlag zu empfehlen ist ein Buch über die 2000-jährige Geschichte des Papiers8.

Eine Einordnung in die eingangs genannten Titel ist relativ einfach. Der Hiller, das Sachlexikon des Buches und das Buch-Wörterbuch wenden sich sowohl an Verleger, Drucker, Buchbinder, Buchhändler, Buch- und Bibliothekswissenschaftler und Bibliophile und Eleven aus diesen Fachgebieten als auch an ein interessiertes allgemeines Publikum, während sich der Zender bewusst auf die im Titel angegebenen Kernbereiche beschränkt und in erster Linie die Lernenden und Praktiker dieser Berufe anspricht. Der Hiller und das Sachlexikon des Buches sind übrigens im Taschenbuchformat (11 x 18 cm bzw. 10 x 15,5 cm) in einem stattlichen Umfang (2500 Begriffe auf 363 S. bzw. 1600 Artikel auf 600 S.) erschienen, während Zender das Format 8° wählt (hier: 17,5 x 24,5 cm).


Prof. em. Dr. Dieter Schmidmaier
Ostendorfstraße 50
12557 Berlin
dieter.schmidmaier@schmidma.com


Anmerkungen

1. Hiller Helmut: Wörterbuch des Buches / Helmut Hiller; Stephan Füssel. 6., grundl. überarb. Aufl. Frankfurt am Main, 2002. 363 S. Vgl. Rez. in: B.I.T.online 7 (2004) 1, S. 80–81.

2. Reclams Sachlexikon des Buches / Hrsg. von Ursula Rautenberg. 2., verb. Aufl. Stuttgart, 2003. 590 S. Vgl. Rez. in: B.I.T.online 7 (2004) 1, S. 80–81.

3. Das Buch-Wörterbuch. Nachschlagewerk für Büchermacher und Bücherliebhaber. Erftstadt-Lechenich, 2004. 318 S.

4. „In dieses Lexikon wurde das Buchbinder ABC von Gustav Moessner, 1981 erschienen bei Zanders, Bergisch Gladbach, … im Wortlaut integriert“ (S. 314). Diese Bemerkung gehört ins Vorwort. Die bibliographische Aufnahme: Moeßner, Gustav: Buchbinder ABC. Bergisch Gladbach: Zanders Feinpapiere AG, 1981. 135 S.

5. Buchgewerblich-graphisches Lexikon: Nachschlagewerk über die meisten im Buchgewerbe, Graphik und Buchhandel vorkommenden Begriffe, Bezeichnungen, Maschinen, Materialien, Personen, Techniken und verfahren. Zweite Aufl. des „Obral-Wörterbuches“ von Otto Säuberlich. Leipzig, 1949. 161 S.

6. Lexikon der grafischen Technik / bearb. im Institut für grafische Technik Leipzig. 7. Aufl. Leipzig, 1986. 656 S.

7. Vgl. Internationale Bibliographie zur Papiergeschichte (IBP). Berichtszeit: bis einschließlich Erscheinungsjahr 1996 / Hrsg. Die Deutsche Bibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig. Bearb. von Frieder Schmidt; Elke Sobek. Bd 1 – 4. München, 2003. LVI, 2389 S. Der Rezensent war von dem gewaltigen Umfang dieses Jahrhundertunternehmens beeindruckt (s. MARGINALIEN 176 (2004) S. 98-100). In der Bibliographie werden 4000 Monographien und 16.000 Beiträge aus über 1600 Monographien und Zeitschriften nachgewiesen. So findet der Benutzer z. B. 2764 Titel zur allgemeinen Geschichte des Papiers, 6339 Titel zur Geschichte der Papierherstellung in einzelnen Territorien und Orten sowie 3360 Titel zur Geschichte des Produktionsprozesses. Nicht berücksichtigt wurden von den Herausgebern die Themenbereiche Papierkunst, Papiergestaltung und Papierrestaurierung.

8. Weber, Therese: Die Sprache des Papiers: eine 2000-jährige Geschichte. Bern; Stuttgart; Wien, 2004. 222 S.